974 CD / TACET’s Beethoven Symphonies: nos. 1 – 9

TACET’s Beethoven Symphonies

Ludwig van Beethoven
Symphonies Nos. 1 – 9
Complete Edition
Polish Chamber Philharmonic Orchestra
Wojciech Rajski

5 CDs

EAN/barcode: 4009850097402

Audio Magazin Klangtipp

Beschreibung

Ein Beethoven-Zyklus, der von der ersten bis zur letzten Note Spaß macht! Wojciech Rajski leitet uns durch den schier unerschöpflichen Reichtum an Ideen energisch und empfindsam, humorvoll und tänzerisch, mit strahlender Eleganz. Und er fördert Details zu Tage, die so noch nicht zu hören waren. Genuss ohne Pathos.
Die Reihe entstand in einem Zeitraum von 10 Jahren. Sie begann 2005 in Sopot (Polen) und endete nun mit der 9. Sinfonie im Sommer 2015 in der Johanneskirche von Danzig. Die ursprünglich treibende Kraft für das ganze Projekt lag im Wunsch nach der ersten Aufnahme der Beethoven-Sinfonien im Real Surround Sound. Deshalb erschien bisher noch keine CD, stattdessen SACDs bzw. DVD-Audios. Doch Rajskis Beethoven verfügt über musikalische Qualitäten, die den „normalen“ CD- und Stereohörern unmöglich vorenthalten werden können. Also hier eine Box mit neuen Stereoabmischungen aller Aufnahmen auf 5 CDs. Im Frühjahr 2016 gibt’s dann zum krönenden Abschluss sowohl die heiß ersehnte finale 9. Sinfonie auf SACD und LP als auch den gesamten Zyklus auf Blu-ray im TACET Real Surround Sound.

5 Bewertungen für 974 CD / TACET’s Beethoven Symphonies: nos. 1 – 9

  1. American Record Guide

    –> Originalkritik

    Kammerorchester-Aufnahmen von Beethovens Sinfonien mit modernen Instrumenten sind nichts Neues. Viele behaupten, sie würden allerhand bisher ungehörte Details offenbaren – was nicht immer den Preis wert ist, den man für den Verlust an Gewicht und Klangfülle zahlt. Diese Aufnahmen jedoch sind diesen Preis wert, weil sie so genussvoll, ja sogar erhebend sind, und vieles von dem, was sie bieten, ist wirklich aufschlussreich. Die Interpretationen sind schnell, überschwänglich und voller Leben. Dirigent Rajski neigt nicht zu Zögern, Unterstreichungen oder Rubato. Die Rhythmen werden kraftvoll angesprungen, scharf akzentuiert und wirken oft schnippisch oder peitschenartig in Tempo und Wirkung. Das Ensemble reagiert wie auf einen Haaresbreit, und seine Reaktion ist vorbildlich, manchmal sogar erstaunlich. Der Puls scheint vertikal, doch das ist trügerisch, denn er geht mit einer guten Portion Lyrik einher. Unsere Übersicht zu Beethovens Streichquartetten stellt fest, dass Beethoven „hart“ ist – und das kommt hier ebenfalls zum Ausdruck.
    Einige dieser Lesarten werfen ein interessantes Licht auf eine Sinfonie, am auffälligsten die Sechste. Diese „Pastorale“ hat ihre dunklen Momente, vielleicht ein Entfliehen in die Natur, bei dem die Belastungen des Lebens nicht vergessen werden. Der Sturm ist wirklich gewalttätig, weil diese treibenden Streicher klarer denn je hervortreten. Meteorologen bezeichnen Stürme oft als Motoren – und dieser liefert ein gutes Argument dafür.
    Die schroffen Eröffnungakkorde der „Eroica“ werden von schnellen, präzisen Grundschlägen mit viel Schwung gefolgt. Es gibt Gewicht, doch Federung und Bewegung stehen im Vordergrund. Der Trauermarsch ist stark, hell und mutig, als wolle er übermäßige Sentimentalität im Leben ablehnen und auch nicht im Tod. Der Höhepunkt ist stürmisch. Der dritte Satz ist kraftvoll, mit knackigem Triolenrhythmus in den Holzbläsern und Hörnern, die wie Jagdhörner klingen. Der übliche Charakter des Finales bleibt erhalten, mit passenden Unterschieden zwischen den Variationen, auch wenn „besinnlich“ nie zutrifft. Die Hornvariation ist atemberaubend, und der Schlussspurt ist brillant.
    Die Fünfte ist schnell – federnd und rhythmisch in den schnelleren Passagen, lyrisch in den entspannten. Die Hornrufe sind drängend, und die gelegentliche Fähigkeit dieser Aufnahmen, groß zu klingen, ist willkommen. Die schnellen Tempi funktionieren gut, und Rajski hält ein gutes Verhältnis zwischen ihnen. Die Hörner sind im dritten Satz sehr beeindruckend, ebenso wie die furiosen Streicher in der Fuge, und die Violinen sind im Übergang zum vierten Satz so sanft, wie ich sie je gehört habe. Manchmal wirken die Klangflächen im vierten Satz orgelartig.
    Beethoven blickte in der Neunten klar nach vorn, daher war dies ein ungünstiger Zeitpunkt für die Vibrato-los-Affektiertheit. Sie funktioniert zwar in den unheimlichen Violinenpassagen zu Beginn, doch wenn sie später wieder auftaucht, wirkt sie nicht vorteilhaft – etwa in einer Passage gegen Ende, die Bruckner vorwegnimmt, hier aber zerbrechlich klingt. Dennoch ist dies eine hervorragende Neunte, voller Elan, Beredsamkeit und Schwung, und das schnelle Tempo wirkt wirklich. Das sprudelnde Molto Vivace ist leicht und geschmeidig. Das Adagio singt und klingt im schnellen Tempo frisch. Wenn die Violinen dünn wirken, wenn sie die Bläser im Hornsolo begleiten, sei es drum. Dies bleibt ein wunderbares Adagio. Das Finale ist fast ausgelassen, mit interessanten Klangbalancen und Betonungen der Harmonien. Es beginnt dramatisch, die Cellos sind außergewöhnlich beredsam, und die Art, wie die Melodie durch die Streicherchöre aufsteigt, ist beeindruckend. Die vokalen Beiträge sind gut abgestimmt, und der kleine Chor macht seine Sache gut. Diese Neunte ist eine wahre „Ode an die Freude“.
    Die Erste und Zweite verlaufen wie erwartet, wobei die Zweite gleichzeitig zurück- und vorauschaut, mit einer Spur von Dunkelheit. Der Beginn der Vierten ist so düster, wie ich ihn je gehört habe – eine beachtliche Leistung für ein Kammerorchester. Mein einziger Kritikpunkt an der hochgestimmten Siebten sind die zu schweren Akzente im Eröffnungssatz.
    Die meisten Probleme hier sind gelegentlich und wahrscheinlich auf den „historisch informierten“ Einfluss zurückzuführen: einige Tempi, die zu schnell und hastig sind, übertriebene Akzente und dieses minimale Vibrato, das manchmal dazu führt, dass eine kleine Violinsektion zu hell klingt. Immerhin gibt es keine dieser HIP-Schwellungen.
    Die Streicher der Polnischen Kammerphilharmonie klingen selbst für ein Kammerorchester klein, und mehr Bass wäre wünschenswert, doch es gibt auch Vorteile in dieser geringen Größe. Die Stereoaufnahme ist ausgezeichnet, mit feiner Räumlichkeit, Detailtreue und Klangqualität; und ich habe Kommentare gelesen, die den Klang auf einem Surround-System in den höchsten Tönen loben. Tacet gibt an, dass diese Aufnahmen mit röhrenbetriebenen Geräten gemacht wurden. Leser, die mit Röhrenverstärkern vertraut sind, verbinden diese oft mit einem warmen, dunklen Klang, doch viele moderne Röhrendesigns erzeugen einen Klang, der so klar ist wie der ihrer Transistor-Pendants – und das ist hier der Fall. Thomas Seedorfs Anmerkungen verfolgen einen historischen Ansatz und sind lesenswert, selbst wenn man diese Werke gut kennt.
    Wenn Sie, wie ich, Beethoven mit großem Orchester bevorzugen, mag es ein oder zwei Hörversuche brauchen, bis Sie diesen Zyklus wirklich zu schätzen wissen. Doch geben Sie ihm eine Chance. Er ist ansteckend.

    © 2016 American Record Guide
    Roger Hecht

  2. Literaturspiegel

    (…) Lyrisch bis wuchtig, auch mal mit auftrumpfendem Blech, erreicht dieser Zyklus eine Unmittelbarkeit, die zu Herzen geht.
    Johannes Saltzwedel

  3. ClicMag

    Es ist bekannt, dass Beethovens Sinfonien – noch vor denen Schuberts – zum zentralen Gegenstand historisch informierter Neudeutungen geworden sind. Seit Gardiner, Hogwood, Harnoncourt und Brüggen wurden ihnen die Instrumente ihrer Zeit zurückgegeben, und Jonathan Del Mars Ausgabe hat den Notentext wieder ins Lot gebracht – „Fortschritte“, die mich dennoch nie davon abgehalten haben, immer wieder zu Schuricht, Furtwängler, Böhm, Barshaï, Toscanini, Leibowitz oder Wyn Morris zurückzukehren.
    In diesem Kontext und fast im Schatten von Paavo Järvis vollständiger Einspielung mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen erschien nun das von Tacet herausgegebene Boxset. Es drohte, unbeachtet zu bleiben – das wäre jedoch ungerecht, denn die Aufnahme, so lebendig und präsent, ist wohl die beste, die dieser Zyklus bisher erfahren hat. Doch es gibt noch mehr.
    Wojciech Rajski und seine Musiker des Polish Chamber Philharmonic Orchestra nähern sich dem Zyklus mit dem Willen, ihn auf eine ungewöhnlich einheitliche Weise zu gestalten. Schon in der Ersten Sinfonie verkörpert sich alles, was Beethoven ausmacht: seine Furia, seine Erfindungskraft, seine visionäre Kraft. Diese mächtige musikalische Sprache bereichert sich fortan, wächst wie ein lebendiger Organismus, der in der Neunten, einer Sinfonien-Welt von unwiderstehlicher Kraft und Schwung, geradezu explodiert.
    Das Geheimnis dieser stolzen, befehlenden, so beethovenschen Kunst? Es liegt in den vorangetriebenen Tempi, alla breve – hören Sie nur den Trauermarsch der Eroica! –, die dennoch nie das Singen vergessen. Aber auch in einer Angriffskunst, die die meisten Sinfonieorchester verloren haben, und in einer rhythmischen Dominanz, wie man sie seit Toscanini nicht mehr gehört hat. Und überall diese Klarheit, die den Diskurs trägt, die Phrasierung vorantreibt und Beethoven zum leidenschaftlichsten Erben der Aufklärung macht.
    In der klaren, natürlichen Akustik der Stella-Maris-Kirche in Sopot aufgenommen und mit atemberaubender Detailtreue und dynamischer Präsenz eingefangen, erklingen diese Sinfonien als ein kühner Neuanfang der Beethoven-Interpretation. Hoffen wir, dass die Ouvertüren folgen werden.

    Jean-Charles Hoffelé
    © 2015 ClicMag
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    französischer Originaltext:

    C’est entendu, les Symphonies de Beethoven sont devenues juste avant celles de Schubert l’enjeu premier des relectures historiquement informées, depuis Gardiner, Hogwood, Harnoncourt, Brüggen, leur instrumentaire d’époque leur a été rendu, côté texte l’édition de Jonathan Del Mar a remis les choses d’aplomb … des « progrès » qui ne m’ont jamais empêché de revenir inlassablement à Schuricht, Furtwängler, Böhm, Barshaï, Toscanini, Leibowitz ou Wyn Morris.

    Arrivant dans ce contexte, et quasiment dans le sillage de l’intégrale de Paavo Järvi avec la Deutsche Kammerphilharmonie de Brême, le coffret aujourd’hui édité par Tacet risquait de passer inaperçu. Cela serait une injustice car la prise de son si vive, si présente est probablement la meilleure dont le cycle ait profité à ce jour. Mais il y a plus.

    Wojciech Rajski et ses musiciens du Polish Chamber Philharmonic Orchestra abordent le cycle avec une volonté de l’unifier assez inédite. Tout Beethoven, sa furia, son invention, ses prospectives, se trouve incarné dès la Première Symphonie, cette langue si puissante ne fait ensuite que s’enrichir, croître, fabuleux organisme vivant qui éclatera littéralement dans une Neuvième Symphonie-Monde d’une puissance et d’un élan irrésistibles.

    Secret de cet art altier, impérieux, si beethovénien ? Des tempos cravachés, alla breve—écoutez seulement la Marche funebre de l’Héroïque !—qui n’oublient pourtant jamais de chanter. Mais aussi un art de l’attaque que les formations symphoniques ont pour la plupart perdu, une prééminence des rythmes pas entendue depuis Toscanini. Et cette clarté partout qui emporte le discours, entraîne les phrasés, fait Beethoven le plus ardent héritier des Lumières.

    Enregistrées dans la limpide acoustique naturelle de l’Église Stella Maris de Sopot, et captées avec une finesse de détails et une présence dynamique clouantes, ces symphonies sonnent haut et fort un renouveau de l’interprétation beethovenienne. Espérons que les Ouvertures suivront.

    Jean-Charles Hoffelé
    © 2015 ClicMag

  4. Audio

    Noch eine Gesamteinspielung der Beethoven-Sinfonien? Aber was für eine! Aufnahmetechnisch ist diese Produktion vom Allerfeinsten: Eingefangen mit historischen Röhrenmikrofonen, besticht der Klang durch Natürlichkeit, Transparenz, Sinnlichkeit und Wäreme. Auch musikalisch überzeugt das Ergebnis: Den polnischen Musikern glückt die Balance zwischen klassischer und zupackender Lesart. Dabei sind die Tempi oft flott, aber angemessen. Auch Gesangssolisten und Chor liefern in der Neunten eine blitzsaubere Leistung. Ein weiterer Pluspunkt ist das informative Booklet. Eine empfehlenswerte Alternative zu den etablierten Gesamteinspielungen.
    Andreas Fritz

  5. Pizzicato

    –> Originalkritik

    Freude, schöner Götterfunken

    Wojciech Rajski beendet seinen 2005 begonnenen Beethoven-Zyklus mit der 9. Symphonie, die im Sommer 2015 in der Johanneskirche von Danzig aufgenommen wurde. Bislang hatten wir nur SACDs der Symphonien, im prächtigen „Real Surround Sound“. Diese Box enthält Stereo-Abmischungen aller Aufnahmen, aber Tacet kündigt die Veröffentlichung der 9. Symphonie auf SACD und LP sowie auch den gesamten Zyklus auf Blu-ray im Tacet „Real Surround Sound“ an. Audiophil interessierte Leser sollten sich also etwas gedulden, denn die transistorfrei aufgenommen Beethoven-Symphonien sind im „Surround Sound“ etwas ganz Außergewöhnliches.

    Mitten in einer Beethoven-Symphonie zu sitzen, garantiert ein neues Hörerlebnis und ist durchaus nicht unnatürlich. Vor allem die Blasinstrumente haben einen ganz anderen Klang, sie treten im Diskurs individueller auf und haben uns deutlich etwas Persönlicheres zu sagen als im Gesamtklang, wie man ihn im Konzert vor Ohren hat. Im letzten Satz der 7. Symphonie etwa, wo das Orchester fortissimo aufdreht, kommt dann das physische Vibrieren dazu, das eine weitere Steigerung im Erfahren von Schall mit sich bringt.

    Aufnahmetechnisch ist allerdings auch die Stereofassung schon ganz exzellent, der Klang fasziniert durch seine Ausgewogenheit und seine Transparenz.

    Wojciech Rajski dirigiert die Symphonien in den Ecksätzen mit dem für ihn typischen Drive, in den langsamen Sätzen mit viel Sinn für blühende Bläserfarben. Er legt viel Wert auf ein pulsierendes, reich akzentuiertes, transparentes und immer spannungsvolles Musizieren, das Beethovens Symphonien aber dennoch sehr natürlich fließen lässt. Daher kommt diese zwingende Kraft und ein wohl selten vernommener Klangreichtum, den wir in den ersten acht Symphonien so sehr bewundert haben, als sie einzeln erschienen.

    Die Neunte, die einzige Neueinspielung in dieser Box, verlässt den Weg nicht, den ihre Vorgängerinnen gegangen sind. Kraftvolles, geradliniges, aber detailreiches Musizieren charakterisiert die beiden ersten Sätze. Da fallen einem schon immer wieder Einzelheiten auf, die „neu“ klingen.

    Den dritten Satz gestaltet Rajski völlig unpathetisch und doch zutiefst lyrisch. Der Beginn des Schlusssatzes ist ganz außergewöhnlich: es ist genial, wie Rajski hier Beethovens Truppen aufstellt und die Spannung auflädt, die im Chorfinale alle Lichter anzündet. Keine falsche Feierlichkeit gibt es hier, nur fröhliche, unbekümmert beschwingte Freude. Dass der Chor dabei weniger homogen und auch weniger sauber klingt als Chöre mit höherem Niveau in anderen Aufnahmen, was soll’s, hier wird aus voller Lunge und mit viel Begeisterung gesungen, und das ist auch was wert.
    Remy Franck

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