160 CD / The Welte Mignon Mystery Vol. X. Carlo Zecchi

The Welte Mignon Mystery Vol. X

Carlo Zecchi

today playing all his 1926 interpretations
Works by Scarlatti, Alaleona, Bajardi, Pizzetti, Castelnuovo-Tedesco, Gasco, Casella, Davico and Stravinsky

EAN/barcode: 4009850016007

Beschreibung

Auf dieser CD der Welte-Mignon-Reihe erscheint der damals 22jährige Carlo Zecchi, Schüler von Ferruccio Busoni und Artur Schnabel, in einem völlig neuen Licht, sowohl wegen seines – für damalige Verhältnisse – gewagten Repertoires als auch wegen seiner brillianten Technik.

Was ist „Welte Mignon“?

2 Bewertungen für 160 CD / The Welte Mignon Mystery Vol. X. Carlo Zecchi

  1. Pianiste

    DIE LEKTIONEN DER VERGANGENHEIT
    Die Magie der Welte-Mignon
    Debussy, Ravel, Mahler, Einecke, Grieg, Granados… spielen ihre Werke.

    Würden Sie gerne Ravel, Debussy, Strauss, Saint-Saëns, Reger hören, wie sie auf einem modernen Klavier ihre eigenen Werke spielen? Und was halten Sie von einer „perfekten“ Wiedergabe der Interpretationen der ersten Horowitz, Fischer, Lhévinne und anderer wie Schnabel? Das deutsche Label Tacet bietet eine Anthologie der Rollen, die mit dem Welte-Mignon-Verfahren aufgenommen wurden. Das System ist einfach, aber der Wiedergabeprozess ist besonders komplex! Tatsächlich wurden die von den Komponisten selbst gespielten Stücke mit dem 1904 von der Firma Welte & Söhne in Freiburg erfundenen Gerät digitalisiert. Die damaligen Lochrollen haben den Anschlag, das Pedalspiel und die feinsten Nuancen aufgezeichnet. Heute muss man diese Aufnahmen einfach auf ein Konzertklavier übertragen.

    Es ist daher ein echter Schock, die „Children’s Corner“ und einige Préludes von Debussy zu hören, aber auch die „Sonatine“, die „Valses nobles et sentimentales“ von Ravel unter den Fingern der Komponisten selbst zu erleben. Welche Lektionen ziehen wir daraus? Zunächst einmal die erstaunliche Freiheit dieser beiden Genies in Bezug auf ihre Partituren! Es ist auch wahr, dass das Spiel von Ravel nicht immer perfekt in der Ausführung ist… Aber wenn man den rein technischen Aspekt überwindet, wird die extreme Feinheit und die Personalisierung der Anschläge deutlich. Die Dynamik ist meist zart, die Finger scheinen das Klavier nur zu streifen. Ohne jede Brutalität. Die Klarheit und Sanftheit sind verblüffend. Andere Beispiele sind ebenso beeindruckend, wie die beiden Bände, die sich mit Werken von Brahms befassen, die von Nikisch, Lhévinne, Samaroff, Ney oder auch die Etüden von Chopin, gespielt von Pachmann und Paderewski, interpretiert wurden…

    Die Virtuosität der Pianisten ist erstaunlich, aber noch mehr überrascht die Leidenschaft, das Engagement, manchmal sogar die Zierlichkeiten und die unpassenden Verzierungen, die manche Pianisten wie Ticks hervorrufen. Aus all diesen Meisterlektionen bleibt uns eine Erkenntnis: Die stärksten Persönlichkeiten entfalten sich nur nach einem tiefen und viszeralen Verständnis der Werke. Schnabel in den Walzern von Josef Strauss und Josef Lanner (wer würde das heute noch spielen?), Horowitz 1926 in einigen Préludes von Rachmaninov – sie sprechen uns an. Woher rührt der Charme und die unwiderstehliche Ausstrahlung ihrer Lesarten? Ein Rätsel.

    Jedes Jahr veröffentlicht Tacet drei oder vier neue CDs aus den Welte-Mignon-Archiven. Unbedingt sammeln.
    S. F.

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    Französischer Originaltext:

    LES LEÇONS DU PASSÉ
    La magie des Welte-Mignon
    Debussy, Ravel, Mahler, Einecke, Grieg, Granados… jouent leurs œuvres.

    Vous aimeriez entendre Ravel, Debussy, Strauss, Saint-Saëns, Reger jouant sur un piano d’aujourd’hui leurs propres Oeuvres? Et que diriez-vous aussi d’une restitution « parfaite » des interprétations des premiers Horowitz, Fischer, Lhévinne et autres Schnabel? Le label allemand Tacet propose une anthologie des rouleaux gravés par le procédé Welte-Mignon. Le système est simple, mais le procédé de restitution particulièrement complexe! En effet, les pièces jouées par les compositeurs eux-mêmes ont été numérisées à partir de l’appareil inventé en 1904 par la firme Welte & Fils de Fribourg. Les rouleaux perforés de l’époque ont capté le toucher, le jeu des pédales et les nuances les plus fines. Il suffit aujour¬d’hui de transférer ces témoignages sur un piano de concert.

    C’est donc un véritable choc que d’entendre dans un confort d’écoute optimal les Children’s Corner et quelques Préludes par Debussy, mais aussi la Sonatine, les Valses nobles et sentimentales de Ravel sous les doigts des compositeurs. Quelles leçons en retirons-nous? D’abord, l’étonnante liberté de ces deux génies vis-à-vis de leurs partitions! Il est vrai aussi que le jeu de Ravel n’est pas d’une justesse infaillible… Mais si l’on dépasse l’aspect purement technique, on s’aperçoit de l’extrême finesse et de la personnalisation des touchers. Les dynamiques sont généralement faibles, les doigts semblent effleurer le clavier. Sans aucune brutalité. La clarté et la douceur sont stupéfiantes. D’autres exemples sont frappants comme ces deux volumes consacrés à des œuvres de Brahms interprétées par Nikisch, Lhévinne, Samaroff, Ney ou bien les Études de Chopin par Pachmann et Paderewski…

    La virtuosité des pianistes est stupéfiante, mais on est plus surpris encore par la fougue, l’engagement, parfois même les coquetteries, les ornementations intempestives que certains provoquent comme des tics. De toutes ces leçons de maîtres, on retient que les personnalités les plus fortes ne s’épanouissent qu’après une compréhension viscérale et profonde des œuvres. Schnabel dans les Valses de Josef Strauss et de Josef Lanner (qui oserait jouer cela aujourd’hui ?), Horowitz en 1926 dans quelques Préludes de Rachmaninov nous interpellent. D’où proviennent le charisme et le charme insensés de leurs lectures? Mystère.

    Chaque année, Tacet publie trois ou quatre nouveaux CD des archives Welte-Mignon. À thésauriser.
    S. F.

  2. Audiophile Audition

    Wie ich bereits in Rezensionen früherer Einträge dieser Tacet-Serie betont habe, handelt es sich bei diesen Aufnahmen um Einspielungen, die zwar ursprünglich zu Beginn des letzten Jahrhunderts gemacht wurden, deren eigentliche Aufführungen jedoch erst kürzlich von den originalen High-Tech-Klavierrollen abgespielt und digital in Stereo auf einem modernen Steinway Model D aufgenommen wurden. Das Welte-Mignon-System – erfunden 1904 – war allen anderen Klavierrollenverfahren weit voraus und versprach eine deutlich genauere Umsetzung der Aufnahmen der jeweiligen Pianisten als alles andere – sicher besser, als es 78er-Schellackplatten bis mindestens in die 1930er Jahre erlaubten. Viele dieser spezialisierten Klavierrollen – darunter auch Rollen, die von Granados, Reger, Saint-Saëns und Dohnányi selbst geschnitten wurden – wurden mehrfach wiederveröffentlicht, doch keine CD erreicht den überzeugenden Klang dieser Tacet-Ausgaben.

    Telarc veröffentlichte einige hervorragende Rachmaninoff-Klavierrollen, die für die Aufführung auf einem Yamaha Disklavier reproduzierenden Klavier computergestützt neu verarbeitet wurden. Für diese Tacet-Ausgaben hingegen wurde eines der originalen Vorsetzer-Geräte verwendet – ein Instrument mit 88 „Fingern“, das jede Konzertflügelrolle abspielen kann –, nach umfangreicher Abstimmung, Modifikation und Wartung des Mechanismus durch einen Welte-Mignon-Experten. Die Ergebnisse sind wirklich erstaunlich. Einziger subtiler Interpretationsaspekt, den das Welte-System nicht vermitteln konnte, war die unterschiedliche Lautstärke der Noten innerhalb eines Akkords, doch das wäre ohnehin schwer zu erkennen gewesen. Deutlich geringer ist bei diesen Welte-Neuausgaben der mechanische Rhythmus typischer Klavierrollen als bei allen anderen, die ich bisher gehört habe.

    Ein ungewöhnlicher Aspekt dieser CD ist die Aktualität von Zecchis Repertoire. Einige der Welte-Rollen enthalten Stücke, die damals populär waren, heute aber als veraltete Salonmusik gelten. Zecchi war damals erst 22 Jahre alt, Schüler sowohl bei Busoni als auch bei Arthur Schnabel, und seine Auswahl wirkt für die damalige Zeit sogar ein wenig gewagt. Wanda Landowska begann gerade erst, die Cembalosonaten von Domenico Scarlatti aufzuführen, und Zecchi nahm mutig seine Klavierversionen von zwei davon als Auftakt des Programms auf. Bedenkt man, dass dies weit vor Ralph Kirkpatricks Scarlatti-Ausgaben geschah, ist dies besonders bemerkenswert. Das gesamte Programm ist großartig, aber ein weiteres Highlight – mit einer Länge von 16 Minuten – ist eine der ersten Aufführungen von Strawinskys Klaviertranskription von drei Abschnitten aus seinem Ballett Petrouchka. Zecchi spielt sie mit ebenso viel Flair und strawinsky-typischer Präzision, wie man sie in einer modernen Klavieraufführung hören würde.

    Die anderen kurzen Werke sind heute weitgehend vergessen, doch alle sieben sind hörenswert und zeigen, warum dieser mutige junge Pianist in Europa Aufmerksamkeit erregte und die Einladung erhielt, für die Welte-Firma aufzunehmen. Diese CD ist eine sehr empfehlenswerte Einführung für jeden, der die einzigartigen Welte-Klavierrollen kennenlernen möchte.

    John Sunier

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