131 CD / Claude Debussy: Prélude pour piano, „Les soirs illuminés par l’ardeur du charbon“
Beschreibung
Kultur SPIEGEL, Januar 2005:
„Es gibt gute Pianisten, es gibt grandiose Pianisten, und es gibt Jewgenij Koroliow: In jeder Aufnahme setzt der Russe, bislang vorwiegend mit Bach zu hören, Maßstäbe. Bei Debussy tritt er gegen Giganten wie Gieseking oder Michelangeli an – und triumphiert: So ausdrucksvoll-transparent war der wunderbar zwischen Scherz und Ernst schwebende Reigen von Stimmungsbildern noch nie zu hören.“
12 Bewertungen für 131 CD / Claude Debussy: Prélude pour piano, „Les soirs illuminés par l’ardeur du charbon“
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Pizzicato –
(…) Koroliov hat die beiden Bände der Préludes eingespielt und bestätigt darin seine wesentliche Qualität: Er schafft es, die Strukturen der Werke zu verdeutlichen, und damit jeden inhaltlichen Überschleier von ihnen wegzuziehen und die Formgestaltung über das Stimmungsbildhafte triumphieren zu lassen, zum besten dieser Vorspiele.
Dabei dient ihm seine Familiarität mit Bach, so wie ihm sein Verständnis für das Innenleben Schuberts hilft. Von ersterem hat er die Klarheit, die Vielschichtigkeit des Anschlags, von letzterem die emotionale Vielfalt und die Sensibilität, die jedes dieser Präludien zu einem kleinen Juwel machen (…).
GW
Fono Forum –
(…) Der Vielkönner Evgeni Koroliov (…) belegt auch mit dieser Produktion, dass er zu den überlegenen Gestaltern der Pianistenzunft gehört. In der Reihe „The Koroliov Series“ ist das bei TACET die siebte Folge. Und auch hier demonstriert der Künstler, der in Hamburg lehrt, dass er weit mehr ist als der gefeierte Bach-Spezialist. Natürlich liefert er nicht französische Schule pur. Sein Spiel zielt gleichwohl sehr auf Detailzeichnunen, auf transparente Stimmverteilungen, wobei in den Préludes geradezu dynamisch gestufte Klangschichten entsehen. (…)
Michael Stenger
Wetzlarer Neue Zeitung –
Bewertung: „genial“
(…) Sein [Koroliovs] Spiel bringt Debussys Werke ohne jede Effekthascherei zum Ausdruck, lässt bei jedem neuen Hören der Aufnahme weitere Einzelheiten der „Vorspiele“ erkennen. (…) Die Klangqualität der CD ist überragend, das Begleitheft wartet mit präzisen Informationen zu Werk und Interpret auf.
Klaus Andrießen
Stereo –
Die zwischen 1909 und 1913 entstandenen Préludes sind alles andere als Stimmungsmalerei, sondern Paradestücke dafür, wie gedankenreich Claude Debussy seelische Befindlichkeiten und anekdotische Vorgänge verarbeitet hat. Evgeni Koroliov spielt Debussy fast ohne Dunst, so dass sich gleichermaßen Strukturen wie Farben erschließen. (…) Das Klangbild vermittelt einen vollen, unverfärbten Klavierton.
Egon Bezold
Crescendo –
(…) Evgeni Koroliov, der sich in den letzten Jahren ein Renommee als Bachinterpret erspielt hat, zeigt hier einmal mehr, dass sich sein Können nicht auf den großen Barockmeister beschränkt. Klangvoll, sensibel und ohne Schnörkel verleiht er jedem der kurzen, programmatischen Stücke einen ganz eigenen Charakter ohne Zur-Schaustellung irgendwelcher pianistischer Effekte. Mit klar strukturierten Richtungen und einem enormen dynamischen Spektrum erscheint jedes Stück klar gezeichnet, ob man die enormen Mauern an der „versunkenen Kathedrale“ emporblickt, oder den fahrigen Bewegungen des Kobolds „Puck“ lauscht. Koroliovs Einspielung zeichnet vor allem der Verzicht auf alle überflüssigen Gefühlsausbrüche aus und fasziniert gerade dadurch.
EH
musicus, Wissenschaftliche Buchgesellschaft –
(…)Evgeni Koroliov lotet sorgfältig die Tiefen der Musik aus, seine Kunst der Formulierung gewährt reines Vergnügen.
image hifi –
Sie lassen sich donnern, säuseln, singen, deklamieren, eignen sich vorzüglich zur Selbstdarstellung und als Zugabe – Debussys Préludes, diese aller Vorspielhaftigkeit freien impressionistischen Skizzen für Klavier. Deswegen ist es ein veritabler Glücksfall, wenn ein Interpret jeglicher Profilierungssucht entsagt und die Kompositionen für sich selbst sprechen lässt. Was Evgeni Koroliov betrifft, so hat er es schlicht nicht mehr nötig, jemandem etwas beweisen zu müssen. Mit altmeisterlicher Gelassenheit nimmt er sich der musikalischen Substanz an. Sein Ton – beziehungsweise das, was die ausgezeichnete Aufnahmetechnik daraus macht – ist voll, geradezu samtig, beweglich, wo es die Musik verlangt, aber niemals überbrillant oder gar forciert metallisch, nicht einmal in den expressivsten Fortissimi. (…)
Der Schallplattenmann sagt –
(…) Der Moskauer Evgeni Koroliov (*1949) gehört zu dieser neuen Generation an unscheinbaren, aber technisch und interpretatorisch sehr versierten Pianisten, die ihr Musizieren lieber in den Dienst des Komponisten stellen, als zur eitlen Selbstdarstellung benutzen. Mit dieser Prämisse gelingt Koroliov bei seiner Gesamtaufnahme der beiden Préludes-Bücher von Claude Debussy (1862-1918) eine lyrische, fast traumwandlerisch anmutende Interpretation (…).
sal
KulturSPIEGEL –
Es gibt gute Pianisten, es gibt grandiose Pianisten, und es gibt Jewgenij Koroliow: In jeder Aufnahme setzt der Russe, bislang vorwiegend mit Bach zu hören, Maßstäbe. Bei Debussy tritt er gegen Giganten wie Gieseking oder Michelangeli an – und triumphiert: So ausdrucksvoll-transparent war der wunderbar zwischen Scherz und Ernst schwebende Reigen von Stimmungsbildern noch nie zu hören.
NDR Kultur –
(…) Evgeni Koroliov erweckt auf schwarz-weißen Tasten ein ganzes Orchester zum Leben. Das Geheimnis dieses russischen Pianisten scheint darin zu bestehen, dass er der Musik nicht unbedingt seine persönliche Sichtweise aufzwingen will. Vielmehr beobachtet er wie unter der Lupe die Mechanismen der Wahrnehmung – quasi ganz objektiv, ohne einschränkende Vorurteile. Er lässt die Musik geschehen, ohne sie beherrschen zu wollen – und das befreit sie aus jedem Korsett von Takt und Notensystemen. Manches klingt fast wie improvisiert, als würde die Musik jetzt, in diesem Moment, geboren. Ein Augenblick, der zur Ewigkeit wird: so nahe kommt man dem Ursprung der Musik selten.
Corinna Hesse
Bayern 4 Klassik Radio –
Evgeni Koroliov ist in den letzten Jahren derart intensiv als einer der ganz bedeutenden Bach-Interpreten unserer Zeit im Bewusstsein, dass seine wunderbare Schubert-Einspielung oder die ebenso brillante wie idiomatische Prokofjew-Veröffentlichung darüber fast ein wenig in Vergessenheit geraten sind. Im vergangenen Jahr deutete der in Hamburg lebende russische Pianist sein Spektrum mit der geglückten Aufnahme von vier Mozart-Sonaten an. Und auch die jetzt erschienene Doppel-CD mit beiden Bänden der Préludes von Claude Debussy – Teil der äußerst verdienstvollen Koroliov-Serie des kleinen Labels Tacet – zeigt nachdrücklich, dass Koroliov eben keineswegs ein Bach-Spezialist ist, sondern einfach einer der ganz großen Pianisten der Gegenwart.
Sein Debussy-Spiel ist von einer faszinierenden Klarheit, besitzt zugleich einen schier grenzenlosen Reichtum an Klangfarben, die Koroliov mit einem unglaublich nuancierten Anschlag, einer minutiös abgestuften Dynamik und einer wie selbstverständlich, fast nebensächlich wirkenden Virtuosität umsetzt. Mit abgeklärter, enorm spannungsreicher Ruhe realisiert Koroliov die großen Klangbögen in Les sons et parfums tournent dans l′air du soir oder die flächige Spannung in La terrasse des audiences und La cathédrale engloutie, ist dem hintergründigen, leicht grotesken Witz des General Lavine allerdings nicht weniger gewachsen. Wer wieder einmal oder auch zum ersten Mal erleben möchte, wie grandios Claude Debussy den Klavierklang revolutionierte, dem ist diese CD wärmstens zu empfehlen. Unserem bisherigen Koroliov-Bild fügt sie eine weitere, höchst spannende Facette hinzu. Und schließlich wartet sie mit der Ersteinspielung des erst Ende 2001 entdeckten Debussy-Prélude Les soirs illuminés par l′ardeur de charbon noch mit einer echten Rarität auf.
Oswald Beaujean
Wiesbadener Anzeiger –
Sechs Produktionen hat der russische Pianist Evgeni Koroliov seit 1990 mit Andreas Spreer für TACET aufgenommen, und sie alle könnte man mit Fug und Recht in den Koffer für die einsame Insel packen. Die exquisiten Jahreszeiten von Peter Tschikowsky ebenso wie das ergreifende Schubert-Album oder das freche, provokante Prokofieff-Recital – vor allem aber die drei Bach-CDs, die mit geradezu einstimmigen Lobeshymnen gefeiert wurden: Die 1990 entstandene Aufnahme der Kunst der Fuge (TACET 13) und die beiden im Jahre 2000 erschienenen Bände des „Wohltemperierten Claviers“ (TACET 93 und 104) sind von solch bezwingender Eigenart und von einem derart tiefen Verständnis für die Sache geprägt, dass „Koroliov aus großer Rechen- und Formkunst… zur Musik durchdringt“ (Frankfurter Rundschau) – und „dass man seine Interpretation gleich noch einmal hören möchte“ (Hamburger Abendblatt). (…) Und er kann, wie ein Rezensent des Figaro begeistert registrierte, mit wenigen Handgriffen verzaubern: „Evgeni Koroliov betritt die Bühne, grüßt schnell, legt die Hände auf die Tasten… und siehe da, schon befindet man sich in einer andern Welt.“
So geschieht es nun auch bei Anhörung seiner jüngsten Glanztat, die im Oktober des vorigen Jahres in Oslo aufgenommen wurde. Koroliov spielt die beiden Bände der Préludes von Claude Debussy, und das tut er in einer Weise, die man auch gleich wieder in der ersten Reihe wird postieren wollen – weil er nämlich, ohne die quasi „nachgereichten“ Inhalte der Untertitel zu vernachlässigen, wieder auch der in Strukturen denkende Künstler ist, der sich nicht von Stimmungen aus der Form bringen lässt.
Als Ersteinspielung enthält das Doppelalbum ein letztes Prélude, das erst Ende 2001 bei einer Versteigerung wieder ans Licht kam: Les soires illumines par l′ardeur du charbon (Der Himmel, von der Glut der Kohlen erleuchtet) aus dem Jahre 1917 war offenbar eine musikalische Danksagung an einen Kohlenhändler, der Debussy sehr schätzte und ihn im Krieg mit ansonsten streng rationiertem Heizstoff versorgte. Vollständig hat es die Préludes bislang noch nicht gegeben.