083 CD / Leoš Janáček. Friedrich Smetana. Piano Trios
Beschreibung
„Es ist unter Janácekern (Janácekschern?) allgemein bekannt, dass das erste Streichquartett als Klaviertrio ins Leben gerufen wurde, wovon der Großteil verloren ging oder zertsört wurde. (…) Wer diesen Komponisten liebt, wird es sicherlich hören wollen, und das Abegg-Trio spielt mit der Hingabe und Leidenschaft, die die Musik verlangt. (…) Dieses faszinierende Experiment bildet einen hervorragenden Gegenpart zur ähnlich ausgezeichneten Einspielung von Smetanas unerklärlich vernachlässigtem Einzelwerk im Trio-Genre. Den Abeggs gelingt es, mit bemerkbarem Erfolg die Tempi und Gefühlsnuancen der ersten beiden Sätze (die sich sonst so ähnlich sind) zu differenzieren. Der Presto Finale bekommt eine sportliche Kraft, die eher der rhythmischen Elastizität und der biegsamen Phrasierung als der einfachen Geschwindigkeit entstammt. Wie immer ist die TACET-Klangqualität hinreißend. Es lohnt sich definitiv, diese Aufnahme anzuhören.“ (classics today)
4 Bewertungen für 083 CD / Leoš Janáček. Friedrich Smetana. Piano Trios
Du mußt angemeldet sein, um eine Bewertung abgeben zu können.













WDR, Forum der Musik –
…Umso mehr hat mich das erschütternde Klaviertrio g-moll beeindruckt, mit dem sich Smetana einst den Schmerz über den Tod seines viereinhalbjährigen. Töchterchens von der Seele schrieb. Selten habe ich das Abegg Trio emotional engagierter gehört, alle drei Ensemblemitglieder haben halt selbst Kinder und spielen, als seien sie persönlich von dem sinnlosen Schicksal betroffen. Das Ergebnis ist große Kunst und nicht zuletzt dem Geiger Ulrich Beetz zu danken, der sich hier an Lupenreinheit, Intensität und schmerzlicher Süße des Tones schier selbst übertrifft. Ich meine, organischer,inspirierter, differenzierter kann man das kaum spielen, und am Ende ist die Ergriffenheit auf unserer Seite.
Ekkehart Kroher
Fono Forum –
Man kann trefflich darüber streiten, ob es seriös ist, aus den wenigen Skizzen und Fragmenten die „Urfassung“ von Janáceks Streichquartett „Kreutzer-Sonate“, das zunächst als Klaviertrio konzipiert war, zu erstellen (es handelt sich um die Rekonstruktion der Trio-Urfassung nach dem Streichquartett von 1923, vorgenommen von Michal Hájku). Hochinteressant und hörenswert ist das Ergebnis allemal, ob man nun das Streichquartett im Ohr hat oder nicht. Das experimentierfreudige Abegg Trio macht den Vergleich möglich. Gekoppelt ist das Stück mit einer spielerisch und intellektuell prachtvollen Darstellung des autobiographisch getönten Klaviertrios von Smetana.
Fono Forum –
Note für Note′ sei ihm ′glühend in die Feder gefallen′, berichtete der fast 70 jährige Janácek, als er im Herbst 1923 binnen einer Woche sein erstes Streichquartett komponierte. Dabei hatte er, wie er seiner späteren Muse Kamilla Stösslová verriet, „die arme, gequälte Frau im Sinne, über die der russische Schriftsteller Tolstoi in dem Werk ′Die Kreutzersonate′ schrieb“. Bereits 1909 hatte die düstere Novelle, ihrerseits wiederum angeregt durch Beethovens „Kreutzersonate“, den Komponisten zu einem Klaviertrio inspiriert, das bei einem Konzert zu Tolstois 80. Geburtstag aufgeführt werden sollte. Kurz darauf überarbeitete Janácek das Trio noch einmal. Doch sowohl die Urfassung als auch die revidierte Fassung sind verschollen, wobei nicht klar ist, wann das Manuskript verlorenging. Sicher ist, daß sein Streichquartett „aus einigen Gedanken“ des Trios entstand. Einige kürzlich aufgetauchte Fragmente des Trios belegen allerdings die Vermutung, daß Janäcek seine „Kreutzersonate“ 1923 nur neu instrumentiert hat. Der tschechische Musikwissenschaftler Michal Häjku wagte deshalb den Versuch, die Quartett-Partitur wieder zu einem Klaviertrio zu rekonstruieren. Das Resultat ist nun erstmals auf einer CD zu begutachten, gespielt vom renommierten Abegg Trio aus Göttingen. Das Ergebnis ist faszinierend und klingt absolut überzeugend. Die späte Schallplattenpremiere macht den dramatischen Gestus und die plastische Diktion der „Kreutzersonate“ sogar noch deutlicher als die bekannte Version. Daran hat die mustergültige Interpretation der Abeggs natürlich einen gewichtigen Anteil, die vor allem durch ein weites Spektrum verschiedenster Klangfarben und die enorme dynamische Bandbreite überzeugt. Auch die Koppelung mit dem gut 50 Jahre zuvor komponierten Klaviertrio von Smetana ist eine gute Idee und rückt das Werk, dessen Progressivität immer noch allzu oft unterschätzt wird, ins rechte Licht. Die Klangtechnik wirkt ausgewogen und tranparent. Das Booklet ist lesenswert, allerdings kommt die Information über Hájkus Rekonstruktion etwas zu kurz.
Peter Kerbusk
Classics Today –
Es ist unter Janáček-Kennern (Janáčekianern? Janáčekern?) allgemein bekannt, dass das Erste Streichquartett ursprünglich als Klaviertrio begann, von dem der Großteil entweder verloren ging oder zerstört wurde. Die hier enthaltenen Anmerkungen sind etwas vage darüber, wie viel vom Original tatsächlich erhalten blieb, um Michal Hájkus Rekonstruktion als Grundlage zu dienen – aber das spielt keine Rolle. Jeder, der diesen Komponisten liebt, wird es unbedingt hören wollen, und das Abegg Trio spielt mit genau jenem Einsatz und jener Leidenschaft, die die Musik verlangt. Dennoch muss man zugeben: Janáčeks letzte Einschätzung war richtig – kein Klaviertrio kann die Traurigkeit vermitteln, die den Beginn des Finales durchdringt, so wie es gedämpfte Streicher tun. Dieses faszinierende Experiment bildet einen feinen Kontrast zu einer ebenso hervorragenden Aufführung von Smetanas seltsam vernachlässigtem einzigen Werk für das Triomedium.
Das Abegg Trio schafft es, die Tempi und emotionalen Nuancen der ersten beiden Sätze (die sich sonst so ähneln) mit bemerkenswertem Erfolg zu differenzieren, und das Presto-Finale strahlt eine athletische Vitalität aus, die weniger aus bloßer Geschwindigkeit als vielmehr aus rhythmischer Elastizität und geschmeidiger Phrasierung erwächst. Wie immer sind Tacets Klangaufnahmen wunderschön. Auf jeden Fall einen Hörversuch wert.
David Hurwitz