257 CD / The Koroliov Series Vol. XXII. feuilles nocturnes
Beschreibung
Diese Auswahl von Stücken Frédéric Chopins, die Evgeni Koroliov in seiner Jugend gespielt hat, ist in gewisser Weise eine Fortsetzung seiner letzten Aufnahme (die Intermezzi von Johannes Brahms TACET 256). In sich gekehrte, intime Musik, die den Hörer unaufgeregt und liebevoll anspricht, ihn mitatmen und die äußeren Nöte vergessen lässt.
7 Bewertungen für 257 CD / The Koroliov Series Vol. XXII. feuilles nocturnes
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Classica –
Comme les volumes 11 et 13 des « Koroliov Series », le présent volume 22 est consacré à Chopin. Enregistrés avec soin, ces disques sont publiés dans un désordre qui pourrait faire froncer les sourcils s’il n’était dicté par la liberté qu’a le grand pianiste russe, vainqueur du Concours Clara Haskil en 1977, d’enregistrer quand il se sent prêt. L’artiste a ainsi joué Bach, Tchaikovski, Prokofiev, Schubert, Debussy, Schumann, Beethoven, Stravinsky, Chopin, Mozart, Ravel et Brahms en faisant des allers-retours. C’est un musicien encyclopédique et inspiré, modeste comme le sont les maîtres qui, comme lui, attirent à eux bien des jounes confrères.
Ce nouveau disque associe des « Feuilles nocturnes » jouées au superlatif du piano, voire du pianissimo, rêveuses, atmosphériques, fluides, élégantes, princières, « très jouées », à la façon dont Chopin le faisait dans la pénombre d’un soir d’été à Nohant, tel qu’on l’imagine d’après les témoignages d’alors. Du grand art qui entraîne l’audituer dans une histoire infinie qui abolit le temps, qui d’une valse et d’une mazurka fait un nocturne sans renoncer à leur découperythimique, d’une étude un poème sans éluder le brio, d’un nocturne un poème éloquent et mezza voce. Sans jamais que Koroliov renonce à faire entendre chez Chopin ce qui est rèvolutionnaire dans la conduite de l’harmonie et l’èconomie fulgurante du matériau.
Alain Lompech, Classica
Deutsche Übersetzung:
Wie die Folgen 11 und 13 der „Koroliov Series“ ist auch die vorliegend Folge 22 Chopin gewidmet. Diese sorgfältig aufgenommenen CDs werden in einer Unordnung veröffentlicht, die Stirnrunzeln hervorrufen könnte, wenn sie nicht von der Freiheit des großen russischen Pianisten, der 1977 den Clara-Haskil-Wettbewerb gewann, diktiert würde, Aufnahmen zu machen, wenn er sich bereit fühlt. So spielte der Künstler Bach, Tschaikowski, Prokofjew, Schubert, Debussy, Schumann, Beethoven, Strawinsky, Chopin, Mozart, Ravel und Brahms, wobei er immer wieder hin und her wechselte. Er ist ein enzyklopädischer und inspirierter Musiker, der bescheiden ist, wie es Meister sind, die wie er viele joune Kollegen an sich ziehen.
Diese neue CD verbindet „Feuilles nocturnes“, die im Superlativ des Klaviers, ja sogar im Pianissimo gespielt werden, verträumt, atmosphärisch, fließend, elegant, fürstlich, „sehr gespielt“, so wie Chopin es im Halbdunkel eines Sommerabends in Nohant tat, so wie man es sich nach den damaligen Zeugnissen vorstellen kann. Große Kunst, die den Hörer in eine unendliche Geschichte hineinzieht, die die Zeit aufhebt, die aus einem Walzer und einer Mazurka ein Nocturne macht, ohne auf ihre Zergliederung zu verzichten, aus einer Etüde ein Gedicht, ohne dem Brio auszuweichen, aus einem Nocturne ein eloquentes Gedicht mit mezza voce. Ohne dass Koroliov jemals darauf verzichtet, bei Chopin das Revolutionäre in der Harmonieführung und der fulminanten Sparsamkeit des Materials hörbar zu machen.
Passion Musique et Culture –
Debussy a déjà dit de Chopin : « Chopin est le plus grand de tous parce qu’avec un seul piano, il a tout trouvé. » Très rares sont les pianistes-compositeurs dont l’histoire n’a jamais atténué l’éclat de leur présence, la pérennité de leur œuvre; depuis le début de sa carrière, Chopin est demeuré, et de loin, un grand favori des mélomanes autant des experts que du grand public. Cela tient à plusieurs facteurs mais je pense que l’un des plus fondamentaux réside dans l’amalgame très personnel qu’il a accompli entre l’enracinement de son folklore natal et la virtuosité du bel canto; ainsi, le coeur et l’esprit sont touchés à la fois, les émotions, aussi variées soient-elles, sont au comble du raffinement de l’expression.
C’est ce que j’ai ressenti en écoutant le troisième album qu’Evgeni Koroliov a consacré à Chopin pour le label allemand Tacet. Les subtilités du toucher et la netteté lumineuse de l’articulation s’allient admirablement à un discours judicieusement mesuré. Le jeu grandement admirable de Koroliov n’est jamais corrompu par les emphases qui distordent l’interprétation de la pensée de Chopin et dont sont coupables plusieurs techniciens qui ont besoin de brillance pour nourrir leur ego.
Chopin préférait se produire dans l’intimité amicale du salon bien davantage qu’en concert. À cet égard, il avait affirmé : « Les concerts ne sont jamais de véritable musique; on doit renoncer à y entendre ce qu’il y a de plus beau en art. » À 70 ans, Evgeni Koroliov nous offre justement un récital mûri loin des projecteurs, loin de l’excitation des soirs de premières guindées. C’est un moment de grâce intime, partagé par l’amour sincère d’un artiste non pas assagi mais bien plutôt entièrement serein.
Guy Sauvé
Passion Musique et Culture
Deutsche Übersetzung:
Debussy sagte einmal über Chopin: „Chopin ist der Größte von allen, weil er mit einem einzigen Klavier alles gefunden hat.“ Es gibt nur sehr wenige Pianisten und Komponisten, bei denen die Geschichte niemals den Glanz ihrer Präsenz und die Dauerhaftigkeit ihres Werks gemindert hat; Chopin ist seit Beginn seiner Karriere bei weitem der größte Favorit der Musikliebhaber, sowohl der Experten als auch der breiten Öffentlichkeit, geblieben. Das hat viele Gründe, aber ich glaube, einer der wichtigsten ist seine ganz persönliche Mischung aus der Verwurzelung in der Folklore seiner Heimat und der Virtuosität des Belcanto, die Herz und Verstand gleichermaßen anspricht und die Emotionen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, auf dem Höhepunkt der Raffinesse des Ausdrucks ankommen lässt.
So ging es mir beim Hören des dritten Chopin-Albums von Evgeni Koroliov für das deutsche Label Tacet. Die Feinheiten des Anschlags und die leuchtende Klarheit der Artikulation verbinden sich auf bewundernswerte Weise mit einer klug gemessenen Sprache. Koroliovs höchst bewundernswertes Spiel wird niemals durch die Emphase korrumpiert, die die Interpretation von Chopins Gedanken verzerrt und derer sich viele Techniker schuldig machen, die Glanz brauchen, um ihr Ego zu nähren.
Chopin zog es vor, in der freundschaftlichen Atmosphäre des Salons aufzutreten und nicht in Konzerten. Er sagte: „Konzerte sind niemals wahre Musik; man muss darauf verzichten, in ihnen das Schönste der Kunst zu hören.“ Der 70-jährige Evgeni Koroliov bietet uns ein Konzert, das fernab des Scheinwerferlichts und der Aufregung von Premierenabenden gereift ist. Es ist ein intimer Moment der Gnade, geteilt durch die aufrichtige Liebe eines Künstlers, der nicht ruhiger, sondern vielmehr völlig gelassen geworden ist.
Facebook: Passion Musique et Culture
klassik.com –
–> zur Original-Kritik
(…) Fast möchte man weinen, vor Rührung – die Köpfe hinter Tacet scheinen der Sache verpflichtet.
LeDevoir –
–> zur Originalkritik
„Seine CD ist ein Wunder.“
Christophe Huss
Klassik heute –
–> zur Original-Kritik
Vorfreude herrscht beim Rezensenten, wenn er eine CD des Labels Tacet auf den Tisch bekommt. Noch größere Vorfreude, wenn es eine CD mit Evgeni Koroliov ist. Und helle Freude hatte der Rezensent beim Anhören und Immerwiederhören dieser ganz persönlichen Auswahl an Nocturnes, Études, Walzer und Mazurken von Frédéric Chopin. Der Pianist Leif Ove Andsnes hat einmal gesagt, manche Kompositionen würden mittelmäßige Interpretationen verkraften – Chopins Werke aber nicht. Bei Koroliov muss man da wirklich keine Angst haben.
Geheimnis des Erstaunens
Für ihn ist jede einzelne Note kostbar, sein innig singender Ton lässt alles in allen Farben leuchten, er spielt nicht Melodien mit Begleitung, sondern webt alles aufs beziehungsreichste zusammen, sein Spiel ergreift einen sofort, begeistert und bezaubert. Koroliov ist wohl kein „Instinktspieler“ wie Arthur Rubinstein, sondern ein „Reflexionsspieler – der aber beim Spielen vergessen lässt, dass er gründlich reflektiert hat. Man hört – und sieht’s beim Mitlesen der Noten – wie Koroliov alle Vortragszeichen aufs genaueste beachtet, wie spannungs- und dann überraschungsvoll er jede Modulation gestaltet, wie meisterhaft er das Pedal bedient, wie fließend er die kostbaren Einzelnoten in einen melodischen Fluss integriert, der einen mitreißt, dem man sich liebend gerne anvertraut, in dem man wohlig schwimmen möchte. Des Schwärmens ist fast kein Ende. Als hätte Koroliov die „Aufzeichnungen über Chopin“ von André Gide gelesen, der da schreibt: „Jede Modulation bei Chopin – keine ist jemals banal oder vorhergesehen – muss diese Frische bewahren, diese fast ängstliche Erregung bei einem aufbrechenden Neuen, dieses Geheimnis des Erstaunens, dem die wagemutige Seele sich auf ungebahnten Wegen aussetzt, auf denen man die Landschaft nur nach und nach entdeckt.“ In der Tat wandelt Koroliov das Geheimnis des Erstaunens um in die Freude des Zeigens – und alles mündet in die Dankbarkeit des Hörens.
Melancholische Eleganz
Um es im Einzelnen zu sagen: Duftig farbensprühend kommt der Walzer op. 70 Nr. 2 daher, in herrlich klingendem und ziehendem Legato und etwas müd-melancholischer Eleganz schwebt der Walzer op.64 Nr. 3. Klar schimmert in der Étude op. 10 Nr. 6 der polyphone Satz durch gegen alle impressionistischen Auflösungstendenzen, pastellfarben leuchtet die Étude op. 25 Nr. 2 und die äußerst reizvolle Balance der gegenläufigen Rhythmen in der ersten der Trois nouvelles études lässt den Hörer ins angenehm benommene Schwindeln geraten.
Klang der Tuberose
Vor allem aber die Nocturnes bereiten das intensivste Hörvergnügen. Fantastisch löst sich das Nocturne op. 55 Nr. 1 am Ende in triolisches Sternengeglitzer auf, traumverloren verebbt der Klang im Nocturne op. 62 Nr. 1 vor dem Triller, der das As-Dur wieder zurückführt nach h-Moll: Im angelsächsischen Raum heißt dieses Nocturne die „Tuberose“, weil die Hauptmelodie einen „fruchtigen Charme“ habe und ihre Rückkehr in die Reprise schwach sei „mit einem kranken, reichen Geruch“, wie James Huneker es formuliert.
Das Nocturne op. 37 Nr. 1 ist der Favorit des Rezensenten: Hier herrscht ein fortwährendes Drängen und Zurückweichen, die Bassbegleitung in den Takten 17/18 wirkt wie ein inständiges wiederholtes Flehen und endlich einmal singt der Choral im Mittelteil nicht in beschleunigtem Tempo, sondern im Wallfahrtslied-Schritt-Tempo mit ersterbender Verlangsamung am Ende, so dass alles sich wohlig wieder in den elegischen Wiegelied-Singsang bettet, wobei diese Reprise das Thema noch schmerzvoller und noch wehmütiger erscheinen lässt als zu Beginn: Das Thema hat etwas durchgemacht, hat etwas erlebt, ist gereifter.
Nur die drei Mazurken wünschte sich der Rezensent kraftvoller, energischer, markiger, chevaleresker, weniger ätherisch, weniger von den Nocturnes angekränkelt. Da ist Rubinstein dem Rezensenten lieber – aber nur da. Hervorragend ist der sonor-füllige Klang des Steinways im Raum der Jesus-Christus-Kirche in Berlin eingefangen, charmant-persönlich beschreibt Wolfgang Wendel im Booklet Koroliovs Verhältnis zu Chopin.
Rainer W. Janka
concerti –
–> zur Originalkritik
Man sollte sich Zeit nehmen für diese Platte. Am besten hört man sie am Abend, wenn alles still ist. Und am besten hört man sie auch komplett, vom ersten bis zum letzten Stück, denn nur dann erschließt sich die subtile Dramaturgie dieser Zusammenstellung chopinscher Werke, deren Atmosphäre der Album-Titel „feuilles nocturnes“, „nächtliche Blätter“ trefflich widerspiegelt. Die von zwei Nocturnes zu Beginn etablierte, zauberisch somnambule Stimmung wird mal mit freundlichen Walzern, mal mit schillernd gespielten Etüden zeitweise verlassen, um dann in den rondoartig wiederkehrenden Nocturnes wieder aufgenommen zu werden. Dass ihn die Nachtseiten von Chopins Musik mehr interessieren als ihr Potential zu virtuoser Selbstdarstellung, hat Evgeni Koroliov schon mit der Einspielung von Chopins Mazurken gezeigt. Und auch auf dieser CD zeigt sich die große Kunst des Interpreten vor allem in einer anschlagstechnischen Nuancierung, die ihn in die Lage versetzt, Chopins Werke auf eine Weise klanglich und atmosphärisch auszudifferenzieren, wie das derzeit vielleicht nur noch Grigory Sokolov gelingt.
Frank Armbruster
Pizzicato –
–> zur Originalkritik
Kein besonderes Thema hat diese CD, abgesehen davon, dass Evgeny Koroliov sagt, er habe diese Stücke alle in seiner Kindheit und Jugend gespielt und sie weckten für ihn schöne Erinnerungen.
Es ist also ein sehr persönliches Programm mit Stücken, für die er eine Vorliebe hatte und die heute, in reflektiven, gereiften Interpretationen einhellig überzeugen. Es handelt sich um einen fein nuancierten, poetischen Chopin, bei dem simpler Charme der Reinheit der Ausführung untergeordnet ist und bei dem die Technik für exquisite Phrasierungen und eine perfekte Kontrolle des Spiels sorgt. Die Musik fließt mit Leichtigkeit ohne jede Übertreibung. Koroliov verbindet eine im Grunde romantische, oft zärtliche Empfindsamkeit mit einem bestechend klaren und letztlich pianistisch auch sehr zurückhaltenden Spiel. Das aber macht diese CD so reich, so wirkungsvoll, so schön.
Remy Franck