139 CD / The Welte Mignon Mystery Vol. 1: Enrique Granados
Beschreibung
Dies ist keine historische Aufnahme. Aber die Musik, die man hört, ist die historisch originale (in allen Feinheiten) genaue Interpretation von damals. Und das Mysterium: Der Interpret von damals war bei der neuen Aufnahme präsent, ohne selbst anwesend zu sein. Es spielt ein moderner Steinway-Flügel. Noch nie klang Musik aus den Welte-Mignon-Speichern so richtig und gut. Dank der vielgelobten TACET-Aufnahmetechnik. Und weil zuvor die Welte-Mignon-Speicher und die Reproduktionsmechanik (erstmals vom besten Fachkönner) neu justiert wurden. Und damit aufnahmereif für die Ansprüche von TACET. (Welte-Mignon ist eine Erfindung von 1904). Das Welte-Mignon-Mysterium kann nun unverfälscht zu uns sprechen.
7 Bewertungen für 139 CD / The Welte Mignon Mystery Vol. 1: Enrique Granados
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Pianiste –
DIE LEKTIONEN DER VERGANGENHEIT
Die Magie der Welte-Mignon
Debussy, Ravel, Mahler, Einecke, Grieg, Granados… spielen ihre Werke.
Würden Sie gerne Ravel, Debussy, Strauss, Saint-Saëns, Reger hören, wie sie auf einem modernen Klavier ihre eigenen Werke spielen? Und was halten Sie von einer „perfekten“ Wiedergabe der Interpretationen der ersten Horowitz, Fischer, Lhévinne und anderer wie Schnabel? Das deutsche Label Tacet bietet eine Anthologie der Rollen, die mit dem Welte-Mignon-Verfahren aufgenommen wurden. Das System ist einfach, aber der Wiedergabeprozess ist besonders komplex! Tatsächlich wurden die von den Komponisten selbst gespielten Stücke mit dem 1904 von der Firma Welte & Söhne in Freiburg erfundenen Gerät digitalisiert. Die damaligen Lochrollen haben den Anschlag, das Pedalspiel und die feinsten Nuancen aufgezeichnet. Heute muss man diese Aufnahmen einfach auf ein Konzertklavier übertragen.
Es ist daher ein echter Schock, die „Children’s Corner“ und einige Préludes von Debussy zu hören, aber auch die „Sonatine“, die „Valses nobles et sentimentales“ von Ravel unter den Fingern der Komponisten selbst zu erleben. Welche Lektionen ziehen wir daraus? Zunächst einmal die erstaunliche Freiheit dieser beiden Genies in Bezug auf ihre Partituren! Es ist auch wahr, dass das Spiel von Ravel nicht immer perfekt in der Ausführung ist… Aber wenn man den rein technischen Aspekt überwindet, wird die extreme Feinheit und die Personalisierung der Anschläge deutlich. Die Dynamik ist meist zart, die Finger scheinen das Klavier nur zu streifen. Ohne jede Brutalität. Die Klarheit und Sanftheit sind verblüffend. Andere Beispiele sind ebenso beeindruckend, wie die beiden Bände, die sich mit Werken von Brahms befassen, die von Nikisch, Lhévinne, Samaroff, Ney oder auch die Etüden von Chopin, gespielt von Pachmann und Paderewski, interpretiert wurden…
Die Virtuosität der Pianisten ist erstaunlich, aber noch mehr überrascht die Leidenschaft, das Engagement, manchmal sogar die Zierlichkeiten und die unpassenden Verzierungen, die manche Pianisten wie Ticks hervorrufen. Aus all diesen Meisterlektionen bleibt uns eine Erkenntnis: Die stärksten Persönlichkeiten entfalten sich nur nach einem tiefen und viszeralen Verständnis der Werke. Schnabel in den Walzern von Josef Strauss und Josef Lanner (wer würde das heute noch spielen?), Horowitz 1926 in einigen Préludes von Rachmaninov – sie sprechen uns an. Woher rührt der Charme und die unwiderstehliche Ausstrahlung ihrer Lesarten? Ein Rätsel.
Jedes Jahr veröffentlicht Tacet drei oder vier neue CDs aus den Welte-Mignon-Archiven. Unbedingt sammeln.
S. F.
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Französischer Originaltext:
LES LEÇONS DU PASSÉ
La magie des Welte-Mignon
Debussy, Ravel, Mahler, Einecke, Grieg, Granados… jouent leurs œuvres.
Vous aimeriez entendre Ravel, Debussy, Strauss, Saint-Saëns, Reger jouant sur un piano d’aujourd’hui leurs propres Oeuvres? Et que diriez-vous aussi d’une restitution « parfaite » des interprétations des premiers Horowitz, Fischer, Lhévinne et autres Schnabel? Le label allemand Tacet propose une anthologie des rouleaux gravés par le procédé Welte-Mignon. Le système est simple, mais le procédé de restitution particulièrement complexe! En effet, les pièces jouées par les compositeurs eux-mêmes ont été numérisées à partir de l’appareil inventé en 1904 par la firme Welte & Fils de Fribourg. Les rouleaux perforés de l’époque ont capté le toucher, le jeu des pédales et les nuances les plus fines. Il suffit aujour¬d’hui de transférer ces témoignages sur un piano de concert.
C’est donc un véritable choc que d’entendre dans un confort d’écoute optimal les Children’s Corner et quelques Préludes par Debussy, mais aussi la Sonatine, les Valses nobles et sentimentales de Ravel sous les doigts des compositeurs. Quelles leçons en retirons-nous? D’abord, l’étonnante liberté de ces deux génies vis-à-vis de leurs partitions! Il est vrai aussi que le jeu de Ravel n’est pas d’une justesse infaillible… Mais si l’on dépasse l’aspect purement technique, on s’aperçoit de l’extrême finesse et de la personnalisation des touchers. Les dynamiques sont généralement faibles, les doigts semblent effleurer le clavier. Sans aucune brutalité. La clarté et la douceur sont stupéfiantes. D’autres exemples sont frappants comme ces deux volumes consacrés à des œuvres de Brahms interprétées par Nikisch, Lhévinne, Samaroff, Ney ou bien les Études de Chopin par Pachmann et Paderewski…
La virtuosité des pianistes est stupéfiante, mais on est plus surpris encore par la fougue, l’engagement, parfois même les coquetteries, les ornementations intempestives que certains provoquent comme des tics. De toutes ces leçons de maîtres, on retient que les personnalités les plus fortes ne s’épanouissent qu’après une compréhension viscérale et profonde des œuvres. Schnabel dans les Valses de Josef Strauss et de Josef Lanner (qui oserait jouer cela aujourd’hui ?), Horowitz en 1926 dans quelques Préludes de Rachmaninov nous interpellent. D’où proviennent le charisme et le charme insensés de leurs lectures? Mystère.
Chaque année, Tacet publie trois ou quatre nouveaux CD des archives Welte-Mignon. À thésauriser.
S. F.
Kundenbrief –
Sehr geehrte Damen und Herren,
die von Ihrem Unternehmen kürzlich auf den Markt gebrachte Reproduktions-CD der Welte-Mignon habe ich erworben. Ich war äußerst überrascht und tief beeindruckt. Dieser Klang übertrifft alle bisher gehörten Reproduktions-CDs bei Weitem. Es klang, als wäre kein Mechanismus am Werk, sondern ein Mensch, der mit voller Hingabe spielt.
Besonders freue ich mich darauf, auch die Aufnahmen von Debussy, d’Albert und anderen in dieser herausragenden Qualität zu hören – bisher gab es dafür keine befriedigende CD.
Ich hoffe sehr, dass diese Reihe zu einem monumentalen Werk der Klavierrollen-CDs wird.
klassik.com –
Angesichts der Tatsache, eine über 90-jährige Originalinterpretation des Komponisten selbst in mehr als nur annehmbarer Qualität zu hören, ist dieses Album nicht nur dem Liebhaber spanischer Tastenmusik zu empfehlen.
–> Original-Rezension
Wetzlarer Neue Zeitung –
(…) Es ist verblüffend, wie lebendig und natürlich die Wiedergabe des Welte-Mignon klingt (…). Prädikat: hörenswert
Deutschlandfunk, Die neue Platte –
(…) Beginnen wir mit einer erstaunlichen Scheibe von TACET. Sie kam bereits im Spätherbst 2004 heraus, trägt den Titel „The Welte Mignon Mystery Volume I“ und hat etwas mit einem Jubiläum zu tun. 1904, also einhundert Jahre zuvor, war der Freiburger Firma Welte & Söhne die bahnbrechende Erfindung eines Spielapparats gelungen, mit dem alle Feinheiten des persönlichen Spiels von Pianisten, wie es wörtlich hieß, aufgenommen und an jedem entsprechend ausgerüsteten Konzertflügel wiedergegeben werden konnten. Das sogenannte System Welte-Mignon wurde ungewöhnlich erfolgreich, doch von der Schallplatte schließlich überholt. Nun stellt es zwar keine Neuigkeit dar, dass von den zahlreichen vorhandenen Papierrollen Aufnahmen auf CD eingespielt werden. Aber dem Stuttgarter Sammler Hans W. Schmitz ist es ganz offenkundig gelungen, viele Unklarheiten zu enträtseln, die bisher bestanden. So ohne weiteres ließ sich das Verfahren der Wiedergabe nämlich keineswegs rekonstruieren, und man möchte gern glauben, dass Schmitz mit seinen Überlegungen nunmehr auf dem richtigen Weg ist. Das Ergebnis ist jedenfalls schlechterdings überwältigend; die neue CD dürfte alles in den Schatten stellen, was bisher auf diesem Gebiet veröffentlicht wurde. (…).
Nobert Ely
Audiophile Audition –
Es fiel mir schwer zu entscheiden, ob diese Aufnahme hierher oder in unsere Wiederveröffentlichungen-Abteilung gehört. Sie klingt überhaupt nicht wie eine historische Neuauflage, obwohl sie 1913 aufgenommen wurde. Und doch hören wir hier einen wunderschön vollen Steinway, in Stereo mit modernster Technik eingespielt. Wie ist dieser scheinbare Widerspruch möglich?
Er erklärt sich durch die hochentwickelten reproduzierenden Klaviere, die verschiedene Erfinder im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert entwickelten. Das erfolgreichste darunter war die Welte-Mignon – eine fast rube-goldbergsche Ansammlung von Pumpen, Ventilen, Gummischläuchen, getuschten Walzen und sogar einer Tastatur, deren Mechanik in ein Quecksilberbad eintauchte! Viele berühmte Komponisten und Pianisten spielten Rollen für dieses System ein, darunter Mahler, Grieg, Richard Strauss und Debussy. Die aufgenommenen Rollen konnten bis zur perfekten Note bearbeitet werden, und die Wiedergabe erfolgte über einen Vorsetzer mit 88 „Fingern“ und Pedalanschluss, der sich an einen Flügel anschloss und die Tasten spielte.
Es gab verschiedene Ansätze, um die Wiedergabe dieser einzigartigen Klavierrollen auf CD zu übertragen. Die jüngsten Rachmaninow-Veröffentlichungen von Telarc übertrugen alle Originaldaten der Klavierrollen in Computersprache und spielten das Endergebnis auf einem Yamaha DisKlavier ab – mit erstaunlich realistischem Klang. Tacet geht einen anderen Weg: Ein Welte-Experte restauriert ein Instrument, stellt alle Parameter millimetergenau ein und spielt die Rollen auf einem modernen Steinway ab – die Aufnahme erfolgt dann in digitalem Stereo. Tacet berichtet, dass frühere Versuche, die Welte-Aufnahmen wiederzugeben, oft unvollkommen klangen, weil das Unternehmen ursprünglich äußerst detaillierte Anweisungen zu Dynamik und Tempo mitschickte – die jedoch verloren gingen oder bei der Wiedergabe ignoriert wurden.
Granados’ musikalisches Idol war Robert Schumann; ein Kritiker nannte ihn einst „ein kleiner spanischer Grieg“. Als er sich 1913 vor den Welte-Aufnahmemchanismus setzte, spielte Granados insgesamt neun Rollen ein, die alle auf dieser CD vereint sind. Die Danzas Españolas zählen zu seinen bekanntesten Werken, und der Abschluss „Die Dame und die Nachtigall“ ist eines seiner herausragenden romantischen Stücke – hier genau so zu hören, wie der Komponist es beabsichtigte. Auch Domenico Scarlatti war ein Favorit Granados’; eine der Rollen enthält eine zweiminütige Bearbeitung einer Cembalo-Sonate.
Diese CD überzeugt sowohl technisch-historisch als auch rein musikalisch: ein Genuss, die authentischen Interpretationen dieses großen Komponisten und Pianisten zu hören. Genauso schwer wie bei den beiden Rachmaninow-CDs von Telarc fällt es mir zu glauben, dass diese Musik von einem mechanischen Instrument wiedergegeben wird – und sei es noch so technisch ausgereift.
John Sunier
Stereoplay –
Dass es „Digitalaufnahmen“ schon Jahrzehnte vor der CD gab, zeigt dieses ungewöhnliche Tondokument. Denn das „Welte-Mignon Aufnahme- und Wiedergabe-System“ basierte auf Rollen mit einer (der CD ähnlichen) Pit-Struktur, die Tonhöhen und -längen, Pedale und Anschlagdynamik darstellten. So konnte ein Interpret sein Spiel speichern und dann mit einem mechanischen Gerät (dem „Vorsetzer“) mittels eines Flügels wiedergeben. Diese Technik faszinierte auch renommierte Musiker wie den Pianisten/Komponisten Enrique Granados. Der Suttgarter Tonmeister Andreas Spreer schloss nun ein perfekt restauriertes Welte-Mignon-System an einen Steinway-Flügel an – so kann Granados′ historisches Spiel im typischen TACET-Röhrengeräte-Sound erklingen.
Dalibor Beric