127 CD / Rachmaninoff · Tschaikowsky
Abegg Trio Series Vol. XXIII
Rachmaninoff · Tschaikowsky
Piano Trios
Abegg Trio
EAN/barcode: 4009850012702
Beschreibung
Das Klaviertrio von Tschaikowsky hat es wahrlich in sich! – Wie lässt sich erreichen, dass der Hörer über einen Zeitraum von 46 Minuten „bei der Stange bleibt“ und die Wiederkehr des anfänglichen Themas am Schluss des letzten Satzes als das empfindet, was sie ist: als Schluss eines grandiosen, einen ganzen Kosmos umspannenden Bogens? Dabei spielen Temporelationen eine Rolle, Phrasierungsbögen und vieles andere. Das Abegg Trio hat sich der Mühe unterzogen, diese Verhältnisse anhand des Autographs und mit wissenschaftlicher Hilfe zu prüfen und so nachzuzeichnen, wie sie von Tschaikowsky konzipiert wurden. Wer das Stück kennt, wird sich wundern…
9 Bewertungen für 127 CD / Rachmaninoff · Tschaikowsky
Du mußt angemeldet sein, um eine Bewertung abgeben zu können.
AudiophileQ.com –
Das Abegg-Trio hat sich die Mühe gemacht, das Originalmanuskript zu konsultieren und wissenschaftliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um diese Proportionen zu überprüfen und sie genau so aufzuführen, wie es Tschaikowski vorgesehen hatte. Wer das Werk kennt, wird überrascht sein.
Pizzicato –
Dass gute Aufnahmen nicht immer von Stars gemacht werden müssen, belegt die Rachmamnov-Tchaikovsky-CD mit dem Abegg-Trio. Hier wird ungemein professionell, gediegen und stilsicher musiziert. Dabei liegt der Melodienreichtum Tchaikovskys den drei Musikern besser als die komplexere Gestaltung des Rachmaninov-Werkes, wo etwas Biss fehlt. Statt dessen sind Ausgewogenheit und Klangschönheit, wohl dosierte Emotionen und zurückhaltende Brillanz die positiven Punkte dieser Veröffentlichung, die man ohne Wenn und Aber empfehlen kann.
Steff
AZ –
Rachmaninoffs ′Trio élégiaque′ kann man getrost dem seichten Salon zuordnen, Tschaikowskys Klaviertrio op. 50 wäre damit hingegen zutiefst Unrecht getan. Das Abegg Trio spielt dieses großdimensionierte Kammermusikwerk denn auch mit klassischer Disziplin, wohlausgewogen zwischen formaler Klarheit und großem romantischem Atem. Ein überzeugendes Plädoyer.
R.S.
Stereoplay –
Ulrich Beetz, Birgit Erichson und Gerrit Zitterbart studierten Tschaikowskys Autograph von 1882 sowie die Neuausgabe von 1892, bevor sie an ihre Einspielung des berühmten Trios gingen. Das hatte Konsequenzen, wie ein Vergleich mit anderen Einspielungen des Werkes zeigt, darunter so hoch angesehene wie Rubinstein/Heifetz/Piatigorsky (1950) und Argerich/Kremer/Maisky (1999). Die Abeggs erfüllen Tschaikowskys ausdrückliche Forderung nach strenger Einhaltung seiner Metronomangaben, außerdem halten sie sich an die Phrasierungs- und Artikulationsvorschriften des Komponisten. Die einzige Konzession an das Übliche: die überlange Finale-Variation wird bis auf die Reprise gekürzt, was kein Mangel ist. Ob Tschaikowskys Tempoangabe im Falle der Fuge (Var. 8) glücklich ist, bleibe dahingestellt, wirkt das Stück doch in dieser Gestalt hölzern-exterritorial. Die Wiedergaben zeichnen sich durch viel Schwung und Farbigkeit aus. Dass das Klavier vielfach stark dominiert, ist im Sinne der Komposition: ein Gedenken an den großen Pianisten Nikolai Rubinstein. Ansonsten mangelt es den Abeggs nicht an Differenzierungen.
Alfred Beaujean
NDR Kultur, Neues vom Schallplattenmarkt –
Das 1976 gegründete Abegg Trio gehört seit vielen Jahren zu den führenden Kammermusikformationen in Europa. Und zwar nicht nur aufgrund seiner interpretatorischen Qualitäten, sondern auch wegen eines wissenschaftlich fundierten Umgangs mit dem Notenmaterial und der klugen Programmgestaltung. Diese Tugenden kommen auch auf der neuesten CD des Ensembles mit Werken von russischen Komponisten zum Vorschein. So haben die Musiker dem Hauptwerk der Aufnahme, Tschaikowskys Klaviertrio op. 50, eine passende Ouvertüre vorangestellt: Das 1892 entstandene „Trio élégiaque“ eines damals 19-jährigen Studenten und Tschaikowsky-Verehrers namens Sergej Rachmaninoff…
Im Mittelpunkt der CD steht jedoch Tschaikowskys eigenes Klaviertrio op. 50 in a-moll. Das Stück entstand 1881 im Gedenken an den verstorbenen Freund und Förderer Nikolaj Rubinstein und gilt gemeinhin als sein avanciertestes Kammermusikwerk. Es gliedert sich in zwei Teile: Einen ausgedehnten, von melancholischen Stimmungen geprägten Sonatensatz und eine Folge von 12 Variationen, in deren Verlauf unter anderem ein Walzer, eine Mazurka und eine kunstvoll gebaute Fuge auftreten. Aus klanglicher Sicht ist das Trio sehr üppig gestaltet: Immer wieder überschreitet Tschaikowsky den Rahmen des Kammermusikalischen und verleiht dem Stück einen Zug ins Orchestrale. Nur durch eine sehr sorgfältige Darstellung gelingt es den Mitgliedern des Abegg-Trios, das Ganze transparent zu halten. Bei aller philologischen Detailgenauigkeit vermögen sie jedoch glücklicherweise den großen Bogen zu wahren und die Ermüdungsgefahr abzuwenden. Wie schrieb der Kritiker Eduard Hanslick vor 100 Jahren so schön über das Werk? „Es gehört zur Klasse der Selbstmörder unter den Kompositionen, zu jenen, welche durch unbarmherzige Länge sich selbst umbringen“. Das Abegg-Trio hat es nun zu neuem Leben erweckt.
Marcus Stäbler
Bayern 4 Klassik Radio –
Das Aufblühen am Anfang, das Verlöschen am Ende – so könnte Tschaikowskys a-moll-Trio charakterisiert, musik-analytisch, lebensschildernd beschrieben werden. Als Autobiographie sozusagen über eine schmerzvoll-verzerrte, melancholisch sich verzehrende Vita voller depressiver Schübe. Generationen haben diese Musik so gespielt. Da es auch anders geht – im Gefolge nachdenkender Kommunikation mit Musik, im Gefolge auch der Gehör-Gänge gereinigt habenden authentischen Aufführungspraxis – kann Tschaikowsky unsentimental klingen, stringent, klar, melodienselig und dennoch formvollendet im wahrsten Sinne des Wortes. Und genau das war es ja, worauf es dem Komponisten ankam: sein Kampf um die Form stand immer in Opposition zum Melodiösen, über das er im Übermaß verfügt. Das Abegg Trio holt Tschaikowskys Kammermusik in die Territorien der Klarheit. Temporelationen spielen da eine Rolle, Phrasierungsbögen, eine geklärte Gefühlslage.
Die Abegg-Leute spielen aus dem Autograph, verzichten auf vermeintlich Verbesserndes der einen oder anderen Druckausgabe. Sie haben sich der Mühe ausgesetzt, Tschaikowskys Bogensetzung, seine Angaben zu Artikulation und Gliederung zu berücksichtigen. Und: diese Offenheit im Umgang mit jeglicher Musik, die ihnen wichtig wird, zeichnet das Abegg Trio aus, vor anderen, neben anderen. Und das jetzt schon länger als ein Vierteljahrhundert, ohne die geringsten Routine- und Verschleiss-Erscheinungen. Das Label TACET legt hier erneut den Beweis vor, daß überall da, wo das Abegg Trio zu den Instrumenten greift, fulminanter Ausdrucksreichtum und technische Perfektion zum Einsatz kommen, dass verstaubte Partituren in neuem Glanz erstrahlen.
Wolf Loeckle
Klassik heute –
Es mutet immer ein bisschen gefährlich an, wenn sich Ensembles damit rühmen, die Vortragsbezeichnungen des Komponisten inklusive Tempoangaben auf Punkt und Komma genau zu erfüllen. Wenn im Booklet dann auch noch davon gesprochen wird, dass es sich beim Tschaikowsky-Trio um die erste Aufnahme der ursprünglichen Version handelt, dann liegt die Gefahr nahe, dass philologischer Ehrgeiz musikalische Logik allzu leicht verdrängt.
Nicht so hier. Das seit seiner Gründung 1976 in gleicher Besetzung spielende Abegg Trio integriert Tschaikowskys Vortragsanweisungen so souverän in sein flüssiges und harmonisches Zusammenspiel, als wäre hier Freiheit und nicht philologische Strenge oberstes Gebot. Dies spricht freilich auch für die Qualität einer nach wie vor unterschätzten Komposition, in dem sich romantisches Pathos und satztechnische Komplexität symbiotisch miteinander verbinden.
Im Zentrum des Interpretationsansatzes steht die plastische Präsentation der großen Form. Den sinfonischen Ausmaßen – das Werk dauert fast 45 Minuten – wird genug Raum gegeben, sich zu entfalten. Der Motor dieser wohl bald denkmalgeschützten Interpretation bildet das Klavierspiel Gerrit Zitterbarts. Sein sensibler Anschlag bei gleichzeitiger Markierung formgebender Substanz bildet die Basis für die sehr sanglich spielenden Streicher Ulrich Beetz (Violine) und Birgit Erichson (Violoncello). Ergänzt wird Tschaikowskys Trio durch das 1982 entstandene Trio Sergej Rachmaninoffs – seltsamerweise gleich zu Beginn dieser CD. Das in seiner emotionalen Haltung sehr stark an Tschaikowskys Werk erinnernde und auch diesem gewidmete Trio nimmt so gleich am Anfang der Aufnahme einiges vorweg, was sich später wesentlich glücklicher entfaltet. Gelungen ist auch die Klangqualität dieser CD. Das etwas gedämpfte Klavier ist räumlich deutlich hinter den Streichern postiert, deren unspektakulärer, aber feiner Ton ebenfalls schön eingefangen werden konnte.
Robert Spoula
Fono Forum –
Tschaikowskys rund 45-minütiges Klaviertrio ist in seiner außergewöhnlichen zweisätzigen Anlage weit mehr als ein Requiem für Nikolai Rubinstein. In dem gewaltigen Variationssatz, der mit dem melancholisch verschatteten Beginn des ersten Satzes schließt, entwickelt Tschaikowsky aus dem volksliedhaften Thema ein dichtes Panorama spätromantischen Empfindungsreichtums und dokumentiert damit gleichermaßen seine eigene Meisterschaft wie die tiefe Erlebnisfähigkeit seiner Zeit. Die strenge, konzentrierte, mehr den poetischen Ernst als die spielfreudige Oberfläche betonende Interpretation des Abegg Trio lässt Tschaikowskys Werk als expressive Epochenmusik begreifbar werden.
F.S.
Rondo. Das Klassik & Jazz Magazin –
Man weiß eigentlich gar nicht, wo man anfangen soll zu schwärmen: Von der hinreißend elegischen Interpretation eines großartigen Abegg Trios über die ausgefeilte, sehr transparente Aufnahme von TACET bis hin zum überaus informativen Booklet überzeugt diese Neuerscheinung auf ganzer Länge. Dem frühen „elegischen” Trio Rachmaninows aus dem Jahr 1892, das noch aus seiner Studienzeit stammt, ist das späte Klaviertrio Tschaikowskys, das zu Beginn der 1880er Jahre entstand, gegenübergestellt. Für die Aufnahme des Tschaikowsky-Trios hat das Ensemble die Originalquellen herangezogen, da es in den Drucken unterschiedliche Angaben zu Artikulation und Phrasierung gibt, und die Quellenlage in Sachen Kürzungen ebenfalls uneinheitlich ist. Das Abegg Trio hält sich weitgehend an die ursprüngliche Fassung des Partiturautographs mit Tschaikowskys Anweisungen, die sie den Druckfassungen vorzieht. Beeindruckend ist auch, wie das Trio dem ausdrücklichen Wunsch Tschaikowskys nachkommt, sich „exakt an meine metronomischen Angaben” zu halten. Und es ist höchst erstaunlich, wie dieses Stück plötzlich klingt. Süße und herbe Facetten sind klug ausmusiziert, die Farbenpalette enorm und alles scheint in eine Melancholie gegossen, die nie abstößt oder aufdringlich wird, sondern in höchstem Maße gefangen nimmt. Der Variationensatz entwickelt sich besonders schön, wie ein Traumgebilde.
Es bewährt sich, dass das Abegg-Trio nun seit bereits 27 Jahren (!) in derselben Besetzung spielt. Ein ausgewogener, aber nie langweiliger Klangkörper, dessen Mitglieder sich blind auf einander verlassen können. Grandios! Mehr kann man zu solchen Aufnahmen eigentlich gar nicht sagen.
Karin Dietrich