273 SACD / Mare Balticum Vol. 4. Pomerania

Mare Balticum Vol. 4

Pomerania

Music from northern Germany and Poland (14th– 15th century)
Ensemble Peregrina
Agnieszka Budzińska-Bennett
TACET Real Surround Sound & stereo

EAN/barcode: 4009850027348

 

Klassik heute zehn

Beschreibung

Die vierte und abschließende Aufnahme des Projektes „Mare Balticum“ von Agnieszka Budzinska-Bennett mit und über Musik aus dem Ostseeraum, deren erste bereits den begehrten ICMA erhielt, ist vielleicht die schönste. Einstimmige Melodien, gesungen von vier Frauen im eigenen Rhythmus und doch in völliger Übereinstimmung versetzen in die vergangene Welt des Mittelalters. Solistische Lieder bringen uns noch näher an diese Zeit heran. Wenn etwa – dies nur ein Beispiel – Lorenza Donadini als Maria über den Tod Jesu klagt, hören wir die Trauer einer lebenden Mutter über den Tod des eigenen Kindes.
Schade, dass dieser Ausflug in die Vergangenheit nur 79 Minuten dauert!

7 Bewertungen für 273 SACD / Mare Balticum Vol. 4. Pomerania

  1. CD Hotlist, New Releases for Libraries

    Dies ist der vierte und (leider) letzte Band der Mare Balticum-Reihe des Tacet-Labels, die unbekannte Alte Musik aus dem Ostseeraum zelebriert. Wie bei den drei vorangegangenen Bänden, die Musik aus Dänemark, Finnland, Schweden und Norddeutschland vorstellten, leitet Agnieszka Budzińska-Bennett das Ensemble Peregrina bei einem Streifzug durch vergessene und bisher verschollene Werke, die in verschiedenen Archiven rund um die einst als Pommern bekannte deutsch-polnische Region gefunden wurden. Einige von ihnen sind nur unvollständig erhalten, so dass Budzińska-Bennett einige musikalische Lücken selbst ausfüllen musste; viele wurden noch nie aufgenommen oder waren seit Jahrhunderten nicht mehr zu hören. Die gesamte Musik besteht aus einzelnen gesungenen melodischen Linien, aber es handelt sich nicht um „Lieder“ im üblichen Sinne – sie sind diskursiv, manchmal einfach und manchmal kunstvoll und gelegentlich fast ekstatisch, in einem Stil, den diejenigen, die mit der Musik von Hildegard von Bingen vertraut sind, wahrscheinlich wiedererkennen. Wie die vorherigen Bände dieser Reihe sollte auch dieser ein Muss für jede Bibliothek sein, die vorbarocke Musik sammelt.

  2. Toccata – Alte Musik aktuell

    (…) Die erlesenen Sänger um Ensembleleiterin Agnieszka Budzinska betören durch perfekte Intonation und berückende Schlichtheit des Vortrags, finden stets ihren ganz eigenen natürlichen Rhythmus. Die meist einstimmigen Werke werden – neben rein vokaler Darbietungen – in vielen Stücken von Fidel, Flöte und mittelalterlicher Laute farbenreich begleitet. Hier fügen sich Bapstiste Romain, Mara Winter und Marc Lewon harmonisch in den ausgeglichenen Gesamtklang ein, der vom TACET-Inhaber und Aufnahmeleiter Andreas Spreer vorbildlich eingefangen wird. Wer die Möglichkeit besitzt, Mehrkanalton-Aufnahmen auf seiner Anlage abzuspielen, kann mit erweitertem Genuß in die gleichzeitig ferne und nahe Musikwelt eintauchen.
    Wolfgang Reihing

  3. EMA – Early Music America

    (…) ihre Musikalität ist absolut erstklassig, von der Klarheit des Textes bis zur schönen Form der melodischen Linien, der Qualität und Sensibilität der Instrumentalbegleitung und der Solowerke, der Geschmeidigkeit, der Kontrolle, der Mischung und der Abstimmung – sie sind durchweg überzeugend. Jedes einzelne Album ist eine Bereicherung für sich, die Serie eine Offenbarung.
    Karen Cook
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  4. klassik.com

    (…) Einfühlungsreiches, hochklassiges Musizieren vokaler und instrumentaler Stimmen von feiner Ausprägung – eine Epoche leuchtet in die Gegenwart.

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  5. hören & fühlen

    Sie finden die Besprechung –> hier

  6. Pizzicato

    Die vierte und letzte Aufnahme des Projektes Mare Balticum mit Musik aus dem Ostseeraum, enthält mehrheitlich einstimmige Melodien, die uns nicht nur einfach in die vergangene Welt des Mittelalters versetzen, sondern eine direkt mystische Atmosphäre schaffen. Hier kommt es tatsächlich zu einem ergreifenden, mystischen Leuchten dieser ebenso verklärend wie versöhnend wirkenden Musik.

    Insgesamt wurde in dieser Produktion ein grandioses Resultat erzielt, mit subtil und differenziert realisierten Interpretationen, deren Wirkung man sich nicht entziehen kann und welche die mystische Sehnsucht barocker Frömmigkeit in geradezu intimem Rahmen erblühen lässt.

    Remy Franck

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  7. Klassik heute

    Buchstäblich jahrhundertelang dominierten Frankreich, Italien, Spanien und England das Bild, wenn es um die Musik des 14. und 15. Jahrhunderts ging. Im deutschsprachigen Raum mögen sie vielleicht nicht gerade auf den Bäumen gesessen haben; schließlich überliefern das Buxheimer Orgelbuch und drei bedeutende Liedsammlungen ein durchaus vorzeigbares Repertoire. Aber an die Strahlkraft eines Dufay, Ciconia oder Dunstaple reichten diese Meister eben nicht heran.

    Frühe Musik von höchster Qualität

    Da kommt auf einmal das in Basel ansässige Ensemble Peregrina daher und erschließt dem Hörer mittlerweile in einer vierten Folge Musik aus Rostock, Stralsund und Lübeck, aus Gdansk, Szczecin und Schwerin, die bislang nur musikwissenschaftliche Spezialisten auf dem Schirm hatten. Musik von hoher, teils höchster Qualität wohlgemerkt. Ihre Komponisten heißen Wizlav von Rügen, Meister Rumelant von Sachsen oder Hermann Damen, ein großer Teil der Quellen ist, wie es für ganz Europa in der Zeit zwischen spätem Mittelalter und früher Renaissance typisch ist, anonym überliefert.

    Schon allein der Repertoirewert dieses vierten Albums „Pomeriana“ der „Mare Balticum“-Reihe mit instrumentalen, vor allem aber vokalen Stücken, wäre also an sich astronomisch, selbst, wenn sich das Ensemble Peregrina unter der Leitung von Agnieszka Budzinska-Bennett diesen unbekannten Motetten, Gesängen und Liedern erst einmal vorsichtig tastend nähern würde. Doch die vier Musikerinnen und der Experte für Fiedeln und sonstige Saiteninstrumente Baptiste Romain entfalten diese kleinen Kunstwerke mit einer solchen ruhigen Selbstverständlichkeit und sich instantan mitteilenden Vertrautheit, als ob sie vor sechs, sieben Jahrhunderten persönlich dabei gewesen wären – wobei sie wohlgemerkt aus Faksimiles der Originale singen und spielen!

    Aura der Versunkenheit

    Der Vortrag der schönen Stimmen kommt ohne alle Manierismen aus, wie sie bei sehr alter Musik gerne eingesetzt werden, um deren Fremdartigkeit zu betonen; die Rhythmen fließen natürlich, geben jedoch auch lebendige Impulse; schließlich und endlich stellt sich durch die höchste Konzentration des Musizierens – nicht also durch sozusagen authentische Verzückung – auch jene geistliche Aura der Versunkenheit ein, ohne die etwa die berückende Bordesholmer Marienklage, aber auch die wunderbaren Ave maris stella-Sätze kaum verstanden werden können.

    Die wie immer überragende Klangtechnik von Tacet leistet ihren Teil zum Hörvergnügen. Dabei verfügt der Rezensent noch nicht einmal über ein SACD Surround System. Aber sowohl über herkömmliche Lautsprecher wie auch über Kopfhörer teilt sich die angenehm hallige Akustik, nicht zuletzt auch die sensible klangliche Ausleuchtung des Raumes mit. Ein wertvolles Geschenk für Hörerinnen und Hörer, die sonst schon alles haben.

    Dr. Michael B. Weiß

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