142 CD / Felix Mendelssohn-Bartholdy: Sämtliche Lieder für gemischten Chor a cappella

Felix Mendelssohn-Bartholdy

Sämtliche Lieder für gemischten Chor a cappella mit 2 Ersteinspielungen
Sächsisches Vocalensemble, Matthias Jung

EAN/barcode: 4009850014201

Klassik heute zehnDiapason 5

Beschreibung

Der Frühling scheint Felix Mendelssohn Bartholdys bevorzugte Jahreszeit gewesen zu sein. Allein bei 8 der hier versammelten sämtlichen 30 Lieder für gemischten Chor a cappella kommt der Frühling bereits im Titel vor. Und vielleicht war der Wald sein bevorzugter Aufenthaltsort, denn nicht nur handeln ebenfalls viele Lieder davon, er stellte sich auch die Aufführung dieser Musik im freien Walde vor. In einem Brief an seine Mutter schildert er ein solches Erlebnis. Und auf einer eigenen Zeichnung (im ausführlichen Beiheft abgebildet) malte er sogar die Szene. Zwei Ersteinspielungen ergänzen diese erste vollständige Sammlung. Matthias Jung und das Sächsische Vocalensemble zeigen nach Aufnahmen von Bach (TACET 108), Schütz (TACET 99) und Pepping (TACET 123) einmal mehr, wie gut sie mit deutschen Texten umgehen können.

6 Bewertungen für 142 CD / Felix Mendelssohn-Bartholdy: Sämtliche Lieder für gemischten Chor a cappella

  1. Fanfare-Magazin

    Mendelssohn hatte diese unscheinbaren Partien eigentlich für Aufführungen im Freien vorgesehen; wie in den lobenswerten Anmerkungen von Birgit Schreier berichtet wird, schrieb der Komponist in einem Brief an seine Mutter, dass „viel schiefging, als wir in einem Raum geprobt hatten … aber als sich [die Sänger] an jenem Abend unter den Bäumen versammelten und mit meinem ersten Lied begannen … war es so zauberhaft, dass mir fast die Tränen in die Augen stiegen.“ Die vorliegende Aufnahme wurde glücklicherweise in Innenräumen gemacht – der historisch authentischen Aufführungspraxis sind eben Grenzen gesetzt. Das Ergebnis ist in jedem Fall großartig.

    Ich höre beim Rezensieren für Fanfare viele erstklassige Chorgesänge; aber ich kann mich nicht erinnern, je welche gehört zu haben, die die Leistung des Sächsischen Vocalensembles in dieser Aufnahme übertrifft. Klangverschmelzung, Balance, Artikulation, sensible dynamische Abstufungen – alles ist so perfekt, wie man es sich nur wünschen kann. Wenn eine technische Tugend besonders hervorgehoben werden sollte, dann die punktgenaue Intonation der Sopranstimmen im oberen Register. Vielleicht noch wichtiger ist jedoch die besondere Zärtlichkeit dieser Darbietungen; die Stücke werden nicht behandelt, als handele es sich um Auszüge aus Elias, sondern sanft geachtet als die filigranen Miniaturen, die sie sind.

    Auch Technik und Anmerkungen sind erstklassig. Soweit ich erkennen kann, hat diese Veröffentlichung keine direkte Konkurrenz – und sie braucht auch keine.

    James Carson

  2. Neue Chorzeit

    (…) Dem Chor gelingt es hervorragend, den Charakter jedes einzelnen Liedes zu vermitteln und dennoch eine gewisse Einheitlichkeit zu bewahren. Dabei erweisen sich die Kompositionen als dankbare Aufgabe. Die eingängige Melodik der scheinbar so schlichten Lieder wie „Abschied vom Walde“ oder „Die Nachtigall“ (op. 59) wird immer wieder durch kontrapunktische Kunstgriffe bereichert und lässt diese „volkstümlichen“ Lieder zu echten Kunstliedern werden. Die Freude der Sänger überträgt sich besonders in den lebhaften Stücken, wie dem „Lerchengesang“ op. 48. Hier kommt dem Chor der häufige Umgang mit virtuoser Barockmusik zugute, deren Lebendigkeit und Leichtigkeit sich auch auf diese romantische Musik übertragen lässt. Matthias Jung fordert dabei sehr schnelle Tempi und verbindet dadurch die einzelnen Strophen gut miteinander, was zu einem gelungenen Gesamteindruck führt. Die Einspielung wird durch ein informatives und übersichtlich gestaltetes Booklet komplettiert, das zudem eine Zeichnung des auch als Maler begabten Mendelssohn enthält.
    Ulrich Barthel

  3. Klassik heute

    klassik-heute: zehn Höchstnote für künstlerische Qualität, Klangqualität und Gesamteindruck

    „O Täler weit, o Höhen – was Eichendorff da dereinst in seinem anspielungsreichen Roman Ahnung und Gegenwart zu Papier brachte, stand in der musikalischen Textur Mendelssohns lange Zeit im Zeichen tremoloseliger Männerbünde und wunschkonzertgesättigter Hörfunkprogramme und war für den sorgsamen Chorgesang obsolet. Das Sächsische Vocalensemble, an das man nach seinen diversen CD-Produktionen mit besonders hohen Erwartungen herantritt, enttäuscht auch bei diesem durchaus gebeutelten Musiksegment nicht. Die Aneignung dieser volkstümlich-schlichten Weisen gelingt in einer Weise, die den Zugriff eines ersten Mals zu suggerieren vermag und einen erfrischenden Einblick in das melodische Talent des Komponisten und seine suggestive Stimmungsmalerei gewährt. Die 30 weltlichen Chorlieder, die Matthias Jung und sein Ensemble hier eingespielt haben, sie erklingen hier mit frischem Impetus, die jugendlich klaren Stimmen passen sich den lautmalerischen Spielereien den Komponisten ideal an und bescheren ein ermüdungsfreies Hören.“
    Norbert Rüdell

  4. Hessischer Rundfunk, Klassik-Zeit

    „Himmelfahrt“ ist ebenso als „Vatertag“ bekannt – und zu dem gehört bei anständigem Wetter auch ein Ausflug ins Grüne. Schließlich liegt dieser Tag auf jeden Fall im Mai und nicht mehr im launischen April. Der Mai wird auch in sämtlichen Volksliedern als „absolut frühlingssicher“ gepriesen: laue Luftzüge, junges Grün, aufspringende Blüten… doch lassen wir das „Sächsische Vokalensemble“ den Frühling bejubeln: das hat nämlich die CD aufgenommen, die wir Ihnen hiermit – ebenso wie den Frühling – ans Herz legen wollen! (…)
    Der Chor, das ist das „Sächsische Vokalensemble“ unter der Leitung von Matthias Jung. Das Ensemble besteht aus 22 Sängerinnen und Sängern, die sich das Wesen der Mendelssohn-Lieder zu eigen gemacht haben: sie nehmen sie schlicht, klar, gehen sehr liebevoll mit dem Text um – der ausgezeichnet verständlich ist – und liefern die in den Partituren geforderte Akzente gerade so, daß sie wirkungsvoll sind, jedoch nicht pathetisch aufgeblasen klingen. Im Beiheft wird Johann Friedrich Reichhardt mit einem Satz aus seinem „Musikalischen Almanach“ von 1796 zitiert: „Das Lied soll der einfache musikalische Ausdruck einer bestimmten Empfindung seyn“, heißt es dort. Genau diesen Ton trifft das „Sächsische Vokalensemble“. (…)
    Auf der CD sind auch zwei Erstaufnahmen: eine Vertonung des Schiller-Gedichtes „Die Frauen und die Sänger“. Und ein „Festlied zu Zelters 70. Geburtstag“. Friedrich Zelter war der Wegbereiter des Chorlebens im ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhundert. Mendelssohn war sein Schüler – und da ist ein solches Ständchen natürlich nicht verwunderlich. Die Worte sind übrigens von Johann Wolfgang von Goethe. (…)“
    Gisela Walther

  5. Dresdner Neueste Nachrichten

    Von Frühling, Liebe und Waldessehnsucht Lieder von Felix Mendelssohn Bartholdy – das ist sehr viel mehr aIs „0 Täler weit, o Höhen“. Dies eindrucksvoll unterstrichen zu haben, mit seiner neu erschienenen CD, und am Sonnabend beim Konzert in der Dreikönigskirche, ist ein großes Verdienst des Sächsischen Vocalensembles unter Matthias Jung. In den zehn Jahren seit Gründung des Chores ist es Jung gelungen, ein Spitzenensemble zu formen. Die Stimmen fügen sich bruchlos zusammen, wie handverlesen. Man singt durchsichtig, versteht sich auf plastische Gestaltung. Die wunderbare, belastbare Pianokultur, die Geschmeidigkeit der dynamischen Bögen, erwiesen sich gerade in diesem. Programm als wesentlich. So entschlackt und präzise hat man Mendelssohn eher selten gehört. Das gemeinsame Wollen und Können von Chor und Dirigent sind einfach bis in die kleinsten Verästelungen optimal.
    Geradezu hingebungsvoll widmete sich das Sächsische Vocalensemble den Eichendorff-Liedern, die von Waldessehnsucht kündeten. Lebhafte Akzente, die um Liebe und Bitterkeit kreisten, wurden in den Heine-Liedern gesetzt (welch punktgenaue Nuancen in „Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht“), fröhlicher Überschwang bdestimmte „Auf dem See“ nach Goethe. Zwei echte Raritäten – nur als Faksimileausgaben bekannt und erstmals eingespielt – zierten das Programm: der prächtige Lobgesang für Zelters 70. Geburtstag „Lasset heut am edlen Ort“ für vier Vorsänger (was für eine stimmliche Harmonie!) und Chor, sowie Schillers launige Betrachtung über „Frauen und Sänger“. Sorgfalt der Charakterisierung und Stimmungsdichte prägten das „Hirtenlied“ nach Uhland, unverfälschte Frische das „Jagdlied“. Sehr persönlich und vertiefend bereicherte Sprecher Axel Thielmann das Konzert.
    Schließlich „Abschied vom Walde“. Was ist an diesem Lied nicht schon alles gesündigt worden! Wenn es aber so schlicht, so unprätentiös gesungen wird wie hier, hat man als Hörer daran seine reine Freude. Im Zugabenteil berührte vor allem das mit größter Zurückhaltung und stimmlicher Sensibilität gesungene „Ruhetal“ – die Vision einer goldenen Abendstimmung nach Uhland. Nein, Pathos ist wahrlich nicht die Sache des Sächsischen Vocalensembels.
    M.Hanas

  6. Dresdner Neueste Nachrichten

    „… welcher Schmelz und Reiz über dem ganzen Tönen war“
    „Wie lieblich da der Gesang klang, wie die Sopranstimmen so hell in die Luft trillerten, und welcher Schmelz und Reiz über dem ganzen Tönen war, alles so still und heimlich und doch so hell, – das hatte ich mir nicht vorgestellt. – Es war ein Chor von etwa zwanzig guten Stimmen…“ Dieser euphorische Ausspruch ist von Felix Mendelssohn Bartholdy überliefert als er einige seiner Lieder für gemischten Chor – mit der Vortragsanweisung „Im Freien zu singen“ – in eben dieser freien Natur, sprich „tief im Walde“ intoniert, hörte. Auch wenn unsere Sprache nicht mehr den beseelten Grundton eines Eichendorff oder eben Mendelssohn Bartholdy besitzt, darf dennoch angenommen werden, dass des Komponisten Urteil heute ähnlich ausgefallen wäre, hätte er die jetzt erschienene CD-Aufnahme seiner Lieder gehört.
    Diese entstammt den Kehlen der Mitglieder des Sächsischen Vocalensembles, dessen Gründer und Leiter Matthias Jung wieder ein Musizieren an den Tag legt, mit dem er sich und seinen Prinzipien hörbar treu bleibt. Was heißt, dass auch hier im Sinne des musikalischen Urtextes und der Entstehungszeit der Werke gedacht und gesungen wird. Mit schlankem, klangschönem, beweglichem Gesang. Geradezu erfrischend.
    30 weltliche Lieder für gemischtem Chor a cappella sind aus den Jahren zwischen 1834 und 1847 überliefert und auf dieser CD vereint. Zu Texten ua. von Heinrich Heine, Johann Wolfgang von Goethe, Nikolaus Lenau, Johann Ludwig Uhland, Josef Karl Benedikt von Eichendorff. Zwei der Titel sind gar Ersteinspielungen: „Die Frauen und die Sänger“ auf einen Text von Friedrich Schiller und „Lasset heut am edlen Ort“, das zum 70. Geburtstag Zelters nach Goethe-Worten entstand. Erst im 20. Jahrhundert erschienen die Lieder in Faksimile-Ausgaben und sind bis dato relativ unbekannt geblieben. Bei der Vorbereitung des CD-Projektes war Matthias Jung auch darauf gestoßen, dass in den zu DDR-Zeiten erstellten Leipziger Peters-Notenausgaben ein Titel fehlte: Offenkundig war den DDR-Chefideologen der von Mendelssohn vertonte Eicheindorff-Text über den deutschen Kaiser nicht genehm. (…)“
    Kerstin Leiße

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