262 SACD / Béla Bartók: Hungarian Pictures

Béla Bartók

Hungarian Pictures
Concerto for Orchestra
Concerto Budapest, András Keller
Inspiring Tube Sound
TACET Real Surround Sound & stereo

EAN/barcode: 4009850026242

Klassik heute zehn

Beschreibung

„… Sie (Bartók und Kodály) wollten nicht nur das Ungarische ins Licht setzen, keine bloße Kolonie der deutschen Musikgeschichte bedienen, sondern die Volksmusik in allen ihren Ausprägungen studieren, zudem – so Bartók 1931 – der Verbrüderung der Völker dienen. Später zielten sie explizit auf „eine Synthese von Ost und West“. Gerade diese Wendung vom Ungarischen zum Globalen zeigt sich nirgendwo deutlicher als in einem der letzten Werke, dem Concerto for Orchestra, das äußerlich an die Ungarischen Bilder anknüpft, so wie diese an die frühe Zeit der Volksmusikforschung…“ (aus dem Beihefttext von Jan Reichow)
Diese Aufnahme (wie übrigens der gesamte TACET-Katalog) fesselt nicht nur beim ersten Hören, sondern sie lädt dazu ein, unzählige kleine Details zu genießen, jede Wendung eine Kostbarkeit, die András Keller und die MusikerInnen von Concerto Budapest so kenntnisreich wie liebevoll herausarbeiten.

4 Bewertungen für 262 SACD / Béla Bartók: Hungarian Pictures

  1. Klassik heute

    –> zur Original-Kritik

    Künstlerische Qualität: 10 von 10
    Klangqualität: 10 von 10
    Gesamteindruck: 10 von 10

    Bartóks Konzert für Orchester, entstanden 1943 in den USA, zwei Jahre vor dem Tod des Komponisten, ist zweifellos eines der bedeutendsten Orchesterwerke des 20. Jahrhunderts. Es spiegelt in weltgeschichtlich wie persönlich düsterer Zeit Schmerz und Hoffnung, zugleich aber auch Sehnsucht nach dem heimatlichen Ungarn. Der neuen Einspielung mit dem Concerto Budapest unter András Keller spürt man die Nähe zu dieser Musik an, die sich immer wieder dem Idiom des Herkunftslandes zuwendet, obwohl auch Töne aus der Neuen Welt wie aus der europäischen Tradition zu vernehmen sind.

    Brillante Solisten

    Der Titel „Konzert“ ist ganz bewusst gewählt, führt seine Spur doch zurück bis in die Barockzeit des Concerto grosso und die Klassik des Solokonzerts. Solistische Leistungen sind durchweg gefragt in diesem Werk, nicht nur im einzigartigen Satz „Giuoco delle coppie“, wenn Fagotte, Oboen, Klarinetten, Flöten und Trompeten brillant miteinander duettieren. Das Sinfonieorchester Concerto Budapest, das seit über hundert Jahren existiert und in dem zahlreiche gründlich ausgebildete junge Musiker spielen, bewältigt solche Anforderungen nicht nur technisch souverän, sondern auch mit jenem ungarischen Touch, der Bartóks Musiksprache als unvergleichlich darstellt.

    Dirigent und Tonmeister

    András Keller, der auch als bedeutender Geiger und Kammermusiker hervorgetreten ist, arbeitet die Tutti-Stellen zwingend heraus, er scheut weder drastische Zugriffe wie auch ausgebreitete elegische Kantilenen, um der Spannweite dieses Werkes gerecht zu werden. Seiner Intention entgegen kommt die spezielle Aufnahmetechnik des „Tacet Real Surround Sound“, mit dem die Stimmen des Orchesters über mehrere Kanäle ringsum eingefangen werden. Jedenfalls gelingt die Klangqualität damit überzeugend, klar in den Solostimmen, voluminös im Gesamtbild.

    Bildhafte Miniaturen

    Dem fünfsätzigen Konzert für Orchester gehen in dieser Aufnahme die fünf Ungarischen Bilder aus dem Jahr 1931 voran, die bei aller Kürze eine ähnliche Brückengestalt aufweisen. Frühe Klavierstücke, etwa aus den Sammlungen „Für Kinder“ oder „Quatre Nénies“ sind zu einer spannenden Suite vereinigt, die deutlicher noch als das Konzert für Orchester Bartóks Nähe zur Folklore beweisen. Hinreißend, mit Schwung und Humor sind Stücke wie der „Bärentaz“ oder der „Üröger Hirtentanz“ musiziert, während sich im Mittelsatz, der „Melódia“, der Weltschmerz des Komponisten wiederfindet. Es wäre zu wünschen, einmal die Originale neben des Bearbeitungen zu hören!
    Bemerkenswert ist das Beiheft, in dem Jan Reichow mit einem Essay „Brückenbau am Rand der Katastrophe“ tiefe Einblicke in das Leben des Meisters, seine kompositorischen Maßnahmen und die Eigenheiten der eingespielten Werke vermittelt, und dies in deutscher und englischer Sprache.

    Klaus Trapp

  2. HRAudio.net

    –> Original-Rezension

    András Keller und sein Concerto Budapest befinden sich auf musikalischem und geografischem Boden für ihre jüngste Aufnahme, die in Tacets echtem Surround-Sound aufgenommen wurde. Es handelt sich dabei um eine Kopplung von Bartóks populärsten und am häufigsten aufgenommenen Werken, dem „Konzert für Orchester“ und den „Ungarischen Skizzen“ (letztere sind die populärste Orchestertranskription des Komponisten, zumindest auf Schallplatte), die beide wie angegossen passen.

    Ungarische Skizzen“, manchmal auch als „Ungarische Bilder“ bezeichnet, ist eine kurze Suite, in der der Komponist fünf Klavierstücke orchestriert, die er zwischen 1908 und 1911 während seiner Reise durch Rumänien und Ungarn komponierte, als er begann, Volksmusik zu sammeln und zu arrangieren. Die Suite besteht aus fünf Sätzen: ‚Ein Abend im Dorf‘, ‚Bärentanz‘, ‚Melodie‘, ‚Leicht beschwipst‘ und ‚Schweinshirtentanz‘. Keller und sein Orchester spielen diese reizvollen volkstümlichen Miniaturen mit offensichtlicher Zuneigung und idiomatischem Spiel, vor allem durch die herrlich charaktervollen Holzbläser.

    Meines Wissens nach ist die einzige andere Aufnahme des „Konzerts für Orchester“ in immersivem Surround-Sound die ziemlich ausgefallene quadrophonische Version von Pierre Boulez und dem NYPO. Diese wurde am 18. Dezember 1972 von Columbia/CBS im Grand Ballroom des Manhattan Center in New York aufgenommen und ist jetzt auf einer Dutton Epoch SACD erhältlich. Bei dieser Aufnahme wird nicht versucht, eine feste Anordnung des Orchesters zu suggerieren, und die Instrumente tauchen manchmal zufällig über die vier verwendeten Kanäle auf.

    Diese neue, von Tonmeister Andreas Spreer aufgenommene Tacet-Version ist eine ganz andere Klasse. Die Aufnahme nutzt alle verfügbaren 5.1-Kanäle und den gesamten 360°-Akustikraum (in diesem Fall den des Italienischen Instituts in Budapest) für das Orchester. In den Begleitunterlagen findet sich ein Diagramm der verwendeten Orchesteraufstellung, so dass der Hörer sein System anpassen kann, um ein kohärentes und zufriedenstellendes Klangbild zu erhalten. Die Ergebnisse können bemerkenswert sein, wie diejenigen wissen, die bereits Erfahrungen mit früheren Tacet „Real Surround Sound“-Aufnahmen gemacht haben. Für alle, die dem Ansatz von Tacet skeptisch gegenüberstehen, sei angemerkt, dass die CD auch in normalem 2-Kanal-Stereo abgespielt werden kann.

    Jede neue Aufnahme von Bartóks „Konzert für Orchester“ auf SACD muss sich mit mehr als einer Reihe beeindruckender Versionen messen, darunter solche von Dirigenten wie Solti, Kocsis und der historischen Reiner-Aufnahme von 1955 mit dem Chicago Symphony Orchestra, die nur von wenigen je erreicht wurde. Kellers pointierte Interpretation der Partitur ist dank des idiomatischen Klangs von Concerto Budapest und des klugen Tempos, mit dem der Dirigent jeden der fünf Sätze des Werks gestaltet, äußerst beeindruckend.

    Man kann nur bedauern, dass ein weiteres Werk auf der SACD hätte enthalten sein können. Die oben erwähnte Reiner-Fassung mit der gleichen Kopplung wie hier enthält auch die Musik für Streicher, Schlagzeug und Celesta, eine beträchtliche Aufstockung.

    Empfehlenswert, vor allem für diejenigen, die die Möglichkeit haben, in Surround Sound zu hören.

    Copyright © 2023 Graham Williams und HRAudio.net. Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von HRAudio.net

  3. Classical CD Choice

    –> Originalkritik

    Der umfangreiche Decca-Katalog gehört zu den Glanzstücken der klassischen Musikindustrie, und es gibt einige bemerkenswerte Aufführungen (z. B. George Soltis endgültige Interpretation von Bartoks Konzert für Orchester). Aber die klassischen Aufführungen der Vergangenheit dieses späten Meisterwerks müssen sich nun mit einem sehr konkurrenzfähigen Neuling messen: dem Konzert für Orchester, aufgenommen in TACETs üblichem, alles umhüllendem Surround-Sound – und noch dazu mit einer Darbietung, die dem reichen ungarischen Aroma von Bartoks Partitur voll gerecht wird, auch wenn diese in Amerika geschrieben wurde.
    Barry Forshaw

  4. Pizzicato

    –> Originalkrititk

    Bartok, messerscharf und glasklar

    Messerscharf und glasklar transparent: Andras Kellers Interpretation des Konzerts für Orchester von Bartok sucht nicht den großen symphonischen Klang, nicht die prächtige Geste, sondern die bestmögliche Transparenz, darin unterstützt von der Aufnahmeregie und dem Real Surround-Klang von Tacet. Das Konzert für Orchester wird somit ein Konzert, das die solistischen Rollen der Orchestermusiker als Priorität ansieht.

    Nun haben das andere Dirigenten auch schon versucht, u.a. Pierre Boulez in seiner Aufnahme mit dem New York Philharmonic. Aber was bei Boulez konstruiert klang, ist hier mit einer großen Lebendigkeit und einer unvergleichlichen Spontaneität faszinierend. So mag sich Bartok das Konzert vorgestellt haben. Instrumentale Aufbereitung, Durchhörbarkeit, Prägnanz und Rhythmik sind vorbildlich und lassen den Hörer die Musik quasi dreidimensional erleben.

    Schon der Beginn ist vielversprechend. Keller schafft gleich eine wunderbare, zauberhafte Atmosphäre und entwickelt daraus eine dramatische Musikhandlung, die weniger durch ihre Spannung gefangen nimmt als durch die instrumentale Vielfalt. Auch im zweiten Satz erweist er sich als meisterhafter Dirigent. Der 3. Satz, die Elegie, ist ein einziges Wunder an Licht und Schattenspielen, an Dramatik, Figuration und Lautmalerei. Einmal mehr geben die warmen Farben dem Ganzen einen direkt märchenhaften Charakter. Und während des ganzen Konzerts vergisst Keller nie, dass Bartok in diese Komposition eine Menge an Volksliedgut eingebracht hat und diese Mischung den Reiz des Stückes ausmacht, ja es gleichermaßen zusammenhält.

    Daher macht die Platzierung der Ungarischen Bilder als erstes Werk der SACD auch Sinn. Das Orchester Concerto Budapest zeigt auch darin mit viel Flexibilität und wunderbaren Farben sein hohes Niveau.
    Remy Franck

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