261 SACD / Mare Balticum Vol. 3. Wizlav von Rügen

Mare Balticum Vol. 3

Wizlav von Rügen

13th – 14th century
Sämtliche Lieder und Sprüche
Complete Songs
Ensemble Peregrina
Agnieszka Budzińska-Bennett
TACET Real Surround Sound & stereo

EAN/barcode: 4009850026143

 

Klassik heute zehn

Beschreibung

Der moderne Mensch scheint mehr mit seinen Vorfahren im Mittelalter gemeinsam zu haben, als ihm lieb sein dürfte. Man muss das aber nicht negativ sehen. Gab es doch damals bereits nicht nur Pest und Cholera. Folge 3 der mit Rezensionen verwöhnten TACET-Reihe Mare Balticum erweist dem Minnegesang die Ehre und zwar in Gestalt des märchenhaften Wizlav von Rügen. Demnach muss es damals ein dem heutigen sehr ähnliches emotionales Leben gegeben haben. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus, zu welchen originellen sprachlichen Ideen die Phantasie des Herrn Wizlav durch die Minne verleitet wurde. Leider gibt es kein Photo von ihm. Erste Gesamtaufnahme!

4 Bewertungen für 261 SACD / Mare Balticum Vol. 3. Wizlav von Rügen

  1. Pizzicato

    –> original review

    Tacet setzt seine erfolgreiche Reihe Mare Balticum mit einer Aufnahme fort, die exklusiv dem Werk Wizlavs von Rügen gewidmet ist. Wir sind im Fürstentum Rügen, im Mittelalter ein dänisches Lehen und beherrscht von Wizlav III. Damit beginnt zunächst einmal eine spannende Geschichte, eine Spurensuche in den Handschriften, die darauf hinweisen, dass die hier zu hörenden Gesänge in der Tat dem dichtenden Fürsten zuzuordnen sind. Wizlavs Texte sind zumeist Metaphern, weltliche Gedichte, die stets auch einen religiösen Bezug haben. Das Ensemble Peregrina nimmt uns mit seinen schlichten, aber umso poetischeren Darbietungen mit auf eine wunderbare Zeitreise. In klarer Diktion, die das Folgen der Texte im Booklet leicht macht, singen sie vom Leben, von der Natur und vom Glauben.

    Nichts in der Musik ist gekünstelt, affektiert, dafür klingt aber alles sehr authentisch – auch wenn vieles von dem, was zu hören ist, eher ein Abbild denn ein Spiegelbild einer oft verloren geglaubten Zeit ist. .
    Guy Engels

  2. SWR2 Kultur

    (…) dem Ensemble Peregrina gelingt es, uns diese mittelalterliche Musik lebendig zu vermitteln (…)
    Bettina Winkler

  3. Klassik heute

    –> zur Original-Kritik

    Um von Wizlaw von Rügen schon einmal etwas gehört zu haben, reicht es wohl nicht, ein allgemein ausgebildeter Musikwissenschaftler zu sein, sondern man sollte mindestens einen Schwerpunkt in musikalischer Mediävistik haben. Der Sangspruchdichter und Minnesänger wurde wahrscheinlich um 1265 geboren und starb 1325 in Barth bei Stralsund. Es ist aufgrund der lückenhaften Quellenlage nicht einmal gesichert, ob der Autor der Lieder und Sprüche, die dieser Person zugeschrieben werden, mit Wizlaw III., Fürst von Rügen, wirklich identisch ist.

    Alle diese Gelehrsamkeit braucht man aber nicht, um dieses Album, das sämtliche Lieder und Sprüche Wizlaws erhält, genießen zu können; es empfiehlt sich nur, die Texte und ihre hochdeutschen Übersetzungen mitzulesen. Denn die insgesamt 22 Stücke leben allesamt durch den musikalisch anheimelnden Vortrag der Lyrik mit all ihren Liebesklagen, ihren Naturreflexionen, Rätseln und moralisch-religiösen Schlussfolgerungen, wobei das Besondere ist, dass die Melodien tatsächlich von Wizlaw stammen.

    Die drei Sänger des in Basel angesiedelten Ensembles Peregrina, unter ihnen die Ensembleleiterin Agnieszka Budzińska-Bennett, intonieren die Melodien alle mit großer Natürlichkeit, wobei zu fragen wäre, ob es nicht zumindest denkbar ist, dass manche geradezu dramatische inhaltliche Entwicklungen wie die im Lied vom kuninghe Nabughodonosor (dem auch in späteren Bearbeitungen berühmt gewordenen König Nebukadnezar, Tr. 4) einst durchaus auch etwas reißerischer gestaltet wurden. Begleitet werden die Melodien von allerlei mittelalterlichen Saiteninstrumenten, Fidel, Harfe und Lauten, und es ist, wenn man sich als moderner Hörer erst einmal auf die reduzierte Klanglichkeit eingestellt, für sie sensibilisiert hat, geradezu aufregend, wenn sich mehrstimmige Entwicklungen ergeben wie etwa in Ein wechter von der zinne (Ein Wächter rief von der Zinne, Tr. 12) oder Der herbest kumpt (Der Herbst kommt, Tr. 20). Apart sind auch die geradezu modernen Effekte, welche etwa in Uvol dan her meyie (Ja, Herr Mai, Tr. 5) auf der mittelalterlichen Traverse-Flöte produziert werden. Am Ende des Programmes erlebt man in Uvol vph ir stolzen helde (Wohlan, ihr stolzen Helden, Tr. 21) sogar eine mitreißende rhythmische Auflockerung.

    Die Produktion ist, wie schon die ersten Folgen dieser Reihe „Mare Balticum“, mit dem höchst informierten Text von Meinolf Schumacher und den übersetzten Lied-Texten sehr gut ausgestattet. Hilfreich wäre es aber gewesen, nähere Informationen, nicht zuletzt deutsche Übersetzungen, für die hier nur auf englisch aufgelisteten Instrumente zu bekommen, da ja das damalige Instrumentarium nicht standardisiert war und daher etwa die „gitterns“ nicht so ohne Weiteres zu identifizieren sind.
    Dr. Michael B. Weiß

  4. klassik.com

    –> zur Original-Kritik

    (…) Eine weitere Folge der Reise rund um die Ostsee an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert: Dem Ensemble Peregrina dabei zu folgen, macht große Freude.

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