194 CD / Ludwig van Beethoven:
Beschreibung
Ludwig van Beethoven gehört – neben Schubert – zweifellos zu den bevorzugten Komponisten Markus Schirmers. Dafür lassen sich beliebig Belege anführen. Z. B. scheint wie jener so auch dieser eine gewisse Vorliebe für Skurriles zu hegen, wie seine Auswahl der Stücke zeigt: Die „Variationen über ein Schweizer Lied“ erscheinen an der zentralen Position in der Aufnahme, sie werden umrahmt von den „leichten“ Sonaten op. 49 und zwei Sonatinen aus dem Werksanhang. Anfang und Schluss bilden allerdings die beiden Sonaten op. 27 mit einer riesigen Bandbreite an unterschiedlichen Stimmungen. Darunter ungestüme Impulsivität, die nicht einmal vor Grobheiten zurückschreckt, wie außerirdischer Stillstand. Alles von schlichter Behaglichkeit bis zu schreiender Verzweiflung. Kein Zweifel, wer solche Werke nebeneinander stellt, der liebt diesen Komponisten ohne jede Einschränkung. Wundert es da noch, dass Markus Schirmer damit nicht alleine steht? Schauen Sie mal nach, Beethoven ist wahrscheinlich der häufigste Komponist auf unserem kleinen Label. Es finden sich dort bereits alle Streichquartette, alle Klaviertrios, die Sinfonien bis auf eine, Streichtrios bis auf eins und nun auch schon eine ganze Reihe von Klaviersonaten; wo soll das alles noch hinführen…
10 Bewertungen für 194 CD / Ludwig van Beethoven:
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Fanfare Magazin –
Markus Schirmer, ein mir bisher unbekannter Name, ist ein völlig anderer Typ Pianist, der den klassischen Aspekt dieses Komponisten mehr genießt als den heroischen und gewichtigeren, den Arrau scheinbar findet. Vielleicht ist es auch die Auswahl der Stücke hier, die mich das denken lässt (insgesamt op. 49, die Sonatinen), aber selbst in den Sonaten op. 27 gibt es etwas mehr klassisches Gleichgewicht und Leichtigkeit als man bei Arrau findet; das Finale der „Mondscheinsonate“ ist weniger die Sturmszene aus einer Alpensinfonie, sondern eher ein Satz aus einer der Sturm-und-Drang-Symphonien von Haydn. Besonders überzeugend finde ich die Interpretation von op. 27/1, denn in Schirmers Händen klingt es weniger nach dem Durcheinander von Sätzen, das es bei vielen Pianisten ist. Hier gibt es einen übergeordneten Bogen vom Anfang bis zum Ende, der die volle Fantasie-Sonate offenbart, die Beethoven sicherlich im Sinn hatte. Die kürzeren Sonaten op. 49 und die Sonatinen sowie das kleine Variationenset über ein Schweizer Volkslied werden alle gut interpretiert und gut zwischen den größeren Sonaten op. 27 platziert. Wenn es eine Kleinigkeit gibt (und es scheint immer mindestens eine zu geben), dann ist es der quälend langsame Adagio sostenuto-Satz in der „Mondscheinsonate“, der unglaubliche 8:12 Minuten dauert. Aber angesichts des geschmackvollen Spiels des Rests des Recitals ist dies sicherlich nur ein kleines Detail. Ich freue mich darauf, in den kommenden Jahren mehr von Schirmer zu hören.
Während dies sicherlich zwei verschiedene Seiten dieses vielschichtigen Komponisten sind, sind beide in ihren besten Momenten gleichermaßen gültig und gleich überzeugend. Ob die heroische/stürmische Seite Sie anspricht oder die eher ernste/leichtfüßige, beide sind es wert, erworben zu werden. Der Klang von Schirmers Aufnahme ist sehr zeitgemäß, lebendig und klar, während Arraus Aufnahme sehr stark mit den 70er Jahren verbunden ist. Die Aufnahme von Arrau ist jedoch ein sehr schönes Paket, wenn man diese Werke lernen möchte; es gibt viele Momente, in denen es das Leben als Student dieser Werke viel einfacher macht, zu sehen, wie er die stets herausfordernden Passagen bearbeitet. Beide werden also je nach Art von Beethoven, die man genießt, empfohlen.
Scott Noriega
WDR 3 Klassikforum –
Beethovens Es-Dur Klaviersonate op. 27,1 „quasi una fantasia“ hat vier Sätze, wie es sich gehört, aber sie sind gewissermaßen in flashcer Reihenfolge angeordnet: Sie beginnt mit einem langsamen Andante im 2/2 Takt und sie endet mit einem Sonatenhauptsatz als Finale, durchaus „fantastisch“ also. Hinzu kommen ständige Stimmungsschwankungen zwischen himmelhoch jauchzend“ und „zu Tode betrübt“, was an die Interpreten dieses Werkes natürlich die Frage stellt, wie wollen sie damit umgehen, versuchen sie diese Schwankungen in eine Einheit zu verwandeln oder lassen sie die Vielheit der Stimmungen nebeneinander stehen.
Einem großen Interpreten sollte beides gelingen und das gilt für die gerade erschienene Aufnahme des Grazer Pianisten Markus Schirmer. Er hat bei dem Label TACET inzwischen seine dritte Beethoven-Sonatenaufnahme vorgelegt und ebenso wie die beiden Vorgänger ist auch diese wieder pianistisch meisterhaft, von hoher Intelligenz und tiefem musikalischen Empfinden geprägt.
Michael Stegemann
Kurier Österreich –
Der höchst seriöse und exzellente Pianist spielt Werke von Beethoven. Ungekünstelt, ehrlich, ohne Show-Faktor, dafür extrem wahrhaftig und tief empfunden.
PJ
Fono Forum –
(…) Selten lassen sich die großen Interpreten herab, die zwei Sonatinen in G- und F-Dur einmal aufzuführen, weil sie genauso wie die beiden Sonaten op. 49 zu den pianistisch weniger anspruchsvollen Werken zählen.Dass es sich aber musikalisch durchaus lohnt, diese Kompositionen zu spielen, die trotz mangelnden Gigantentums eben doch echter Beethoven sind, beweist Schrimer hier beeindruckend.
Wie bereits in seinen vorangegangenen Beethoven-Aufnahmen pflegt Schirmer einen äußerst eleganten, agogisch geschmackvollen Stil, der vor allem durch ein weich flutendes Spiel gekennzeichnet ist. Dennoch zeigt Schrimer, dass er auch zu heroischer Attacke fähig ist. (…)
Frank Siebert
Pizzicato –
Markus Schirmer spielt sein neuestes Beethoven-Programm auf einem gut klingenden und von Andreas Spreers Mikrophonen sehr gut, sehr natürlich eingefangenen Fazioli-Flügel. Das klanglich sehr ausgewogene Instrument kommt Schirmers fein ziseliertem, dem Hammerklavier-Klang nachempfundenen Spiel sehr entgegen. Zwischen die beiden Sonaten des Opus 27 schiebt der Pianist kleine charmante Sonaten und Sonatinen sowie die Schweizer Variationen. Und als ob er diese Stücke nach einem quirligen Opus 27/1 als ‚unwirklich‘, um nicht zu sagen ‚unwahr‘ hinstellen möchte, beschließt er die CD mit einer als Meditation über das Thema Trauer dargestellten Mondscheinsonate. Lähmend ist das Adagio hier nach dem übrigen, alerten Programm. Keine sechs, keine sieben, nein, über acht Minuten dynamisch quasi unverändertes Spiel: da versinkt man drin und trauert mit Schirmer – und es gibt ja fürwahr viel zu betrauern in dieser Welt. Das zart gespielte Allegretto gibt uns Zeit, uns von diesem Klagegesang zu erholen, ehe das Presto agitato die CD fluchtartig beschließt. Diese Mondscheinsonate ist sicher diskutabel, und sie wird gewiss auf heftige Ablehnung stoßen, aber ich habe mich von Schirmer in ein Klangerlebnis der besonderen Art mitnehmen lassen, und es hat mich länger nicht losgelassen… .
Rémy Franck
Kronen Zeitung –
(…) Eine klanglich wie musikalisch brillante Aufnahme
In gedämpften Farben breitet Markus Schirmer das sonnige Akkordmotiv am Beginn der ersten Es-Dur-Sonate op. 27 aus. Ruhig fließend, später zunehmend hüpfend, perlen dazu die Tonleitern der linken Hand. Schirmer gönnt sich auch im kecken Staccato des zweiten Satzes den Luxus dynamischer Reserviertheit; versunken schreitet sein „Adagio con espressione“. So spannt er einen konsequenten Bogen zum entscheidenden Finalsatz; so montiert er die ganze, vielgliedrige CD zur klangdramaturgischen Einheit.
Da klingen die kurzen Sonaten op. 49, zwei Sonatinen sowie Variationen über ein Schweizer Lied alles andere als beiläufig, sorgt Schirmer mit mechanischer Makellosigkeit und lustvollen Details für anschauliche Entwicklungen.
Mit der letztgereihten zweiten Sonate op. 27, der „Mondscheinsonate“, folgt nach so viel ungetrübter Wiener Klassik aber doch ein deutlicher Bruch: Sein unendlich langsames, mit surrealer Zurückhaltung in die Fazioli-Tasten gebettetes „Adagio sostenuto“ ist ein zwar stilles, aber unheimliches, kaum greifbares Wasser. Mit grandioser Tiefenschärfe brodelt zuletzt das „Presto agitato“ auf seinen Siedepunkt zu, auf eine bewegte Eruption, die ganz ohne plakative Grobheiten auskommt
Matthias Wagner
Kleine Zeitung –
Auf seiner dritten Beethoven-CD, die er am Donnerstag präsentiert, kombiniert der Grazer Vorzeigepianist Markus Schirmer die Sonatenpaare op. 27 und 49 mit drei kleinen Werken – und das mit nostalgischen Hintergrund.
Die „6 leichten Variationen über ein Schweizer Lied“ waren das erste Beethoven-Stück, das Schirmer als Knabe im Konzertsaal in der Grazer Nikolaigasse öffentlich vorgetragen hat. Jetzt spielt er sie und zwei frühe Sonatinen, bei denen Beethovens Autorenschaft nicht gesichert ist, mit ungekünstelter Schlichtheit.
Seine souveräne Gelassenheit, sein Verzicht darauf, sie durch interpretatorische Zutaten besonders „interessant“ zu machen, prägt auch die Darstellung der beiden „leichten Sonaten“ op. 49, die er mit charmanter Heiterkeit gestaltet.
Schirmers ganz persönliche Handschrift tragen die beiden großen Sonaten op. 27. Hier wie dort verleiht er den langsamen Sätzen besonderes Gewicht und zentrale Bedeutung. In der „Sonata quasi una fantasia“, op.27/1 lädt der 48-Jährige das „Adagio con espressione“ mit inhaltsschwerer Ausdrucksstärke auf, in der „Mondscheinsonate“ op.27/2 lässt er sich sehr viel Zeit, um die träumerische Stimmung des Kopfsatzes mit nie nachlassender Stimmungsdichte auszuspinnen, jeder harmonischen Veränderung Bedeutung abzugewinnen. Im Finale begibt er sich dann auf die wilde Jagd, tut dies aber mit Eleganz.
Ernst Naredi-Rainer
SR2 Kulturradio – CD-Neuheiten –
Sich mit Beethovens Klaviermusik auseinanderzusetzen, das ist für jeden Pianisten reizvoll, ja ein Muss, manche scheinen aber einen besonderen Sinn, ein besonderes Einfühlungsvermögen in Beethovens musikalisches Denken mitzubringen, was dann zu außergewöhnlichen Interpretationen führen kann, die nicht einen Augenblick den Gedanken aufkommen lassen „warum schon wieder eine neue Beethoven CD“. Zu diesen idealen Beethoven-Interpreten darf man zweifellos den Österreicher Markus Schirmer zählen.
Beim Stuttgarter Label TACET ist gerade seine 3.Beethoven CD erschienen. Eingespielt wurden hier einige Frühwerke, z.T. in den 1780er Jahren in Bonn entstanden, Stücke von einer kindlichen, aber doch schon anrührenden Poesie. Eingerahmt werden sie von den beiden, um 1800 komponierten Sonaten op. 27,1 & 2, die beide den Zusatztitel „quasi una fantasia“ tragen, die zweite allerdings wurde viel berühmter durch ihren, natürlich nicht von Beethoven stammenden Beinamen „Mondscheinsonate“.
Im langsamen Eröffnungssatz „Adagio sostenuto“ hat Beethoven hier mit wenigen Tönen eine einzigartige Atmosphäre der gespannten Ruhe geschaffen, eine Musik, die so unglaublich schlicht und zugleich faszinierend erscheint, wenn sie kongenial gespielt wird.
Markus Schirmer zelebriert Beethoven nicht, er singt ganz schlicht und einfach und gerade deshalb so ergreifend – übrigens auf einem Fazioliflügel – mit größter Ruhe und Ernsthaftigkeit diese wenigen Klaviertöne, die damit so anrührend wirken, als höre man sie zum erstenmal.
Eine CD Neuheit, die beim Label TACET erschienen ist und die sich nicht zuletzt durch eine für dieses Haus schon zum Standard gewordene hohe Aufnahmequalität auszeichnet.
Wolfgang Korb
News, Österreich 06/12 –
Der steirische Pianist steht mit Grund im Ruf eines erstklassigen Beethoven-Interpreten, wie die aktuelle CD beweist. Der philosophisch-vergrübelten und doch alle Schönheiten auskostenden Mondscheinsonate stehen die witzig interpretierten kleinen Sonaten op. 49 und die originellen Schweizerlied-Variationen gegenüber. (…)
Classics Today France –
Markus Schirmer kommt mit einem ähnlichen Konzept wie Mari Kodama (PentaTone) daher: einer Sammlung von „kleinen“ Sonaten Beethovens. Mit einer idealen, präzisen, aber nicht aufdringlichen Klangaufnahme umgeben, geht Schirmer das Ganze mit der Unterscheidung, dem Geschmack und der Besonnenheit an, die man von ihm kennt. Die natürliche Nüchternheit ist hier ein Garant für Erfolg – das hat Brendel gut gezeigt.
Im Vergleich zum „Meister“ ist Schirmer, ähnlich wie Kodama, im Anschlag etwas weniger raffiniert, aber jeder, der auf der Suche nach einer klaren und präzisen Aufnahme von Beethovens Klaviermusik ohne interpretatorischen Schnickschnack ist – jenes Publikum, das einst Theodor Paraskivescos „La Tempête“ bei Calliope kaufte – wird hier genau das finden, wonach es sucht.
Christophe Huss
(Automatische Übersetzung. Französisches Original siehe unten)
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Critique originale:
Markus Schirmer nous arrive avec peu ou prou le même concept que Mari Kodama (PentaTone); un regroupement de „petites“ sonates de Beethoven.
Cerné par une prise de son idéale, précise sans être entêtante, Schirmer aborde l’ensemble avec la distinction, le goût et la pondération qu’on lui connait. La sobriété naturelle est ici gage de succès – Brendel l’a bien montré.
Par rapport au „maître“, Schirmer, comme Kodama, est un peu moins raffiné dans le toucher, mais quiconque est en quête un enregistrement net et précis de piano beethovenien, sans chichi interprétatif – ce public qui jadis achetait La Tempête par Theodor Paraskivesco chez Calliope – trouvera ici très exactement ce qu’il est venu chercher.
Christophe Huss