097 CD / Gaede Trio: Beethoven, Eisler & Ysaÿe
Beschreibung
Thomas Selditz, der Bratscher des Gaede Trios, rief mich ganz aufgeregt an. Sie hätten ein Streichtrio von Ysaÿe ausgegraben. Es würde noch etwas dauern, bis sie es spielen könnten, denn es gäbe keine Partitur, nur handschriftliche Stimmen, weder dynamische Bezeichnungen noch Phrasierungen… Hier ist es also, das 1927 entstandene, posthume Streichtrio von Eugène Ysaÿe, zusammen mit Beethoven′s op. 8 und zwei Stücken von Hanns Eisler. (A. Spreer)
10 Bewertungen für 097 CD / Gaede Trio: Beethoven, Eisler & Ysaÿe
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Répertoire –
Abgesehen vom Trio à cordes Français unter Gérard Jarry und dem Trio Pasquier sind nur wenige Streichtrios in der Lage gewesen, sich einen Namen zu machen. Sicher, das für diese Besetzung verfügbare Repertoire ist weniger reichhaltig als das für Violine, Violoncello und Klavier, aber gerade seine Seltenheit macht seinen Hauptreiz aus. Die Neugier des exzellenten Gaede Trios hat es uns bereits erlaubt, einige Werke des großen Repertoires (Mozart, Beethoven, Schubert) mit weniger bekannten und bislang kaum aufgenommenen Werken wie den Trios von Albert Roussel oder von Dohnányi und Schnittke zu verbinden.
Nach diesem Prinzip des Rezitals liefert uns das Gaede Trio heute eine wunderbare Aufnahme. Von Beethovens Serenade Op. 8 kannten wir bisher vor allem die hervorragenden Archibudelli (Sony) und zwei hochkarätige „historische“ Aufnahmen: Goldberg/Hindemith/Feuermann (EMI „Références“, gelöscht oder Pearl) und Heifetz/Primrose/Piatigorsky (RCA „Heifetz Collection“, gelöscht). Die sehr klassische Version des jungen deutschen Trios erinnert ein wenig an das Ensemble um Arthur Grumiaux (Philips „Arthur Grumiaux Edition“ Vol. 8, gelöscht), von höchster Eleganz, seltenem instrumentalen Feinschliff, temperiert in den Tempi, hervorragend in den Phrasen. So wird das Werk in die Wiener Klassik des 18. Jahrhunderts zurückgeführt, zu der es zweifellos gehört. Das Gaede Trio liefert eine großartige Interpretation, die manch einer vielleicht als etwas zu korrekt empfinden mag, die jedoch durch ihr Gleichgewicht und ihre schlichte, zurückhaltende Schönheit beeindruckt.
Wenig Konkurrenz haben hingegen die beiden Stücke von Eisler (vgl. Kammerensemble Zürich bei Accord) sowie die weltweit erste Aufnahme (meines Wissens) des hinreißenden Trios Chimay von Ysaÿe, die es sehr verdient hatten, von einem so bemerkenswerten Ensemble eingespielt zu werden. Eisler schrieb sein Scherzo 1920, noch stark beeinflusst durch Schoenbergs Lehrtätigkeit. Freier und flexibler komponierte er das Prélude et Fugue sur le nom de Bach 1934 in Paris zu einem pädagogischen Zweck (nach seinen eigenen Worten), um zu zeigen, dass Zwölftonmusik nicht immer mit kalter Strenge einhergehen muss. Ein gelungenes Unterfangen, zumal das Gaede Trio die klanglichen Schönheiten betont (das Fugenthema mit seinem verstörenden Geheimnis …).
Der Hörer dieser herausragenden Aufnahme wird überrascht sein, die Modernität des späten (1927) Trios von Ysaÿe zu entdecken, sehr „Wiener Schule“, sehr Nuit Transfigurée, ein echtes Meisterwerk, dessen Fehlen im Katalog erstaunt, angesichts dieses singulären Erfolgs, der die große franco-belgische Schule mit dem jungen Schoenberg vereint. Das Gaede Trio liefert eine konzentrierte, lebendige Interpretation, die zutiefst bewegt. Sehr zu empfehlen.
Philippe Simon
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französischer Originaltext:
Hors le Trio à cordes Français de Gérard Jarry et le Trio Pasquier, rares sont les trios à cordes constitués qui réussirent à se faire un nom. Certes, le répertoire alloué à cette formation est moins riche que celui pour violon, violoncelle et piano, mais s′il apparaît diffus c′est justement sa rareté qui en fait l′interérêt principal. La curisité de l′excellent Gaede Trio nous a déjà d′ailleurs permis d′associer quelques pièces du grand répertoire (Mozart, Beethoven, Schubert) à des pages moins connues et enregistrées comme le Trio d′Albert Roussel ou ceux de Dohnányi et Schnittke. C′est pour ce même principe du récital que les Gaede nous donnent aujourd′hui un merveilleux disque. De la Sérénade op. 8 de Beethoven, nous avions surtout les excellents Archibudelli (Sony) et deux „historiques“ de haut vol: Goldberg/Hindemith/Feuermann (EMI „Références“ supprimé ou Pearl) et Heifetz/Primrose/Piatigorsky (RCA „Heifetz Collection“ supprimé). La version très classique que nous offre le jeune trio allemand rappelle un peu celle de l′ensemble d′Arthur Grumiaux (Philips „Arthur Grumiaux Edition“ vol.8…supprimé), à l′élégance suprême, au fini instrumental rare, tempérée dans ses tempos, superbe dans ses phrases. Tirant ainsi l′œuvre vers le XVIIIe siècle viennois auquel elle appartient indéniablement, les Gaede nous en donnent une magnifique interprétation que certains jugeront peut-être un peu trop policée, mais qui impressionne pour son équilibre et sa beauté simple et sobre. Sans beaucoup de concurrence en revanche, les deux pages d′Eisler (cf. Kammerensemble de Zurich chez Accord) et la première mondiale (à ma connaissance) du sublime Trio „Chimay“ d′Ysaÿe méritaient hautement d′être graves par un ensemble aussi remarquable. Eisler écrivit son Scherzo en 1920, encore sous la grande influence de l′enseignement de Schoenberg. Plus libre, plus souple, le Prélude et Fugue sur le nom de Bach fut composé à Paris en 1934 dans un but „pédagogique“ (selon le mot même d′Eisler), afin de démontrer que dodécaphonisme pouvait ne pas toujours rimer avec froide austérité. Pari gagné!, d′autant que le Trio Gaede en accentue volontiers les beautés sonores (l′énoncé de la fugue, au mystère troublant…) L′auditeur de ce disque remarquable en tout sera très étonné de découvrir la modernité du tardif (1927) trio d′Ysaÿe, très „école de Vienne“, très „Nuit transfigurée“, et veritablement un chef-d′œvre dont l′absence au catalogue étonne en regard de cette singulière rèussite qui reconcilie la grande école franco-belge et le jeune Schoenberg. Les Gaede en donnent une interprétation concentrée et vibrante dont on sort bouleversé. Chaudement recommandé.“
Philippe Simon
Fanfare-Magazin –
Vor vier oder fünf Technologien, zu Zeiten der Schellackplatten, wurde Beethovens charmante Serenade für Streichtrio von dem unvergleichlichen Team Szymon Goldberg, Paul Hindemith und Emanuel Feuermann zu einer der größten Kammermusikaufnahmen aller Zeiten gemacht. Dass ihre Version heute in keinem Format verfügbar zu sein scheint – ich konnte sie jedenfalls weder auf meinen Regalen noch in irgendeinem Geschäft oder Katalog finden – mag man als Glück für das Gaede Trio ansehen.
Doch dieses in Österreich und Deutschland ansässige Ensemble braucht kaum Glück, denn seine Interpretationen, von Beethoven ebenso wie von Eisler und Ysaÿe, können sich mühelos neben die besten aller Zeiten stellen, auch wenn ihre Serenade Goldberg und seine Partner in meiner Erinnerung nicht ganz verdrängt. (Übrigens wird diese klassische Aufnahme in keiner Rezension einer Op. 8-Einspielung erwähnt, die ich in den vergangenen zehn oder mehr Jahren in Fanfare gefunden habe – vielleicht habe ich einfach außergewöhnliches Glück gehabt, sie gehört zu haben.)
„Der Klang ist hervorragend, das Programm ungewöhnlich, und das Spiel erstklassig“, schloss John W. Lambert in seiner Besprechung der Kopplung von Beethoven Op. 9/1 mit Werken von Bach/Mozart und Schnittke durch das Gaede Trio in Fanfare 22:6, und dasselbe würde ich über diese neue CD sagen. Welch ein Vergnügen übrigens, ein Plattenlabel zu erleben, das eine sinnvolle Katalognummer vergibt, statt der langatmigen Ziffern-, Bindestrich- und Leerzeichenfolgen, mit denen man es sonst zu tun hat!
Bernard Jacobson
Fono Forum –
Dies sind ungemein sorgfältig vorbereitete Einspielungen, die gleichwohl nichts Enges und Pedantisches an sich haben. Das hervorragende Gaede Trio macht wohl vor allem nichts als Musik, und das lustvoll und mit ansteckender Begeisterung; aber der absoluten Perfektion ihres Zusammenspiels und ihrer Interpretation ist ein Moment der Distanz, vielleicht sogar der Brechung, beigefügt, das alles nur Glatte und Perfekte unterläuft. Das passt sehr gut zum Charakter der eingespielten Werke und führt zu aufregenden Resultaten…
Klassik heute –
Diese Produktion zeigt das überraschend große Klangspektrum, das aus einem guten Streichtrio herauszuholen ist.
Wolfgang Wendel –
Das Streichtrio Ysayes ist, obwohl in den siebziger Jahren einige wenige Male aufgeführt, de facto völlig unbekannt. Thomas Selditz, der Bratscher des Gaede Trios, berichtete trotz dieser frühen Versuche mit verständlichem Enthusiasmus, sie „hätten ein Streichtrio von Ysaye ausgegraben“. Es würde noch etwas dauern, bis sie es spielen könnten, denn es gäbe keine Partitur, nur handschriftliche Stimmen. Das Werk stellt atemberaubende Anforderungen, keiner der drei Mitspieler kommt leichter davon als der Ausführende einer der berühmten Violin-Solo-Sonaten.
Das Streichtrio stellt sich bei dieser Einspielung als ein musikalisches Kleinod dar. Wüsste man nicht, von wem es stammt, käme man beim Hören zweifelsohne ins Schleudern. Faktur und Kolorit bewgen sich zwischen Spätromantik, Impressionismus und Schönberg-Umkreis. Erst die beschließende Presto-Stretta scheint leise auf das 19. Jahrhundert zurückzuweisen. Das Gaede Trio widmet sich diesem Fundstück mit der auch von ihren Schnittke- und Dohnanyi-Einspielungen gewohnten Eindringlichkeit, Sorgfalt und Kompetenz. Fesselnd!
Bei Beethovens D-Dur-Serenade op. 8 meiden sie zu Gunsten kammermusikalisch dichter, introvertiert wirkender Atmosphäre alle reißerischen Possen. Für manchen Hörer mag das – zumindest streckenweise – vibratoarme Spiel und schlank bis spröd wirkende Tongebung zunächst irritierend wirken. Bei längerem Zu- und Hineinhören erwächst gerade hieraus ein Gewahrwerden der geglückten Balance zwischen Eigenwirkung der Serenade und Intensität des Spiels. Hier blendet kein Klangparfüm.
Wolfgang Wendel
MDR Kultur –
Bei dem Label TACET ist eine absolut aufregende Einspielung mit dem jungen Gaede Trio erschienen… Eine Zusammenstellung, die nicht etwa unter einem thematischen Gedanken erzwungen wird, sondern bei der ganz bewusst die individuelle Eigenart der drei so unterschiedlichen Kompositionen betont wird… Das Alles ist mit so viel Intelligenz, Klangsinn und Einfühlungsvermögen in Szene gesetzt, dass ich hellauf begeistert bin… Ich kann Ihnen hier natürlich nur eine Kostprobe, nämlich den Schluß des Streichtrios (von Ysaye) vorstellen. Doch ich hoffe, der macht Ihnen so einen Appetit, dass Sie nun auch das Ganze hören wollen.
Ingeborg Allihn
The Strad –
Eugène Ysaye schrieb zwei Streichtrios, das veröffentlichte Trio de concert Op. 19 für zwei Violinen und Bratsche und das Werk auf dieser CD, komponiert 1927 für die klassische Besetzung, aber nie veröffentlicht. Es ist wunderschön. Spätromantische Empfindsamkeit in einem Satz, etwa 20 Minuten lang, voller beeindruckender Effekte und mit einem mitreißenden Ende … Ich habe bereits frühere CDs des jungen Gaede Trios genossen … und diese hält das Niveau, ebenso wunderschön aufgenommen wie die anderen. Die drei Musiker teilen ähnliche Vorstellungen von Klangproduktion und erzeugen einen herrlich geschmeidigen Klang, besonders eindrucksvoll in der Interpretation von Beethovens Serenade, die das Programm eröffnet.
Tully Potter
Diapason –
In Frankreich weitgehend unbekannt, legt das Gaede Trio (Daniel Gaede, Thomas Selditz, Andreas Greger) hier eine bemerkenswerte CD vor. Zunächst durch die Werkauswahl, die zur berühmten Serenade von Beethoven zwei seltenere Stücke von Eisler und vor allem ein fast nie gespieltes Werk von Ysaye stellt. Bemerkenswert ist auch die tadellose Umsetzung: In Beethovens Opus 8 verbinden sich traditionelle Wiener Eleganz (Daniel Gaede ist Konzertmeister der Wiener Philharmoniker) und barock inspirierte Strömungen in perfekter Intelligenz. Gestützt auf ein angeborenes Gespür für Kontraste und subtilste Klangfarben erfüllen die Musiker jeden Satz mit ebenso viel Anmut und Poesie wie mit Esprit.
Ihre Interpretation der beiden Stücke von Eisler ist vollkommen klar lesbar und ehrt die logische, fehlerfreie Schreibweise des Schülers von Schönberg. Die Überraschung kommt mit der atemberaubenden Interpretation des 1927 komponierten Trios von Ysaye (soweit bekannt eine Premiere auf CD). Das durchkomponierte, nie veröffentlichte Werk verlangt von allen drei Solisten das gleiche Maß an Virtuosität wie die berühmten Soloviolin-Sonaten (aus derselben Zeit)! Zwar war Ysaye stets als herausragender Geiger bekannt, mit außergewöhnlichem Ton und Technik, die ihm öffentliche Verehrung einbrachten, doch sein kompositorisches Erbe, bisher vor allem unter Violinliebhabern bekannt, lässt eine derartige Meisterschaft und Inspiration kaum vermuten.
Das Werk fasziniert von Anfang bis Ende; man erkennt Einflüsse der Wiener Schule, einige Harmonien des späten Fauré, doch vor allem besticht es durch eine beeindruckende Persönlichkeit. Je öfter man es hört, desto unverständlicher erscheint sein Vergessen – abgesehen davon, dass die enorme Schwierigkeit es nur hochkarätigen Virtuosen zugänglich macht. Das Gaede Trio beeindruckt sowohl durch Intelligenz als auch durch technische Meisterschaft. Unbedingt entdecken, und zwar schnell!
Jean-Michel Molkhou
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französischer Originaltext:
Méconnu en France, le Trio Gaede (Daniel Gaede, Thomas Selditz, Andreas Greger) signe ici un disque remarquable. Tout d′abord par le choix des oeuvres, qui adosse à la célèbre Sérénade de Beethoven deux pièces plus rares d′Eisler, et surtout une page d′Ysaye quasiment jamais jouée. Remarquable aussi pour sa réalisation irréprochable; dans l′Opus 8 beethovénien peuvent ainsi cohabiter en parfaite intelligence élégance traditionnelle viennoise (Daniel Gaede est violon solo de la Philharmonie de Vienne) et courants d′inspiration baroque. Forts d′un sens inné des contrastes et de sonorité très subtils, les musiciens habitent chaque mouvement d′autant de grâce et de poesie que d′espièglerie.
D′une parfaite lisibilité, leur lecture des deux pièces d′Eisler rend hommage à l′écriture logique et sans bavure de cet élève de Schönberg. La surprise vient de l′interprétation, stupéfiante, du trio composé en 1927 par Ysaye (sauf erreur une première au disque). Partition d′un seul tenant, jamais éditée, elle exige des trois solistes le même niveau de virtuosité que les célèbres sonates pour violon seul (elles datent de la même époque)! Si l′on savait de toujours que l′homme avait été un violoniste hors pair, doué d′une sonorité et d′une technique exceptionnelles qui lui valurent l′adoration du public, son legs de compositeur, essentiellement connu des passionnés de violon, ne pouvait laisser supposer une telle maîtrise et un tel niveau d′inspiration. L′oeuvre fascine de bout en bout; on y distingue certes quelques influences de l′école de Vienne, quelques harmonies du Fauré tardif, mais elle est surtout d′une formidable personnalité. A mesure qu′on la réécoute, son oubli paraît de plus en plus incompréhensible, si ce n′est que sa prodigieuse difficulté ne la rend accessible qu′à des virtuoses de très haut niveau. Le Trio Gaede éblouit par son intelligence comme par sa maîtrise. A découvrir, et vite!“
Jean-Michel Molkhou
Stuttgarter Zeitung –
Seelentrip in unerforschte Bereiche
… Leider steht ja die Gattung Streichtrio immer etwas im Schatten des übermächtigen Streichquartetts, feste Ensembles dieser Art sind, natürlich auch wegen des beschränkten Repertoires, eher selten. Was sich aber ereignen kann, wenn sich drei Musiker vom Kaliber eines Daniel Gaede (Violine), Thomas Selditz (Viola) und Andreas Greger (Violoncello) zusammenfinden und diese Musik mit einer musikalischen Intensität und technischen Akkuratesse erarbeiten, die der eines Weltklassequartetts in gar nichts nachsteht, das ist schon mehr als überraschend. Ludwig van Beethovens Serenade etwa wird oft einfach so gespielt, wie es der Titel nahe zu legen scheint: oberflächlich, leicht, gefällig, aber mit wenig Gespür für die Abgründe und die hintersinnige Intellektualität, mit der Beethoven hier die Serenadenform behandelt. – Das Gaede Trio aber verleiht dieser Musik die Ernsthaftigkeit und den „hohen Ton“, die ihr gebühren. Fast besessen in seiner tonlichen Differenziertheit, wie das Trio etwa den Kontrast zwischen der herb-süsslichen Melodie im Adagio und dem karikaturhaft vorbeihuschenden angeschlossenen Scherzo herausarbeitet. Und wenn Beethoven einmal, wie im Allegretto alla Polacca, tatsächlich relativ simple Akkordfortschreitungen verwendet, dann klingt auch dies im Umfeld dieses hochreflektierten Musizierens wie eine Schlichtheit, die sich quasi ihrer selbst immer bewusst ist…. – Die eigentliche Sensation auf dieser CD aber ist das Trio von Eugène Ysaye. Den meisten ist Ysaye nur als Komponist von horrend schweren Violinsonaten ein Begriff. Die Kammermusik ist noch weitgehend unbekannt, jenes Trio bis heute etwa noch nicht einmal gedruckt. Mit dieser Veröffentlichung könnte sich da schon etwas ändern – ja, der Rezensent glaubt behaupten zu dürfen, dass dieses Trio eines der großartigsten Kammermusikwerke ist, die in diesem Jahrhundert geschrieben wurden. – Der Komponist Ysaye nimmt den Hörer in den knapp zwanzig Minuten, die das Stück dauert, mit auf eine Reise, die, ähnlich wie die Musik Alban Bergs, auch noch die entlegensten Seelenbereiche aufspürt und in Klang transformiert. Das Ausdrucksspektrum ist einfach gewaltig: Es reicht von bitterster Trauer bis hin zu einer beinahe psychedelisch anmutenden Ekstase. Schließlich endet das Werk in einer atemberaubenden Parforce-Stretta, die den Hörer gleichermaßen erschöpft wie beglückt zurücklässt. Und mit welch rückhaltloser Hingabe und gestalterischer Souveränität das Gaede Trio das Stück spielt, das ist einfach und schlichtweg phänomenal.
WDR, Hörproben –
… Geht es schöner? …
Jan Reichow