232 CD / Mieczysław Wajnberg: Concerts for flute and orchestra op. 75 &148 and other works

Mieczysław Wajnberg

Concerts for flute and orchestra op. 75 and 148. 12 Miniatures op. 29 for flute and string orchestra, Trio for flute, viola and harp op. 127
Antonina Styczeń, flute
Polish Chamber Philharmonic Orchestra, Wojciech Rajski
Zusanna Federowicz, harp; Pawel Czarny, viola

EAN/barcode: 4009850023203

  Supersonic Pizzicato Luxemburg

Beschreibung

Reizvolle Stücke von Miecyslaw Weinberg, von Musikern seines polnischen Heimatlandes herausragend interpretiert. Angesichts des Engagements der Künstler und der Vortrefflichkeit der Aufnahme lohnt sich die Erforschung dieser CD.

5 Bewertungen für 232 CD / Mieczysław Wajnberg: Concerts for flute and orchestra op. 75 &148 and other works

  1. MusicWeb international

    –> Originalrezension

    (…) Diese CD mit Musik für Flöte ist fesselnd und enthält einige von Weinbergs bezauberndsten Werken aus über vierzig Jahren seines Schaffens als Komponist. (…)

    Steve Arloff

  2. Fanfare Magazin

    –> original review

    Die Musik von Mieczysław Weinberg ist mittlerweile auf Schallplatten gut etabliert. Diese Veröffentlichung bringt uns die dritte Aufnahme seines Flötenkonzerts Nr. 1 und die zweite von Nr. 2. Beide sind kurze Werke mit einem zentralen Largo, das von schnelleren Sätzen flankiert wird. Der Erste (von 1961) ist der keckere. Die Zweite (aus dem Jahr 1987) ist sanfter und hat ein einprägsames Finale, möglicherweise weil sie bereits existierende Musik von Bach und Gluck zitiert. Unerwartet endet es mit einer gedämpften Coda.

    Eine Aufführung von Nr. 1 des russischen Flötisten Alexander Kornejew mit dem Moskauer Kammerorchester unter Rudolf Barschai ist möglicherweise auf einer Melodiya-CD zu finden, die schwer zu finden ist und, wenn man sie findet, sehr kostspielig ist. (Das große Plus des Programms ist die Aufnahme von Rostropowitsch in Weinbergs Cellokonzert.) Eine neuere Version erscheint zusammen mit der aufgezeichneten Premiere von Nr. 2 auf einer Chandos-CD, gespielt von Anders Jonhäll, mit Thord Svedlund unter der Leitung der Göteborger Symphoniker. Dort handelt es sich um Weinbergs spätes Klarinettenkonzert und seine frühe Fantasie für Cello und Orchester. Die Chandos-CD wurde von Barry Brenesal in Fanfare 32:3 wärmstens empfohlen.

    Die polnischen Darbietungen auf dieser neuen Veröffentlichung sind brillanter als die ihrer schwedischen Pendants, nicht nur in Bezug auf die Artikulation, sondern auch im Klang, der vergleichsweise topp ist. Im hochgelegenen ersten Satz von Nr. 1 klingt Styczeńs Flöte geradezu piccolo-artig. Sie und das Polnische Kammerorchester verleihen diesen Konzerten einen Hauch luftiger Lebensfreude, auch wenn sie langsamere Tempi als Jonhäll und Svedlund verwenden.

    Die beiden Begleitwerke sind umfangreicher, als ihre Titel vermuten lassen. Die 12 Miniaturen sind eine Transkription einer Partita für Flöte und Klavier für Streichorchester aus dem Jahr 1983, die 38 Jahre zuvor geschrieben wurde, als der Krieg gerade zu Ende war und der junge Komponist einer friedlichen Zukunft entgegensah. (Das ist dank Stalin nicht ganz geschehen.) Das Werk besteht hauptsächlich aus Tänzen – Walzer, Burleske, Barkarole usw. – mit einem wehenden Unterton. Ähnlich wie bei Brittens Lachrymae sorgt das Arrangement für Streicher für zusätzliche emotionale Schlagkraft (besonders im siebten Stück „Ode“, wo die Flöte bis zum Schluss schweigt), und Weinberg erkundet abwechslungsreiche und interessante Streicherklänge. Eine sanfte Pastorale sorgt für einen intimen Abschluss dieses attraktiven Werks. Das Trio für Flöte, Bratsche und Harfe (1979) wurde für Ensembles geschrieben, die Debussys bekannte Sonate spielen, ist jedoch introvertierter als französische Werke in diesem Medium. Auch hier nutzt der Komponist die Gelegenheit, spärliche Texturen zu erkunden. Der Einsatz der Harfe im zweiten Satz ist köstlich gruselig. Später besorgt sich Weinberg das Instrument, um eine Gitarre zu imitieren. Weinbergs Trio ist keineswegs Debussy-lite.

    Styczeń, eine Flötistin Mitte 20, spielt durchgehend mit Charme und feiner Kontrolle, im Trio ergänzt durch die hervorragende Harfenistin und Bratschistin. Das flotte, prägnante Spiel des Polnischen Kammerorchesters macht diese CD zu einem Muss für Liebhaber des Komponisten.V
    Phillip Scott

  3. hifi & records

    Mieczyslaw Wajnberg wurde erst posthum durch seine Ausschwitz-Oper „Die Passagierin“ (1968) international bekannt. Das Werk erfuhr allerdings erst 2010 bei den Bregenzer Festspielen seine szenische Uraufführung. Der 1919 in Warschau geborene Wajnberg floh wegen seiner jüdischen Abstammng vor den Deutschen und kam 1943 auf Empfehlung von Schostakowitsch nach Moskau. Der Schwerpunkt seines umfangreichen Schaffens liegt jedoch auf der Instrumentalmusik. Seine beiden traditionell angelegten dreisätzigen Flötenkonzerte op. 75 und op. 148 (1961/87) sind virtuos-kantable Spielmusiken im besten Sinne, desgleichen die 12 Miniaturen op. 29. Durchweg dominieren originelle Klangfarben, häufig klingen volksliedartige Melodien an. Kauzig-verschroben, aber auch verspielt kommt das Trio op. 127 für Flöte, Viola und Harfe daher. Die junge polnische Flötistin Antonina Styczen versteht es, mit ausgesprochen schöner Tongebung und technischer Perfektion die vielschichtigen musikalischen Stimmungen dieser Raritäten wiederzugeben. Ihre Trio-Partner und die Polnische Kammerphilharmonie Sopot unter Wojciech Rajski erweisen sich dabei als verlässliche Partner.
    Holger Arnold
    hifi & records

  4. Klassik heute

    –> zur Original-KritiK

    Mieczyslaw Weinbergs Musik hat nicht zuletzt dank des sensationellen Erfolges der Aufführung seiner Oper Die Passagierin bei den Bregenzer Festspielen 2010 in den vergangenen Jahren weltweite Resonanz gefunden. Bedauerlich jedoch ist, dass manche Kreise es immer wieder für nötig erachten, das Schicksal des Komponisten (jüdischer Flüchtling vor den Nazis, Verhaftung unter Stalin) in den Vordergrund zu stellen bzw. ihn als Opfer des Sowjetregimes und verkanntes Genie zu präsentieren. Schicksalsschläge, Diskriminierung und Verfolgung machen aus einem unbegabten keinen begabten Komponisten und vice versa. Halten wir uns daher an die Fakten: Weinberg war spätestens ab den Sechziger Jahren in der Sowjetunion ein anerkannter und (übrigens von den bedeutendsten Interpreten des Landes!) viel gespielter Komponist, geschätzter Pianist und Kammermusikpartner, der von seiner Musik gut leben konnte. Mancher Komponist hierzulande könnte sich heute glücklich schätzen, zu Lebzeiten so oft und in so herausragender Qualität aufgeführt worden zu sein wie Weinberg seinerzeit.

    Wenn auf der Hompepage eines seiner Verleger nun zu lesen ist, dass er der „bedeutendste und eigenständigste“ Schüler Schostakowitschs gewesen sei, so ist dies schlichtweg vermessen: Zum einen war er nie offiziell Schüler Schostakowitschs, zum anderen wären in diesem Zusammenhang eher Komponisten wie Kara Karajew oder Boris Tischtschenko aufzuführen. Interessanterweise ist es eben jener Verleger, der sich zu Lebzeiten Weinbergs ganz gewiss kein Bein für ihn ausgerissen hat. Das berühmte Fähnchen im Winde… Ohne Zweifel, Weinberg war ein fruchtbarer, guter, zuweilen auch herausragender Komponist, jedoch finden wir unter seinen (zahlreichen) Werken durchaus auch Mittelmäßiges, Routiniertes. Ihn jedoch wegen seiner persönlichen Freundschaft zu Schostakowitsch grundweg als Epigonen abzutun, täte Weinberg unrecht. Sicher, vieles gemahnt stilistisch klar an sein Vorbild, aber die Einflüsse sind in seinem Falle vielfältiger. Wir finden in seinem Schaffen von der jüdischen Folklore Inspiriertes ebenso wie (insbesondere im Spätwerk) sehr individuelle Lösungen.

    Auf der vorliegenden CD ist fast die komplette Flötenmusik des Komponisten eingespielt: Seine zwei Flötenkonzerte, die 12 Miniaturen op. 29bis in der Fassung für Flöte und Streichorchester sowie das wunderbare Trio op. 127 für Flöte, Viola und Harfe. In Weinbergs Schaffen nehmen die Konzert- und Kammermusikwerke für Streichinstrumente einen ungleich größeren Raum ein. Dies mag darin begründet sein, dass die Holzblasinstrumente zu Sowjetzeiten nie eine wirkliche Domäne der Hochschulausbildung waren. Weinbergs beiden Flötenkonzerte sind dem herausragendsten sowjetischen Flötisten Alexander Kornejew (1930-2010) gewidmet.

    Die Besetzungsangaben auf der CD sind etwas irreführend: beide Konzerte firmieren unter „Flöte und Orchester“. Dies impliziert im landläufigen Sprachgebrauch eher ein Symphonieorchester. Das Erste Konzert aus dem Jahr 1961 jedoch ist lediglich für Flöte und Streichorchester besetzt; das mehr als ein Vierteljahrhundert später entstandene Zweite Konzert existiert tatsächlich in zwei Fassungen: einer mit Symphonieorchester und einer mit Streichorchester, wobei in dieser Aufnahme die größer besetzte Partitur zu hören ist. Beide Konzerte könnten unterschiedlicher nicht sein: Das Erste Konzert (von Haltung und Dimension eher ein Concertino) öffnet mit einem musikantischen, vitalen Allegro, gefolgt von einem atmosphärisch dichten Largo. Der geheimnisvoll-heitere Schlusssatz mag der individuellste des Triptychons sein. Weinbergs Zweites Flötenkonzert von 1987 wirkt insgesamt enigmatischer und spröder, in seiner anfänglichen Motorik zuweilen auch floskelhaft, spielt hie und da unvermittelt mit Zitaten (etwa aus Johann Sebastian Bachs „Badinierie“). Zwischen beiden Konzerten ist die vom Komponisten selbst orchestrierte Fassung seiner „Zwölf Miniaturen für Flöte und Klavier“ op. 29bis für Flöte und Streichorchester zu hören, charmante, leichte Musik von bezauberndem Flair.

    Das für mich bei Weitem eindrucksvollste Werk der CD ist das Trio für Flöte, Viola und Harfe op. 127 aus dem Jahr 1979. Hier findet Weinberg zu einer wirklich individuellen Musiksprache: unprätentiöse, in sich gekehrte lyrische Musik von fast philosophischem Tiefgang, frei von jeglicher leeren Geschwätzigkeit, die mit ihren klaren, auf das Wesentliche reduzierten Linien und ihrem herben Ausdruck im Gedächtnis bleibt.

    Und damit zu den fabelhaften Interpreten der CD: Antonina Styczen als vorzügliche, in allen Belangen ideal zu nennende Solistin sowie die Polnische Kammerphilharmonie Sopot unter Leitung von Wojciech Rajski. Auch der Klang der Einspielung ist ausgezeichnet. Eine definitiv empfehlenswerte CD für Freunde zeitgenössischer Flötenmusik.
    Heinz Braun

  5. Pizzicato

    –> zur Originalkritik

    Dank der Renaissance des früher nur in der Sowjetunion bekannten Komponisten Mieczyslaw Weinberg, der als Pole jüdischer Abstammung auf der Flucht aus Warschau über Minsk vor den deutschen Nationalsozialisten als Protegé von Shostakovich nach Moskau gekommen war und dort die Repressalien unter Stalin erfahren musste, können wir hier seine Werke für Soloflöte hören. Es sind dies ein Trio, ’12 Miniaturen’, ursprünglich mit Klavierbegleitung und später mit Streichorchester gefasst sowie die beiden Konzerte.

    Damit werden auch rund 40 Lebensjahre des Komponisten umspannt. Diese reichen von den ’12 Miniaturen’ des Dreißigjährigen, der als junger Ehemann und frischer Vater auf eine gute Zukunft hoffte, bis hin zum Zweiten Konzert, in dem man trotz fröhlicher Einschübe den kranken und von der Welt vergessenen Musiker herauszuhören meint.

    Die beiden Konzerte sind jeweils dreisätzig und bleiben, wie das Gesamtwerk von Weinberg, tonal gebunden. Insbesondere die Ecksätze sind virtuos lebensbejahend. Nur der Mittelsatz, eine Passacaglia, die im tiefen Register zu spielen ist, bringt einen nachdenklichen Einschlag. Im Finale werden neben polnisch-russischen Strukturen mit der Passage der Sologeige im Sinne Mahlers Reminiszenzen an sein zweites Vorbild neben Shostakovich gemacht. Im zweiten Konzert, vier Jahrzehnte später, ist es eher umgekehrt, und die Leichtigkeit hat den geringeren Anteil.

    Das Trio in der ‘Debussy-Besetzung’ mit Bratsche und Harfe zeigt jedoch kaum ein französisches Idiom. Vielmehr ist es eines der Werke, in denen Weinberg auf die klare Tonalität und einprägsame Rhythmik verzichtet und damit schon an seine tonalen Grenzen geht. Die ’12 Miniaturen’ bringen verschiedene Stimmungen, die als elegisch, melancholisch und auch fröhlich bezeichnet werden können.

    Die Flötistin Antonina Styczen ist vor allem in Polen mit Stipendien gefördert worden und hat infolge ihres auch internationalen Studiums mehrere Preise erringen können. Ihr Engagement für Weinberg beeindruckt mit der Intensität und Vielseitigkeit des Ausdrucks.

    Ihre gleichaltrigen Partner im Trio tragen dazu bei, dieses kleine Werk als glänzende Perle trotz seiner ungewöhnlichen Struktur zu machen.

    Die Polnische Kammerphilharmonie unter Wojciech Rajski ist ein seit Jahrzenten auch über Polen hinaus bekanntes Ensemble, das mit viel Verve spielt und mit bis hin zu artistisch anmutenden Interpretationen hervorgetreten ist. Es ist ständiger Gast auf internationalen Festivals. Hier kann es seine Brillanz nutzen, um die Solistin bei der Präsentation der Musik ihres Landmannes auf Schwingen zu tragen.
    Uwe Krusch

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