247 CD / Scarlatti: Complete piano sonatas vol. 3

Domenico Scarlatti

Complete piano sonatas vol. 3
Sonatas K. 98 – K. 146
Christoph Ullrich, piano

EAN/barcode: 4009850024705

ICMA Nomination 2020Klassik heute zehn

 

Beschreibung

Unser Scarlatti-Boot ist längst auf hoher See. Stürme, Untiefen, Seeungeheuer liegen hinter uns. Doch heute herrscht herrliches Sommerwetter. Die Sonne brennt, kein Lüftchen regt sich. Wir lassen die Füße im Wasser baumeln und dösen. Soweit das Auge reicht, nur Sonaten. – Wann hatten wir in Berlin abgelegt, 2012? – Wie geht eigentlich die Primzahlzerlegung von 555? 3 * 5 * 37… Da! Plötzlich! Ein zweistimmiger Hai! Seine Zähne stehen asymmetrisch. Und dort! Ein Tintenfisch mit 37 Tentakeln. Er versucht, alle Arme miteinander zu verschränken und verheddert sich dabei heillos. – Schwärme von kleinen, bunten Trillerfischen zappeln mit den Flossen und glitzern schillernd in der Sonne. – Was ist das? Ein riesiges, unförmiges, träges Monster? Der spanische König! Nein, nur Seetang. – Wie war nochmal der Vorname des Kapitäns, Christoph oder Ullrich, oder Christopher?… Greifen Sie zu! 3 Fässer, randvoll mit Sonaten, zum Sonderpreis von 40 Cent pro Stück!

Weitere Informationen über das Scarlatti-Projekt.

Christoph Ullrich auf Youtube: Sonata in g moll K 8, Allegro und Sonata in C major, K 487, Allegro

4 Bewertungen für 247 CD / Scarlatti: Complete piano sonatas vol. 3

  1. Fanfare Magazin

    –> zur Original-Kritik

    Diejenigen von uns, die Scarlatti zum ersten Mal auf dem Cembalo gehört haben, mögen sich dagegen sträuben, ihn auf dem Klavier zu hören, das heute Standard ist. Ich verstehe, dass es einfacher ist, ein gutes Klavier für Aufnahmen zu bekommen als ein gutes Cembalo. Aber wenn ich es auf dem älteren Instrument höre, denke ich: „Scarlatti – scharfe, süße Eiszapfen, die auf meiner geistigen Zunge schmelzen“ (die einzige Zeile Poesie, die ich je verfasst habe, die nicht mit „Es gab einmal eine junge Dame aus…“ beginnt). Aber heutzutage ist es das Klavier, entweder man nimmt es oder lässt es.

    Und jetzt habe ich hier eine Aufnahme vor mir, die in so vielerlei Hinsicht wunderbar ist, dass das Cembalo in Vergessenheit gerät. Der Künstler hier, der Pianist Christian Ullrich, hat so überzeugend für das Klavier plädiert, dass es von nun an der Standard für die Aufführung dieser wunderbaren 555 (!) Sonaten sein wird.

    Natürlich schlage ich vor, dass Sie diese Sammlung erwerben. Aber bevor Sie hören, nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um den Inhalt des beiliegenden Booklets langsam und sorgfältig zu lesen. Der erste Aufsatz „Die Welt von Domenico Scarlatti“ von Thomas Seedorf enthält so viel wertvolles Wissen über den Komponisten wie eine der Sonaten die musikalischen Schauer und Freuden (und Triller), die immer in Scarlattis Werken präsent sind. Wenn Musiklehrbücher so geschrieben wären, könnten Sie in zwei Wochen abschließen.

    Der nächste Aufsatz, „Zeitgenössischer Scarlatti“ von dem Pianisten selbst, ist eine wunderbar geschriebene, einfühlsame Wertschätzung des Komponisten. Er beginnt mit einem Zitat des deutschen Dichters Durs Grunbein, das den Preis dieser CD mehr als wert ist und an die Tür jedes Musikgebäudes an jeder Universität gehängt werden sollte: „Für den Dichter ist jeder Dichter, der direkt zu ihm spricht, zeitgenössisch, egal in welchem mystischen, weit entfernten Jahrhundert, in welchem längst vergessenen Provinznest er lebte. Von diesem Moment an, weil seine Stimme so einzigartig erkennbar war, wird sie ihm nahe sein, so nah, als stünde die Person, der sie einst gehörte, leibhaftig vor ihm, verlagert in Zeit und Raum. Selbst mit geschlossenen Augen wird das Wort des Dichters ihm präsenter sein als jedes aus seiner eigenen Zeit, deutlicher als sein eigenes atemloses Keuchen.“

    Dann übernimmt der Pianist Ullrich. Ich freute mich nicht gerade auf vier Stunden 3-minütiger Sonaten, aber der Mann ist ein Zauberer, der einen Zauber wirkt, der mich lange nach der eigentlich fälligen Pause auf meinem Sitz festnagelte. Habe ich einmal gedacht, dass alle Scarlatti-Sonaten im Grunde genommen gleich sind? Was für ein Dummkopf war ich! (Kein Kommentar von dir, Joel!) Sie sind alle in derselben Sprache, aber jede hat ihre einzigartige Botschaft. Aber hören Sie genau hin, denn Ullrich spielt sie mit atemberaubender Virtuosität, sodass Sie denken, wenn Sie ihm beim Spielen zusehen würden, wären seine fliegenden Finger unsichtbar. Der Mann ist ein unglaublicher Musiker und ein Weltklasse-Athlet.

    Nicht jeder sollte dieses Album kaufen. Es ist nur für Astronomen, Raketenwissenschaftler, Lehrer, Köche, Geistliche, Bandenmitglieder, Bibliothekare, bärtige Damen, Politiker, hochintelligente Schimpansen, alle anderen Schimpansen, Chiropraktiker und Stripper geeignet.

    David Reznick

  2. Klassik heute

    –> zur Original-Kritik

    Klassik-Heute-Autor Peter Cossé, der hochgeachtete, leider im Dezember 2017 plötzlich verstorbene Kritikerkollege, konnte durchaus als der Doyen der Musikkritik auf dem Feld der Klaviermusik gelten – profunde Kenntnisse und ein durchaus persönliches, doch stets sicher begründetes Urteil sicherten ihm diesen (allerdings nie persönlich gesuchten) Anspruch. Er besprach die ersten beiden Folgen von bis zu dieser Veröffentlichung fünf erschienenen Teilen der Integrale von Domenico Scarlattis 555 Claviersonaten in der Interpretation von Christoph Ullrich auf modernem Flügel; danach oblag mir die Rezension des dritten Bands, und Peter Cossé schrieb wiederum über den vierten und fünften Teil dieser Edition. Jetzt erhielt ich die neueste Ausgabe zur Besprechung und nahm mir zu diesem Anlass die Kritiken wieder vor, mit denen Peter Cossé dieses Mammutvorhaben des Pianisten Christoph Ullrich und des Labels Tacet begleitet hat.

    Cossé beobachtete das Wachsen dieser Edition mit wachsendem Zuspruch, und auch ich muss, seit ich 2015 den dritten Teil von Christoph Ullrichs Gesamteinspielung der Sonaten Scarlattis besprach, bekennen, dass jeder neu erscheinende Teil diesem Vorhaben eine neue Facette hinzufügt. Da trifft es sich bestens, dass Ullrichs Gesamtaufnahme nach der Nummer der Einzelteile eine nach der Ordnung der Sonaten durch Ralph Kirckpatrick aufsteigende Reihenfolge aufweisen wird, der Pianist jedoch bei der Einspielung einer selbst gewählten Ordnung folgt; folglich sind die Nummern der einzelnen neu erscheinenden Teile freilich inkonsistent.

    Vergleichseinspielungen: Klavier – Marcelle Meyer (EMI 568922 – Les Introuvables de Marcelle Meyer, Vol. 2, jetzt auf : Documents 600209)
    Cembalo: George Malcolm (Decca Eloquence 4820506), Pierre Hantaï (Mir 273 AD: 2005), Bertrand Cuiller (Alpha alp 165, AD: 2009)
    Fortepiano: Aline Zylberajch (AMY 002, als Download erhältlich)
    Detmar Huchting

  3. Pizzicato

    –> zur Originalkritik

    Der deutsche Pianist Christoph Ullrich hat sich vorgenommen, beim Label Tacet alle 555 Sonaten von Domenico Scarlatti aufzunehmen. Er setzt seine Gesamtaufnahme mit einer weiteren Doppel-CD, dem Vol. 3, fort. (Erschienen sind bereits Vol. 1, 2, 11, 14, 15). Hierin sind die Sonaten K. 98 bis 146 enthalten. Wie schon in den vorangegangenen Editionen spielt Ullrich die Sonaten hier leicht und schwungvoll, dort lyrisch-meditativ oder gar melancholisch. Dabei kann er sein Spiel so sehr differenzieren, dass mit einer unglaublichen farblichen und dynamischen Nuancenvielfalt jede Sonate ihren ganz eigenen Charakter erhält.
    Remy Franck

  4. MDR Kultur

    (…) Der Frankfurter Pianist Christoph Ullrich und das kleine feine Tonmeisterlabel Tacet haben sich dem Mammutprojekt verschrieben. Und vor liegt jetzt Volume 3 der Gesamteinspielung, was eine 3-CD-Box ist mit insgesamt 49 Sonaten.

    (…) Wenn man sich alle vornimmt wie Christoph Ullrich, da kulminiert dann förmlich die Herausforderung, für jede einzelne den richtigen Ton zu finden, und Ullrich meistert das musikalisch, klanglich, pianistisch auf dem perfekt eingestellten Steinway wirklich famos. Er hat sich von jeder Sonate ein Bild gemacht, er hat die jeweilige musikalische Binnenatmosphäre reflektiert, hat dafür pianistische, was auch heißt: klangästhetische Lösungen gesucht. Wie eine Plastik wusste er jede Sonate zu modellieren, ihren ureigenen Charakter auszumessen. Da steckt ja viel Leben drin in dieser Musik, sie ist kaum zu vergleichen mit den Tableaus von Bach etwa oder Händel. Ohne etwa die Gassen Neapels, das süditalienische Meer, die spezifischen Landschaften dort, auch die Natur Spaniens, das Leben in Madrid zu kennen, die Folklore Italiens und Spaniens, deren Tanzformen und –stile, kann man kaum ermessen, worum es geht in Scarlattis Musik. Da steht ja alles auf engem Raum nebeneinander, Heiterkeit, Melancholie, Drama, Zuspitzung, Tanz. Das alles will klanglich entsprechend abgebildet sein in diesen pianistischen Miniaturopern. Ullrich findet für jede Sonate einen überzeugenden Zugang, sein Spiel kennt nicht nur Farben, sondern insbesondere auch Zwischenfarben, selbst virtuose Passagen werden mit Kontur und Charakter versehen, man kommt aus dem Staunen über diese funkelnde, passgenaue, luzide, spannungsgesättigte Pianistik kaum heraus. Ich hoffe, diese Aufnahmen bringen Ullrich, der leider immer noch und bereits viel zu lange als Geheimtipp kursiert, den Ruhm, den er verdient.
    Martin Hoffmeister

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