195 CD / Joseph Haydn: Klaviertrios und andere Werke

Joseph Haydn

Klaviertrios u.a.
Abegg Trio mit historischen Instrumenten
Wilhelm Bruns, Tilman Schaerf, Naturhorn

EAN/barcode: 4009850019503

Fono Forum Tipp

Beschreibung

Das Markenzeichen des Abegg Trios war stets und ist immer noch: Musikprogramme und Aufführungen mit Intelligenz zu gestalten, garantiert authentisch. Davon zeugt auch das neueste Programm: Joseph Haydn, gespielt auf historischen Instrumenten mit Darmsaiten und alten Bögen passend zur Entstehungszeit der Werke, aufgenommen im Festsaal des Weimarer Stadtschlosses (entstanden zwischen 1789 und 1803). Die zwei Naturhornisten Wilhelm Bruns und Tilman Schaerf bereichern das originelle Programm mit einem Quintett für zwei Hörner und Klaviertrio sowie einem virtuosen Trio für Naturhorn, Violine und Violoncello.

6 Bewertungen für 195 CD / Joseph Haydn: Klaviertrios und andere Werke

  1. Audiophile Audition

    Denkst du, du weißt etwas über Haydns Klaviertrios? Versuche es mal damit.

    Viel von Haydns Kammermusik, abgesehen von den Streichquartetten, wird unfairerweise ignoriert; tatsächlich ist es beim Vergleich der Klaviertrios des Meisters von Esterházy mit denen von Mozart üblich anzunehmen, dass der Salzburger Junge in allen Bereichen die Nase vorn hatte. Aber wenn man die Musik auf dieser CD hört, werden diese Annahmen infrage gestellt, denn obwohl Haydn im Bereich der Klaviertrios viel produktiver war als Mozart und 45 Trio-Werke schrieb, die er immer noch „Sonaten“ nannte, sind seine Juwelen in diesem Genre gleichwertig mit allem, was Mozart geschrieben hat. Während die früheren Werke nicht mehr als klavierbegleitete Streichstücke zu sein scheinen, sind die späteren Werke, insbesondere die ab 1784, allgemein brillant und einige einfach spektakulär.

    Mozart mag wunderbare Ideen haben, die sich leicht zu einfallsreichen Melodien entwickeln lassen, und Haydn hat diese Fähigkeit ebenfalls, wenn auch nicht so produktiv wie Mozart. Aber Haydn hat auch ein geniales Talent, aus wenig viel zu machen, wenn der biblische Vergleich passend ist; einige seiner Ideen scheinen wenig einfallsreich, bis er sie durch die Mangel nimmt und uns am Ende überzeugt, dass sie wertvoller sind, als wir es ursprünglich gedacht haben, einfach durch das Genie ihrer Verarbeitung. Die drei späten Trios hier, spät aber aus verschiedenen Perioden innerhalb des späten Rahmens, enthalten alle Spuren von „Wie macht er das?“, und die schiere Erfindungsgabe fesselt einen von Anfang bis Ende. Wenn du denkst, Haydns Trios seien minderwertig, dann schuldest du es dir selbst, diese CD zu hören.

    Haydn war vielleicht mit den besten Hornspielern in ganz Europa gesegnet, und als er Esterházys Dienst verließ, schrieb er nie wieder solche Hornmusik. Sowohl das Quintett als auch das Trio (Divertimento) enthalten erstaunliche Musik, die die Hornspieler bis zum Äußersten fordert – wie sie das auf dem Naturhorn geschafft haben, ist heute genauso phänomenal wie damals, umso mehr, da die meisten Spieler vom Ventilhorn zum Naturhorn wechseln, wenn sie sich in den Bereich der historischen Instrumente begeben. Und diese Musik ist so eingängig, wie man es sich nur wünschen kann.

    Wie erwähnt, wird diese Musik auf historischen Instrumenten gespielt, obwohl das wunderbare Abegg Trio, das seit 1976 spielt, erst relativ spät in diesen Bereich vorgedrungen ist, und es ist nicht unbedingt ihr ständiges Metier. Aber ihre Qualifikationen sind erstklassig und ihr Spiel erfüllt alle Erwartungen, energiegeladen, enthusiastisch und musikalisch makellos. Tacet bietet ihnen ihren typischerweise kristallklaren Klang in einer Aufnahme von großer Klarheit und Ausgewogenheit.
    Steven Ritter

  2. hifi & records

    Vor rund zehn Jahren nahm das Abegg Trio vier „späte“ Klaviertrios von Haydn auf. Die fast swingend, jedenfalls aber lebendig und gelöst klingenden Interpetationen sind noch immer jede Empfehlung wert (TACET 89). Schon damals war das 1976 gegründete Ensemble näher an der historischen Praxis als an einem „romantischen“ Interpretationsstil, doch heute ist es noch konsequenter: Ulrich Beetz und Birgit Erichson spielen mit Darmsaiten ausgerüstete Streichinstrumente aus dem 19. Jahrhundert inklusive historischer Bögen, und Gerrit Zitterbart nutzt ein Fortepiano von Broadwood. Dessen entscheidender Vorteil: Sein prägnanter, kurz angebundener Klang lässt mehr Raum für Geige und Cello. Darum kann Zitterbart die in den Trios angelegte Dominanz des Tasteninstruments voll ausspielen. Die Streicher brauchen trotzdem nicht um Lautstärke zu kämpfen. Die Musik atmet frei und entfaltet andere Farben – zartere und kräftigere. (…)
    Heinz Gelking

  3. Ensemble

    Der etwas schroffe Klangcharakter der historischen Instrumente, unter ihnen ein Fortepiano von John Broadwood & Son aus dem Jahr 1808 und natürlich die obligatorischen Darmsaiten-Streicher, verleiht Haydns frischer, leichter Musik eine ungeheuerliche Wirkung. Die Klavierläufe klingen gar stakkatiert, und überhaupt ist die Artikulation aller Beteiligten, im Hörner-Quintett Es-Dur Hob.XIV:1 später eben auch der Bläser, auf besondere Prägnanz und Klarheit angelegt. Zum energischen Ausdruck mancher schnellen Sätze trägt der faszinierende Pianist und Cembalist Gerrit Zitterbart gewohntermaßen entschlossen bei. Fein ist die Faktur auch im Divertimento mit Bläserbegleitung.
    Ernst Hoffmann

  4. Fono Forum

    Homogen zu fünft – „Fono Forum Tipp“

    Da kann niemand kommen und sagen, dieses Haydn-Programm sei Nullachtfünfzehn. Neben drei Klaviertrios im klassischen Sinne enthält die neue CD des Abegg-Trios auch ein Quintett für Cembalo, 2 Hörner, Geige und Cello sowie das Es-Dur-Divertimento für Horn und zwei Streicher. Dass hier gleichermaßen Könner wie Kenner am Werk sind, zeigt bereits der Eröffnungssatz des A-Dur-Trios (Hob. XV:18), in dem scheinbare Haydn’sche Leich¬tigkeit mit grimmiger Eintrübung in der Durchführung angereichert wird. Das Abegg-Trio – Gerrit Zitterbart hat für diese Aufnahme einen Broadwood-Flügel von 1808 ausgewählt – findet stets Kanäle, durch die es seinen ganzen Gestaltungs- und Ideenreichtum zu schleusen versteht. Beispiel: das Vivace im d-Moll-Trio (Hob. XV:23), das nach den zwei vorausgegangenen langsamen Sätzen wie eine Befreiung wirkt. Endlich darf wieder gelacht, zumindest geschmunzelt werden. Die Geige nimmt diesen Stimmungswechsel so forsch wahr, dass ihre obersten Töne mitunter pfeifenden Charakter annehmen. Wilhelm Bruns und Tilman Schaerf bringen das Trio auf Quintett-Größe und fügen sich nahtlos ein. Vom ersten Moderato-Takt an entwickeln die fünf eine selbstläuferische Neigung, die glücklicherweise auf jedes athletische Streben verzichtet. Auch zieht hier die Gemütlichkeit Haydn nicht in den Sessel, sondern erweist sich in der Liaison mit kerniger Artikulation als richtig am Platz. Warum diese Kernigkeit ausgerechnet im E-Dur-Trio (Hob. XV:28) zu Gunsten größerer Zahmheit aufgegeben wird, insbesondere bei den Bassstimmen im Finale, bleibt indes fraglich.
    Christoph Vratz

  5. Klassik heute

    Auch jenseits der berühmten Werkreihen der Sinfonien und Streichquartette finden sich im Œuvre von Joseph Haydn kostbare Schätze(…)
    (…)Drei dieser späten Trios haben die Musiker des 1976 gegründeten und seit 35 Jahren in gleicher Besetzung spielenden Abegg Trios nun im Weißen Saal des Weimarer Schlosses für das Label TACET eingespielt. Dabei bedienen sie sich historischer Instrumente: Der Geiger Ulrich Beetz und die Cellistin Birgit Erichson spielen auf im 18.Jahrhundert gefertigten italienischen Instrumenten mit Darmsaiten unter Benutzung alter Bögen, wobei die Violine gelegentlich etwas scharf klingt. Dem Pianisten Gerrit Zitterbart stand ein Broadwood-Fortepiano von 1808 zur Verfügung, dessen perkussiver Ton das Klangbild der sehr lebendigen, den individuellen Charakter der einzelnen Sätze betonenden Einspielung prägt. Zwischen den Klaviertrios erklingen zwei Divertimenti, die Haydn etwa dreißig Jahre früher für die Musiker der Esterházyschen Hofkapelle schrieb. Das Orchester verfügte über erstklassige Hornisten, deren Fähigkeiten durch diese Stücke besonders herausgestellt werden sollten. Das Trio per il Corno da caccia Es-Dur setzt das ventillose Naturhorn mit virtuosen Figuren gleichberechtigt neben Violine und Violoncello ein. Wilhelm Bruns, Solohornist des Mannheimer Nationaltheaters, meistert die exponierte Partie souverän. In dem Quintett werden zwei Hörner dem von Violine und Violoncello unterstützten Tasteninstrument gegenübergestellt. Hier vertauscht Zitterbart den Hammerflügel mit einem Cembalo, das er ebenso geläufig traktiert, während die Hörner überwiegend fanfarenartiges Material beitragen und für die klangliche Grundierung sorgen. Dem Ensemble, zu dem hier mit Tilman Schaerf ein weiteres Mitglied der Deutschen Naturhorn Solisten tritt, gelingt es, die heikle Klangbalance zwischen den ungleichen Instrumenten herzustellen – wozu nicht zuletzt auch die vorzügliche Aufnahme von Andreas Spreer beiträgt (…)
    Sixtus König

  6. klassik.com

    –> Original-Artikel
    (…) Die Musiker zielen nicht primär auf eine klanglich homogene Verbindung der Stimmen, sondern auf eine expressive Ausformung des Satzes (…) : Jede Stimme wird in sich selbst mit dynamischer Nuancierung, artikulatorischer Prägnanz und klanglicher Individualität (die durch die Verwendung historischer Instrumente verstärkt wird) hoch ausdrucksvoll gestaltet.(…)

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