095 CD / Lindemann plays

The Lindemann Series Vol. IV

Lindemann plays

Clarke, Delius, Dvořák, Hindemith, Kreisler and Sarasate
Hartmut Lindemann, viola
Ben Martin, piano

EAN/barcode: 4009850009504

Beschreibung

„(…) Bei Lindemann fahren einem bereits die Eröffnungstakte in die Knochen – und man beginnt den Grund für das der Sonate vorangestellte Motto zu ahnen: „Dichter, nimm deine Laute; der Wein der Jugend gärt heut Nacht in den Adern Gottes“. Sinnlicher, drängender, süchtiger kann Bratsche nicht klingen.(…)“ (stereoplay)
„Er wollte ein ‚schönes altmodisches Programm’ zusammenstellen, antwortete Hartmut Lindemann, als ich ihn nach den Gründen für seine Repertoire-Auswahl fragte. Hinter dieser scheinbar harmlosen Antwort verbirgt sich eine sehr verständliche Absicht: Lindemann wollte sich und seinen Hörern keine Musik vorsetzen, die vom ersten Augenblick an vorbestimmt ist, sondern Musik, die den Hörer und seine/ihre Fantasie ins musikalische Ereignis hineinzieht…“

5 Bewertungen für 095 CD / Lindemann plays

  1. Susanne Benda

    Der Bratscher Hartmut Lindemann ist, was gestalterische Belange betrifft, einer der besonders Intelligenten seiner Branche – das kann man auch auf dieser Aufnahme hören. So erhellend, wie er selbst Virtuoses wie etwa Pablo de Sarasates „Zigeunerweisen“ und Fritz Kreislers „Sicilienne et Rigaudon“ spielt, gewinnt er selbst Brillantem noch eine Spur von Tiefgang ab. Die Sonate der englischen Komponistin Rebecca Clarke (die später in den USA lebte) ist eine wundervolle Entdeckung: ein Stück das einen Kosmos von Empfindungen durchschreitet – und das hier (auch dank Ben Martins farbigem und geschmeidigem Geleit) auf so anrührende und so gedankenvolle Weise gespielt wird, dass einem die leisen Assoziationen zu Loriots Lindemann schnell aus dem Hinterkopf verschwinden. Soll doch ein anderer Lindemann mit dem Papst eine Herrenboutique in Wuppertal eröffnen.
    Susanne Benda

  2. Klassik heute

    Lindemann habe ein „schönes altmodisches Programm“ machen wollen, führt Wolfgang Wendel im Vorwort (!) seines Booklet-Textes aus, um dann kurz über Freiheit und Determination zu meditieren. Altmodisch und schön ist diese CD tatsächlich. Weil Bratscher Hartmut Lindemann ein sehr persönliches Programm zusammengestellt hat, das sich weder um Schubladen kümmert, noch um „stilistical correctness“. Da steht Originalkomposition friedlich neben Bearbeitung, weht Salonluft neben hehrer Ambition, und allem voran steht ein wunderbares Stück: Rebecca Clarkes (1886-1979) herrlich pastellene Viola-Sonate von 1919. Allein die lohnt den Kauf der Tacet-CD. Hartmut Lindemann behauptet hier den Ruf als Ausnahme-Musiker, und er hat in Ben Martin einen fabelhaften Begleiter, der sensibel zuhört, delikat mit Farben spielt, gekonnt dynamisisert. Auch altmodisch und auch schön: die skrupellose Emotionalität mit der Lindemann und Martin Hindemiths Sonate der Romantik zuschlagen. Guter Klang mit plastischem Raum.
    Peter Korfmacher

  3. Wolfgang Wendel

    Bratscherwitze fallen noch in die Zeit vor Hartmut Lindemann! Wer Rebecca Clarkes Viola-Sonate mit ihm und Ben Martin gehört hat, ist um einige Erfahrungen reicher. Er wird die oft vergeblichen Bemühungen der wenigen anderen Interpreten verstehen, Komponisten als große Komponisten zu zeigen – und die dafür entweder nicht über das erforderliche spieltechnische Potenzial verfügten oder denen es schlicht an tragfähigen Konzepten fehlte. Bei Lindemann fahren einem bereits die Eröffnungstakte in die Knochen – und man beginnt den Grund für das der Sonate vorangestellte Motto zu ahnen: „Dichter, nimm deine Laute; der Wein der Jugend gärt heut Nacht in den Adern Gottes.“ Sinnlicher, drängender, süchtiger kann Bratsche nicht klingen, Mit Ben Martin hat Lindemann einen Pianisten zur Seite, der seinen Intentionen nicht nur folgt, sondern spannendsten Widerpart abgibt. Unabhängig vom plakativen Motto wird die Sonate als raumgreifende, teils dramatische, teils sehnsüchtige Musik gestaltet. Daneben dringen Hindemiths Sonate op. 11 Nr. 4 oder Tertis′ Arrangement von Delius′ „Hassan-Serenade“ den Hörer wieder in „normale“ Gefilde zurück. Wie von Lindemann nicht anders zu erwarten, lässt er mit Sarasates Zigeunerweisen oder Kreislers „Sicilienne et Rigaudon“ Falstaff aus der Ferne winken: „Alles ist Spaß auf Erden“ -und doch gibt es dazwischen ein paar „ernste“ Areale, die den Aufwand „des Beackerns“ lohnen.
    WoIfgang Wendel

  4. Stuttgarter Zeitung

    Virtuoses auf der Bratsche: Entkräfteter Verdacht
    Bratschisten haben es nicht leicht. Als Mittel- stimmenknechte im Orchester gern belä- chelt, leiden sie unter dem Verdacht, nur deshalb Bratsche gelernt zu haben, weil sie für die Geige nicht talentiert genug gewesen seien. Und dann gibt es zu allem Überfluss noch die Bratschenwitze – aber die wollen wir hier nicht erzählen. Wir stellen stattdes- sen lieber die neue Aufnahme eines Musi- kers vor, der dazu beitragen könnte, dass man zu einem echten Bratschenliebhaber wird: Hartmut Lindemann. Hier zu Lande noch recht wenig bekannt, hat er bei der Stuttgarter Firma Tacet mittler- weile schon seine vierte CD herausgebracht. „Ein schönes altmodisches Programm“ nennt Lindemann selbst diese Zusammenstellung, bei der er Werke von Hindemith, Sarasate, Delius, Dvorak und Kreisler mit einer echten Repertoireentdeckung, nämlich der Sonate für Viola und Klavier von Rebecca Clarke kombiniert. Auf berückende Weise altmo- disch ist auch Lindemanns Spiel. Es mag Bratscher geben, die noch virtuoser sind, doch kann man farbiger, emotionaler spie- len? Lindemanns tonliches Spektrum ist enorm. Es reicht vom satten, vibratogesättig- ten Strich bis zu einem zerbrechlichen, hauchzarten Espressivo. Dazu phrasiert er, wie man es sich schlüssiger kaum vorstellen kann. Sogar ein Werk wie Hindemiths Sona- te, nicht eben ein Rührstück, klingt hier wie reinste Seelenmusik. Und das alles auf der Bratsche.
    fab

  5. Classics Today

    Der Hauptgrund, diese Aufnahme zu besitzen – und es ist ein gewichtiger Grund – ist Rebecca Clarkes überraschende Violasonate. Nicht, dass das Werk nicht schon einige Male eingespielt worden wäre, aber diese mitreißende Interpretation lenkt die längst überfällige Aufmerksamkeit auf eine Komponistin, deren Kammermusik fast völlig ignoriert wurde – und auf ein Stück, das, würde man ihm nur eine Chance geben, zweifellos ein breites und begeistertes Publikum fände. Ihr Stil wurde als „englischer Impressionismus“ beschrieben, und tatsächlich: Als das Werk 1919 erstmals präsentiert wurde (sie reichte es unter einem männlichen Pseudonym bei einem Wettbewerb ein), hielten die Juroren es für französisch, vielleicht von Ravel. Doch dies ist keineswegs eine billige Nachahmung eines bekannteren Komponisten, sondern ein substanzieles, ernsthaftes, originelles Werk, das der Viola gehört. Es erkundet zahlreiche Facetten der klanglichen und technischen Möglichkeiten des Instruments, während es unsere Ohren mit schwebenden Melodien, einer reich gemischten harmonischen Palette und einer Gesamtstruktur verwöhnt, die den Solisten in eine effektive, interaktive Rolle mit dem Klavier setzt.
    Ein zweiter Grund, diese CD zu besitzen, ist das dramatische, selbstbewusste und unprätentiöse Spiel des Bratschisten Hartmut Lindemann, der mit diesem Programm den vierten Band einer Reihe vorlegt, die sowohl Originalwerke für das Instrument als auch unvermeidliche Transkriptionen umfasst. Wie schon bei Clarke zeigt seine Interpretation der Hindemith-Sonate die kraftvoll assertiven und romantisch expressiven Seiten des Werks – und der Viola. Und nach all den großen Stücken werden wir mit ein paar entzückenden Kreisler-Stücken belohnt: seiner eigenen Sizilienne et Rigaudon und seiner Transkription von Dvořáks Slawischem Tanz Nr. 2 (die Lindemann wiederum für Viola bearbeitet hat) sowie Sarasates Zigeunerweisen und Lionel Tertis’ Arrangement von Delius’ Serenade aus Hassan.
    Es ist schwierig, die wahre Bandbreite und Tiefe von Lindemanns Viola einzuschätzen, denn die Aufnahme beschränkt ihren Klang auf eine Art „falsches Ende des Megafons“-Fokus, der den verlockenden Eindruck erweckt, als stecke noch viel mehr in diesem Instrument, das wir nicht hören. Lauter stellen hilft – doch besonders in den höheren Lagen klingt es manchmal, als wäre das Instrument gedämpft, ein Effekt, der die Feuerwerke in einem Stück wie den Zigeunerweisen sicherlich abschwächt, trotz Lindemanns atemberaubender technischer Brillanz. Solche Einschränkungen gelten nicht für das Klavier: Ben Martin spielt mit beeindruckender Autorität und unermüdlicher Begabung als Partner.
    Als Bratschist sind meine Ohren natürlich besonders für die Stärken des Instruments sensibilisiert – etwa seinen warmen, volltönenden, rohblätterartigen Klang – und während diese Qualitäten hier zweifellos zur Geltung kommen, hätte etwas mehr Raum zum Entfalten Lindemanns glänzende, wenn auch leicht raue Virtuosität noch strahlender wirken lassen. Das hätte er verdient.
    David Vernier

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