249 SACD / Franz Schubert: Symphony no. 8 in C major D 944
Beschreibung
Eine romantische Hornmelodie aus der Ferne wird aufgegriffen von den Holzbläsern, weitergeführt von den Violoncelli und Bratschen, ergreift das ganze Orchester und mündet in ein überschäumendes, lebensfrohes Allegro.
Scheinbar so einfach alles und doch hochkomplex. Und auch die Interpretation erscheint mühelos trotz aller Finessen, haarsträubender technischer Schwierigkeiten, trotz aller Diskussionen über Interpretationsstile. – Wen kümmert’s? Widerstandslos geben wir uns diesem Fluss von Melodien, Harmonien hin, Kälte weicht Wärme, und vergessen bereitwillig für eine Stunde allen Kampf und Krampf um uns herum.
5 Bewertungen für 249 SACD / Franz Schubert: Symphony no. 8 in C major D 944
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Klassik heute –
Klassik heute (11. 02. 2023):
Künstlerische Qualität: 10 von 10
Klangqualität: 10 von 10
Gesamteindruck: 10 von 10
–> zur Original-Kritik
„Ohne die Kunst des Dirigenten András Keller und seines Concerto Budapest schmälern zu wollen: Der eigentliche Star dieser Aufnahme der Großen C-Dur-Symphonie von Franz Schubert ist die Aufnahmetechnik, hier als „5.1 Version Real Surround Sound“ bezeichnet. Im Booklet ist eine Grafik, die das Hörerlebnis veranschaulicht: Der Hörer sitzt in der Mitte aller Orchesterinstrumente, die ringsum angeordnet sind. Und so fühlt man sich auch: inmitten des Orchesters, inmitten des Klanggetöses wie im Auge des Orkans. Der Klang kommt von hinten, von vorne, von allen Seiten und wirkt deswegen bisweilen etwas gewaltsam. Aber man hört wirklich alle einzelnen Instrumentengruppen, hört, wie das Punktierungs-Motiv alle Instrumentengruppen bestimmt, hört selbst die feinsten Geigen-Pizzicati, hört die immer latent Gefahr verkündenden Posaunen, spürt fast körperlich die schneidenden Trompetenstöße und die sprudelnde Motorik im Scherzo. Und man hört voller Bewunderung, wie Schubert bewandert ist in der Kunst der Orchestrierung und der Kunst der instrumentalen Kolorierung – obwohl er seine Symphonie nie gehört hat.
Stetige Aufbruchs-, ja Aufruhr-Stimmung
Wolfram Steinbeck schreibt im „Schubert-Handbuch“ zu dieser Symphonie: „Es ist keine Übertreibung, wenn wir sagen, dass Schuberts Große C-Dur-Sinfonie die neue Sinfonie ist, eine Sinfonie trotz Beethoven, zugleich die erste bedeutende Sinfonie nach Beethoven. Mit ihr beginnt…ein neues Zeitalter: die Epoche der romantischen Sinfonik.“ András Keller bestätigt mit seiner Interpretation dieses Statement. Immer herrscht hier Aufbruchsstimmung, ja oft Aufruhr und produktive Unruhe, nie bloße Idylle. Der berühmte initiale Hornruf erschallt geheimnisvoll wie aus weiter Ferne, nach einer zunächst gelassenen Ruhe der Entwicklung beginnt mit dem ewig punktierenden Thema die rastlos vorwärtsdrängende und brodelnd-gefahrvolle Unruhe, die sich – weg vom womöglich gemütlich tänzelnden Tempo – stetig erregt steigert bis zur Schluss-Stretta. Durch die Aufnahmetechnik hört man genau, wie die Kontrabasstöne in ihrer Begleitfigur immer hinunterstürzen wie in den Orkus, empfindet man die ersten Tutti-Schläge des Orchesters wirklich als gewaltsame Schläge. Das Concerto Budapest glänzt da mit Punktgenauigkeit der Tutti und mit Ausgewogenheit der Instrumentalgruppen.
Marsch in das neue musikalische Zeitalter
Auch das Wandermotiv im zweiten Satz wirkt in der Begleitung nicht wanderselig, sondern etwas nervös, die Tutti-Einsätze kommen wie Donnerschläge, die dann auch den lyrisch fließenden Mittelteil fragil-gefährdet erscheinen lassen und die dem Hornruf, der an den Kopfsatz erinnert, eine Warnfunktion zuzuschreiben scheint. All dies wird dann von den schneidend grellen Bläsern bestätigt, die mit unerbittlich wiederholten verminderten Septakkorden zum katastrophalen Zusammenbruch führen. Man hört und spürt die fast schon brucknerhaften Dimensionen des Scherzos. Das Finale ist kein „Sturmlauf“, da eilen viele Kollegen von András Keller stürmischer dem Ende entgegen, aber vibrierend vor Final-Lust bleibt’s doch und es geht bzw. marschiert unaufhaltsam vorwärts, vorwärts in das von Wolfram Steinbeck apostrophierte neue Zeitalter.“
Rainer W. Janka
Classical CD Choice –
–> Original Rezension
Das Label Tacet ist zwar vor allem für seine ehrgeizigen Surround-Sound-Möglichkeiten bekannt (d. h. tatsächlicher Surround-Sound, bei dem alle für SACD-Geräte verfügbaren Kanäle voll genutzt werden; im Grunde wird der Hörer in das Zentrum des Orchesters versetzt), doch wäre dieser Gedanke umsonst, wenn er nicht mit stilvollen und substanziellen Darbietungen einherginge, die der Musik zugute kommen. Das ist bei dieser neuesten Aufnahme von Schuberts C-Dur-Meisterwerk der Fall, die hier eine Dringlichkeit erhält, die – auch wenn sie nicht jedem Geschmack entspricht – für ein wahrhaft aufregendes Hörerlebnis sorgt.
Barry Forshaw
Rondo Magazin –
(…) es ist eine vor positiver Energie strotzende, jugendliche-drängende Interpretation der letzten vollendeten Sinfonie Schuberts, die die ungebremste Spielfreude und das hohe Niveau dieses bei uns kaum bekannten Orchesters eindrucksvoll bestätigt.
Attila Csampai
Pizzicato –
–> Originalkrititk
Froh beschwingter Schubert aus Budapest
Schuberts Neunte wurde lange von den Dirigenten mit einem mehr oder weniger ausgeprägten Hauch von Mystik umgeben. Das posthum veröffentlichte Werk mit den ‘himmlischen Längen’ wurde entsprechend respektvoll behandelt, mit viel Lyrismus und würdevoller Größe. Seit einigen Jahren hört man viel frischere und vor allem auch schnellere Aufführungen, so auch in dieser neuen Version von Andras Keller, der die Symphonie völlig entstaubt.
Mit auftrumpfendem Blech, agil-hellem Streicherklang und quirligem Holz erreicht er eine spannende Dynamik, ohne je die Musik bloß nervös werden zu lassen. Keller kann überzeugend mit viel Enthusiasmus den überwiegend freudigen Charakter dieser Symphonie zum Ausdruck bringen. Sehr gut gefällt mir im ersten Satz die traurig-wehmütige Stimmung nach dem großen Zusammenbruch mit anschließender Generalpause. Prächtig ist auch das virtuose Finale, ganz ohne himmlische Längen, dafür aber mit einem Brio und einem Farbenspiel, die begeistern.
Die Transparenz des Orchesterklangs im Real Surround-Sound ist ein weiteres sehr positives Merkmal dieser neuen Einspielung von Tacet.
Remy Franck
hören & fühlen –
–> zur Rezension