155 CD / Johannes Brahms: Complete String Quartets

The Auryn Series Vol. XVI

Johannes Brahms

Complete String Quartets
Auryn Quartet

EAN/barcode: 4009850015505

Diapason 5  Klassik heute zehnSupersonic Pizzicato Luxemburg

Beschreibung

„(…) Die Auryns nähern sich den Quartetten, die zum Komplexesten zählen, was Brahms geschrieben hat, mit großer Unbefangenheit. Die vier Musiker spielen hochexpressiv, ohne je in den dicken, wabernden und mit Vibrato übersättigten Klang abzudriften, der noch immer so mancher weit berühmteren Quartettformationen als Surrogat für echte Leidenschaft dient. Der Brahms des Auryn-Quartetts klingt schlank und sinnlich zugleich; zügig und flexibel sind die Tempi. (…) Eine gelungene Einspielung, die zudem (wie von dem ambitionierten Label Tacet gewohnt) aufnahmetechnisch erstklassig umgesetzt ist.“ (bayern 4 Klassik)

6 Bewertungen für 155 CD / Johannes Brahms: Complete String Quartets

  1. Pizzicato

    Die drei Streichquartette von Johannes Brahms gehören auf den Olymp der Kammermusik. Das Auryn Quartett begibt sich sehr wohl dorthin, verharrt aber nicht in pathetischer Ehrfurcht, sondern bohrt ganz tief in den Felsen, um die tieferen Schichten der Musik freizulegen. Schließlich hat Brahms lange an den Werken gearbeitet und das, was er so eingebracht hat, muss man erst einmal ergründen. Dabei ist der Auryn-Brahms weniger drängend als jener von anderen Quartetten, dafür hören wir aber mehr Musik. Sie ist transparent schlank und so kunstvoll gespielt wie Brahms sie geschrieben hat. Wenn Sie den Unterschied zwischen ′beherzt′ und ′zupackend′ nachvollziehen können, wissen Sie, was ich meine, wenn ich sage, dass dieser Brahms beherzt klingt. Temperamentvoll ganz sicher, voll und rund, mit einer grandiosen Farbenpracht, aber nie wirklich aufgedreht. Dieser Brahms zieht seine Sinnlichkeit aus dem Spiel von Spannung und Entspannung. Eine mustergültige Einspielung, musikalisch und auch aufnahmetechnisch.
    RéF

  2. Le monde de la musique

    Gegründet 1981, ausgebildet beim Amadeus-Quartett und dem Guarneri-Quartett, hat sich das Auryn-Quartett durch verschiedene Zyklen zu Beethoven, Mendelssohn, Schumann, Schönberg hervorgetan und spielt regelmäßig zeitgenössische Musik. In Brahms zeigen diese Musiker eine Artikulation, eine Struktur und eine Geschlossenheit, die ihren früheren Beethoven-Aufnahmen überlegen sind. Sie haben Fortschritte in der Kunst gemacht, Spannungen und expressive Steigerungen einzusetzen; ihr Spiel ist prägnant und fest, auch wenn es instrumentell nicht an das der Janáček-, Welter-, Bartók-, Alban-Berg-I- und -II- sowie Prazak-Quartette im Ersten Streichquartett in c-Moll (1859–1873) heranreicht, noch an das der Berg-II- und Prazak-Quartette im Dritten Streichquartett in B-Dur (1875–1876). Schönheit und Reichtum der Klangfarben scheinen nicht die vorrangige Sorge des Auryn-Quartetts zu sein, das stattdessen Gleichgewicht und Homogenität bevorzugt.
    Der Ansatz ist klassisch, technisch beherrscht, ein wenig streng und distanziert. Doch an dramatischer Spannung mangelt es der Interpretation des schwierigen Zweiten Streichquartetts in a-Moll (1859–1873) nicht. Zweifellos die gelungenste des Zyklus. Strenge und die Entfaltung der Motive erscheinen bei Brahms nicht nur als notwendiges Gegenstück zum Lyrismus. Da es an einer wirklich neuen Gesamtstruktur fehlt, behauptet der Komponist seine Persönlichkeit innerhalb jedes einzelnen Satzes. Das Auryn-Quartett hat dies gut verstanden – als solidarische und treue Übersetzer einer Textur, in der jedes Motiv von einer eigenen Dynamik getragen wird.
    Patrick Szersnovicz

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    französischer Originaltext:

    Fondé en 1981, formé auprès du Quatuor Amadeus et du Quatuor Guarneri, le Quatuor Auryn s′est illustré par différents cycles consacrés à Beethoven, Mendelssohn, Schumann, Schoenberg, et joue régulièrement la musique contemporaine. Ces musiciens font montre dans Brahms d′une articulation, d′une carrure et d′une cohésion supérieures à leurs précédentes gravures beethovéniennes. Ils ont progressé dans l′art d′utiliser les suspensions et les tensions expressives ; leur jeu est incisif et ferme, même si, sur le plan instrumental, il n′égale pas celui des Quatuors Ianâcek, Welter, Bartôk, Alban Berg I et II et Prazak dans le Premier Quatuor en ut mineur (1859-1873), ni celui des Berg II et des Prazak dans le Troisième Quatuor en si bémol majeur (1875-1876). La beauté, la richesse des timbres ne semblent pas être le principal souci du Quatuor Auryn, qui privilégie plutôt l′équilibre, l′homogénéité.

    Le propos est classique, techniquement maîtrisé, un rien austère et distant. Mais la tension dramatique ne fait pas défaut à l′interprétation du difficile Deuxième Quatuor en la mineur (1859-1873). Sans doute la plus réussie du cycle. La rigueur, le déploiement des motifs n′apparaissent pas seulement chez Brahms comme la contrepartie nécessaire du lyrisme. En l′absence d′une structure d′ensemble vraiment nouvelle, c′est à l′intérieur de chacune des parties que le compositeur affirme sa propre personnalité. Les Auryn l′ont bien compris, solidaires et fidèles traducteurs d′une texture où chaque motif est sous-tendu par une dynamique propre.
    Patrick Szersvovicz

  3. Fono Forum

    Wäre der Klang dieser Einspielung nicht so bestechend klar und von einer so natürlichen Räumlichkeit – man könnte sie fast für eine historische Aufnahme halten. Denn die Brahms-Interpretation des Auryn-Quartetts betört den Hörer mit scheinbar (!) altmodischen Tugenden, die in der Epoche zackiger Tempi und knackiger Kontraste mitunter ein bisschen in Vergessenheit geraten sind.

    Das gilt etwa für das wunderbar dichte Legato, mit dem die Streicher im Kopfsatz des c-Moll-Quartetts große, kantable und weiche Bögen spannen – dadurch wirken die Punktierungen nicht so zickig und kleinteilig, wie es sonst manchmal der Fall ist. Oder für ihren Umgang mit dem Tempo: Die Musiker nehmen sich Zeit, um melodische Linien expressiv auszusingen, ohne dabei auf der Stelle zu treten – ein Musterbeispiel für den geschmackvollen Einsatz von Rubati, unerlässlich in der romantischen Musik! Nicht minder genüsslich sind die feinen harmonischen und farblichen Wechsel der Brahms′schen Klangsprache ausgekostet. Man höre etwa die leise geflüsterte, aber dennoch ganz warm musizierte Wiederholung des Themas im langsamen Satz aus dem zweiten Quartett.

    So entsteht hier eine anrührende, sehr ausdrucksvolle und dennoch ganz transparent geformte Einspielung, die zeigt, dass eine Formation, die seit 27 Jahren in derselben Besetzung spielt, von der reichen gemeinsamen Erfahrung profitieren kann, ohne dabei in Routine zu erstarren: Die Interpretation zeugt einerseits von einer reifen, meisterlichen Ensemblekultur und kündet andererseits unverkennbar von der tief empfundenen Liebe zur Musik. Ein Höhepunkt in der Diskographie des Auryn-Quartetts. Und eine der schönsten Brahms-Aufnahmen des gesamten Katalogs.

  4. Klassik heute

    Exemplarische, vom ersten bis zum letzten Ton fesselnde Deutungen der drei Streichquartette von Johannes Brahms sind an einer Hand abzuzählen. Zu ihnen gehören zweifellos die Aufnahme des Alban Berg Quartetts aus den 1970er-Jahren und die letztjährige Veröffentlichung des Emerson String Quartet. Mit der Einspielung durch das Auryn Quartett (The Auryn Series Vol. XVI) gesellt sich nun eine minutiös durchdachte, hoch gespannte und brillante Lesart hinzu. Denn wie diese Meilensteine der Quartettliteratur, wie diese Inbegriffe strenger und gleichwohl raffinierter Konstruktionen, wie diese Musterbeispiele konzentriertester und kunstvollster motivischer Verarbeitung, die weit über die klassische motivisch-thematische Arbeit hinausgeht, so auch deren Interpretationen: meisterlich in der architektonischen und dramaturgischen Gestaltung, reich an Emotionen und von einer ungemein farbigen Klangsprache (selbst in den famosen Bratschensoli im 3. Satz des B-Dur-Quartetts op. 67), dazu eine ausgefeilte Tongebung, die die permanente Transparenz des Stimmverbandes gewährleistet. Ohne auf Geschmeidigkeit zu verzichten, legt das beherzte espressivo-Spiel des Auryn Quartetts ein besonderes Augenmerk auf strukturelle, plastisch durchmodellierte Details und stellt sich ganz in den Dienst der Entfaltung eines Satzes oder ganzen Werks aus nur geringer motivischer Substanz.

    Die Wiedergabe des c-Moll-Quartetts op. 51,1 besticht mit elektrisierenden Stimmungsumschwüngen und bohrender Intensität – sowohl in den Sequenzierungen der ruhelosen Keimzelle des Kopfsatzes, als auch in der hingebungsvoll ausgesungenen Romanze, dem gleichmäßigen Fluss des Allegretto und dem sehr erregt formulierten Finale. Mehr als nur überzeugend gestaltet sich ebenso das kontrastreiche und unsentimentale Wechselspiel zwischen Spannung und Entspannung im a-Moll-Quartett op. 51,2 – etwa zwischen der ausgedehnten Terzenmelodik und den immer wieder überraschenden Themenverarbeitungen des 1. Satzes, oder zwischen der unschuldigen Liedhaftigkeit und den Momenten voller Unruhe und Aufgewühltheit des Andante moderato. Ihre helle Freude scheinen die vier Musiker schließlich an den verschiedenen Ausdrucksbereichen des Quartetts B-Dur op. 67 zu haben: an den rhythmischen und harmonischen Finessen sowie an den thematischen Variationskünsten innerhalb der motivisch miteinander verzahnten Sätze. Kurzum: Diese Aufnahme ist wärmstens zu empfehlen.
    Christof Jetzschke

  5. Ensemble

    Was hat dieses Streichquartett seit seiner Gründung vor 27 Jahren in unveränderter Besetzung nicht schon alles eingespielt. Und nun? Kann man vielleicht schon eine Art Abnutzung oder eine Art von negativer Kontrolliertheit erkennen? Mitnichten! Ganz im Gegenteil. Dieses Streichquartett scheint es zu lieben, immer noch an die Grenzen zu gehen, Risiken im Spiel einzugehen, die sich klanglich bei Gelingen auszahlen. Und dies ist fast immer der Fall. Und Brahms scheint diesen vier gestandenen Streicher-Herren sehr zu liegen. Mit Verve gehen sie im 1. Quartett von Brahms op. 51,1 zu Werke, wissen aber in jedem Motiv der Musik ihren Raum zu geben, den gesanglichen Melodien berauschend zu folgen, um sie schwelgend sich selbst zu überlassen – ohne allerdings die Kontrolle zu verlieren. Und dies macht unter anderem die Qualität dieser Einspielung aus: die Verquickung von Vehemenz in Klang und individueller Sichtweise sowie Tiefendurchdringung und Kontrolliertheit. Dabei scheinen diese Musiker immer noch zu brennen für die Melancholie, den Herzschmerz, der da in Musik ausgedrückt wird, für die Faszination, diese Musik zu durchwirken, sich ihr hinzugeben, sich von ihr mitreißen zu lassen, so dass man nicht einen Moment davon sprechen könnte, dass dieses Quartett in auch nur einer Nuance abgeklärt wirkt. Der Hörer wird ein weiteres Mal von einer Einspielung des Auryn Quartetts mitgerissen. Eine tolle Aufnahme!
    C. Dürer

  6. Bayern 4 Klassik Radio

    Der Name stammt aus der „Unendlichen Geschichte“. In dem bekannten Roman von Michael Ende ist AURYN ein Amulett mit Zauberkraft: Es verleiht dem, der es trägt, die Gabe der Intuition. 1979 erschien das Buch, zwei Jahre später wurde das Auryn-Quartett gegründet. Heute, nach mehr als einem Vierteljahrhundert, spielt es noch immer in der gleichen Besetzung, was in der Kammermusikszene ja keineswegs selbstverständlich ist. Das Amulett scheint also zu wirken.
    Intuition braucht ein Streichquartett nicht nur fürs Zusammenspiel, sondern auch um rechten Geist der Musik zu treffen – aber wie überall im Leben kommt es auf die Balance an. Brahms jedenfalls hat sich auf seine Intuition nicht verlassen, für ihn war sie bloß der erste Ausgangspunkt. Was sich daran anschloss, war ein Prozess härtester Arbeit und unerbittlicher Selbstkritik. Mehr als ein Jahrzehnt hat er, so weit sich das zurückverfolgen lässt, an seinen beiden Quartetten op. 51 gearbeitet; das dritte Quartett (op. 67) ging ihm dann leichter von der Hand. Die Mühe hat gefruchtet: Kaum eine andere Musik seit Beethovens Tod ist so kunstvoll gemacht wie diese Werk-Trias, ihr motivischer Beziehungszauber und ihre kontrapunktische Meisterschaft sind unübertroffen. Also Kopfmusik? Im Gegenteil.
    Intuition und Verstand oder „Herz und Hirn“ (wie Schönberg das nannte) sind eben keine sich ausschließenden Gegensätze – jedenfalls nicht in der Kunst. Dafür ist diese Musik der schönste Beweis, der sich denken lässt. Brahms bietet von beidem mehr als die meisten seiner Zeitgenossen, ja man hat sogar den Eindruck, dass die Dichte der motivischen Verarbeitung die leidenschaftliche Emotionalität der Musik eher noch steigert.
    Die Auryns nähern sich den Quartetten, die zum Komplexesten zählen, was Brahms geschrieben hat, mit großer Unbefangenheit. Die vier Musiker spielen hochexpressiv, ohne je in den dicken, wabernden und mit Vibrato übersättigten Klang abzudriften, der noch immer so mancher weit berühmteren Quartettformationen als Surrogat für echte Leidenschaft dient. Der Brahms des Auryn-Quartetts klingt schlank und sinnlich zugleich; zügig und flexibel sind die Tempi. Und obwohl es bereits eine ziemlich lange Geschichte ist, die die vier Musiker untereinander und mit den Brahms-Quartetten verbindet, ist ihre Interpretation nichts weniger als routiniert. Eine gelungene Einspielung, die zudem (wie von dem ambitionierten Label Tacet gewohnt) aufnahmetechnisch erstklassig umgesetzt ist.
    Bernhard Neuhoff

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