174 CD / Hommage à Schostakowitsch

Hommage à Schostakowitsch

Klaviertrios von Schostakowitsch und Obst
Abegg Trio

EAN/barcode: 4009850017400

Beschreibung

„Virtuos kosten die drei die jeweiligen spieltechnischen Herausforderungen aus, verlieren aber niemals den Blick auf das Gesamte und vermögen es, dem Schönklang und der bissigen Tonsprache mit Temperament das richtige Gewicht zu verleihen. “ (Ensemble)

6 Bewertungen für 174 CD / Hommage à Schostakowitsch

  1. Pforzheimer Zeitung

    Mit Kraft und Überschwang sowie Sinn für Ironie geht das Trio den Erstling von Schostakowitsch an, während das reife zweite Trio von Transparenz und Genauigkeit gepägt ist. (…) Eine Entdeckung ist das 2. Klaviertrio von Michael Obst (…) Hier ziehen die Abeggs alle Register ihrer großen Ensemblekunst. Unbedingt hörenswert.
    Thomas Weiss

  2. Fono Forum

    Das Abegg Trio legt hier eine Interpretation von Schostakowitschs jugendlichem Klaviertrio Nr. 1 vor, die durchweg zu begeistern vermag: temperamentvoll, energisch, mit untrüglichem Gespür einerseits für den spätromantischen schwelgerischen Charakter der Musik, andererseits für die vielen kleinen Provokationen, die bereits den Komponisten der ersten Sinfonie und der „Nase“ ahnen lassen. (…)
    Thomas Schulz

  3. Pizzicato

    Auf dieser TACET-CD konfrontiert uns das Abegg-Trio mit einer sehr überzeugenden Interpretation der beiden Shostakovich-Trios op. 8 und o. 67, denen es das nicht minder interessante Trio Nr. 2 von Michael Obst aus dem Jahre 2006 gegenüber stellt. Das Abegg-Trio spielt die beiden Werke von Shostakovich mit präzisem Gespür für das Tragische und Makabre, für die Ironie und den Schmerz. Dabei finden die drei Musiker die ideale Balance aus musikalischer Hingabe und objektiver Betrachtung. Es ist vor allem diese objektive Betrachtungsart, die jede Positionierung verhindert, sondern einzig und allein dem Aufspüren der musikalischen Wahrheit dient. Mit technischer Brillanz und größter Dialogbereitschaft lässt uns das Abegg-Trio hier an einer wirklichen Referenzeinspielung von Werken teilnehmen, die besonders durch russsische Interpretationen immer eine gewisse einseitige Deutung erfahren.
    Michael Obst (Jahrgang 1955) sieht sein Trio als Hommage an Shostakovich. Die Musik, die immer wieder auf die Musik des russischen Komponisten verweist, bedient sich aber auch anderer Elemente aus der Musikgeschichte, wie z.B. dem Jazz und der minimalistischen Musik. Auch hier lässt das Abegg-Trio äußerste Sorgfalt walten und weiß sich der Verantwortung als Widmungsträger mit größtem Engagement zu stellen.
    Steff

  4. Audiophile Audition

    Eine sehr gelungene Interpretation der Trios und zugleich ein interessantes neues Werk.

    Obwohl der neunzehnjährige Schostakowitsch in seiner Jugend einige harte Zeiten durchmachte, verrät die Widmung seines ersten Klaviertrios an Tatiana I. Gliwenko seine verliebte Zuneigung zu einem Mädchen, das ihn ihr Leben lang im Herzen behalten sollte. Er hielt sich ihr gegenüber stets für das hässliche Entlein – besonders wegen seines schulmeisterlichen Geredes und der übertrieben dicken Brille. Doch sie sah in ihm natürlichen Charme und Unschuld und sagte, es sei „unmöglich, ihn nicht zu mögen“. Das Trio, das voll ist von seiner zärtlichen Hingabe und seinen vieldeutigen Neapolitanischen Sextakkorden, löst sich schließlich in ein strahlendes A-Dur auf – ein Werk, das allen, die ein Faible für Happy Ends haben, leicht ins Herz geht.

    Das zweite Trio ist ein wenig anders; wie so viele andere entstand es inmitten einer tiefen Tragödie. Schostakowitschs bester Freund und Weggefährte, Iwan Sollertinski, starb im Alter von nur 41 Jahren – ein Ereignis, das den Komponisten in tiefe, untröstliche Trauer stürzte. Erst sechs Monate nach dem Tod seines Freundes konnte er das Werk vollenden, das er am Tag des Todes begonnen hatte. Die ruhige, banale und scheinbar kontrollierte Musik verbirgt in Wirklichkeit eine sehr ernste und sogar verstörende Weltsicht. Sie gibt vor, ein Porträt des Verstorbenen zu sein, doch in Wahrheit geht sie weit darüber hinaus: Der wilde Totentanz am Ende verspottet den Tod, bevor er in eine fast psalmenhafte Stille übergeht.

    Michael Obst (*1955) verwendet Schostakowitschs Initialen als Grundlage für sein erweitertes Trio (d-es-c-h). Ein Prolog geht dem Werk voraus, das sich in acht Abschnitte gliedert, die durch kurze Zwischenspiele unterbrochen werden. Die Musik erinnert an Schostakowitsch, bietet aber zugleich eine eigene, unverwechselbare Stimme – wie ein Mann, der versucht, ein anderer Komponist zu sein, dabei aber seine eigene Identität nicht ablegen kann. Es ist eine gelungene Hommage und ein Werk, das größere Aufmerksamkeit verdient.

    Im Vergleich zu einer kürzlich besprochenen Aufnahme auf Coviello Classics wirkt das Abegg Trio wesentlich spröder und asketischer in seinem Zugang. Der Klang kann aufgrund des Formats nicht mit dem der Trio-Miniaturen auf Coviello mithalten, doch diese Tacet-Aufnahme – und die sind meist hervorragend – erweist sich als außergewöhnlich klar und inspiriert. Eine Empfehlung für alle, die genau diese Kombination suchen.

    Steven Ritter

  5. Ensemble

    Das Abegg Trio hat sich Spielfreude und Entdeckerlust erhalten. Anlässlich seines 30-jährige Bühnenjubiläums widmete der Komponist Michael Obst dem Abegg Trio sein Trio Nr. 2. Die Initialen von Dmitri Schostakowitsch, der diese selbst bedeutungsvoll u. a. im Streichquartett Nr. 8 eingesetzt hat, dienen hier als Grundmotiv. Obst entwickelt daraus „8 musikalische Reflektionen über Dmitri Schostakowitsch“. Dass das Abegg Trio ein äußerst austariertes Trio ist, beweist es in den Trios von Schostakowitsch. Virtuos kosten die drei die jeweiligen spieltechnischen Herausforderungen aus, verlieren aber niemals den Blick auf das Gesamte und vermögen es, dem Schönklang und der bissigen Tonsprache mit Temperament das richtige Gewicht zu verleihen.
    Anja Renczikowski

  6. Klassik heute

    Dem Abegg Trio ist es ein weiteres Mal zu danken, (halbwegs) bekannte Literatur mit einer Komposition neuesten Datums (2006!) zu verbinden, genauer noch: inhaltlich, gehaltlich zu verbünden. Den beiden Schostakowitsch-Klaviertrios op. 8 – ein packend-kurzatmiges Beispiel euphorischer, post-romantisierender Kammermusik aus dem Jahr 1923! – und dem tief schürfendem Trio op. 67 fügen Ulrich Beetz, Birgit Erichson und Gerrit Zitterbart ein Werk ihres Weimarer Universitätskollegen Michael Obst (*1955) hinzu. Dessen vielteiliges Trio ist im Zeichen Schostakowitschs erdacht, bezieht sich – wie auch Schostakowitsch oft in seinen eigenen Schöpfungen – auf die Initialen D. Sch. und die damit verquickten Töne d-es-c-h. Obst hat sich im Begleitheft ausführlich über sein Trio geäußert – in diesem Fall eine echte Verständnishilfe, wodurch die von ihm gewählten „Mottos“ von immerhin 16, im Extremfall 4 Minuten dauernden Einzelsätze den Hörer in Nähe des vom Autoren Erwünschten platzieren. Titel wie Mephisto-Walzer und Die wilde Jagd reflektieren – ohne die verbürgte Wildheit der „Vorlagen“ aufzugreifen – die entsprechenden Liszt-Passagen aus der Faust-Literatur aus der Etüden-Verrücktheit (Nr. 8!). Diese musikalischen Anzüglichkeiten und die eingefügten Ruhezonen (fünf „Intermèdes“) ergeben ein zurückhaltend schillerndes Bild von kompositorischer Rückbesinnung und vorsichtiger, keinesfalls schockierender Gegenwartssprache ohne jede Angst, sich im Zusammenwirken dreier Instrumente auch gefühlsmäßig zu zeigen. Insofern ist dieses Obst durchaus eine Frucht des weit verzweigten Baumes Schostakowitsch – so wie Komponisten vom Range eines Schnittkes auf eigenen Wegen das schmerzliche Wirken, das ästhetische Verharren und Protestieren ihres Landesmannes in ihren Werken immer wieder aufleuchten ließen. In diesem Sinn prägen, schraffieren und ziselieren die drei Abeggs die beiden Schostakowitsch-Trios in einer überzeugenden Mischung aus Genauigkeit und Passion, verfallen keine Sekunde in Trance, aber zeigen uns auch, wie nahe diese Stücke gelegentlich am Rande der musikantischen Selbstvergessenheit angesiedelt sind.
    Peter Cossé

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