250 SACD / Antonín Dvořák: Symphony no. 9 in E minor and other works
Beschreibung
Klar, bei der 9. Sinfonie von Antonín Dvořák geht die Post ab, auch in dieser Aufnahme. Aber das ist ja wohl nicht alles! Die Streicher von András Keller können blühen wie Blumen auf der Wiese. Sie spielen nicht gleichförmig, sondern in einer wie angeborenen Natürlichkeit, als wäre es eine Kleinigkeit, dass 14 erste Geigen so homogen klingen und gleichzeitig so individuell wie eine einzelne. Auch bei den Bläsern zählt nicht die Hochleistung oder der Zeigefinger („Schaut her, so ist das gemeint“), sondern die Empfindsamkeit und das Strömen der Musik, z. B. im Englischhornsolo des langsamen Satzes. Das Blech: keine Kraftmeierei, sondern satte oder auch zarte, immer einfühlsame Akkorde. – Die Tempi, die Übergänge, alles fließt organisch und lädt zum Mitgehen ein. Das ist die hohe Kunst des Legato, die manchem als altmodisch galt, in Wirklichkeit aber zeitlos schön ist. Eins der Vorbilder von András Keller heißt, wen wunderts, Wilhelm Furtwängler. Genau in dieser Haltung, bar jeglichen Imponiergehabens entführt uns anschließend der von vielen geliebte Cellist Miklós Perényi behutsam in die geheimnisvolle Zauberwelt des Rondo op. 68/5 und der Waldesstille op. 95. Drei slawische Tänze aus op. 46 runden das Programm ab.
5 Bewertungen für 250 SACD / Antonín Dvořák: Symphony no. 9 in E minor and other works
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BBC Music Magazine –
–> zur Original-Kritik
[Das] Concerto Budapest Symphonieorchester. Entdecken Sie den mutigen, einzigartigen Klang dieses fortschrittlichen und produktiven Symphonieorchesters, das auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken kann und seinen Sitz in Budapest, Ungarn, hat.
Fono Forum 10-2019 –
–> zur Originalkritik
Es gibt genügend Aufnahmen von Dvoráks „Neuer Welt“-Sinfonie, dennoch kommen gelegentlich Einspielungen hinzu, die zumindest in Details neues Licht auf diesen Evergreen werfen. Vielleicht muss man dazu eine andere Perspektive einnehmen, wie András Keller, von Haus aus Geiger und als solcher Gründer des nach ihm benannten Streichquartetts. Doch inzwischen leitet er auch das Concerto Budapest. Nach Bruckner 9 folgt nun Dvorák 9, und wieder gilt es, der hohen Musikalität dieser Einspielung Anerkennung zu zollen. Aller sinfonischen Einheitsglasur erteilt Keller von der langsamen Einleitung an eine Absage. Kammermusik lautet die Devise. Das bedeutet: den Sinn für Feinheiten schärfen, Nuancen herausarbeiten, die Balance wahren. So ergibt sich, auch im gesanglichen zweiten Satz, eine eigene Handschrift, mit der das Orchester Dvoráks Partitur innerlich zum Leuchten bringt. Daher bollert der dritte Satz nicht, er tänzelt. Immer wieder ergeben sich kurze Dialog-Situationen zwischen Instrumenten und Instrumentengruppen und unerwartete Erzähl-Szenen, die geprägt sind von präzisen Rhythmen, von plötzlichen Einschüben oder lang tragenden Bögen. Selbst der Beginn des Finalsatzes erhält einen eigenen Schwung, sogar dem kraftvollen Hauptthema haftet etwas Leichtes an.
Ergänzt wird das Programm um zwei Werke mit Solo-Cello – Waldesstille und Rondo op. 94 (mit dem sehr innig agierenden Miklós Perényi) – sowie um drei Slawische Tänze aus op. 46. Auch hier federt es (sehr oft) licht und leicht, arios und frei von Ballast. Die Aufnahme überzeugt durch Individualität im Ansatz und Konsequenz in der Durchführung. Aufnahmetechnisch schließt die SACD an dieses Niveau an.
Christoph Vratz
Audio 09/2019 –
Angeschärfte Kontraste, kammermusikalische Auflichtung, fein gestufte Dynamik: András Keller, Primarius des Keller Quartetts zeigt die „Sinfonie aus der Neuen Welt“ in neuen Facetten. Schon zu Beginn des Kopfsatzes blühen ungewohnte Farben auf. Das Largo nimmt Keller wirklich langsam, ohne sentimental zu schleppen, ansonsten geht er auch bei verschärften Tempi vor allem rhythmisch tief ins Detail. Dennoch zerfällt in dieser starken Interpretation nie etwas, er bleibt im Fluss, walzt aber Nuancen nie platt. Das ist ein Dvorák für den konzentrierten Genuss. Da kommen die teils elegischen, dann wieder fetzigen Zugaben wie gerufen. Klanglich ist die Stereo-Spur der Hybrid-SACD vom Allerfeinsten, geradezu bewusstseinserweiternd wirkt die Abmischung in „Tacet Real Surround Sound“ – zum Beispiel mit Streichern von hinten.
Lothar Brandt
Journal Frankfurt 08/2019 –
Das Label Tacet hat sich mit seinen exquisiten Sourround-SACDs längst einen Namen unter den Liebhaber*innen audiophiler Tonträger erarbeitet. (…) Da Dirigent András Keller aus dieser durchaus bildgewaltigen Sinfonie zudem einen echten Thriller macht, zählt das Album eindeutig zu den besten des Jahres!
cru
Pizzicato –
–> zur Originalkritik
Dies ist eine sogenannte Real Surround-Aufnahme, d.h. der Hörer sitzt, sofern er die Schallplatte über ein Surround-System abhört, inmitten der Musiker, mit einer Hörerfahrung, die der des Dirigenten ähnlich ist.
Das Orchester Concerto Budapest hat eine Geschichte, die bis ins Jahr 1907 zurückreicht, trägt den aktuellen Namen aber erst seit 2009, zwei Jahre nachdem der Geiger und Dirigent Andras Keller das Orchester als musikalischer Leiter übernommen hatte. In seiner Interpretation der Neunten Symphonie setzt Andras Keller auf Kontraste, von denen gleich der erste Satz profitiert, mit sehr langsamen, fast schwebend gespielten Teilen und kräftigen, fast harschen Reaktionen sowie einem schwungvollen, extrem detailreichen und wohl ausbalancierten Musizieren. Das sehr langsam gespielte Largo strahlt viel Wärme aus und ist gefühlvoll, ohne sentimental-süß zu werden.
Eine wunderbare orchestrale Transparenz, viel Schwung und kräftige Akzente lassen die beiden Sätze in fein nuancierten Interpretationen aufleben, wobei das Surround-Hörerlebnis einfach vor allem Klangfiguren in den Holzblasinstrumenten deutlich macht, die man sonst so nicht mitbekommt.
Warm und lyrisch ausdrucksvoll sind die beiden Stücke Waldesruhe und Rondo, mit dem ausgezeichneten Miklos Perenyi als Solist. Die CD wird beendet mit drei schwungvollen und sehr farbigen Slawischen Tänzen.
Guy Engels