146 CD / The Welte Mignon Mystery Vol. VII: Artur Schnabel
Beschreibung
Dies ist keine historische Aufnahme. Aber die Musik, die man hört, ist die historisch originale (in allen Feinheiten) genaue Interpretation von damals. Und das Mysterium: Der Interpret von damals war bei der neuen Aufnahme präsent, ohne selbst anwesend zu sein. Es spielt ein moderner Steinway-Flügel. Noch nie klang Musik aus den Welte-Mignon-Speichern so richtig und gut. Dank der vielgelobten TACET-Aufnahmetechnik. Und weil zuvor die Welte-Mignon-Speicher und die Reproduktionsmechanik (erstmals vom besten Fachkönner) neu justiert wurden. Und damit aufnahmereif für die Ansprüche von TACET. (Welte-Mignon ist eine Erfindung von 1904). Das Welte-Mignon-Mysterium kann nun unverfälscht zu uns sprechen.
5 Bewertungen für 146 CD / The Welte Mignon Mystery Vol. VII: Artur Schnabel
Du mußt angemeldet sein, um eine Bewertung abgeben zu können.
Pianiste –
DIE LEKTIONEN DER VERGANGENHEIT
Die Magie der Welte-Mignon
Debussy, Ravel, Mahler, Einecke, Grieg, Granados… spielen ihre Werke.
Würden Sie gerne Ravel, Debussy, Strauss, Saint-Saëns, Reger hören, wie sie auf einem modernen Klavier ihre eigenen Werke spielen? Und was halten Sie von einer „perfekten“ Wiedergabe der Interpretationen der ersten Horowitz, Fischer, Lhévinne und anderer wie Schnabel? Das deutsche Label Tacet bietet eine Anthologie der Rollen, die mit dem Welte-Mignon-Verfahren aufgenommen wurden. Das System ist einfach, aber der Wiedergabeprozess ist besonders komplex! Tatsächlich wurden die von den Komponisten selbst gespielten Stücke mit dem 1904 von der Firma Welte & Söhne in Freiburg erfundenen Gerät digitalisiert. Die damaligen Lochrollen haben den Anschlag, das Pedalspiel und die feinsten Nuancen aufgezeichnet. Heute muss man diese Aufnahmen einfach auf ein Konzertklavier übertragen.
Es ist daher ein echter Schock, die „Children’s Corner“ und einige Préludes von Debussy zu hören, aber auch die „Sonatine“, die „Valses nobles et sentimentales“ von Ravel unter den Fingern der Komponisten selbst zu erleben. Welche Lektionen ziehen wir daraus? Zunächst einmal die erstaunliche Freiheit dieser beiden Genies in Bezug auf ihre Partituren! Es ist auch wahr, dass das Spiel von Ravel nicht immer perfekt in der Ausführung ist… Aber wenn man den rein technischen Aspekt überwindet, wird die extreme Feinheit und die Personalisierung der Anschläge deutlich. Die Dynamik ist meist zart, die Finger scheinen das Klavier nur zu streifen. Ohne jede Brutalität. Die Klarheit und Sanftheit sind verblüffend. Andere Beispiele sind ebenso beeindruckend, wie die beiden Bände, die sich mit Werken von Brahms befassen, die von Nikisch, Lhévinne, Samaroff, Ney oder auch die Etüden von Chopin, gespielt von Pachmann und Paderewski, interpretiert wurden…
Die Virtuosität der Pianisten ist erstaunlich, aber noch mehr überrascht die Leidenschaft, das Engagement, manchmal sogar die Zierlichkeiten und die unpassenden Verzierungen, die manche Pianisten wie Ticks hervorrufen. Aus all diesen Meisterlektionen bleibt uns eine Erkenntnis: Die stärksten Persönlichkeiten entfalten sich nur nach einem tiefen und viszeralen Verständnis der Werke. Schnabel in den Walzern von Josef Strauss und Josef Lanner (wer würde das heute noch spielen?), Horowitz 1926 in einigen Préludes von Rachmaninov – sie sprechen uns an. Woher rührt der Charme und die unwiderstehliche Ausstrahlung ihrer Lesarten? Ein Rätsel.
Jedes Jahr veröffentlicht Tacet drei oder vier neue CDs aus den Welte-Mignon-Archiven. Unbedingt sammeln.
S. F.
_________________________________________________
Französischer Originaltext:
LES LEÇONS DU PASSÉ
La magie des Welte-Mignon
Debussy, Ravel, Mahler, Einecke, Grieg, Granados… jouent leurs œuvres.
Vous aimeriez entendre Ravel, Debussy, Strauss, Saint-Saëns, Reger jouant sur un piano d’aujourd’hui leurs propres Oeuvres? Et que diriez-vous aussi d’une restitution « parfaite » des interprétations des premiers Horowitz, Fischer, Lhévinne et autres Schnabel? Le label allemand Tacet propose une anthologie des rouleaux gravés par le procédé Welte-Mignon. Le système est simple, mais le procédé de restitution particulièrement complexe! En effet, les pièces jouées par les compositeurs eux-mêmes ont été numérisées à partir de l’appareil inventé en 1904 par la firme Welte & Fils de Fribourg. Les rouleaux perforés de l’époque ont capté le toucher, le jeu des pédales et les nuances les plus fines. Il suffit aujour¬d’hui de transférer ces témoignages sur un piano de concert.
C’est donc un véritable choc que d’entendre dans un confort d’écoute optimal les Children’s Corner et quelques Préludes par Debussy, mais aussi la Sonatine, les Valses nobles et sentimentales de Ravel sous les doigts des compositeurs. Quelles leçons en retirons-nous? D’abord, l’étonnante liberté de ces deux génies vis-à-vis de leurs partitions! Il est vrai aussi que le jeu de Ravel n’est pas d’une justesse infaillible… Mais si l’on dépasse l’aspect purement technique, on s’aperçoit de l’extrême finesse et de la personnalisation des touchers. Les dynamiques sont généralement faibles, les doigts semblent effleurer le clavier. Sans aucune brutalité. La clarté et la douceur sont stupéfiantes. D’autres exemples sont frappants comme ces deux volumes consacrés à des œuvres de Brahms interprétées par Nikisch, Lhévinne, Samaroff, Ney ou bien les Études de Chopin par Pachmann et Paderewski…
La virtuosité des pianistes est stupéfiante, mais on est plus surpris encore par la fougue, l’engagement, parfois même les coquetteries, les ornementations intempestives que certains provoquent comme des tics. De toutes ces leçons de maîtres, on retient que les personnalités les plus fortes ne s’épanouissent qu’après une compréhension viscérale et profonde des œuvres. Schnabel dans les Valses de Josef Strauss et de Josef Lanner (qui oserait jouer cela aujourd’hui ?), Horowitz en 1926 dans quelques Préludes de Rachmaninov nous interpellent. D’où proviennent le charisme et le charme insensés de leurs lectures? Mystère.
Chaque année, Tacet publie trois ou quatre nouveaux CD des archives Welte-Mignon. À thésauriser.
S. F.
Partituren –
Die Welte-Mignon-Klänge aus dem Jahre 1905, die in der neuen Aufbereitung des Stuttgarter Tonmeisters Andreas Spreer aus dem Studio von heute zu kommen scheinen, werfen ein völlig neues Licht auf den damals gerade 23-jährigen Artur Schnabel. Mehr als zwanzig Jahre vor seinen ersten Studioeinspielungen spielt der ganz am Anfang seiner Karriere stehende Schnabel hier schon mit der später für ihn typischen Strenge: unmaniriert, klar strukturiert, aber dennoch mit pulsierendem Herzschlag und unsentimentaler Schlichtheit. Kein Freund des Klavierspiels sollte sich diese unschätzbaren Dokumente entgehen lassen – und wärs allein schon wegen der Tänze von Lanner, Strauß und Weber, die dem Bild des Musikers Schnabel eine ganz neue Facette hinzufügen.
US
Audiophile Audition –
Schnabels Welte-Mignon-Aufnahmen: Ein musikalisches Zeitfenster in die Wiener Salonkultur
Das patentierte Welte-Mignon-Verfahren, das Klavierspiel mechanisch reproduziert, lässt sich entweder als raffiniertes Kuriosum abtun – oder als eine Art „musikalische Zeitmaschine“, die uns einen Blick in die Vergangenheit gewährt: hier transponiert auf einen brillant klingenden modernen Steinway. Artur Schnabel (1882–1951), sonst ein eher konservativer Vertreter der Leschetizky-Schule, setzte sich 1905 vor den Vorsetzer-Mechanismus – zu einer Zeit, als er noch stärker einem „romantischen“ Ethos verhaftet war, als seine späteren, fast ausschließlich auf Wiener und deutsche Meister fokussierten Aufnahmen vermuten lassen.
Dass Schnabel hier Werke von Johann Strauss und Joseph Lanner spielt, platziert ihn in den Salon der Virtuosen, den er später lieber hinter sich gelassen hätte. Harold C. Schonberg nannte ihn einst scherzhaft „den Mann, der Beethoven erfand“ – eine Bemerkung, die Liszt und Chopin von Schnabels Pantheon der verehrten Wiener Klassiker (Schubert, Brahms, Beethoven) abgrenzte. Schnabel selbst bezeichnete Chopin als „Komponisten für rechtshändige Genies“.
Diese Tacet-Veröffentlichung aus den Archiven der Zeit erweist sich als aufschlussreich, denn sie zeigt Schnabel in einem Kreis von Verehrern des Wiener Walzers und der Schubert-Abende, der auch Chopins und Webers „schöne“ Kompositionen umarmte. Schuberts edle Walzer fließen mühelos aus derselben Quelle wie Lanners Alt-Wiener Walzer. Das eine Impromptu (dessen spätere EMI-Aufnahme zum Klassiker wurde) wirkt hier lebendiger, waghalsiger – ein Element, das in der 33 Jahre späteren Fassung fehlt. Brahms’ ansonsten schlichtes Intermezzo in C-Dur gewinnt durch seine metrischen Übergänge eine dämonische Dringlichkeit, ein kleines Tour de Force. Chopins f-Moll-Stück pulsiert exzentrisch, ohne die motorische Regelmäßigkeit zu brechen. Webers „Aufforderung zum Tanz“ – später nahm Schnabel eine weitere Version auf – klingt hier wörtlich und zärtlich, mit Akzenten, die an die ländlichen Ursprünge des Walzers erinnern. Die Bravour-Passagen sprudeln so lebendig wie bei Hofmann, Brailowsky oder Arrau. Selbst Schnabels Bach, sonst immer mit eigenem Akzent, klingt in dieser Welte-Mignon-Fassung fast wie Gould oder Serkin.
Der kritische Einwand liegt auf der Hand: Der Mechanismus raubt Schnabels Spiel teilweise das Legato, seine unverwechselbare Persönlichkeit. Strenge Kritiker vermissen gar jede Individualität in diesen Rollen. Für einen Pianisten, dessen Anschlag ihn einzigartig machte, mag die Technik seine klaviertechnische Identität verfälschen. Doch angesichts des Repertoires – Chopins f-Moll-Nocturne, Schuberts Klavierstücke, Webers Tanz-Einladung – lohnt sich die Investition: Die Ergebnisse sind faszinierend.
[Ja, das Welte-Mignon war allen anderen Klavierrollen-Systemen überlegen – aber wäre es besser, diese Musik durch das Rauschen akustischer Schellackplatten von 1905 zu hören? (Falls es sie überhaupt gäbe…)]
Gary Lemco
Pizzicato –
Die wunderbaren Welte-Mignon-Rollen sind wieder verfügbar – ein faszinierendes Porträt des Pianisten Arthur Schnabel
Diese Neuauflage bietet ein umfassendes Bild des großen Pianisten und Pädagogen Arthur Schnabel, dessen Ruf als Interpret und Lehrer gleichermaßen legendär war. Was an dieser Sammlung klangvoller Klavierseiten am meisten überrascht, ist der Umgang mit der Zeit: die Art, wie sich die Melodien entfalten, die geschmeidige Leichtigkeit und freie Atmung, die sowohl Brahms als auch die Wiener Walzer durchdringen.
Eine flüssige, kristallklare Technik prägt diese Aufnahmen, in denen neben Chopins Étuden auch eine Weber-Transkription, eine freizügige Bach-Interpretation und die unwiderstehlichen Walzer von Josef Strauss zu entdecken sind – wieder einmal ein verblüffendes historisches Dokument, präsentiert von Tacet.
itb
___________________________
französischer Originaltext:
Les merveilleux rouleaux Welte-Mignon sont à nouveau disponibles, et voici un portrait très complet du pianiste Arthur Schnabel, qui était aussi renommé en tant qu′interprète qu′en tant que pédagogue. Le plus surprenant dans ce bouquet de pages pianistiques, c′est la notion de temps, la façon dont se déroulent les mélodies, l′aisance souple et la liberté qui imprègnent Brahms autant que les valses viennoises. Une technique fluide et limpide caractérise ces enregistrements, où l′on notera aux côtés d′études de Chopin la présence d′une transcription de Weber, une interprétation très libre de Bach et les valses irrésistibles de Josef Strauss…encore un document historique étonnant proposé par la compagnie Tacet.
itb
Stuttgarter Zeitung –
Wie es wirklich klang
Der Stuttgarter Tonmeister Andreas Spreer entlockt den hundert Jahre alten Welte-Mignon-Rollen Klänge, die aus dem Studio von heute zu kommen scheinen. Das wirft ein völlig neues Licht auf den 1905 gerade 23-jährigen Arthur Schnabel. Alles, was sonst an historischen Aufnahmen stört, ist wie weggewischt, und wir können uns beim Hören ganz dem unmanierierten, klar strukturierten, manuell bravourösen Spiel des großen Pianisten überlassen.
Denn schon hier kehrt Schnabel bei der Wahl der durchgängig kurzen Stücke nicht den Virtuosen, sondern den Musiker hervor. Schuberts berühmtes As-Dur-Impromptu findet sich da neben dem wunderbar eigenwilligen zweiten der späten Klavierstücke D 946, Brahms’ wie schwebend deklamiertes Intermezzo C-Dur op. 119 neben Petitessen von Bach und Chopin. Das herbe g-moll-Nocturne des Wahlfranzosen, den Schnabel nicht sonderlich schätzte, spielt er mit geradezu schwärmerischer Strenge.
Carl Maria von Webers „Aufforderung zum Tanz“, die man selten im Klavieroriginal hört, sowie Walzer von Schubert, Lanner und Josef Strauß fügen dem Porträt des jungen Meisters eine ganz eigene Note hinzu. In ihrer Mischung aus unsentimentaler Schlichtheit und pulsierendem Herzschlag sind es Perlen in Arthur Schnabels diskografischem Vermächtnis.
usc