209 CD / Wolfgang Amadeus Mozart: Gran Partita
Beschreibung
Kürzlich tat sich, inspiriert durch Roger Norrington, eine Gruppe von Musikern aus dem SWR Sinfonieorchester zu der Formation STUTTGART WINDS zusammen. TACET fällt die Ehre zu, die ersten Früchte dieser unbeschwert vergnüglichen Arbeit zeigen zu können. Als Einstieg wurde die Gran Partita KV 361 von W. A. Mozart ausgewählt, die es in jeder Hinsicht in sich hat. 12 Bläser und ein Kontrabassist wollen aufeinander eingestimmt sein, wollen zusammen atmen und den Geist einer so selbstverständlich, einfach klingenden und doch so komplexen Musik verströmen. Das Ergebnis ist: pures Vergnügen! Blühende lyrische Passagen, intime Dialoge, lustige Einwürfe, fetzige Rausschmeißer. Wie in der Oper. Vervollständigt und abgerundet wird das Programm durch eine Transkription von Mozarts Fantasie f-Moll KV 608.
8 Bewertungen für 209 CD / Wolfgang Amadeus Mozart: Gran Partita
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Image Hifi –
(…) „Mozart hat eigentlich immer nur Opern geschrieben.“ (Nicolaus Harnoncourt (…)
Vielleicht liegt das Geheimnis dieser Musik ja tatsächlich in dieser quasi vokalen Anlage. Der berühmteste Satz, das so kunstlos wirkende Adagio, entfaltet einen elegischen Zauber, der kaum zu beschreiben ist. Während die übrigen Instrumente ihnen einen pulsierenden Klanggrund auslegen, singen Oboe und Klarinette darüber ein Duett, wie man es sehnsuchtsvoller in kaum einer Mozart-Oper findet.
Heinz Gelking, image-hifi
rohrblatt. Die Zeitschrift für Oboe, Klarinette, Saxophon, 3/2013 –
Andreas Spreer, TACET-Chef und seit Jahren verantwortlich für den besonderen Klang seines Labels, hat sich für diese Aufnahme wieder eine spezielle Sitzanordnung der zwölf Bläser mit ihrem Kontrabass ausgedacht: anders als auf einem Podium – und auch völlig anders als im Orchestertutti – bilden sie einen Kreis mit einem zentralen Mikrofon in seiner Mitte und Einzelmikrofonen vor jedem der dreizehn Instrumente. Das führt zum leichten Blickkontakt der Spieler und zu einem fokussierten Gesamtklang, wie man ihn nur auf einem Tonträger erleben kann – wer kann schon in die Mitte einer solchen Spielmannschaft sitzen und seine beiden Ohren als Zentralmikrofon nutzen? Der homogene Klang der oft massiert eingesetzten Instrumente erscheint in dieser Anordnung stets so durchsichtig, wie man das im Konzertsaal kaum erlebt.
Die zwölf Bläser des Stuttgarter SWF-Sinfonieorchesters gestalten die farbenreiche Partitur in ihren vielen Facetten lebendig und einfühlsam. Ihre Schulung durch den langjährigen Chefdirigenten Roger Norrington zeigt sich in einer erdigen, sämigen Klanggestaltung, wie man sie eher von frühen Originalinstrumenten erwartet. Die herzerwärmenden Kantilenen – nicht nur im beseelten Adagio und an anderen opernhaft ausgestalteten Passagen – schmeicheln sich ins Herz, die geballte Klangkraft aller Instrumente reißt mit. Die Bläserbearbeitung der Orgelfantasie – die vier Hörner fehlen – verleiht dieser meisterhaften Zehn-Minuten-Miniatur einen ungewohnten, gleichwohl betörenden Klangfarbenreichtum.
Im Wettstreit mit starker Konkurrenz findet sich diese ebenso viruos wie bewegend eindringlich gestaltete Aufnahme in vorderster Reihe
Dieter Steppuhn, rohrblatt
Audiophilia –
–> Original-Kritik
(…) Tacets Aufnahme kombiniert eine intelligente Positionierung der Instrumente (die Platzierung von Oboe und Klarinette auf gegenüberliegenden Seiten der Klangbühne erzeugt einen wunderbaren Effekt) mit Offenheit und Transparenz, die sie zur besten macht, die ich gehört habe, um die komplexe innere Struktur der Musik zu entwirren. (…)
Andy Fawcett, Audiophilia
hifi & records 01/2014 –
Mozarts Bläserserenade KV 361 für je zwei Oboen, Klarinetten, Bassetthörner, Fagotte, vier Hörner und Kontrabass sprengte seinerzeit nicht nur von der Besetzung her alles bis dato Dagewesene. Allein die sieben Sätze rücken in ihren Dimensionen in die Nähe der Orchesterserenaden, ihr klanglicher und satztechnischer Reichtum reicht ins Symphonische. Das Stück ist bis heute eine Herausforderung für alle Beteiligten, vor allem im musikalisch-gestalterischen Bereich. Gilt es doch, den ganzen Farbenreichtum der ungeheuren Bläserpalette in immer neuen Varianten aufzumischen und auszutarieren. Eine heikle Aufgabe, die von den Stuttgart Winds fabelhaft gelöst wird. Das Ensemble besteht aus Mitgliedern des RSO Stuttgart, die in geradezu traumwandlerischer Sicherheit miteinander harmonieren. Der Notentext der neuen Mozart-Ausgabe wird penibel umgesetzt; faszinierend, wie jedes Vortragszeichen hörbar gemacht wird. Trotz des traditionell dunklen Bläsertimbres wirkt das Gesamtklangbild schlank und bis ins letzte Detail durchhörbar. Als Zugabe gibt es eine Bearbeitung der Fantasie für eine Orgelwalze KV 608, die in der Version für Bläseroktett und Kontrabass musikalisch ungemein aufgewertet wird.
Holger Arnold, hifi & records
Das Orchester 12/2013 –
–> Original-Kritik
Mit frischen und mitreißenden Tempi legen die Musiker nach der langsamen, sehr farbigen Einleitung in bester Aufnahmetechnik und plastischer Klangmischung behende los, jede Note passt im homogenen Zusammenspiel.
Werner Bodendorff
Fono Forum 10/13 –
Am 23. März 1784 veranstaltet der Klarinettist Anton Stadler in Wien eine „Musikalische Akademie“, in der u. a. „…eine große blasende Musik von ganz besonderer Art, von der Composition des Hrn. Mozart gegeben wird“. Und was für eine blasende Musik das war: Mit je zwei Oboen, Klarinetten, Bassetthörnern, Fagotten, vier Hörnern und Kontrabass sprengt die „‚Gran Partita‘ (Name nicht von Mozart) nicht nur von der Besetzung her alles bisher Dagewesene. Allein die sieben Sätze rücken in ihren Dimensionen in die Nähe der Orchesterserenaden, ihr klanglicher und satztechnischer Reichtum reicht ins Sinfonische.
Das Stück ist bis heute eine Herausforderung für alle Beteiligten. Bei Verwendung heutiger Instrumente weniger im technischen als vor allem im musikalisch-gestalterischen Bereich, gilt es doch den ganzen Farbenreichtum der ungeheuren Bläserpalette in immer neuen Varianten und Konstellationen aufzumischen und auszutarieren. Eine heikle Aufgabe, die von Stuttgart Winds fabelhaft gelöst wird.
Das Ensemble besteht aus Mitgliedern des RSO Stuttgart, die in geradezu traumwandlerischer Sicherheit miteinander harmonieren. Der Notentext der neuen Mozart-Ausgabe wird penibel umgesetzt; faszinierend, wie jedes Vortragzeichen hörbar gemacht wird. Trotz des traditionell dunklen Bläsertimbres wirkt das Gesamtklangbild schlank und bis ins letzte Detail durchhörbar. Die musikalische Konzeption verrät deutlich die Intentionen Roger Norringtons, dem langjährigen Chefdirigenten des Orchesters. Als Zugabe gibt es eine Bearbeitung der Fantasie für eine Orgelwalze KV 608, die in der Version für Bläseroktett und Kontrabass musikalisch ungemein aufgewertet wird.
Holger Arnold, Fono Forum
klassik.com –
–> Original-Kritik
Wundervolle Euphonie
Zierde jedes gut sortierten Plattenschrankes: Diese Aufnahme von Mozarts B-Dur-Serenade ist in klanglicher wie interpretatorischer Hinsicht ein Glücksfall.
Tobias Pfleger
Klassik heute –
–> Original-Kritik
Man wird künftig nicht mehr so ohne weiteres an der vorliegenden Einspielung von Mozarts berühmter Gran Partita vorbeihören können. Nicht nur bekräftigen die erfahrenen Holzbläser und das Hornquartett des SWR Sinfonieorchesters ihren Ruf einer exzellent konditionierten Kammermusik-Elite „Stuttgart Winds“, sondern auch der Tonmeister dieser durchaus nicht zum Schweigen verurteilten Tacet-Qualität, Andreas Spreer, verdient den Beifall des Rezensenten. Dankbar nimmt man dessen entsprechende Informationen im illustrierten Beihefttext zur Kenntnis, die dem studio-akustischen Problem der transparenten, flexibel-dynamischen Gruppierung einer „großen blasenden Musik“, wie Mozart seinen Geniewurf nannte, erfolgreich zu Leibe rückt. Kreisförmig um das Hauptmikrophon herumgeschart erhält jeder Mitwirkende eine optimale Position im Solo-Einzel, Gruppenwechsel oder Tuttigeschehen. Zusätzlich gewährleisten Stützmikrophone den jeweiligen „Originalklang“ der individuellen Farbwerte eines Instrumentes.
Wenn sich, wie hier, mit überzeugender Tempowahl, spürbarer Hingabe an Melodie, Harmonie, rhythmischem Temperament und Ausdruck ein packendes „Hörbild“ für Kenner und Liebhaber entwickelt, dann entfaltet die musikhistorische Einzigartigkeit dieses 7sätzigen Kompendiums aller bläserischen Ensemblefinessen eine überraschende Wirkung: Ausdrucksvielfalt und Formenreichtum summieren sich zu einer spannenden Fortsetzungsfolge vom klassisch-sinfonischen Sonatensatz mit ouvertüreartiger Largo-Einleitung bis hin zum turbulenten Janitscharen-Kehraus à la Entführung aus dem Serail.
Der empfindsame Stil erfährt eine wundersame Vollendung in zwei miteinander wetteifernden Romanzen, deren zweite wiederum durch ein kontrastierendes Allegretto-Intermezzo mit virtuos hüpfenden Baßfigurationen des Solofagotts pures Vergnügen vermittelt. Zwei Menuette bezaubern durch höfische Ballett-Atmosphäre, während ein außergewöhnlich ideenreicher Variationensatz folgerichtig das Finale anvisiert.
Man versteht, dass angesichts der Gipfelkunst an „Kompositionswissenschaft“ des Jahres 1781, als Mozarts singuläres „Bläserexperiment“ seinen Erfolgsweg antrat, für die folgenden einhundert Jahre niemand ein Nachfolgewerk riskierte. Erst die nationalen Spätromantiker Dvorák in Böhmen (1878) und Gounod in Frankreich (1885) läuteten mit ihren „Bläsersinfonien“ eine neue, eigene Ära dieser Werkgattung ein.
Gerhard Pätzig