102 CD / Robert Schumann: Sämtliche Streichquartette
Beschreibung
„Sie nennen sich nach dem Amulett aus Michael Endes ‚Unendlicher Geschichte‘, und ihr Spiel klingt, ebenso intuitiv, geheimnisvoll, spirituell und geschliffen klar, wenn sie die drei Streichquartette von Schumann interpretieren. Das Auryn Quartett hat sich seit fast 20 Jahren in der Spitze internationaler Quartette etabliert, und diese Einspielung ist wieder ein Meisterstück erlesen ausgewogener Quartettkunst.“ (Abendzeitung)
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Die Woche –
Unter Deutschlands jungen Streichquartetten von Weltrang ist das Auryn Quartett eines der erstaunlichsten: Die vier Musiker entdecken neue Komponisten und entdecken bekannte Komponisten neu – wie Schumann. Als Liedkomponist ist er berühmt, aber schon den Symphoniker kannten bis vor kurzem nur wenige. Und Schumann als Schöpfer dreier Streichquartette, die gegen das Vorurteil vom verkorksten Neu-Romantiker weich und melodiös da herkommen? Nie gehört. Das aber wird sich ändern: In der Aufnahme des Auryn Quartetts hat Schumann Beethoven-Niveau, allerdings ohne dessen raue Radikalität. Musik zum weich werden.
Stefan Siegert
Ludwigsburger Kreiszeitung –
Ein spannendes Hörerlebnis
Schumann-Gesamtaufnahme mit dem Auryn-Quartett
Gerade haben sie eines ihrer beiden Jubiläumskonzerte in der Kölner Philharmonie gegeben. Matthias Lingenfelder, Jens Oppermann, Stewart Eaton und Andreas Arndt spielen seit 20 Jahren zusammen, seit sie sich mit dem Amulett aus Michael Endes „Unendlicher Geschichte“ unter dem ungewöhnlichen Namen „Auryn“ zum Streichquartett zusammenschlossen. Inzwischen zählen die vier Musiker zu den international renommiertesten Streichquartetten ihrer Generation. Eine handvoll Schallplattenaufnahmen liegt schon unter dem bei Kennern wegen seiner ausgefeilten Mikrofontechnik angesehenen Stuttgarter TACET-Label vor; darunter zwei Haydn-CDs die nur den Auftakt zu einer Gesamtaufnahme aller Haydn Streichquartette bis zum Jubiläumsjahr 2009 darstellen sollen. Auf einer einzigen TACET-CD hat das Auryn Quartett die drei Streichquartette op. 41 von Robert Schumann gerade veröffentlicht. Die Gesamtaufnahme macht alle Vorzüge dieses Ensembles deutlich.
Herb und rhythmisch geschärft, bisweilen geradezu spröde und ohne jede falsche Sentimentalität lotet das Auryn Quartett Schumanns Partituren aus, wobei expressiver Einklang und impulsives Aufeinandereingehen sich zum spannenden Hörerlebnis vereinigen. Hochdifferenzierte Tongebung und Dynamik, wie etwa im Variationssatz des F-Dur Quartetts, die glühende Emotionalität des a-Moll -Quartetts und die harmonische Gelassenheit des A-Dur-Quartetts sind spezifische Merkmale dieser gelungenen Produktion. Neu bei TACET sind auch Johann Sebastian Bachs sechs Brandenburgische Konzerte mit dem Stuttgarter Kammerorchesler auf einer Doppet-CD (auch im quadropho- nen DVD „real surround sound“ erhältlich). Obwohl die Stuttgarter seit 1995 mit ihrem neuen Chefdirigenten Dennis Russell Davies nicht nur im klassisch romantischen, sondern auch im modernen Repertoire an ihr Renomme der Münchinger Zeit anknüpfen konnten, ist diese Barockaufnahme ein interessanter Kompromiss von historischer Annäherung und heutigem Klangverständnis.
TACET-Gründer und Aufnahmeleiter Andreas Spreer hat hervorragende Arbeit geleistet.
Deutschlandfunk –
…Es gibt vielleicht zur Zeit kein Quartett, dass so wie die Auryns in der Lage ist, Musik so anfangen zu lassen, dass sie eigentlich schon angefangen hat, bevor sie anfängt…
Facts –
Die Werke: Robert Schumann komponierte seinen einzigen Streichquartettzyklus binnen nur zweier Monate des Jahres 1842. Dieser zeichnet sich durch einen freien Umgang mit dem Sonatenmodell und vor allem durch permanente rhythmisch-metrische Irregularitäten aus.
Die Interpretation: Eigentlich müsste das Ensemble Auryn-Quintett heißen, so lange schon und so intensiv arbeiten die vier Streicher mit Tonmeister und Label-Inhaber Andreas Spreer zusammen. Mittels Neumann-Röhrenmikrofonen schafft Spreer ein Klangbild von verführerischer Sinnlichkeit und Wärme. Das vor 20 Jahren in Köln gegründete Quartett setzt kompromisslos auf Ausdruck. Da dürfen Akzente ruhig auch einmal ruppig und perkussiv tönen, Kantilenen brüchig und verletzlich, denn tief unter alledem liegt eine glühende Emotionalität. Unpathetisch, unsentimental, aber ehrlich und innig empfindend, erzählen diese Musiker Geschichten, die man glauben muss.
Stereo –
Robert Schumanns Quartette stehen nicht in der allerhöchsten Gunst des Publikums. Vielleicht deshalb, weil Felix Mendelssohn nicht ganz Unrecht hatte mit seinem Urteil, die Quartette seien eigentlich prachtvolle, für Streicher gesetzte Klaviersonaten. Die Auryn-Leute jedenfalls beherrschen die intime Kunst des Quartett-Spiels. Wie viel künstlerischer Ernst da in den letzten 20 Jahren des Zusammenspiels geweckt worden ist, verbreiten die von romantischem Geist erfüllten Interpretationen der Schumann Quartette. Was der Komponist an sperrigen Synkopen akzentuierte, macht das transparente, technisch fabelhafte Spiel deutlich. Der notenreiche, mit einigen umständlichen Läufen gespickte Finalsatz von op. 41,1 wird durch den energischen Zugriff der Gruppe gut fassbar. Mit sicherem Instinkt für Schumanns Spielweisen entwickeln die Auryns eine Klangkulisse dies vor allem im entspannten Stimmungsgehalt des im Konzertsaal arg vernachlässigten F-Dur Quartetts op. 41,2. Das Plädoyer für den immer ein wenig im Abseits stehenden Quartettkomponisten Schumann vermag auch Zweifler zu überzeugen. Künstlerisch hoch angesiedelt erscheint auch die Interpretation des Eroica Quartetts. In schlanker, überaus geschmeidiger Diktion wird hier auf historischen Instrumenten eine verführerische Kantabilität entwickelt. Das Geschehen entfernt sich von jeder emotional geladenen Zudringlichkeit. Innigkeit, Strenge und Überzeugungskraft kann man dieser Wiedergabe nicht absprechen.
Egon Bezold
Rheinische Post –
Schumann hatte keine Lust, auch nur den kleinsten Fehler zu machen. Er wollte sich dem Streichquartett nähern, doch Beethoven, Mendelssohn, Mozart und Haydn hockten wie drohende Götter auf seinem Schädel. Da hatte er einen genialen Einfall: Er lud Musiker vom Leipziger Gewandhaus zu sich ins Haus ein, dass sie ihm ihr Repertoire probend vorspielten. Hinterher Umtrunk. 1842 hatten sich in seinem Schädel so viele Ideen versammelt, dass Schumann die drei Quartette op. 41 in einem Rutsch runterschrieb, sogleich eine Probe mit jenen Gewandhaus-Leuten anberaumte und dann zahllose Korrekturen, Retuschen und Überklebungen vornahm. Wildeste Autographen. Es hat da Stellen, die auch kompositorisch derart artistisch gebastelt sind, dass der Grad zur Unspielbarkeit fast erreicht ist.
Diese rhythmisch-kontrapunktische Dichte ist ein segensreicher Schrecken für Unbefugte. Das Auryn-Quartett aber hat sich nun mit fabelhafter Genauigkeit in diese legere, doch blitzend-akribische Kunst eingearbeitet. Körnig strichelnde Spielfreude (Finale F-Dur-Quartett), dramatische Strenge (a-moll-Werk), ruhevolle Wärme (Adagio des A-Dur-Opus) – und die grazile Wut des Unbedingten. Eine Referenz-Aufnahme.
Wolfram Goertz
Klassik heute –
Zu den wenigen derzeit erhältlichen Gesamtaufnahmen der drei Schumann-Quartette gesellt sich diese mit sehr natürlich räumlichem, klarem und reichem Klangbild. Das Auryn-Quartett läßt bezüglich der Deutlichkeit in den für viele am schwierigsten zu bewältigenden, engmaschig polyphonen Passagen keine Wünsche offen. Überall wird mit großer Entschiedenheit musiziert. Eine Schwäche bleibt die dynamische Region von forte aufwärts, wo der Klang sehr stereotyp forciert wird, und auch die Balance öfter verloren geht. Das Rhythmische gelingt durchwegs exzellent, auch mit der Intonation nimmt man es genauer als manche Kollegen. In den langsamen Sätzen wird die melodische Gestaltung allgemein bewusster und weitschauender vorgenommen, wobei es noch nicht gelingt, das Adagio molto des dritten Quartetts als restlos bezwingende Form entstehen zu lassen. Im übrigen ist dem Auryn-Quartett eine absolut seriöse, klar konzipierte Einspielung gelungen, die in ihrer Genauigkeit und „sachlichen Emphase“ ein Beitrag zum Verstehen dieser unterschätzten Meisterwerke ist.
Christoph Schlüren
Neue Westfälische –
Robert Schumanns 1842 komponierte Streich-Quartette op. 41 sind ein Spiegel seiner künstlerischen und seelischen Zerrissenheit. Es entstanden Quartette des formalen Reichtums und des virtuos beherrschten Toncharakters. Das Spektrum von Bedrängnis, Melancholie, dramatischer Zuspitzung und traumwandlerischer Ausgewogenheit der Gedankenwelt finden ihren Ausdruck im musikalischen Geschehen, in rhythmischen und harmonischen Kontrasten. Das Geflecht der Stimmfügungen kombiniert sich in der „Beleuchtung“ der motivischen Details, der Freizügigkeit von Taktgruppieningen, aus dem Labyrinth von Einseitigkeit und Vielfalt – eine Werkgruppe aus Nervosität, Suggestion, ästhetischer Erhabenheit und Beschaulichkeit. Das spiegelt sich in der Neuaufnahme durch das „Auryn-Quartett“, Leuchtspuren detailfreudiger Kunst im Dienste Schumanns, Momente und Einblicke in das Wesen des Komponisten, das sich in Klanglichkeit auflöst und dem Hörer zur kostbaren Schenkung wird. — Bezaubernd
DS
AZ –
Unendlich schönes Amulett
Sie nennen sich nach dem Amulett aus Michael Endes ′Unendlicher Geschichte′, und ihr Spiel klingt, ebenso intuitiv, geheimnisvoll, spirituell und geschliffen klar, wenn sie die drei Streichquartette von Schumann interpretieren. Das Auryn Quartett hat sich seit fast 20 Jahren in der Spitze internationaler Quartette etabliert, und diese Einspielung ist wieder ein Meisterstück erlesen ausgewogener Quartettkunst.
R. S.
Diapason –
Seltsam vernachlässigt, genießen Schumanns drei Streichquartette im Vergleich zu denen von Brahms eine bescheidene Diskografie, obwohl sie paradigmatisch für den deutschen Romantismus stehen. Sie erreichten nie den Ruhm seines Klavierquintetts und sind im Repertoire großer Quartette nach wie vor unterrepräsentiert. Die 1842 entstandenen, Felix Mendelssohn gewidmeten Werke vereinen alle poetischen Stimmungen von Schumanns Kosmos – Überschwang, Leidenschaft, Zärtlichkeit, emotionale Labilität mit abrupten Übergängen und vor allem jenen unverwechselbar melancholischen Grundton.
Das Auryn Quartett, dessen herausragende Schubert-Gesamteinspielung (CPO, 2001) in Diapason (Nr. 467) gefeiert wurde, legt hier zweifelsohne die gelungenste Interpretation seit der legendären Philips-Aufnahme des Quartetto Italiano aus den 1980ern vor. Mit einer Homogenität, Eloquenz und klanglichen Geschmeidigkeit, wie sie nur die Besten auszeichnet, gestalten die Auryns diese intensiven und bewegenden Werke mal glühend, mal träumerisch, doch stets außerordentlich einfühlsam. Ihr Spiel ist bis ins Detail durchdacht, die Intonation makellos, der Klang zugleich fein nuananciert und farbenreich. Wäre hier und da nur ein Hauch mehr spielerische Fantasie eingestreut, würde diese läuternd-klassizistische Lesart vollends verzaubern.
Jean-Michel Molkhou
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französischer Originaltext:
Curieusement mal aimés, les trois quatuors à cordes de Schumann n′ont qu′une bien modeste discographie au regard de ceux de Brahms. Quoique très emblématiques du romantisme allemand, ils n′ont jamais connu la notoriété du Quintette avec piano et figurent encore trop rarement au repertoire des grands quatuors d′aujourd′hui. Dédiés à son ami Felix Mendelssohn, les trois quatuors datent de 1842. On y trouve tous les climats poétiques de l′univers Schumannien, l′exuberance, la passion, la tendresse, cette instabilité émotionnelle marquée par des transitions abruptes, et surtout cette teinte mélancolique si spécifique. Le Quatuor Auryn, que l′on avait entendu dans une remarquable intégrale Schubert publiée l′an dernier chez CPO (cf. Diapason no. 467), propose ici la lecture certainement la plus aboutie depuis la légendaire version du Quartette Italiano parue chez Philips il y a une trentaine d′années. Avec une homogénéité, une éloquence et une souplesse du ton qui n′appartiennent qu′aux meilleurs, les Auryn livrent de ces trois oeuvres intenses et émouvantes une lecture tantôt ardente, tantôt rêveuse mais toujours extraordinairement sensible. Le propos est minutieusement conduit, l′intonation ne connaît aucune faiblesse et les sonorités sont à la fois subtiles et genéréusement timbrées. Il ne manque qu′un soupcon de fantaisie cà et là pour faire de cette vision au classicisme épuré, une Interprétation envoûtante.“
Jean-Michel Molkhou