066 CD / Franz Schubert. Piano Trios Vol. 2

Abegg Trio Series Vol. II

Franz Schubert
Piano Trios Vol. 2

Sonata Movement B flat major D 28
Piano Trio in E flat major op. 100 D 929
2nd version of the last movement with Schubert’s abbreviations
Abegg Trio

EAN/barcode: 4009850006602

Beschreibung

„[Das Abegg Trio] spielt im Finale die von Schubert gestrichenen hundert Takte, die dem Satz eine ganz andere Form und – bedingt durch das wiederholte Zitat des düsteren langsamen Satzes – Expression aufzwingen. Dass die Musik dabei nicht aus der Balance fällt und die von Schumann einst verwundert konstatierte himmlische Länge gewinnt, stellt dem Ensemble das beste Zeugnis aus. Und wer an diesem Zugewinn keinen Gefallen findet, kann sich den Satz als Zugabe in der gewohnten Fassung anhören.“

6 Bewertungen für 066 CD / Franz Schubert. Piano Trios Vol. 2

  1. Fono Forum

    Beinahe sechs Minuten, zweimal 50 Takte und eine Expositionswiederholung, gingen der Musikwelt verloren, als sich Franz Schubert entschloß, den himmlischen Längen seines Es-Dur-Klaviertrios D 929 zu Leibe zu rücken, dessen Finalsatz nachhaltig zu kürzen. Verloren ging dabei auch etwas vom Sinn des Satzaufbaus, der u. a. die schwedischen Volksliedzitate aus dem köstlichen Andante in ein ausgeklügeltes System von Tonartenbezügen integrierte. Warum der Komponist diese Errungenschaft preisgab, ist nicht klar. Möglicherweise beugte er sich Freundesrat, denn allzu ungewöhnlich erschien 1827/28 ein Kammermusiksatz von fast 20 Minuten Länge. Das AbeggTrio hat sich nun fürTacet unter den bewährten Bedingungen (vgl. FF 10/99, S. 40 ff.) der Urfassung angenommen und die gewohnte Version als zusätzlichen Track angefügt. Der Vergleich ist ebenso interessant wie die Interpretation profiliert. Einmal mehr überzeugen Ulrich Beetz, Birgit Erichson und Gerrit Zitterbart durch ihr (ur)textgenaues, transparentes und oft bewußt trocken akzentuiertes Spiel. Das große Es-Dur-Trio klingt bei ihnen so „handelnd, männlich, dramatisch“ wie Robert Schumann es einst im Vergleich zum „leidend, weiblich, lyrischen“ B-Dur Trio beschrieb.
    Christian Strehi

  2. Stereo

    Virtuos, temperamentvoll, diszipliniert – so hört sich Schuberts zweites Klaviertrio an – ein Kronschatz der kammermusikalischen Trio-Literatur; Und weil die Abeggs als international gewichtige Instanz ihren Text so genau nehmen, strahlt Franz Schubert in ganzer Größe. Nicht als biedermeierlich angehauchte Komponistennatur, sondern als Dramatiker, der spüren läßt, daß trotz scheinbarer Unbeschwertheit die Welt für ihn ohne rechte Hoffnung bleibt. So entsteht ein romantisches Stimmungsbild, in dem die Interpreten die kontrastierenden melodischen Elemente klar herausarbeiten. Aufschlußreich auch die beiden Fassungen für den Finalsatz: Dank des dramatischen Atems des Abegg-Trios wird die Überlange der ungekürzten Version (ca. 19′) hier kaum empfunden.
    Egon Bezold

  3. Der Bund

    An Aufnahmen von Schuberts vier Kompositionen für Klaviertrio mangelt es nicht, doch das Abegg Trio wartet mit einer Premiere auf: dem Finale des Es-Dur Trios in der Urfassung. Welchen Bärendienst Schubert diesem Satz durch die dem Verleger befohlene Auslassung von 100 Durchführungstakten erwiesen hat, wird in der über 19-minütigen Vollversion, die mit der um gut 6 Minuten kürzeren Zweitfassung verglichen werden kann, erlebbar…

  4. Handelsblatt

    … Als romantischen Klassiker präsentiert ihn (Schubert) dagegen das Abegg Trio in seiner Einspielung des zweiten Klaviertrios Es-Dur D 929, gekoppelt mit dem frühen Sonatensatz D 28. Hier verbindet sich eine schlanke Tongebung mit erheblich enger bemessenem Rubato, sodass hinter Schuberts Ausdrucksfülle immer der Formkünstler hörbar bleibt. – Das rechtfertigt ein Experiment der Abeggs: Sie spielen im Finale die von Schubert gestrichenen 100 Takte, die dem Satz eine ganz andere Form und – bedingt durch das wiederholte Zitat des düsteren langsamen Satzes – Expression aufzwingen. Dass die Musik dabei nicht aus der Balance fällt und die von Schumann einst verwundert konstatierte himmlische Länge gewinnt, stellt dem Ensemble das beste Zeugnis aus. Und wer an diesem Zugewinn keinen Gefallen findet, kann sich den Satz als Zugabe in der gewohnten Fassung anhören.

  5. Fanfare-Magazin

    … ist eigentlich gar keine Box im klassischen Sinne, denn die CDs sind auch einzeln erhältlich und tragen Nummern, die nicht aufeinanderfolgen. Dennoch dürfte es für Sammler schwer vorstellbar sein, nur eine davon zu erwerben, ohne sich umgehend auch die anderen zu besorgen. Dank der Neuauflagen-Serie von Tacet wird das Abegg Trio – immer noch eine prägende Kraft in der europäischen Musikszene (auch wenn die Gruppe seit einiger Zeit nicht mehr in den USA aufgetreten ist) – rasant zu einem meiner persönlichen Favoriten.
    Ein Grund dafür ist die durchweg hohe Qualität der Aufnahmen. Die Verwendung eines Bösendorfer Imperial-Flügels schadet der Sache keineswegs. Und auch die Tonqualität ist herausragend. Das Zusammenspiel von Geiger Ulrich Beetz, Cellistin Birgit Erichson und Pianist Gerrit Zitterbart ist von höchstem Niveau, und ihre Interpretationen wirken auf mich absolut überzeugend. Ihre beiden CDs umfassen sämtliche überlieferte Kammermusik Schuberts für Klaviertrio – und noch ein wenig mehr: Sie spielen den Schlussatz des Zweiten Trios sowohl in der 1828 veröffentlichten Fassung als auch in der vollständigen, ungekürzten Originalversion. Die erstere in einer so gelungenen Interpretation zu hören, ist zwar schön, aber sie ist kaum unbekannt, und die meisten Hörer werden sich vermutlich für die vollständige Fassung entscheiden …
    Die vier vom Abegg Trio präsentierten Werke zählen ohne Zweifel zu den besten Einspielungen auf modernen Instrumenten, die ich je gehört habe – und das sagt, bei der Fülle an Aufnahmen, die ich kenne, eine ganze Menge …
    John W. Lambert

  6. Stereoplay

    „Die Audiophile“

    Fassungsprobleme gibt es nicht erst bei Bruckner. Sie tauchen schon in Schuberts vielgespieltem Es-Dur-Klaviertrio auf, was wenig bekannt ist. Der Komponist übersandte seinem Verleger das Manuskript mit der Forderung, im Finale von ihm bezeichnete Kürzungen vorzunehmen. Sie betrafen nicht nur die nun fortfallende Wiederholung der Exposition, sondern auch Teile der Durchführung, so daß der Satz statt der ursprünglich fast 20 Minuten Spieldauer nunmehr nur 14 Minuten beansprucht. Gestrichen wurde unteranderem ein zweites Auftauchen des Themenzitats aus dem Andante, eine Stelle, um die es wegen der reizvollen Verschränkung unterschiedlicher rhythmischer Gruppen schade ist. Daß dieses Andante-Thema einem schwedischen Lied entstammt, das Schubert 1827 kennenlernte, hat die Musikwissenschaft erst vor einigen Jahren entdeckt. Das Abegg Trio stellt nunmehr die beiden Fassungen des Finale nebeneinander, der Hörer hat also die Wahl. Sie fällt nicht leicht, steht doch der größeren formalen Balance der heute allgemein gespielten Endfassung die ausgreifende Kühnheit des Tonartenplans der Urfassung gegenüber. Das Besondere der Einspielung liegtjedoch nicht nur in der Hörbarmachung des Finale-Problems, auch die Wiedergabe hat ihre Meriten. Die beiden altitalienischen Instrumente fügen sich dem Klang des Bösendorfer sehr schön an. Musiziert wird ungemein subtil und dynamisch fast überdifferenziert (Scherzendo), was gelegentlich die Gefahr des Geschmäcklerischen heraufruft – andereseits aber den bedrohlich schwankenden Boden, auf dem der späte Schubert steht, suggestiv spürbar macht. Eine Parallele also zu der ähnlich gelagerten Wiedergabe des G-Dur-Quartetts durch die Hagens (75:16).
    Alfred Beaujean

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