151 CD / Johannes Brahms: Klaviertrios Vol. IV

Abegg Trio Series Vol. XXVI

Johannes Brahms

Klaviertrios IV
historische Instrumente
Abegg Trio
Martin Spangenberg, Klarinette

EAN/barcode: 4009850015109

Klassik heute zehn

Beschreibung

Gibt es denn überhaupt soviele Klaviertrios von Brahms? – Allerdings, wenn es sich auch bei einem Werk auf dieser CD nicht beweisen lässt. Das Abegg Trio legt damit bereits die vierte CD mit Werken von Johannes Brahms vor! Auch hier wieder, wie schon bei Folge 3, verwenden Gerrit Zitterbart, Ulrich Beetz und Birgit Erichson historische Instrumente, die Streichinstrumente wurden mit Darmsaiten bespannt. Martin Spangenberg spielt eine Kopie einer Klarinette von Richard Mühlfeld, dem Anreger der späten Klarinettenliteratur von Brahms. – Aufgenommen wurde in einer kleinen Kirche in der Nähe von Wien. Immer wieder überrascht das Abegg Trio mit seiner zeitlos modernen, unsentimentalen, textgetreuen, durchdachten und doch zugleich sehr empfindsamen Konzeption der Partitur.

 

7 Bewertungen für 151 CD / Johannes Brahms: Klaviertrios Vol. IV

  1. Fono Forum

    Während die meisten Aufnahmen von Brahms′ Klaviertrios sich mit zwei CDs begnügen, betreibt das Abegg Trio seine Edition mit aller philologischen Genauigkeit und berücksichtigt auf der nun vorliegenden vierten Folge sowohl die zweite Fassung des Klarinettentrios op. 114 als auch die posthum erschienene Version des A-Dur-Trios. Die drei Abeggler, verstärkt um den Klarinettisten Martin Spangenberg, gehen gleichermaßen entschlossen wie poetisch zu Werke. So entsteht der Eindruck eines in Details ausgewogenen, im Ganzen erfüllt-romantischen Musizierens. Das Klangbild beim Klaviertrio lässt die Instrumente, trotz guter Balance untereinander, ein wenig zu weit weg erscheinen. So entsteht der Eindruck von großem Konzertsaal. Ungleich präsenter klingt Opus 114.
    Christoph Vratz

  2. Klassik heute

    Klassik-heute-Höchstbewertung

    Diese Einspielung der Klaviertrios op. 114 (mit Klarinette) und A-Dur op.posth. ist in vieler Hinsicht mehr als nur die hochwertige Reproduktion von überlieferten Kostbarkeiten aus dem offiziellen und halboffiziellen Nachlass eines bedeutenden Komponisten. Zuerst darf man dem Abegg Trio mit Ulrich Beetz, Birgit Erichson und Gerrit Zitterbart gratulieren, seit nun 30 Jahren in unveränderter Besetzung zusammen gespielt, zusammen gehalten zu haben. 2006 feierte das Kammermusikensemble dieses seltene Bestandsjubiläum – und man muss schon an Allianzen wie das Quartetto italiano, das Beaux Arts Trio oder das Trio di Trieste denken, um ähnlich „haltbare“ Zusammenkünfte von – wie man weiß – nicht unbedingt pflegeleichten Charakteren namhaft zu machen. Glückwunsch von dieser Stelle aus! Ein zweiter Punkt, der diese Edition interessant gestaltet – und über den Durchschnitt der besetzungstechnisch standardisierten Brahms-Publikationen hinaushebt – ist die Wahl der Instrumente. Gesucht, geforscht wurde (ähnlich wie bei der Aufnahme des Horntrios und der Sextettbearbeitung) nach geeigneten, aufführungspraktisch verbürgten Instrumenten aus der Entstehungszeit der Werke. Unterstützt von Gert Hecher, konnten zwei Flügel aus der Wiener Werkstatt Johann Baptist Streicher aus den Jahren 1851 und 1876 verwendet werden. Zwei Instrumente mit Wiener Mechanik, mit Leder auf den Hammerköpfen. Brahms selber besaß einen Streicher-Flügel, dürfte also bei der kompositorischen Arbeit von den Klangeigenschaften beeinflusst gewesen sein. Die Streichinstrumente stammen von Lupot (1821) und Castagnieri (1747), die Klarinette ist die Kopie eines von Mühlfeld – dem „Hausklarinettisten“ Brahms’ – verwendeten Instruments. Wie Gerrit Zitterbart im Begleittext abschließend ausführt, handelt es sich um eine Ottensteiner nachgebaute Klarinette, die „eine andere Klappenmechanik und andere Klangeigenschaften als spätere Klarinettensysteme hat.“ Beste, hervorragende Voraussetzungen also für Interpretationen mit hohem, farbigem Duft- und Aromagehalt. Virtuos im Sinne von verantwortungsvoller Belebtheit, wachsam im wechselseitigen Fordern und Gewähren, im Dialogischen wie im vorübergehend Solistischen, so wie es die internen Vitalgeschichten der beiden Werke im Kraftvollen wie im Elegischen nahe legen (Werke, die am Anfang und am Ende von Brahms’ Kammermusikbemühens stehen!).
    Peter Cossé

  3. Pforzheimer Zeitung

    In den nun über 30 Jahren seines Bestehens hat sich das Abegg-Trio durch seine vielen hochkarätigen Aufnahmen einen guten Namen gemacht. Dabei überzeugt es nicht nur durch die Konsequenz des Triospiels, sondern auch das Interesse am stilistischen Wandel. So liegt nun die vierte Folge der Brahmstrios vor, auf der das aus dem Nachlass veröffentlichte A-Dur op. Posthum dem Klarinettentrio op. 114 gegenübergestellt wird. Die CD steht auch für das gewachsene Interesse der Abegg-Musiker an der historischen Aufführungspraxis: Ulrich Beetz spielt eine Violine von Nicolas Lupot mit Darmsaiten, das Cello von Birgit Erichson stammt von Andrea Castagnieri, Gerrit Zitterbart musiziert auf Wiener Streicher-Flügeln und der Klarinettist Martin Spangenberg ließ sich eine Kopie des Instrumentes des Uraufführungs-Solisten und Brahms-Anregers Mühlfeld bauen.
    Über die angestrebte historische Verortung hinaus ist es aber die Souveränität des Zusammenspiels, der klangliche Feinschliff, der die Koppelung des frühen, in seiner Authentizität noch umstrittenen Klaviertrios (wahrscheinlich aus dem Jahr 1853) und des letzten Trios so hörenswert macht.
    zw

  4. Musik und Theater

    Verklärung mit human touch
    Von den Werken für Klarinette, die Johannes Brahms im hohen Alter geschrieben hat, ist das Trio op. 114 das am wenigsten eingängige. Nachpfeifen, beim Quintett etwa durchaus möglich, ist hier undenkbar. Und doch haben die Teile Form, Charakter, sind prägnant und musikalisch-logisch verbunden. Statt liedartig melodisch zu sein, ist die Musik sprachähnlich und, wie die interessante Recherche des Booklet-Autors Jan Reichow zeigt, mit dem «Deutschen Requiem» oder den «Vier ernsten Gesängen» verbunden. Die so mitschwingende Todesthematik verdüstert das Trio aber keineswegs es verströmt Seligkeit. Dieses Gefühl ist auch dem Spiel der Interpreten zu verdanken: dem Abegg Trio und dem Klarinettisten Martin Spangenberg. Besonders der dritte Satz, ein Andantino grazioso, stellt lichte Höhen auf tiefe, ruhige Bässe. Man hört notwendig verklammert Zuversicht und die Stimme tiefer Erfahrung. Der von Gerrit Zitterbart gespielte Hammerflügel aus der Werkstatt Streicher spiegelt das mit seiner nostalgisch klingenden Höhe und einem leichten, schimmernden Bassregister. Spangenbergs Klarinettenspiel hat weder human touch noch Erdkontakt verloren. Das ist nötig bei so viel Verklärung und lässt Brahms′ mitgedachten Gesang zu Wort kommen. Schade, dass das Cello in der halligen Akustik etwas untergeht. Des weiteren ist auf dieser herausragenden CD das 1924 entdeckte und in seiner Autorschaft umstrittene Klaviertrio in A-Dur enthalten.
    Benjamin Herzog

  5. Classica

    Das Trio Abegg mit Martin Spangenberg an der Klarinette vollendet mit diesem vierten Band seine umfassende Gesamteinspielung der Trios von Brahms. Dieser umfasst das Trio op. 114 für Klavier, Klarinette und Violoncello sowie das (apokryphe?) A-Dur-Trio von 1853. Die reine Klangschönheit der historischen Instrumente trägt maßgeblich zu einem unverfälschten Ausdruck des Opus 114 bei – ganz ohne Schnörkel.
    Allerdings mag man dem Ensemble vorwerfen, dass seine allzu zurückhaltende Interpretation die extremen Sätze etwas benachteiligt, wodurch der übergeordnete Aufbau der Musik stellenweise verloren geht. Was das vermeintliche Jugendtrio von Brahms betrifft, so vertreten die Musiker es mit Überzeugung, auch wenn Zweifel bleiben: Es liegt weit entfernt von Opus 8.
    Antoine Mignon

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    französischer Originaltext:

    Le Trio Abegg avec Martin Spangenberg à la clarinette termine son intégrale exhaustive des trios de Brahms avec ce quatrième volume regroupant le Trio op. 114 pour piano clarinette et violoncelle et le trio (apocryphe?) en la majeur de 1853. La pure beauté sonore des instruments d’époque participe pleinement à l′expression juste de l′Opus 114, sans fioriture. On reprochera toutefois à l′ensemble une trop grande sagesse d′interprétation qui pénalise les mouvements extrêmes pour lesquels on perd quelque peu l’architecture générale. Quant au trio de jeunesse supposé de Brahms les musiciens le défendent avec conviction, bien que le doute persiste: on est loin de l’Opus 8.
    Antoine Mignon

  6. Pizzicato

    Das Trio Abegg zeigt die Reife, die über 30 Jahre gemeinsames Musizieren verleiht. Mit stetig wachsendem Streben nach Authentizität präsentieren sie hier möglicherweise Brahms’ erstes Triowerk neben seinem letzten und großartigen Klarinettentrio. Martin Spangenberg spielt auf einer Klarinette, die dem Instrument von Richard Mühlfeld sehr nahekommt – jenem Klarinettisten, der Brahms zu einigen der schönsten Werke des romantischen Repertoires inspirierte, darunter das Quintett op. 115 und die Sonaten op. 120.
    In seiner Begleitung interpretiert das Trio Abegg das Trio op. 114 mit der rhythmischen Strenge und dem kontrollierten Lyrismus, die bereits in ihren früheren Aufnahmen zu schätzen waren, und bietet dennoch eine leidenschaftliche Lesart des finalen Allegros. Im postumen Werk op. posth. jedoch geben sie sich einem freudvollen, hoffnungsfrohen Ausdruck hin und zeigen dabei eine bewundernswerte Beherrschung und eine admirable Klangpalette auf diesen historischen Instrumenten.
    itb

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    französischer Originaltext:

    Le Trio Abegg s′exprime avec la maturité que confère plus de 30 ans de travail en commun. Les voici, dans un souci d′authenticité toujours croissant, interprétant ce qui pourrait bien être le premier opus en trio de Brahms, aux côtés de son dernier et superbe Trio avec clarinette. Martin Spangenberg joue donc sur une clarinette qui ressemble de près à l′instrument dont se servait Richard Mühlfeld, le clarinettiste qui inspira à Brahms plusieurs des plus belles pages du répertoire romantique, dont le Quintette op. 115 et les Sonates op. 120. En sa compagnie, le Trio Abegg interprète le Trio op. 114 avec le sérieux rythmique et le lyrisme contrôlé que l′on avait pu apprécier dans leurs enregistrements précédents, rendant pourtant une lecture passionnée de l′Allegro final. Dans l′oeuvre op. posthume, toutefois, ils se laissent aller à un épanchement joyeux et plein d′espérance, affichant avec une maîtrise et une palette de couleurs admirables sur ces instruments anciens. itb

  7. Ensemble

    (…) Die musikalische Ausleuchtung ist (…) grandios, lebendig, spannend in der Agogik. Die Phrasierung ist so wundervoll und farbenreich, so dass man das Trio immer wieder hören mag. Das Trio op. posth. A-Dur dagegen weist wieder einmal das gekonnte Verschmelzen der drei Spieler mit den historischen Instrumenten auf, das in diesem wenig gespielten Trio bestechend scharfsinnig und feurig geladen daherkommt. Trotz des Zusammenspiels seit 30 Jahren hat man den Eindruck, dass dieses Ensemble immer noch vehemente Freude am Zusammenspiel hat. Bravo!
    Carsten Dürer

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