100 CD / Études pour piano Vol. II
Études pour piano Vol. II
Claude Debussy
György Ligeti
Witold Lutoslawski
Alexandre Scriabine
Erika Haase, piano
EAN/barcode: 4009850010005

Recommandé par Répertoire
Beschreibung
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnte man von der Gattung der Klavieretüde nicht mehr allzuviel Neues erwarten… Abgesehen von Skrjabin gelang es erst wieder Debussy wieder, an den kompositorischen Rang Copins und Liszts anzuschließen und gleichzeitig die Gattung zu bereichern. Das bahnbrechende Neue an seinen „Douze Études“ liegt in ihrem ausgesprochen experimentellen Charakter. Sie sind Etüden nicht nur für den Pianisten, sondern ebenso für den Komponisten… „Erika Haase spielt diese Etüden mit einer Entschlossenheit und Selbstverständlichkeit, als hätte sie sie selbst konzipiert.“ (klassik heute)
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ConcertoNet –
Dieses Album ist der zweite Band einer Serie, die den Klavieretüden gewidmet ist. Ein wahrhaft mutiges und ehrgeiziges Unternehmen! In Zeiten des „Konzept“-Albums, des Crossovers und Blockbusters, mit wissenschaftlich durchkalkuliertem Marketing, in großen Auflagen produziert und für ein breites Publikum gedacht, mag diese Veröffentlichung wenig verlockend erscheinen: eine Präsentation, sehr nüchtern und ernst, beinahe frostig, mit einem Einführungstext, zwar gründlich, doch nicht frei von Fachtermini (immerhin ins Französische übersetzt). Darüber hinaus – wenn Produzent und Pianistin Erika Haase (es sei denn, später stoßen noch andere hinzu) auf Vollständigkeit bedacht sind, werden sie nicht nur die bekannten Säulen des Repertoires durchschreiten müssen, wie die Etüden von Chopin, Liszt und Rachmaninow, sondern auch seltenere, vernachlässigte oder als schulmäßig geltende Stücke (zum Beispiel die Etüden von Alkan, Smetana, Hindemith mit seinem Ludus Tonalis, Czerny…). Das verspricht reichhaltig und umfangreich zu werden. Aber welches Verkaufsniveau erhofft sich Tacet?
Nichtsdestotrotz bietet dieser zweite Band einen Moment von wahrhaft schönem Klavierspiel, den man keineswegs verpassen sollte. In einem sehr geschickt zusammengestellten Programm verbindet Erika Haase, eine Musikerin erster Klasse, auf glückliche Weise brillante technische Meisterschaft, tiefe Sensibilität und ein unbestreitbares Textverständnis. Lutosławskis Deux Études werden mit der nötigen Energie dargeboten, ohne dass Schwung und Freude an diesem unter den schwierigen Umständen des Zweiten Weltkriegs entstandenen Stück verloren gehen. In ein düsteres, unheimliches Licht getaucht, kann die Interpretation von Skrjabins Trois Études stellenweise unruhig wirken, ohne je schroff, vehement oder angstvoll zu werden. Hervorragend ist Erika Haase in Ligetis Fünfzehnter und Sechzehnter Etüde: von großer Tiefe geprägt, entfaltet die Pianistin einen kristallinen Klang, der in diesen späten Stücken des ungarischen Komponisten wunderbare Wirkung entfaltet. In Debussys Etüden, dem eigentlichen Kern des Programms, zeigt Erika Haase noch deutlicher ihre fabelhafte Fähigkeit, jedes Stück zu charakterisieren und die zahlreichen Stimmungswechsel dieses Werks bemerkenswert sicher zu bewältigen. So entstehen fein ausgearbeitete Etüden, in denen ihr fantasievolles Spiel sich humorvoll (Pour les cinq doigts), leidenschaftlich (Pour les tierces), strahlend (Pour les octaves) oder leicht und frühlingshaft (Pour les arpèges composés) entfaltet. In der Étude pour les sonorités opposées hebt Erika Haase die ganze Originalität dieser avantgardistischen Seite aufs Schönste hervor.
Sébastien Foucart
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französischer Originaltext:
Cet album est le deuxième volume d’une série consacrée aux études pour piano. Entreprise courageuse et ambitieuse que celle-là ! A l’heure du disque « concept », du cross over et du blockbuster, au marketing scientifiquement étudié, à gros tirage et destiné à un large public, cette publication pourra paraître peu séduisante : présentation très sobre et sérieuse, à la limite glaciale, texte de présentation, certes exhaustif, mais n’évitant pas les termes techniques (toutefois, il est traduit en français). De plus, si le producteur et la pianiste Erika Haase (à moins que d’autres la rejoignent ensuite) ont le souci de l’exhaustivité, ils devront non seulement passer par des piliers bien connus du répertoire, comme les études de Chopin, Liszt et Rachmaninov, mais également par des pages plus rares, négligées ou réputées scolaires (par exemple, les études d’Alkan, de Smetana, de Hindemith, avec son Ludus Tonalis, de Czerny…). Cela s’annonce prometteur et copieux. Mais quel niveau de vente Tacet espère-t-il ?
Néanmoins, ce deuxième volume offre un moment de très beau piano qu’il serait dommage de bouder. Dans un programme très adroitement composé, Erika Haase, musicienne de grande classe, conjugue avec bonheur une superbe maîtrise technique, une profonde sensibilité et une indéniable compréhension du texte. Les Deux Etudes de Lutoslawski sont rendues avec l’énergie nécessaire sans que ne soient oubliés l’entrain et la joie de cette page composée dans les circonstances difficiles de la Seconde Guerre Mondiale. Nimbée d’une lumière sombre et inquiétante, l’interprétation des Trois Etudes de Scriabine peut se montrer, par moments, agitée sans être heurtée, véhémente ou angoissante. Erika Haase est remarquable dans les Quinzième et Seizième Etudes de Ligeti : d’une grande profondeur, la pianiste offre une sonorité cristalline qui fait merveille dans ces pages tardives du compositeur hongrois. Dans les Etudes de Debussy, pièce de consistance du programme, Erika Haase démontre davantage encore sa fabuleuse capacité à caractériser chaque pièce et à assurer remarquablement les changements d’atmosphère, nombreux dans cette œuvre. Cela nous donne des Etudes finement travaillées, dans lesquelles son jeu imaginatif s’avère plein d’humour (Pour les cinq doigts), passionné (Pour les tierces), éclatant (Pour les octaves) ou encore léger et printanier (Pour les arpèges composés). Dans l’Etude pour les sonorités opposées, Erika Haase souligne à merveille toute l’originalité de cette page avant-gardiste.“
Sébastien Foucart
Rondo. Das Klassik & Jazz Magazin –
Jeder Pianist, der sich die ungemein anspruchsvollen, dabei ebenso filigranen wie störrischen und ihre Reize nicht vorschnell offenbarenden Etüden von Debussy vornimmt und damit zu überzeugen vermag, ist ein absoluter Meister seines Fachs. Und umgekehrt nicht jeder, der gemeinhin als ein solcher gilt, schafft es, diese zwölf späten Meisterwerke Debussys zu seinem persönlichen Erfolg werden zu lassen.
Erika Haase, 1935 in Darmstadt geboren, kann sich mit den Besten messen. Im Vergleich etwa mit Maurizio Polllini (DG), der eine kraftgeladene, im konventionellen Sinne virtuose Interpretation bietet, gelingt es ihr, eine wesentlich vielfältigere Palette an Klangfarben auszubreiten. Vor allem in Stücken wie den Nummern vier („Für die Quarten“) und elf („Für zusammengesetzte Arpeggien“) vollbringt sie wahre Wunder der Anschlagskultur, zeigt, wie diese Musik in ihrer motivischen und koloristischen Mehrdimensionalität in die Zukunft weist.
Dabei bleibt Erika Haase stets dem französischen Ideal der Klarheit treu, widersteht jedem Drang zu schwärmen und auch zum Tastendonner – selbst dort, wo sich dies, zum Beispiel in der Oktaven-Etüde, anböte. Pollini hat hier keine Scheu, die große Pranke zu präsentieren, und er tut dies in durchaus eindrucksvoller Weise. Letztlich ist es jedoch Erika Haases nuanciertes und uneitles Spiel, das die doppelten Böden von Debussys nur scheinbar so sparsamem Spätstil in einer Kombination von Röntgenblick und Farbkultur mustergültig aulotet.
Die beiden Etüden von Lutoslawski sind pianistisch lohnende, aber stilistisch noch unreife Jugendwerke, und die dunkle Ekstatik von Skrjabins Opus 65 scheint Erika Haase nicht ganz so sehr zu liegen wie die kristalline Ästhetik Debussys. Voll und ganz jedoch überzeugt sie in zwei Stücken aus dem dritten noch unvollendeten Band der Etüden von Ligeti – „White On White“ und „Pour Irina“. Das Quäntchen mehr Zeit, das sie sich gegenüber den gleichermaßen meisterhaften Einspielungen von Pierre-Laurent Aimard (Sony – siehe Rezension) und Toros Can (L′empreinte digitale – siehe Rezension) nimmt, zahlt sich in einem Plus an Konzentration und atmosphärischer Dichte aus.
Thomas Schulz
Piano News –
Die Pianistin Erika Haase scheint eine Vorliebe für jene musikalische Gattung zu haben, um die andere lieber einen großen Bogen machen: die Etüde, besonders die des 20. Jahrhunderts. Das sie dieses Métier ausgezeichnet beherrscht, hat sie bereits in einer vor wenigen Jahren erschienenen CD mit Etüden von Bartok, Strawinski, Messiaen und Ligeti hinlänglich bewiesen. Études pour piano Vol. II setzt das vorhergehende Etüden-Projekt fort, und auch diese Produktion bereitet einem fast nur Freude. Wieder ist der Zeitrahmen so weit wie nur möglich gespannt: Etüden vom Anfang, aus der Mitte und vom Ende des 20. Jahrhunderts, wobei zwei frisch komponierte Ligeti-Etüden erneut den fortgeschrittensten Stand der Etüdenkomposition im 20. Jahrhundert markieren.
Allerdings wurde mit Debussys Etüden diesmal ein Werkzyklus ins Zentrum gestellt, der schon lange Klassikerstatus besitzt. Der Repertoirewert ist dennoch sehr hoch, weil dieser wiederspenstige Etüden-Zyklus von den Interpreten nach wie vor stiefmütterlich behandelt wird. Zudem bewegt sich die Interpretation durchgängig auf hohem Niveau. Erika Haase begreift die Etüden des Franzosen in erster Linie als poetische Mirakel, die sich nicht im Exerzitienhaften erschöpfen, fast unauffällig mit katzenhafter Geschmeidigkeit und ausgesuchtem Klangsinn. Um so mehr überrascht es, dass die Pianistin mit den drei späten Etüden op. 65 von Skrjabin nur wenig anzufangen weiss. Offenbahr ist die mystisch-ekstasische Natur dieser Musik nicht ganz ihre Sache. Dafür gibt Erika Haase in den beiden – erstmalig eingespielten – Lutoslawsky-Etüden (1940/41) wieder ihr Bestes, und Ligeti macht sie ja sowieso mit links.
Robert Nemecek
Hannoversche Allgemeine Zeitung –
… Ein härteres Register zieht Erika Haase mit ihrer zweiten Sammlung von Klavieretüden (Tacet 100). Wieder erweist sich die an Hannovers Musikhochschule lehrende Pianistin als eine ebenso herausfordernde wie präzis agierende Musikerin mit tadellosem Gespür für die Attacken früher Lutoslawski-Studien und die Fantastik des Spätromantikers Scriabin. Mit untadeliger Akribie stürzt sie sich in die polyrhythmischen Finessen eines György Ligeti. Claude Debussys zwölf Etüden schließlich werden mit augenzwinkendem Respekt vor Monsieur Czemy gestartet, berühren mittendrin die Akkuratesse des barocken Altmeisters Couperin und münden in ein ungemein feinsinnig abgestuftes Panorama des durch alle Register streifenden Klaviertimbres…
Ludolf Baucke
Klassik heute –
Nach ihrer musikalisch phänomenalen und rein pianistisch ebenso glänzenden ersten CD mit Etüden für Klavier (Ligeti, Strawinsy, Bartók, Messiaen; Tacet 53) legt Erika Haase nach: Ebenso schlüssig durchdacht wie differenziert dargebracht stellt sie auf dieser CD die beiden 1995 und 1996/97 fertiggestellten Ligeti-Etüden Nr. 15 und 16 des Dritten Bandes sowie Werke von Lutoslawski und Scriabin den beiden höchst anspruchvollen Etüden-Bänden Debussys an die Seite. Auch hier überzeugt er wieder, der spürbar bis ins kleinste Detail ausgearbeitete und dabei doch jedes kleine Puzzle-Teil in ein stimmig-strömendes Gesamtkonzept integrierende Ansatz. Erika Haase spielt diese Etüden mit einer Entschlossenheit und Selbstverständlichekit, als hätte sie sie selbst konzipiert. Der Etüden-Charakter gerät dabei in den Hintergrund: die Pianistin zeigt, dass die Gattungs-Bezeichnung „Etüde“ viel zu technisch gedacht ist. Sie präsentiert Charakterstücke mit jeweils spezifischem Schwierigkeitsgrad (letztere sind ja gerade bei Debussy zum Stücktitel avanciert, werden hier aber in der musikalischen Aussage zur Nebensache). Geringfügige Abstriche sind im Vergleich zu Études pour piano Vol. II in Sachen Klang zu machen, der erste Teil war noch ein Spur offener.
Kalle Burmester
Classics Today –
Die deutsche Pianistin Erika Haase setzt ihre Erkundung der Klavieretüden des 20. Jahrhunderts mit frühem Lutosławski, spätem Skrjabin, spätem Debussy und aktuellem Ligeti fort (kein „Spätstil“ für diesen ewig jugendlichen Komponisten!). Das Programm beginnt mit Lutosławskis Deux Études, Werken, die über die Klaviatur jagen wie Bartóks ungebändigtere virtuose Ausflüge, dabei aber mit Lutosławskis eigener Art funkelnder Harmonik durchsetzt sind. Haase ist den fingerverknotenden Anforderungen durchaus gewachsen, wenngleich man sich durchweg noch mehr Geschmeidigkeit und Energie vorstellen könnte. Ähnlich wirken die drei Skrjabin-Etüden op. 65 technisch wie emotional etwas gebremst, als ob Haase zögern würde, die klimaktischen repetierten Akkorde der dritten Etüde bis zur geforderten fiebrigen Glut zu treiben. Ein Hauch von Vorsicht durchzieht auch die berüchtigte Étude in Nonen (Nr. 1) – freilich nichts Ungewöhnliches bei einem Stück, in dem viele Pianisten die vom Komponisten vorgeschriebene Tempobezeichnung „Allegro fantastico“ systematisch ignorieren (nicht jedoch Swjatoslaw Richter!). Ligetis White on White (Étude Nr. 15) hätte von einer stärkeren Linienführung im kargen Beginn und einem geschmeidigeren, bewegteren Mittelteil profitiert.
Verglichen mit der stählernen Eleganz und unerschütterlichen Gelassenheit, die Mitsuko Uchidas Referenzaufnahme der Debussy-Etüden kennzeichnen, ist Haase alles andere als eine Sensualistin. Ihr Spiel sprüht vor nervöser Energie, geprägt von plötzlichen dynamischen Ausbrüchen, scharfen Akzenten und winzigen Atempausen (die freilich nicht unbedingt vom Komponisten notiert sind). Mitunter wirkt das Ergebnis überzeugend subjektiv (wie in den ersten drei Etüden, sowie der siebten und zehnten); ein anderes Mal zerfällt der musikalische Fluss in steife Exzentrik (zum Beispiel in den Etüden Nr. 11 und 12). Offensichtlich ist hier eine intelligente, forschende Musikerin am Werk, und man hört Haase mit Respekt zu. Doch wenn niemand hinsieht, zieht man Florent Boffards robuste und sinnlich-feurige Debussy-Etüden aus der braunen Papiertüte, legt die CD in den Player – und dimmt das Licht.
Jed Distler
Répertoire –
Die deutsche Pianistin Erika Haase hatte bereits vor vier Jahren eine ganze CD einigen der großen Etüdenzyklen des 20. Jahrhunderts gewidmet (Ligeti, Bartók, Messiaen und Strawinsky), eine Einspielung, die damals von Répertoire mit einem 10(/10) ausgezeichnet wurde – vor allem für die wirklich bemerkenswerte Gesamtsicht auf Ligetis Etüden.
Inzwischen hat sich der Komponist des Grand Macabre an die Abfassung eines dritten Heftes gemacht, von dem uns Erika Haase nun die beiden ersten Stücke vorstellt – stets interessant, doch zeigen sie bei Ligeti gleichwohl ein gewisses Nachlassen der Inspiration. Nach wie vor vorhanden sind eine schöne Beherrschung der Form, ein scharfes Gespür für szenische Organisation klanglicher Ereignisse, doch nichts, was diesen Beginn des dritten Heftes auf dieselbe fundamentale Ebene der Bedeutung heben würde wie die beiden ersten.
Bevor sie am Ende der CD die beiden Hefte Debussys in Angriff nimmt – jenen cycle princeps, ohne den die ganze Rückkehr der Komponisten des 20. Jahrhunderts zur Klavieretüde als Ort gleichermaßen demonstrativer Virtuosität wie formaler Eleganz wohl nicht stattgefunden hätte, zumindest nicht in dieser Weise –, erlaubt sich Erika Haase einige weniger erwartete Ausflüge: zwei Jugendetüden (1940–1941) von Lutosławski, geschwätzige, flüssige Musik, noch wenig profiliert, aber von unbestreitbarem Reiz; und vor allem Skrjabins späte Etüden, deren elliptische, verunsichernde, verstörende Sprache sie mit einer Vielfalt und Zartheit des Anschlags von geradezu bezaubernder Wirkung gestaltet.
Mit Debussys Etüden beendet Erika Haase ihre Erkundung durch einen Zyklus, in dem digitale Virtuosität fortwährend durch ein waches architektonisches Gespür ergänzt werden muss. Und vor allem begibt sie sich auf ein discographisches Konkurrenzfeld von besonderer Schärfe, in dem man bereits einige Erfolge von verblüffender Mühelosigkeit verzeichnen konnte (Thiollier, Crosstey), ganz zu schweigen von zahlreichen anderen Sichtweisen, weniger souverän, doch von konstantem Interesse (Pollini, Ciccolini, Béroff, Pludermacher…).
Erika Haases Etüden sind die einer wahren Klangzauberin: eine runde, geschmeidige Version, die gleichwohl nicht auf die Steigerung bestimmter harmonischer Spannungen verzichtet und diese Werke beinahe leicht zugänglich erscheinen lässt. Mitunter zeigt diese in ihrem Komfort und ihrer Natürlichkeit erstaunliche Ausführung pianistisch gesehen gewisse Grenzen (Pour les accords), doch nimmt man das gerne in Kauf. Hoffen wir, dass für manche die Veröffentlichung dieses glänzenden zweiten Bandes den entscheidenden Anstoß bildet, sich auf die Suche nach dem ersten zu machen (dessen Aufmachung für den Anlass gebührend verbessert wurde), und so beginnen, ihre unverzichtbare, wohlüberlegte Diskothek zu den Musiken des vergangenen Jahrhunderts aufzubauen – Musik, die sich endgültig im großen Repertoire des unseren festsetzen wird.
Laurent Barthel
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französischer Originaltext:
La pianiste allemande Erika Haase avait déjà consacré il y a quatre ans un CD complet à certains des grands cycles d′Études du XXe siècle (Ligeti, Bartók, Messiaen et Stravinsky), disque distingué à l′époque par un 10(/10) de Réepertoire, surtout pour une très remarquable vision d′ensemble des Études de Ligeti.
Entre-temps le compositeur du Grand Macabre s′est lancé dans la rédaction d′un 3e Livre, dont Erika Haase peut nous livrer aujourd′hui les deux premières pièces, toujours intéressantes mais qui témoignent quand même chez Ligeti d′un certain affadissement de l′inspiration. Restent présents une très belle maîtrise de la forme, un sens aigu de la mise en scène dans l′organisation des événements sonores, mais pas de quoi hisser ce début de troisième cahier au même niveau d′importance fondamentale que les deux premiers. Avant d′aborder, en fin de disque, les deux Livres de Debussy, qui sont quand même le cycle princeps sans lequel tout ce retour des compositeurs du XXe siècle à l′Étude pianistique en tant que lieu tout à la fois de virtuosité démonstrative et d′élégance formelle, n′aurait sans doute pas eu lieu, ou du moins pas de la même facon, Erika Haase s′accorde quelques excursions moins attendues: deux Études de jeunesse (1940-1941) de Lutoslawski, musiques volubiles, fluides, encore peu caractérisées mais d′un agrément certain, et surtout les Études tardives de Scriabine au langage elliptique, déstabilisé, troublant, qu′elle réussit avec une variété et une délicatesse de toucher ensorcelantes.
Avec les Études de Debussy Erika Haase termine son exploration par un cycle où la virtuosité digitale se doit d′être complétée par un sens architectural perpétuellement en éveil. Et surtout eile s′aventure sur un teirain de concurrence discographique particulièrement âpre, où l′on a déjà pu recenser quelques réussites d′une aisance confondante (Thiollier, Crosstey), sans compter de nombreuses autres visions, moins souveraines mais d′un intérêt constant (Pollini, Ciccolini, Béroff, Pludermacher…).
Les Études d′Erika Haasa sont celles d′une véritable magicienne de la sonorité, version tout en rondeurs, sans pour autant renoncer à l′exaltation de certaines tensions harmoniques, qui rend ces oeuvres d′un accès presque facile. Parfois, en termes de pur potentiel pianistique, cette exécution prodigieuse de confort et de naturel accuse quelques limites (Pour les accords), mais on s′en accommode fort bien. Espérons que pour certains, la parution de ce brillant second volume puisse constituer le stimulus décisif pour les inciter à partir à la recherche du premier (au look dûment amélioré pour l′occasion), et commencer ainsi à édifier leur indispensable discothéque raisonnée consacrée aux musiques du siècle dernier qui vont définitivement s′installer au grand répertoire du nôtre.“
Laurent Barthel
Diapason –
Nach einer ersten CD (TACET 53), die Stravinskys Opus 7, Bartóks Opus 18, Messiaens Quatre Études de rythme sowie die beiden ersten Hefte Ligetis gewidmet war (das erste hatte sie bereits bei Col legno eingespielt, zusammen mit den Einzelstücken und den Cembalowerken), setzt Erika Haase ihre Erkundung des Klavieretüden-Repertoires des 20. Jahrhunderts fort. Gerade in diesem zweiten Band bezeichnet der Begriff Étude zugleich eine besondere Eigenheit der Schreibweise – Étude im Sinne einer kompositorischen Studie – wie auch die enormen technischen Schwierigkeiten der Ausführung – Étude im instrumentalen Sinn.
Weit entfernt von den Sicherheiten, die homogenere Programme bieten, zeichnet dieser Weg die Suche nach einer Entwicklung der Gattung nach, wobei alle herangezogenen Komponisten eines gemeinsam haben: den Bezug auf Chopin. Bei Debussy explizit (beide Hefte sind ihm gewidmet), bei Skrjabin eher indirekt. Bei Lutosławski führt die Linie über Szymanowski; bei Ligeti ist sie im dritten Heft wohl weniger ausgeprägt als in den beiden ersten. Eine einzige Nuance, ein einziger rhythmischer Wert: in White on White und zu Beginn von Pour Irina hört man eine Art „integralen Diatonismus“, eine musikalische Schlichtheit, die Erika Haase vollkommen überzeugend zu gestalten weiß.
Im Übrigen des Programms mag man bisweilen Phrasierungen beklagen, die ein wenig zu gelassen wirken, oder Klangfarben, die etwas zu bequem ausfallen, und in diesem Sinne Pollinis Aufnahme der Debussy-Etüden vorziehen. Doch Erikas Haases Darbietung ist mehr als achtbar.
Karol Beffa
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französischer Originaltext:
Après un premier disque (TACET 53) consacré à l′Opus 7 de Stravinsky, l′Opus 18 de Bartok, aux Quatre Etudes de rythme de Messiaen et deux premiers livres de Ligeti (elle avait déjà enregistré le premier, avec les pièces isolées et l′oeuvre pour clavecin, chez Col legno), Erika Haase poursuit son exploration du répertoire des études pour piano au 20e siecle. Pour ce deuxième volume tout particuliérement, ′l′etude′ désigne une particularité d′écriture – au sens d′étude compositionnelle – en même temps qu′elle signale de très grandes difficultés techniques d′exécution pour l′interprète – au sens d′étude instrumentale. Loin des certitudes qu′imposent des programmes plus homogènes, c′est la quête d′une évolution dans le genre que balise ce parcours, les compositeurs abordés ayant tous en commun de faire référence a Chopin. Explicitement dans le cas de Debussy (les deux cahiers lui sont dédiés), plus indirectement dans le cas de Scriabine . Chez Lutoslawski, la filiation se fait via Szymanowski; chez Ligeti, elle est sans doute moins marquée dans le troisième cahier que dans les deux premiers. Une seule nuance, une seule valeur rythmique: on entend dans White on White et au commencement de Pour Irina une forme de ′diatonisme intégral′, simplicité musicale qu′Erika Haase sait parfaitement rendre. Dans le reste du Programme, même si l′on peut parfois regretter des phrasés un peu trop tranquilles ou des sonorités confortables, et préférer en ce sens, pour les Etudes de Debussy, l′enregistrement de Pollini, la prestation d′Erika Haase est plus qu′honorable.
Karol Beffa
klassik.com –
klassik.com-Empfehlung –> Original-Rezension
Gelegentlich hat man das Glück auf Pianisten zu treffen, die schon nach wenigen Takten, ja sogar wenigen Tönen durch ihren enormen Gestaltungswillen beeindrucken. Es ist eine Art ‚Unbedingtheit‘, mit der konsequent und souverän die eigene Auffassung vertreten wird. Zu diesem Typ von Interpreten gehört Erika Haase (…)