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Pianiste –
DIE LEKTIONEN DER VERGANGENHEIT
Die Magie der Welte-Mignon
Debussy, Ravel, Mahler, Einecke, Grieg, Granados… spielen ihre Werke.
Würden Sie gerne Ravel, Debussy, Strauss, Saint-Saëns, Reger hören, wie sie auf einem modernen Klavier ihre eigenen Werke spielen? Und was halten Sie von einer „perfekten“ Wiedergabe der Interpretationen der ersten Horowitz, Fischer, Lhévinne und anderer wie Schnabel? Das deutsche Label Tacet bietet eine Anthologie der Rollen, die mit dem Welte-Mignon-Verfahren aufgenommen wurden. Das System ist einfach, aber der Wiedergabeprozess ist besonders komplex! Tatsächlich wurden die von den Komponisten selbst gespielten Stücke mit dem 1904 von der Firma Welte & Söhne in Freiburg erfundenen Gerät digitalisiert. Die damaligen Lochrollen haben den Anschlag, das Pedalspiel und die feinsten Nuancen aufgezeichnet. Heute muss man diese Aufnahmen einfach auf ein Konzertklavier übertragen.
Es ist daher ein echter Schock, die „Children’s Corner“ und einige Préludes von Debussy zu hören, aber auch die „Sonatine“, die „Valses nobles et sentimentales“ von Ravel unter den Fingern der Komponisten selbst zu erleben. Welche Lektionen ziehen wir daraus? Zunächst einmal die erstaunliche Freiheit dieser beiden Genies in Bezug auf ihre Partituren! Es ist auch wahr, dass das Spiel von Ravel nicht immer perfekt in der Ausführung ist… Aber wenn man den rein technischen Aspekt überwindet, wird die extreme Feinheit und die Personalisierung der Anschläge deutlich. Die Dynamik ist meist zart, die Finger scheinen das Klavier nur zu streifen. Ohne jede Brutalität. Die Klarheit und Sanftheit sind verblüffend. Andere Beispiele sind ebenso beeindruckend, wie die beiden Bände, die sich mit Werken von Brahms befassen, die von Nikisch, Lhévinne, Samaroff, Ney oder auch die Etüden von Chopin, gespielt von Pachmann und Paderewski, interpretiert wurden…
Die Virtuosität der Pianisten ist erstaunlich, aber noch mehr überrascht die Leidenschaft, das Engagement, manchmal sogar die Zierlichkeiten und die unpassenden Verzierungen, die manche Pianisten wie Ticks hervorrufen. Aus all diesen Meisterlektionen bleibt uns eine Erkenntnis: Die stärksten Persönlichkeiten entfalten sich nur nach einem tiefen und viszeralen Verständnis der Werke. Schnabel in den Walzern von Josef Strauss und Josef Lanner (wer würde das heute noch spielen?), Horowitz 1926 in einigen Préludes von Rachmaninov – sie sprechen uns an. Woher rührt der Charme und die unwiderstehliche Ausstrahlung ihrer Lesarten? Ein Rätsel.
Jedes Jahr veröffentlicht Tacet drei oder vier neue CDs aus den Welte-Mignon-Archiven. Unbedingt sammeln.
S. F.
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Französischer Originaltext:
LES LEÇONS DU PASSÉ
La magie des Welte-Mignon
Debussy, Ravel, Mahler, Einecke, Grieg, Granados… jouent leurs œuvres.
Vous aimeriez entendre Ravel, Debussy, Strauss, Saint-Saëns, Reger jouant sur un piano d’aujourd’hui leurs propres Oeuvres? Et que diriez-vous aussi d’une restitution « parfaite » des interprétations des premiers Horowitz, Fischer, Lhévinne et autres Schnabel? Le label allemand Tacet propose une anthologie des rouleaux gravés par le procédé Welte-Mignon. Le système est simple, mais le procédé de restitution particulièrement complexe! En effet, les pièces jouées par les compositeurs eux-mêmes ont été numérisées à partir de l’appareil inventé en 1904 par la firme Welte & Fils de Fribourg. Les rouleaux perforés de l’époque ont capté le toucher, le jeu des pédales et les nuances les plus fines. Il suffit aujour¬d’hui de transférer ces témoignages sur un piano de concert.
C’est donc un véritable choc que d’entendre dans un confort d’écoute optimal les Children’s Corner et quelques Préludes par Debussy, mais aussi la Sonatine, les Valses nobles et sentimentales de Ravel sous les doigts des compositeurs. Quelles leçons en retirons-nous? D’abord, l’étonnante liberté de ces deux génies vis-à-vis de leurs partitions! Il est vrai aussi que le jeu de Ravel n’est pas d’une justesse infaillible… Mais si l’on dépasse l’aspect purement technique, on s’aperçoit de l’extrême finesse et de la personnalisation des touchers. Les dynamiques sont généralement faibles, les doigts semblent effleurer le clavier. Sans aucune brutalité. La clarté et la douceur sont stupéfiantes. D’autres exemples sont frappants comme ces deux volumes consacrés à des œuvres de Brahms interprétées par Nikisch, Lhévinne, Samaroff, Ney ou bien les Études de Chopin par Pachmann et Paderewski…
La virtuosité des pianistes est stupéfiante, mais on est plus surpris encore par la fougue, l’engagement, parfois même les coquetteries, les ornementations intempestives que certains provoquent comme des tics. De toutes ces leçons de maîtres, on retient que les personnalités les plus fortes ne s’épanouissent qu’après une compréhension viscérale et profonde des œuvres. Schnabel dans les Valses de Josef Strauss et de Josef Lanner (qui oserait jouer cela aujourd’hui ?), Horowitz en 1926 dans quelques Préludes de Rachmaninov nous interpellent. D’où proviennent le charisme et le charme insensés de leurs lectures? Mystère.
Chaque année, Tacet publie trois ou quatre nouveaux CD des archives Welte-Mignon. À thésauriser.
S. F.
klassik.com –
–> Original-Artikel
(…) Der von Tacet eingesetzte Steinway lässt die drei Komponisten wie aus der Zeit gefallene Zeitgenossen wirken, so präsent und filigran ist die Klanggestaltung, die höchsten Ansprüchen vollauf genügt. Wunderbar, wie weich etwa Mahlers und Reineckes Anschlag den Flügel das Singen lehrt. Vor allem deswegen lohnt es sich, diese Einspielung zu hören (…): Der Klang spricht für sich.
Pizzicato –
TACET setzt seine Welte-Mignon-Serie fort mit Aufnahmen von Klavierrollen, die Gustav Mahler, Hans Haass, Carl Heinrich Reinecke und Edward Grieg Anfang des 20. Jahrhunderts einspielten. Man hört also, es sei noch einmal erklärt, einen modernen Steinway-Flügel, der mittels Lochband von der Welte-Mignon-Maschinerie bespielt wird. Großartiger, moderner Klaviersound mit Interpreten, die schon lange tot sind! Dass die Mahler-Aufnahmen dabei besonders interessant sind, leuchtet ein, und nicht nur weil wir im Mahler-Jahr sind, sondern weil sich aus des Komponisten Spiel doch so manches ableiten lässt. So sind das schnelle Tempo von ‚Ging heut morgen übers Feld‘ aus den ‚Liedern eines fahrenden Gesellen‘ sowie das effektvolle Spiel im ersten Satz der 5. Symphonie doch sehr bedeutsam und zeigen uns Mahler als Extremisten, auch am Klavier. Nicht unbedeutend sind die Aufnahmen des 80-jährigen Reinecke, während Grieg in ‚Schmetterling‘, ‚Norwegischer Brautzug‘ und ‚Vöglein‘ Wege zu seinen Kompositionen zeigt, die viele Pianisten heute nicht zu gehen wagen.
RéF
Audiophile Audition –
Mahler spielte mehrere seiner Werke am 9. November 1905 in Leipzig am Klavier, darunter eine ausgedehnte Klaviertranskription seiner Fünften Symphonie, die sich sowohl fiebrig als auch faszinierend erweist.
Ich begann diesen Rückblick, Band XV der Reihe The Welte Mignon Mystery, mit jenen Einspielungen, die Edvard Grieg am 17. April 1906 machte und die hier auf einem modernen Steinway in Stereo wiedergegeben sind – ein wahrer Genuss nach den kratzigen, fast akustisch unbrauchbaren Schellackaufnahmen, die er damals gemacht hatte und die auf Pearl erschienen. Griegs Technik beeindruckt sofort mit klaren, resonanten Arpeggien und einer flatternden Melodielinie, die dem Stück Schmetterling ihren Namen gibt. Ein wahrnehmbares Rubato durchzieht dieses subtile Spiel. Das Brautlied aus alten Zeiten, eine Szene aus dem Volksleben, bezaubert mit seinen Synkopen und Auftakten, den geschmackvollen Trillern und Verzierungen. Der Tanz wird zu einem Tummelplatz für fruchtbare Experimente in Klangfarbe und modaler Harmonik. Das kleine Vöglein flattert fast wie ein Kolibri mit rasch bewegten Flügeln. Kantig und zart, hat das lyrische Stück nichts Feminines an sich, trotz seiner nuancierten Phrasen und oft kräftigen Akzente.
Mahler spielte mehrere seiner Werke am 9. November 1905 in Leipzig am Klavier, darunter eine ausgedehnte Klaviertranskription seiner Fünften Symphonie, die sich sowohl fiebrig als auch faszinierend zeigt. Über das innewohnende Drama des Trauermarsches hinaus – mit seinen kolossalen „Schicksals“-Motiven und Hinweisen auf die furchterregenden Herzrhythmen, die später zu Mahlers Tod führen sollten – tritt die leidenschaftliche Zartheit der Nebenmotive zutage, oft in zurückhaltenden und feinsinnigen Farben. Mahlers kompromisslose Liebe zum Lied und zur monumentalen Natur durchdringt diese düstere Partitur ebenso wie das Finale der G-Dur-Symphonie – ohne den Sopran-Solo-Part, der vom himmlischen Leben kündet – und ruft ein grelles, ja beinahe barbarisches Fest im Himmel hervor. Mahler entfaltet die G-Dur-Arpeggien und flatternden Läufe in ihren unregelmäßigen Metren und fängt dabei oft die kontrapunktischen Spannungen zwischen den einzelnen Stimmen ein, bis die Reihe absteigender Kadenzen in eine mystische Auflösung mündet. Mahlers Spiel in den oberen Registern ist technisch nicht immer sicher, doch das plastische Elysium, das er beschwört, hat seinen eigenen Reiz. Die Akzente in den Bassharmonien deuten mehr als deutlich auf Mahlers Empfinden für räumliche Auflösung in dieser jenseitigen Klanglandschaft hin.
Ignaz Friedman transkribierte Auszüge aus der D-Moll-Sinfonie Nr. 3, und Hans Haass vom Welte-Mignon-Studio spielte 1925 zwei dieser Sätze ein. Haass meistert das knifflige, spieluhrartige Menuett mit souveräner Technik und einem ausgeprägten Gespür für Mahlers Ironie. Der Kinderchor erklingt mit einer Unschuld, die uns mit einem Hauch von Vergänglichkeit berührt. Sein Hauptthema nimmt natürlich das Finale der G-Dur-Symphonie vorweg. Das Eröffnungslied aus Lieder eines fahrenden Gesellen, von Mahler selbst gespielt, löst die Melodie vom Begleitmuster und legt ein Tempo fest, das jedem Verehrer der Ersten Symphonie vertraut sein dürfte.
Carl Reinecke (1824–1910) leistete bedeutende Beiträge zum musikalischen Leben Leipzigs; selbst Schumann zählte ihn zu den „jüngeren Generationen, mit denen ich mich verwandt fühle.“ Als solider Pianist nahm Reinecke einen Auftrag von Liszt an, dessen eigene Töchter am Klavier zu unterrichten. Reinecke war bereits 80 Jahre alt, als er sich 1904 dem Aufzeichnungsverfahren von Welte Mignon unterzog, doch sein Erinnerungsvermögen an das romantische Ethos zeigt sich deutlich in Warum? aus Schumanns Fantasiestücken, Op. 12, in dem Ritardandi und Pulsverschiebungen als Teil des authentischen Stils verstanden werden müssen. Als anerkannter Mozart-Kenner fügt Reinecke Arpeggien, Pedaleinsatz und Rubato in jene „Leerstellen“ ein, in denen der Interpret eigene Einfälle einbringen soll. Mozarts Menuett, KV 498a, erscheint dadurch fast wie ein romantischer Salon-Komponist. Die ersten Akkorde des Rondo alla Turca sind kaum wiederzuerkennen, und Reinecke ergänzt freie Melodielinien, doch der Kontrast der Texturen ist reizvoll. Am bezauberndsten ist Mozarts Larghetto aus dem Krönungskonzert, das mit luftiger Anmut und unterlegten, dichten Arpeggien im Stile Mendelssohns fließt. Auch Beethovens Ecossaise in Es-Dur bleibt mehr Improvisation in steifen rhythmischen Perioden als eine textgetreue Wiedergabe. Der Track Nr. 11 ist mit Gondoliera von Reinecke betitelt, tatsächlich aber hören wir Chopins Mazurka in h-Moll, Op. 33, Nr. 4 – stilistisch überzeugend. Das Vorspiel zum fünften Akt der Oper König Manfred vereint gezupfte Elemente von Schumann und Wagner mit einem archaischen Triller.
Gary Lemco