276 CD / Scarlatti: Complete piano sonatas Vol. 9

Domenico Scarlatti

Complete piano sonatas vol. 9
Sonatas K. 296 – K. 325
Christoph Ullrich, piano

EAN / Barcode: 4009850027607

 

Audio/stereoplay Klangtipp

Beschreibung

Was ist spontane Kreativität? Ich stelle mir eine Art Quelle vor, nein eher einen Wasserfall. Da sprudelt etwas scheinbar ewig mühelos und nie versiegend hervor, aus der Feder Domenico Scarlattis, aus den Fingern Christoph Ullrichs. Ein fantasieloser Mensch wie ich denkt: Das war’s aber jetzt. Noch eine Sonate kann ihm nicht einfallen, die nicht längst Erfundenes wiederholt. Doch doch, da ist schon wieder eine! Wieder neu, wieder anders, wieder frisch geboren. Was heißt schon 555 Sonaten? Es heißt: unendlich viele Sonaten, soll sie doch zählen, wer will. Genauso geht Christoph Ullrich nun schon in der 12. von 17 Folgen vor. Nicht nur ist jede neue Sonate Scarlattis ein unverwechselbares Unikat, auch jede Version, die Ullrich spielt, ist neu. Er kann ein solches Unikat nicht zweimal gleich spielen. Immer wieder sagt er mir bei den Aufnahmen: stell das Band wieder an, ich versuche was anderes. Beide wie spielende Kinder, endlos kreativ. Jede Fassung sprüht von Einfällen und Ideen, jeder Takt, jeder Take. Jeder Tag, jede Sekunde. Lauter unikate Unikate! Domenicos Ullrich? Christophs Scarlatti!

Weitere Informationen über das Scarlatti-Projekt.

Christoph Ullrich auf Youtube: Sonata in g moll K 8, Allegro und Sonata in C major, K 487, Allegro

3 Bewertungen für 276 CD / Scarlatti: Complete piano sonatas Vol. 9

  1. Klassik heute

    –> zur Original-Kritik

    Der Pianist Christoph Ullrich spielt seit 2011 sämtliche Scarlatti-Sonaten ein, wobei er sich nach der Zählung von Ralph Kirkpatrick richtet. Mit Volume 9 ist er mit jeweils 30 Titeln bei etwa zwei Dritteln der insgesamt 555 Stücke angekommen. Da er einen modernen Steinway-D-Flügel nutzt, sind die Aufnahmen nach heutigem Maßstab zu beurteilen.

    Christoph Ullrichs künstlerische Einstellung

    Ullrich spielt mit feinen Fingern, wählt meist flotte, aber nie überzogene Tempi, so dass die Faktur der einsätzigen Sonaten klar durchschaubar bleibt. Die Lautstärke bewegt sich in verhältnismäßig engem Rahmen, so dass die bei Scarlatti oft intendierten Echo-Wirkungen nur dezent angedeutet werden. Technische Tücken, wie Repetitionen, Sprünge und Triller, werden souverän genommen. Die häufig vorkommenden Imitationen zwischen rechter und linker Hand werden pointiert ausgeführt. Die zumeist mit „Allegro“ bezeichneten Stücke erhalten eine frische, zupackende Note, die wenigen „Andante“- Nummern sind mit sensiblem Ausdruck gestaltet.

    Die Anwendung von Verzierungen

    Ein gutes Beispiel für die Bandbreite der Empfindung ist gleich die erste der gespielten Sonaten K. 296 in F-Dur: mit einer Dauer von über 10 Minuten fällt das bemerkenswerte Stück aus dem Rahmen der meist nur 3 bis 4 Minuten dauernden Nummern. Bei den Wiederholungen der jeweils zwei Teile macht Christoph Ullrich Gebrauch von der in der Barockzeit üblichen Praxis, Verzierungen anzuwenden. Dies geschieht mit Geschmack und ohne Übertreibung, so dass Scarlattis Einfälle vorsichtig, aber einfallsreich variiert werden.

    Nachteile und Vorteile der Zählungen

    Da die Sonaten bei der Kirkpatrick-Zählung nicht nach Spannungs- und Abwechslungsprinzipien geordnet sind, kommt es öfters vor, dass ähnlich geartete Stücke hintereinander erklingen. Dies mag für manche besonders aufmerksamen Hörerinnen und Hörer ein Nachteil sein, doch kann man dem durch gezielte Auswahl der zusätzlich durch die Zählung nach Alessandro Longo bezeichneten Sonaten steuern, die bei dem Italiener teilweise nach Suiten geordnet sind. Zudem geben die jeweils erwähnten Tempovorschriften Hinweise zum Einzelcharakter.

    Bonus-Tracks mit dem Flötisten Jens Josef

    Eine willkommene Ergänzung finden die 30 Sonaten durch drei Stücke von Jens Josef, dem deutschen Komponisten und Flötisten. Eine als „Esserciz“ bezeichnete, von Christoph Ullrich brillant gespielte Komposition transferiert den Scarlatti-Stil in die Moderne. Und mit „Dem Josef sein Scarlatti…“ trillert der Flötist gekonnt zu pianistischen Klängen des historischen Vorbilds. Auch das Duo Scarlatti II für Flöte und Klavier spricht für skurrilen Humor und Einfühlungsvermögen.

    Das Booklet beschäftigt sich eingehend mit dem Verzierungsproblem, das für die Barockmusik insgesamt gilt und für das sich bei Scarlattis Zeitgenossen Johann Sebastian Bach und seinem Sohn Carl Philipp Emanuel besonders markante Beispiele finden.
    Klaus Trapp

  2. Audio

    KlassiK-CD des Monats!

    Ein Riesenprojekt: Christoph Ullrich spielt alle 555 Scarlatti-Sonaten ein. Jedes der einsätzigen Stücke ist ein Juwel, wie diese kolossale, 2011 begonnene Gesamtaufnahme bei Tacet immer wieder beweist. Gut drei Viertel der Sonaten liegen nun vor, und auch die neue Folge zeigt: Ullrichs Lesart ist ein Fest der Feinheiten, eine Feier des Raffinements. Während Scott Ross am Cembalo den Akzent auf Virtuosität legte, besticht Ullrich am Flügel durch exquisite Klangkultur: schlank, kristallklar, kaum Pedal, dezente Verzierungen. Hier ruhige Meditation, dort quirlige Experimentierlust, jedes Dacapo ein subtiler Farbwechsel. Ullrichs Scarlatti: eine Wundertüte musikalischer Intelligenz.
    Otto Paul Burkhardt

  3. Pizzicato

    –> Originalkrititk

    Von Scarlattis über 500 Sonaten präsentiert Christoph Ullrich jetzt im Volume 9 seiner Gesamtaufnahme die Sonaten K. 296-325 sowie ein Originalwerk und zwei Bearbeitungen des Flötisten Jens Josef.

    Domenico Scarlatti (1685-1757), geboren in Neapel am 26. Oktober 1685, gestorben in Madrid am 23. Juli 1757 wirkte u.a. in Neapel, Rom, London und Madrid. Er komponierte Opern (bis 1718), Sakralmusik und eben mehr als 550 Cembalostücke. Diese wurden zu seinen Lebzeiten kaum veröffentlicht. Was heute zugänglich ist, kommt aus vielen verschiedenen Quellen.

    In der Ausgabe von Henle heißt es: «Mit seinen charaktervollen Themen, natürlichen kantablen Melodien und tänzerischen Sätzen triumphierte Scarlatti über den schweren Barockstil. Das spieltechnische Moment ist ein formal konstitutives Element innerhalb seiner einsätzigen Sonaten. Zum ersten Mal in der Geschichte der Klaviermusik muss der Interpret die Hände kreuzen und weite Sprünge bewältigen.»

    Viele von Scarlattis Sonaten haben einen erkennbaren Stil und enthalten spanische und portugiesische Tonalität und Rhythmik.

    Was man an Ullrichs Darbietungen wirklich bewundern muss, ist die Art und Weise, wie er die Musik nicht nur spielt, sondern sie auch lebt. Die Art und Weise, wie er nuanciert und die Musik rhetorisch aufwertet, ist bemerkenswert.

    Wie in den vorangegangenen Aufnahmen kann man also auch diesmal ein phantasievolles Spiel bewundern, das sich zudem durch einen hervorragenden Sinn für Rhythmus und Farben auszeichnet.
    Norbert Tischer

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