163 CD / TACETs Four Seasons
TACETs Four Seasons
Antonio Vivaldi
The Four Seasons
Concerto RV 317 in G minor
Concerto RV 257 in E flat major
Polish Chamber Philharmonic Orchestra
Daniel Gaede, violin
Tube Only / Transistorfrei
EAN/barcode: 4009850016304
„Best Of The Year Discs for 2008“ (Audiophile Audition)
Beschreibung
„Long live the tube! Auch die jüngste Veröffentlichung aus der „transistorfreien“ Serie von Tacet ist ein klangliches Juwel. Was Tonmeister Andreas Spreer mit seiner nostalgischen Spitzentechnik, bei der für die Aufnahme ausschließlich Röhren-Mikrofone und Röhren-Verstärker zum Einsatz kommen, hier wieder auf die Scheibe gezaubert hat, ist von einer Natürlichkeit, Wärme und Lebendigkeit des Klangs, wie wir sie längst verloren glaubten und schon fast vergessen hatten. Hier klingt eine Geige noch wie eine Geige.“ (klassik-heute)
5 Bewertungen für 163 CD / TACETs Four Seasons
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Klassik heute –
Long live the tube! Auch die jüngste Veröffentlichung aus der „transistorfreien“ Serie von Tacet ist ein klangliches Juwel. Was Tonmeister Andreas Spreer mit seiner nostalgischen Spitzentechnik, bei der für die Aufnahme ausschließlich Röhren-Mikrofone und Röhren-Verstärker zum Einsatz kommen, hier wieder auf die Scheibe gezaubert hat, ist von einer Natürlichkeit, Wärme und Lebendigkeit des Klangs, wie wir sie längst verloren glaubten und schon fast vergessen hatten. Hier klingt eine Geige noch wie eine Geige.
Musikalisch glaubt man etwas von dem enormen Druck zu spüren, den heute wohl jeder empfindet, der sich an Vivaldis vielstrapaziertes Opus macht. Ein offenes, unbefangenes Spiel ist da kaum noch möglich. Anders lässt sich nicht erklären, dass in dieser bis ins Kleinste sorgfältig durchgestalteten Aufnahme simple musikalische Sachverhalte wie Sequenzen, Alternanz oder Vorhalte und Auflösungen keine adäquate Umsetzung erfahren und manche Feinheit der Betonung der Aufmerksamkeit entgeht. Glücklicherweise erliegen Daniel Gaede und das vortreffliche Orchester aus Sopot nicht der Versuchung, die unter aktualisierendem oder historisierendem Vorwand aufgepeppten Versionen mancher Kollegen übertrumpfen zu wollen, sonder halten sich streng an den Text und bleiben im vorgegebenen Rahmen. Der hastige Kopfsatz des „Frühlings“, in dem die Vollbremsungen vor jeder Solo-Episode keineswegs plausibel wirken, und die wenig schwingende „Danza pastorale“ dämpfen zunächst die Erwartungen, doch in der Folge nimmt das Hörvergnügen stetig zu. Gaede spielt reaktionsschnell, mit feiner Artikulation, in der Phrasierung allerdings nicht immer überzeugend. Das Orchester lässt Blitz, Donner und Sturm gehörig knattern, doch die Bravour, mit der die Allegro-Teile rekordverächtig durchgezogen werden, tendiert zur Glätte und hat einen Hauch des Mechanischen. Lob verdienen der ungenannte zuverlässige Continuo-Cellist und das unruhig durch den Schlaf der Betrunkenen geisternde Cembalo (leider ist hier, beim zweiten Satz des „Herbstes“, die Track-Markierung auf der CD verrutscht !).
Die beiden zugegebenen weniger bekannten Concerti, von denen das g-Moll-Violinkonzert besonders gefällt, erscheinen lockerer musiziert als die Vier Jahreszeiten – gerade so, als wäre der Druck jetzt von allen Beteiligten genommen. Last not least sei auf den bedenkenswerten Booklet-Artikel von Christoph Ullrich hingewiesen, der diese insgesamt sehr erfreuliche Produktion abrundet.
Sixtus König
Audiophile Audition –
Diese CD ist bemerkenswert wegen der durchgehend röhrenbasierten Aufnahmetechnik – bis zu dem Punkt, an dem die von den Neumann-M49-Röhrenmikrofonen (die Musik) eingefangenen analogen Signale in digitale umgewandelt und nach den sogenannten Red-Book-CD-Standards normalisiert wurden, sodass sie als normale CDs abspielbar sind. Man sollte erwähnen, dass diese klassischen Neumann-M49-Röhrenmikrofone 1949 entwickelt und um 1951 gebaut wurden.
Von Beginn an klingt es für meine Ohren so, als habe das Orchester sämtliches romantisierende Vibrato abgelegt und mit reinem Ton gespielt – und dadurch wirken die Instrumente älter, als sie tatsächlich sind. Die Ausführung vermittelt also den Eindruck, ein modernes Kammerorchester sei in unmittelbaren Kontakt mit der Vergangenheit getreten: ein Ensemble auf modernen Instrumenten, das wie ein Originalklang-Ensemble klingt. Der Wechsel zu barocken Strichtechniken macht einen gewaltigen Unterschied. Unbestreitbar sind die Tempi flott und nichts wirkt schwerfällig an diesen erhellenden Interpretationen. Auf dieser CD stellt sich niemand Vivaldi in den Weg, niemand verfälscht ihn – alle treten als seine Fürsprecher auf.
*Die Vier Jahreszeiten* aus dem Opus 8 sind ein einzigartiger Zyklus von vier Violinkonzerten von Antonio Vivaldi (1678–1741), 1723 komponiert und 1725 erstmals als Stimmen für Solovioline und Streichquartett veröffentlicht. Die hier vorliegende Version ist eine moderne Bearbeitung für kleines Kammerorchester mit abweichender Instrumentation, wobei ein Cembalo die Basso-continuo-Linie übernimmt. Diese vier Konzerte verband Vivaldi mit vier Sonetten – sie sind somit echte Tongedichte und ein frühes Beispiel programmatischer Musik. Tun Sie sich den Gefallen und verfolgen Sie die Musik mit dem Text der Sonette: Alles wird dadurch noch viel klarer. Der Text findet sich unter [www.baroque-music-club.com/vivaldiseasons.html](http://www.baroque-music-club.com/vivaldiseasons.html).
Beim Hören dieser *Vier Jahreszeiten* stellt sich eine körperliche Empfindung ein, die – wie hier – in eine emotionale Empfindung verwandelt wird: durch die Klänge und die meisterhafte Ausnutzung der akustischen Möglichkeiten der Streichinstrumente. Instrumentalakustik ist nicht dasselbe wie Saalakustik. Die Balance der Instrumentalakustik ist durchgängig vorbildlich, besonders jedoch in Track 8 (Adagio molto), Track 14 (Adagio) und Track 17 (Adagio). Zudem sind die Streicher durchgehend von beeindruckender Kraft und Präzision, ohne je ihren warmen, reinen Ton zu verlieren – wie etwa in Track 10 (*Allegro molto*) mit dem Violinsolo und der Begleitung von Celli und Kontrabass, das nahtlos in die wunderbaren Pizzicati der Violine in Track 11 (*Largo*) übergeht, deren perfekte Synkopierung von den übrigen Streichern in reiner Harmonie getragen wird.
Die Musik dieser CD dreht sich um niemanden – auch nicht um Daniel Gaede, den Soloviolinisten. Die Musik dreht sich um Vivaldi, in einem sehr schlanken, straffen Klang. Das Orchester verschmilzt hier auf überzeugende Weise moderne Instrumente mit historischem Klangideal: beschwingte, schnelle Allegros, scharf konturierte Phrasierungen in den langsamen Mittelsätzen und freudige Presto-Finali. Energie und Hingabe sind von allen Beteiligten spürbar – Orchester, Solist und Dirigent –, was sich in präzisen Einsätzen und, nicht zuletzt, in der Abwesenheit hörbarer Fehler zeigt. Alles, was ich hier über die *Vier Jahreszeiten* sage, gilt gleichermaßen auch für die beiden weiteren Violinkonzerte auf dieser CD.
Der „Tube Only“-Klang ist solide, wenn auch nicht spektakulär; ich bin nicht überzeugt, dass „Tube Only“-CDs (im Red-Book-Format) klanglich wirklich viel beitragen. Ich hätte mir stattdessen eine „Tube Only“-SACD gewünscht. Auf dieser CD ist die Abbildung ausgezeichnet, doch die Dynamik wirkt eher flach, abgesehen von gelegentlichen Einsätzen der Celli und/oder des Kontrabasses im Forte. Meiner sehr subjektiven Meinung nach wäre eine SACD-Aufnahme die deutlich bessere Wahl gewesen. In dieser „Tube Only“-CD-Inkarnation bleibt der Klang unter dem Möglichen …
Schlusswort: Zum Glück überragt die künstlerische Qualität der Darbietung den nur durchschnittlichen Klang bei weitem – und das allein könnte schon Grund genug sein, diese CD zu rechtfertigen.
John Nemaric
Pizzicato –
Vivaldis Jahreszeiten sind das meist aufgenommene Stück der Musikgeschichte, und jetzt gibt es dazu dann doch noch eine Premiere: TACET hat das fern jeder Klimawandel-Polemik geschriebene Werk transistorfrei aufgenommen, ′Tube Only′ heißt das von uns schon mehrfach gelobte Verfahren, das eine stupende Klangreinheit besorgt. Und wieder einmal sagen wir: Auch ohne Surround glaubt man, in Sopot vor dem Orchester zu sitzen, so natürlich und unverfälscht ist das Klangbild. Musikalisch bietet die Platte nur vom Feinsten: wir hören eine durch und durch lebendig pulsierende, faszinierende Interpretation mit dem souverän und klangschön agierenden Daniel Gaede als Solist.
RéF
Classics Today France –
Liebe Barockfreunde, verzeiht, wenn ich euch schockiere. Eine 10/10-Bewertung für polnische Vier Jahreszeiten mit einem Geiger, den nur wenige Eingeweihte kennen? Ja.
Es geht nicht darum zu behaupten, diese Aufnahme ersetze alle anderen. Aber man muss festhalten: Diese Einspielung schafft, was so viele verfehlt haben – die kammermusikalische und virtuose Version für „Otto Normalhörer“. Gaede gelingt, woran Perlman, Shaham, Mutter (in ihrer zweiten Aufnahme) und Sarah Chang gescheitert sind. Dort, wo Kennedy (zweite Version, in Berlin) einen guten Eindruck hinterließ und wo Gidon Kremer (zweite Version, bei Nonesuch) bislang als beste Wahl galt.
Wir bewegen uns hier nicht im Bereich der historischen Instrumente. Das Polnische Kammerphilharmonie-Orchester betritt das Terrain des Kölner Kammerorchesters von Helmut Müller-Brühl. Vielleicht klingt es weniger brillant als das Combattimento Consort Amsterdam oder die Deutsche Kammerphilharmonie – Ensembles, die ebenfalls moderne Instrumente mit „stilistischer Bewusstheit“ einsetzen. Hört man jedoch die außergewöhnliche Sommer-Version des Polnischen Kammerorchesters, ist dieser vermeintliche Qualitätsunterschied nicht erkennbar.
Das theatralische Element bei Biondi und Il Giardino ist unbestreitbar. Doch auch diese Interpretation ist ungemein ausdrucksstark – ganz ohne Übertreibung. Das unterscheidet sie etwa von Pavel Šporcls Einspielung (Supraphon), die das überbordende Ego eines „genialen Verrückten“ widerspiegelt. Hier wird alles auf maximale Eloquenz und Glut gebracht, ohne jede Manieriertheit oder Übersteigerung. Diese Deutung steht in der Tradition von Pinnock-Archiv – allerdings auf modernen Instrumenten.
Daniel Gaede, bereits durch andere Tacet-Aufnahmen aufgefallen, war von 1994 bis 2000 Erster Konzertmeister der Wiener Philharmoniker. Wie gesagt: Er schafft, woran die Stars gescheitert sind. Seine glühende Virtuosität steht ganz im Dienst der Musik – er gibt nicht den „großen Solisten“. Vielmehr scheint er sich wie ein Erzähler aus dem Orchester herauszulösen. Man höre nur seinen zweiten Satz des Herbst ganz ohne Vibrato – als Illustration der ersten frostigen Tage.
Apropos Frost: Der Beginn des Winters ist ebenso eisig wie bei Pinnock, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu schnell (ebenso wie das Largo). Und was die „Klasse“ der Aufnahme betrifft: Man achte darauf, wie der letzte Ton des zweiten Satzes gesetzt und verklingt – eine Sternstunde. Die geistige Verschmelzung von Solist und Orchester ist so kraftvoll wie bei Kremer und seiner Kremerata Baltica.
Die Kopplung ist logisch und ergibt, ohne allzu großzügig zu sein, eine Stunde Musik. Die Sorgfalt, die auf die beiden zusätzlichen Konzerte verwendet wurde, entspricht jener, die in den Glanz der Vier Jahreszeiten investiert ist. Für Liebhaber von Aufnahmetechnik und Klang wird diese CD ohnehin ein Fest sein, da sie Teil der „Tube Only“-Serie von Tacet ist. Die Aufnahme selbst entfaltet sich in einem großzügigen und realistischen Raum. Ob es an den Röhrenverstärkern liegt, weiß ich nicht – wer kleinlich sein will, könnte sagen, die Bässe seien etwas dezent.
Ein bewundernswerter Erfolg also. Wenn (fast) Unbekannte den ganz Großen den Rang ablaufen, ist das eine Entdeckung, die umso mehr Freude bereitet!
Christophe Huss
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französischer Original-Text:
Amis baroqueux, désolé de vous choquer. Un 10/10 à des Quatre Saisons polonaises avec un violoniste connu seulement de quelques happy few? Oui.
Il n′est pas question de dire que cet enregistrement remplace tous les autres. Mais il faut dire que cet enregistrement réussit ce que tant et tant ont raté: la version chambriste et virtuose de „Monsieur et Madame Tout-le monde“. Gaede réussit là où Perlman, Shaham, Mutter (2e version), Sarah Chang ont échoué. Là où Kennedy (2e version, à Berlin) a fait bonne impression et là où Gidon Kremer (2e version, chez Nonesuch) apparaissait jusqu′ici comme le meilleur choix.
On n′est pas dans le domaine des instruments anciens. L′Orchestre philharmonique de chambre de Pologne marche sur les plates-bandes de celui de Cologne cher à Helmut Müller-Brühl. Il est sans doute moins brillant que le Combattimento Consort Amsterdam ou la Deutsche Kammerphilharmonie, des ensembles qui pratiquent eux-aussi la musique sur instruments moderne avec la „conscience stylistique“. Quand on entend l′exceptionnelle version de l′Été de l′Orchestre de chambre de Pologne, cet écart qualitatif supposé n′est pas notable.
Le théâtre de Biondi et d′Il Giardino est indéniable. Mais cette interprétation-ci est aussi très éloquente sans la moindre exagération. C′est ce qui la différencie de celle de Pavel Sporcl (Supraphon), reflet de l′égo envahissant d′un violoniste un peu „fou génial“. Ici tout est porté à son maximum d′éloquence et d′incandescence, sans la moindre adaptation ou outrance. Cette interprétation est héritière de Pinnock-Archiv, sur instruments modernes.
Daniel Gaede, déjà remarqué dans d′autres disques Tacet, fut premier violon solo du Philharmonique de Vienne entre 1994-2000. On l′a dit, il réussit là où les stars ont échoué. Sa virtuosité incandescente est au service de la musique et il ne joue pas au soliste. Tout se passe comme s′il se dégageait de l′orchestre à la manière d′un narrateur. On écoutera son 2e mouvement d′Automne sensa vibrato, comme pour illustrer les premiers frimas.
Question frimas: l′entrée de l′Hiver est aussi gelée que celle de Pinnock, même si un peu trop rapide à mon goût (tout comme le Largo). On écoutera, au chapitre de la „classe“ de l′enregistrement, la manière dont est posée et éteinte la dernière note du 2e volet. La fusion spirituelle soliste-orchestre est aussi puissante que celle de Kremer et sa Kremerata Baltica.
Le couplage est logique et, sans déborder de générosité, nous vaut un disque d′une heure. Le soin porté à la réalisation des deux concertos équivaut à celui mis au service de la brillance de Saisons. Le disque sera évidemment une fête pour les amateurs de prise de son et de technique, puisqu′il s′ajoute à la série „tube only“ de Tacet. La captation elle même s′inscrit dans un espace généreux et réaliste. Je ne sais si ce sont les amplis à tubes, mais, si on voulait ergoter, on dirait que les graves sont un peu discrets.
Admirable réussite, donc. Des (presque) sans-grade qui dament le point aux plus grands, cela fait toujours très plaisir à découvrir!
Christophe Huss
Sächsische Zeitung Dresden –
(…) Daniel Gaede und die 15 Streicher der Polnischen Kammerphilharmonie Sopot pflegen ein schnörkelloses, ruhig fließendes Spiel, das mit dem Sound-Ideal des Labels TACET bestens harmoniert: Tonmeister Spreers uralte Neumann-Mikros und Röhrenverstärker lassen Vivaldi warm und offen klingen – Breitwandakustik gediegender Art. (…)
Jens-Uwe Sommerschuh