152 CD / The Welte Mignon Mystery Vol. V: Max Reger

The Welte Mignon Mystery Vol. V

Max Reger

and Frieda Kwast-Hodapp today playing their 1905/1920 interpretations. Selected works by Reger

EAN/barcode: 4009850015208

Beschreibung

Dies ist keine historische Aufnahme. Aber die Musik, die man hört, ist die historisch originale (in allen Feinheiten) genaue Interpretation von damals. Und das Mysterium: Der Interpret von damals war bei der neuen Aufnahme präsent, ohne selbst anwesend zu sein. Es spielt ein moderner Steinway-Flügel. Noch nie klang Musik aus den Welte-Mignon-Speichern so richtig und gut. Dank der vielgelobten TACET-Aufnahmetechnik. Und weil zuvor die Welte-Mignon-Speicher und die Reproduktionsmechanik (erstmals vom besten Fachkönner) neu justiert wurden. Und damit aufnahmereif für die Ansprüche von TACET. (Welte-Mignon ist eine Erfindung von 1904). Das Welte-Mignon-Mysterium kann nun unverfälscht zu uns sprechen.

Was ist „Welte Mignon“?

3 Bewertungen für 152 CD / The Welte Mignon Mystery Vol. V: Max Reger

  1. Pianiste

    DIE LEKTIONEN DER VERGANGENHEIT
    Die Magie der Welte-Mignon
    Debussy, Ravel, Mahler, Einecke, Grieg, Granados… spielen ihre Werke.

    Würden Sie gerne Ravel, Debussy, Strauss, Saint-Saëns, Reger hören, wie sie auf einem modernen Klavier ihre eigenen Werke spielen? Und was halten Sie von einer „perfekten“ Wiedergabe der Interpretationen der ersten Horowitz, Fischer, Lhévinne und anderer wie Schnabel? Das deutsche Label Tacet bietet eine Anthologie der Rollen, die mit dem Welte-Mignon-Verfahren aufgenommen wurden. Das System ist einfach, aber der Wiedergabeprozess ist besonders komplex! Tatsächlich wurden die von den Komponisten selbst gespielten Stücke mit dem 1904 von der Firma Welte & Söhne in Freiburg erfundenen Gerät digitalisiert. Die damaligen Lochrollen haben den Anschlag, das Pedalspiel und die feinsten Nuancen aufgezeichnet. Heute muss man diese Aufnahmen einfach auf ein Konzertklavier übertragen.

    Es ist daher ein echter Schock, die „Children’s Corner“ und einige Préludes von Debussy zu hören, aber auch die „Sonatine“, die „Valses nobles et sentimentales“ von Ravel unter den Fingern der Komponisten selbst zu erleben. Welche Lektionen ziehen wir daraus? Zunächst einmal die erstaunliche Freiheit dieser beiden Genies in Bezug auf ihre Partituren! Es ist auch wahr, dass das Spiel von Ravel nicht immer perfekt in der Ausführung ist… Aber wenn man den rein technischen Aspekt überwindet, wird die extreme Feinheit und die Personalisierung der Anschläge deutlich. Die Dynamik ist meist zart, die Finger scheinen das Klavier nur zu streifen. Ohne jede Brutalität. Die Klarheit und Sanftheit sind verblüffend. Andere Beispiele sind ebenso beeindruckend, wie die beiden Bände, die sich mit Werken von Brahms befassen, die von Nikisch, Lhévinne, Samaroff, Ney oder auch die Etüden von Chopin, gespielt von Pachmann und Paderewski, interpretiert wurden…

    Die Virtuosität der Pianisten ist erstaunlich, aber noch mehr überrascht die Leidenschaft, das Engagement, manchmal sogar die Zierlichkeiten und die unpassenden Verzierungen, die manche Pianisten wie Ticks hervorrufen. Aus all diesen Meisterlektionen bleibt uns eine Erkenntnis: Die stärksten Persönlichkeiten entfalten sich nur nach einem tiefen und viszeralen Verständnis der Werke. Schnabel in den Walzern von Josef Strauss und Josef Lanner (wer würde das heute noch spielen?), Horowitz 1926 in einigen Préludes von Rachmaninov – sie sprechen uns an. Woher rührt der Charme und die unwiderstehliche Ausstrahlung ihrer Lesarten? Ein Rätsel.

    Jedes Jahr veröffentlicht Tacet drei oder vier neue CDs aus den Welte-Mignon-Archiven. Unbedingt sammeln.
    S. F.

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    Französischer Originaltext:

    LES LEÇONS DU PASSÉ
    La magie des Welte-Mignon
    Debussy, Ravel, Mahler, Einecke, Grieg, Granados… jouent leurs œuvres.

    Vous aimeriez entendre Ravel, Debussy, Strauss, Saint-Saëns, Reger jouant sur un piano d’aujourd’hui leurs propres Oeuvres? Et que diriez-vous aussi d’une restitution « parfaite » des interprétations des premiers Horowitz, Fischer, Lhévinne et autres Schnabel? Le label allemand Tacet propose une anthologie des rouleaux gravés par le procédé Welte-Mignon. Le système est simple, mais le procédé de restitution particulièrement complexe! En effet, les pièces jouées par les compositeurs eux-mêmes ont été numérisées à partir de l’appareil inventé en 1904 par la firme Welte & Fils de Fribourg. Les rouleaux perforés de l’époque ont capté le toucher, le jeu des pédales et les nuances les plus fines. Il suffit aujour¬d’hui de transférer ces témoignages sur un piano de concert.

    C’est donc un véritable choc que d’entendre dans un confort d’écoute optimal les Children’s Corner et quelques Préludes par Debussy, mais aussi la Sonatine, les Valses nobles et sentimentales de Ravel sous les doigts des compositeurs. Quelles leçons en retirons-nous? D’abord, l’étonnante liberté de ces deux génies vis-à-vis de leurs partitions! Il est vrai aussi que le jeu de Ravel n’est pas d’une justesse infaillible… Mais si l’on dépasse l’aspect purement technique, on s’aperçoit de l’extrême finesse et de la personnalisation des touchers. Les dynamiques sont généralement faibles, les doigts semblent effleurer le clavier. Sans aucune brutalité. La clarté et la douceur sont stupéfiantes. D’autres exemples sont frappants comme ces deux volumes consacrés à des œuvres de Brahms interprétées par Nikisch, Lhévinne, Samaroff, Ney ou bien les Études de Chopin par Pachmann et Paderewski…

    La virtuosité des pianistes est stupéfiante, mais on est plus surpris encore par la fougue, l’engagement, parfois même les coquetteries, les ornementations intempestives que certains provoquent comme des tics. De toutes ces leçons de maîtres, on retient que les personnalités les plus fortes ne s’épanouissent qu’après une compréhension viscérale et profonde des œuvres. Schnabel dans les Valses de Josef Strauss et de Josef Lanner (qui oserait jouer cela aujourd’hui ?), Horowitz en 1926 dans quelques Préludes de Rachmaninov nous interpellent. D’où proviennent le charisme et le charme insensés de leurs lectures? Mystère.

    Chaque année, Tacet publie trois ou quatre nouveaux CD des archives Welte-Mignon. À thésauriser.
    S. F.

  2. Fono Forum

    Dead men playing
    Seit Telefunken 1957 die ersten monauralen 25-Zentimeter-LPs mit Überspielungen von Klavierrollen herausbrachte, rissen die Versuche nicht mehr ab, den Fundus von weltweit knapp 20.000 Papier-Tonträgern aus knapp dreißig Jahren neu zu erschließen. Denn sie halten das Spiel der berühmtesten Pianisten ihrer Zeit in einer Klangqualität fixiert, die bei weitem die Möglichkeiten damaliger Schellacks übersteigt. TACET setzt jetzt seine 2004 begonnene Serie „The Welte-Mignon-Mystery“ fort mit den Bänden 4 und 5. Hört man in der neuen Reger-CD Frieda Kwast-Hodapp mit den Telemann-Variationen, so ist die Illusion doch schon sehr groß, „am anderen Ende“ sitze jemand aus Fleisch und Blut an den Tasten und nicht ein schwarzer Kasten. Es schleicht sich sogar ernsthaft der Verdacht ein, ob die unter Fachleuten und Sammlern verbreitete Überzeugung vom prinzipiell geringeren Dokumentarwert der Rollen sich noch uneingeschränkt aufrechterhalten lässt.
    Aber die beiden neuen CDs sind auch und vor allem inhaltlich reizvoll. Die Reger-CD bestätigt, dass Kwast-Hodapp mit Recht als eine der bedeutenden Pianistinnen ihrer Zeit gefeiert wurde. Ihre 1920er Einspielung ist schwungvoll und großzügig, sie überspielt (nach einigen Rubato-Mätzchen zu Anfang) wuchtig die etüdenhaften ersten Variationen, hält die Spannung und arbeitet die Schlusssteigerung eindringlich heraus. Ergänzt wird die Aufzeichnung durch zehn Stücke aus den Humoresken op. 20, den Intermezzi op. 45, den „Silhouetten“ op. 53 und „Aus meinem Tagebuch“ op. 82, die Reger selbst schon 1905 spielte. Einige von ihnen sind alte Bekannte. Hört man sie jetzt alle, nimmt die Achtung vor Regers Klavierspiel zu, das – hierin Kwast-Hodapp offenbar ein Vorbild – immer auf die Totale gerichtet war und ihr alle Einzelheiten unterordnete. Die zweite „Mystery“-Novität hat sogar Knüller-Qualität: Sie stellt aus dem Welte-Repertoire Rollen von 19 der 24 Chopien-Etüden op. 10 und op. 25 mit insgesamt 15 Pianisten zusammen. Die Liste reicht von Berühmtheiten wie Pachmann, Essipowa, Paderewski und Sauer über Lhévinne bis zu damaligen Jungstars wie Schnabel, Horowitz, Elly Ney und Serkin, die hier als Twens zu hören sind (die Geburtsjahre für Paderewski und Horowitz sind falsch angegeben). Für die restlichen fünf Etüden trat an die Stelle des Vorsetzers Peter Orth, und man kann nun raten, ob die jeweilige Etüde von der Rolle kommt, oder leibhaftig gefingert ist – daher TACET′s Titel „Dead or Alive“.
    Dies ist nicht allzu schwierig. Aber der Grund liegt weniger im Klanglichen als im Pianistisch-Stilistischen: Orth spielt doch deutlich geradliniger und bemühter als die „dead men“ (und „women“). Schnabel wirkt schon mit 23 Jahren überraschend hippelig und weit weniger „klassisch“ als ausgerechnet Horowitz, Serkin ist glänzend in der „Sturm-Etüde“, Emil Sauer bestätigt seinen Ruf als virtuoser Elégant. Bei der jungen Elly Ney bleibt in der cis-Moll-Etüde vor lauter Rubato kaum ein Ton auf dem anderen, und dass in der berühmten E-Dur-Etüde eine unbekannte Freiburgerin den vergötterten Ignaz Paderewski pianistisch und musikalisch glatt stehen lässt, ist nur noch eines der vielen weiteren Kuriosa, die diese CD bereithält: Ein Hörfest nicht nur für Klavier-Fans und Historiker!
    Ingo Harden

  3. Klassik heute

    Sie üben noch heute eine magische Faszination aus: die vor hundert Jahren angefertigten Papierrollen, die die Tasten eines Klavieres oder Flügels wie von Geisterhand in Bewegung setzen und mittels einer komplizierten Technik imstande sind, das individuelle Spiel von Pianisten in allen Feinheiten der Agogik und Dynamik annähernd authentisch wiederzugeben. Die Größten ihrer Zeit von Eugen d´Albert bis Ignaz Paderewski verewigten sich auf dem Welte-Mignon-Piano, bis es zu Anfang der 30er Jahre von Schallplatte und Rundfunk verdrängt wurde. Um 1960 erinnerte man sich der Schätze und begann, die alten Aufnahmen von den Tonrollen auf Schallplatten zu überspielen. Zu diesem Zeitpunkt waren allerdings einige Einstellungsanweisungen in Vergessenheit geraten, so dass man zwar die Stars der Vergangenheit ohne das Rauschen und Knistern historischer Plattenaufnahmen hören konnte, dafür aber Tempoprobleme und Gleichlaufschwankungen in Kauf nehmen musste.
    Nun hat für die Welte-Mignon-Aufnahmen eine neue Ära, sozusagen ein drittes Leben begonnen. Dem Spezialisten Hans-W. Schmitz ist eine exakte Justierung der Apparatur gelungen, die die Tempoabweichungen auf ein Minimum reduziert, und das scharfe Ohr des Produzenten Andreas Spreer sorgt in Verbindung mit einer hochkarätigen Technik für eine lupenreine Wiedergabe des gesamten Klangspektrums des modernen Steinway D – Konzertflügels, an den der Welte-Mignon-Vorsetzer angeschlossen wurde.
    Auch wenn einige Fragen hinsichtlich der „Originaltreue“ dieser Aufnahmen offen bleiben (die dynamische Differenzierung ist teilweise eingeschränkt, Instrument und Raumakustik der Originaleinspielung entsprachen wohl kaum denen der Wiedergabe und Neuaufnahme, mögliche Veränderungen beim Umschreiben in eine gestanzte Papierrolle lassen sich nicht mehr ermitteln), handelt es sich doch um einzigartige Dokumente, die ein durchaus signifikantes Bild vom Spiel des jeweiligen Künstlers vermitteln – was nicht zuletzt die überlieferten Kommentare der betreffenden Musiker bestätigen. Max Reger sah im „Mignon“ eine „Erfindung von unschätzbarer Bedeutung“, die er gerne nutzte, um eine Tradition der Wiedergabe seiner eigenen Werke zu vermitteln. So erleben wir die Reihe kleinerer Stücke, wie er sie am 8. Dezember 1905 in Leipzig eingespielt hat: mit bemerkenswerter rhythmischer Freiheit, poetisch im Ausdruck, „seelenvoll“ (wie es in einer zeitgenössischen Konzertbesprechung heißt). Die pianistisch eindrucksvolle Einspielung der großen Telemann-Variationen stammt von Frieda Kwast-Hodapp, der Reger auch die Uraufführung des Werkes anvertraut hatte. Sie bietet eine vom Komponisten autorisierte leicht gekürzte Fassung.
    Das sorgfältig gestaltete Booklet bietet in Wort und Bild interessante Informationen über das Welte-Mignon-Verfahren und die vorliegende Aufnahme. Für alle Klavierfreunde eine Bereicherung, für Reger-Freunde unverzichtbar.
    Sixtus König

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