126 CD / L. v. Beethoven, String Quartets · Vol. 2 of 4 op. 59 no. 1 – 3, op. 74
Beschreibung
Mit dieser klangfarblich-expressiv wie auch aufnahmetechnisch herausragenden Leistung braucht das Auryn-Quartett, auch angesichts einer Unzahl schon vorhandener Einspielungen, keine Konkurrenz zu fürchten. (Hartmut Lück, Klassik-heute )
Es gibt keinen Mangel an großen und bekannten Beethoven-Zyklen, aber es gibt keine Einspielung wie diese. Für mich ist diese Produktion die bisher führende. (Laurence Vittes)
7 Bewertungen für 126 CD / L. v. Beethoven, String Quartets · Vol. 2 of 4 op. 59 no. 1 – 3, op. 74
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Ensemble –
Echte Souveränität
Beethovens f-Moll-Streichquartett op. 95 gehört zwar thematisch zu den Rasumowsky-Quartetten und damit zur „mittleren“ Schaffensperiode des Komponisten, doch inhaltlich beschreitet es bereits das Grenzland zu seinen späten Streichquartetten. Es ist deswegen nur konsequent, das nur 20 Minuten lange Stück in einer Einspielung auch einmal von seinen Vorgängern abzukoppeln und es gemeinsam mit dem späten Es-Dur- oder dem a-Moll-Quartett zu spielen. Das Auryn-Quartett wagt in der vorliegenden Audio-DVD diesen Schritt – und begeistert mit einer gediegenen, rundum gelungenen Aufnahme. Bereits als Stereoversion auf CD wurde sie preisgekrönt und erhielt unter anderem den „Classical Internet Award“. Mit der neuen Technik, die einen „moving real surround sound“ ermöglicht, vervielfältigt sich der Hörgenuss: Hat man entsprechend viele Lautsprecher angeschlossen, kann man den Klang wie im Kreis „wandern“ lassen. Eine Eigenschaft, die diesen Werken mit ihrer unbestimmten Zielrichtung, ihrer gedrungenen Kürze und philosophischen Klarheit nur entgegenkommt. Die Auryn-Musiker spielen den späten Beethoven, wie man ihn spielen muss: spröde, herb, doch gleichzeitig von einer Mühelosigkeit beseelt, die echte Souveräntität entstehen lässt.
Rafael Sala
Pizzicato –
Eine Meisterleistung
Auf vier Doppel-CD resp. DVD-Audio-Einspielungen hat das Kölner Auryn Quartett die Integrale der Streichquartette von Beethoven abgeschlossen. Wir konnten uns Vol. 1 und 3 anhören. Diese Aufnahmen und Interpretationen dürfen zu den besten gezählt werden, die heute zu finden sind.
Technisch: Die neue Surround-Aufnahmetechnik verleiht den Instrumentalisten eine Präsenz und Unmittelbarkeit, wie man sie nur selten gehört hat und erstellt zudem zwischen ihnen eine Balance von größter Feinheit. Sie bestätigt aber vor allem die Qualität des Spiels: da gibt es kein Zittern und kein Zagen; jeder Ton ist natürlich und abgerundet.
Dass die DVD-Aufnahme eine so große Spieldauer hat, ergibt sich aus der Tatsache, dass die Werke in zwei verschiedenen Verfahren eingespielt sind, einerseits Real Surround Sound, andererseits Moving Real Surround Sound: TACET leitet die Zukunft ein.
Interpretatorisch: Dem Auryn Quartett gelingt eine neue, wahrhaft ′zeitgenössische′ Interpretation der Quartettmusik Beethovens.
In den frühen Quartetten von op. 18 fällt die ungemein präzise und klare Artikulierung und Akzentuierung auf. Die Auseinandersetzung mit dem Notentext ist optimal, wobei die Detailgenauigkeit verblüfft. Sie hemmt aber keinesfalls den Fluss des Spiels, während die Spielfreude der vier Musiker zum Hörvergnügen wird.
Im Vol. 3 wird nicht etwa versucht, die Vielschichtigkeit und auch Sprödigkeit des Quartetto serioso op. 95 und der späten Quartette op. 127 und op. 132 zu glätten. Das Gegenteil ist der Fall, denn diese werden bloßgelegt. So entsteht Beethoven sozusagen neu vor uns in seinem Ringen um den geeigneten Ausdruck, um die Bewältigung großer Formen und die Gestaltung von Komplexität mit neuen Mitteln.
Matthias Lingenfelder und Jens Oppermann, Violine, Stewart Eaton, Bratsche, und Andreas Arndt, Cello, spielen hinreißend und überlegen. Sie verstehen es, aufeinander zu hören und die Komplexität und zugleich die zeitlose Schönheit der Musik zu vermitteln (cf. „Adagio“ aus Opus 127). Ihre eigene Begeisterung ist zudem ansteckend, denn als Zuhörer kann man sie nur teilen und voll Bewunderung feststellen, dass den Musikern und den Aufnahmetechnikern eine Meisterleistung geglückt ist.
GW
Stereoplay –
Die Gesamteinspielung von Beethovens Streichquartetten durch das Auryn-Quartett geht langsam ihrem Ende entgegen. Diese dritte Folge stößt in den Bereich der Spätwerke vor, in jenen Kosmos also, der nach wie vor den Gipfel aller Quartettkunst bedeutet. Was bereits die vorangegangenen Folgen zeigten, bestätigt sich hier erneut: Der Beethoven der Auryns steht heute in der ersten Reihe der Konkurrenz. Mit einer Spitzenproduktion, etwa jener der Emersons, kann sie sich, was die Perfektion angeht, durchaus messen, hat dieser aber die größere emotionale Dichte voraus. Das zeigt sich vor allem bei der Wiedergabe der langsamen Sätze, so des unergründlichen Molto Adagio op. 132. Hier spürt man hinter der vollendet schönen Klanglichkeit das hintergrüdig-spirituelle Element, das dieser Auseinandersetzung mit Beethovens Spätwerk sein Gewicht und seine unverwechselbare Eigenart gibt. Das gilt natürlich auch für die schnellen Sätze, die nie ins bloß Sportive abgleiten. Ein groß gesehener und groß nachgestalteter Beethoven.
Alfred Beaujean
The best new recordings from North America –
In den abschließenden Teilen ihres vollständigen Beethoven-Zyklus haben das Auryn-Quartett, das seinen Namen dem Amulett verdankt, das in Michael Endes Fantasy Die unendliche Geschichte Intuition verleiht, eine atemberaubend neue und erhellende Interpretation vorgelegt. Anstatt die Musik als späten Beethoven zu präsentieren, durchzogen von unbeholfenen enharmonischen Veränderungen und kniffligen technischen Hürden, spielen sie sie als klassische Musik von großer Sicherheit und Kraft. Dabei haben sie zahlreiche allgemein akzeptierte Interpretationslösungen neu überdacht. Einige Beispiele müssen genügen.
Die Art und Weise, wie das Auryn-Quartett die eigenwillige Verwendung mechanischer Elemente des Komponisten aufgreift, etwa die Triolen in Takt 48 des ersten Satzes von Op. 132, verändert das Verständnis dafür, was die Beethoven-Maschine antreibt. Und die überwiegend positive Haltung, mit der sie das Meno mosso e moderato in der Großen Fuge spielen, beweist, dass ein Quartett diesen übermenschlichen Satz meistern kann. Es gibt auch tiefgründig persönliche Akzente, wie wenn Matthias Lingenfelders Ton vor der „Beklemmt“-Stelle der Cavatina in Op. 130 bricht.
Über diese Momente der Offenbarung hinaus verfügen die Auryn-Musiker über ein Gespür für latente Kraft, das eine hervorragende musikalische Spannung erzeugt, eine seltene Fähigkeit, mit einer Art strahlender, italienischer Anmut zu phrasing und hypnotische großformatige Bögen zu gestalten – und dies wie aus einem Guss. Anders als bei den Takáks, deren Zyklus der späten Quartette gerade bei Decca erschienen ist, entsteht nie der Eindruck eines ersten Geigers und „der anderen“, oder dass die Musik eine Serie von (gelegentlich dysfunktionalen) Fragmenten sei, so brillant oder unvergleichlich sie auch gespielt werden.
Manchmal erscheinen die Auryn-Darbietungen so nah an dem, was sich auf dem gedruckten Notentext entfaltet, dass man glauben könnte, direkt zu hören, was Beethoven im Sinn hatte. Vielleicht nur das Busch-Quartett hatte eine derart befreiende Vision.
Im Kölner Studio von DeutschlandRadio, mit zwei Neumann M49-Mikrofonen aufgenommen, hat Andreas Spreer das Auryn-Quartett so eingefangen, dass der Klang wie in einem Science-Fiction-Kontinuum erscheint, in dem der Raum sich streckt, um die Zeit aufzunehmen – der Klang reich und detailliert, ohne analytisch zu wirken, die tiefen Saiten von Bratsche und Cello mit wunderbarer Körnung.
Es mangelt nicht an großen und berühmten Beethoven-Zyklen, doch vergleichbare Darbietungen gibt es nicht. Für mich ist dies nun der Maßstab.
Laurence Vittes
Klassik heute –
Höchstnote 10 für Künstlerische Qualität, Klangqualität und Gesamteindruck
Igor Strawinsky nannte sie seine „unumstößlichsten musikalischen Glaubensartikel“, empfand sie als „unentbehrlich für die Wege und Ziele der Kunst“: die späten Streichquartette Ludwig van Beethovens. Zwei dieser unauslotbaren, rätselhaften, beglückenden Werke, Es-Dur op. 127 und a-Moll op. 132 (ergänzt um das mittlere und vermittelnde „Quartetto serioso“ op. 95) interpretiert das Auryn Quartett in Aufnahmen aus den letzten Jahren. Und ohne Übertreibung läßt sich behaupten: Den vier Musikern gelingt die Quadratur des Kreises. Mit liebevoll detailgenauem Blick haben sie eine reflektierte, erprobte, gründlich durchdachte Lesart dieser Kompositionen erarbeitet und sind dennoch aus dem Staunen nicht herausgekommen. Eine ansteckende Begeisterung, eine mitteilsame Freude an der Entdeckung beflügelt ihre interpretatorische Phantasie und zieht den Hörer in den Bann eines gemeinsamen musikalischen Abenteuers.
Natürlich kann kein Glück vollkommen sein bei Kompositionen von derart utopischem Anspruch. Die Kunst der subtilen Übergänge, das fließende, atmende Spiel liegt dem Auryn Quartett offenbar näher als die komprimierte Leidenschaftlichkeit des f-Moll-Quartetts op. 95 oder die zeitenthobene, überirdische Ruhe des „Heiligen Dankgesanges“ aus Opus 132. Andererseits wissen die Musiker gerade in Beethovens a-Moll-Quartett ganz wundersame Klangbilder von schier surrealer Schönheit zu zaubern und die Musik wie in einen Zustand fiebriger Ekstase zu steigern. Ihre Aufnahme des Es-Dur-Quartetts op. 127 aber verdient nur das höchste Lob, ohne Wenn und Aber, denn in allem folgen sie Beethoven nach, vom Anfang bis zum Ende: von den einleitenden Maestoso-Akkorden, die sie mit wahrem Enthusiasmus vortragen – sie stürzen sich geradewegs in den opulenten Klang –, bis zu den schroffen musikantischen Provokationen des Finales. Sie bleiben Beethoven auf der Spur, selbst noch in den entlegensten Höhen gedanklicher Freiheit und Entgrenzung. So nahe am Ideal eines vollkommen gelösten, hellsichtigen Musizierens wie im Adagio des Opus 127 bewegt sich auch das Auryn Quartett nicht alle Tage.
Wolfgang Stähr
Wetzlarer Neue Zeitung –
Prädikat: „sehr gut“
Im dritten Teil seiner Gesamtaufnahme der Streichquartette Ludwig van Beethovens (1770-1827) stellt das bewährte Auryn-Quartett die Werke in f-Moll op. 95, in Es-Dur op. 127 und in a-Moll op. 132 vor. Matthias Lingenfelder und Jens Oppermann (Violine), Stewart Eaton (Bratsche) und Andreas Arndt (Cello) gelingt es in dieser vorzüglichen Aufnahme, die späten Kompositionen Beethovens bei aller Sprödigkeit faszinierend lebendig werden zu lassen. Wenn auch nach fast 200 Jahren die Einschätzung des Komponisten Gültigkeit haben dürfte, dass diese Quartette nicht für ein breites Publikum geeignet sind, so lohnt es sich gleichwohl, sie immer wieder zu hören und genau kennen zulernen. Und genau dazu lädt die Einspielung des Auryn Quartetts in hohem Maße ein.
Klaus Andrießen
hermann – das magazin aus cottbus –
(…)Wieder eine beeindruckende Synthese aus individuellen Einsichten und strenger Werkwiedergabe nach Partitur.
Maria C.