157 DVD-A / TACET’s Beethoven Symphonies: nos. 1 & 2
Beschreibung
„Ich habe diese beiden Werke (und auch die 7. und 8. Sinfonie derselben Interpreten) viele Male gehört, sowohl live in verschiedenen Konzertsälen, mit verschiedenen Orchestern als auch auf vielen Aufnahmen. Ich muss jedoch zugeben, dass ich damit niemals ganz zufrieden war, entweder mit dem künstlerischen Niveau oder – bei Aufnahmen – mit der Aufnahmequalität. In künstlerischer Hinsicht gab es meist zusammenhanglose Änderungen bei der originalen Instrumentation der Orchestrierung zu bemängeln und bei den Aufnahmen der ausnahmslos banale Klang. Glücklicherweise kann ich hier und jetzt sagen, dass diese SACD sowohl mit ihrer reinen Röhren-Stereoversion als auch als Real-Surround-Sound-Version, mich endlich dazu bewegt, anzunehmen, dass ich meine lang begehrte Referenz-CD – in künstlerischer und aufnahmetechnischer Hinsicht – gefunden habe. (John Nemaric)
3 Bewertungen für 157 DVD-A / TACET’s Beethoven Symphonies: nos. 1 & 2
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Audiophile Audition –
Beethoven vollendete seine ersten beiden Sinfonien 1800 bzw. 1802. Obwohl sie beide in die Epoche Haydns und Mozarts zurückblicken, bietet ihre musikalische Sprache schon viele Hinweise auf das, was noch kommen sollte. Der Umfang beider Sinfonien ist größer als bei früheren Werken dieses Genres. Ihre Ausdruckskraft und emotionale Tiefe wirkt breiter und persönlicher als bei früheren Sinfonien. Und Beethovens Kompositionstechnik ist gewagter und weiter entwickelt als die seiner berühmten Vorgänger. Es ist kaum überraschend, dass das Publikum anfangs von dem, was es hörte, irritiert war.
Die Sinfonie Nr. 1 in C-Dur op. 21 wird von der Polnischen Kammerphilharmonie flott interpretiert. Obwohl sie auf modernen Instrumenten spielen, hat das Orchester die Lehren der historisch informierten Aufführungspraxis verinnerlicht. Die Tempi sind lebhaft, die Texturen relativ leicht, und das Vibrato der Streicher minimal. Das Orchester betont die rustikalen Qualitäten Beethovens. Die Sinfonie entfaltet sich mit einem kraftvollen Vorwärtsschub, der den Hörer von Beginn an fesselt, und entwickelt sich mit stählerner Unausweichlichkeit bis zu den letzten Tönen. Wer Beethoven in tänzerischer Leidenschaft liebt, wird diese Aufnahme genießen.
Die Sinfonie Nr. 2 in D-Dur op. 36 gehört zu Beethovens paradoxesten Werken. Komponiert in der tiefen Verzweiflung über sein beginnendes Gehörverlust, enthält die Sinfonie keinen Hinweis auf inneren Aufruhr. Sie ist ein gelassenes und selbstbewusstes Werk, dessen treibende Rhythmen die Liebe des Komponisten zur Natur und die ländliche Idylle verkünden. Beethoven scheint in dieser kraftvollen Sinfonie nach neuen Ausdrucksformen zu suchen. Die Polnische Kammerphilharmonie betont die unbeschwerte Ausdruckskraft der Sinfonie, wobei das sehr flotte Spiel gelegentlich die tieferen Momente des Werks etwas verwässert. Man sollte nie vergessen, dass die D-Dur-Sinfonie der Vorläufer der mächtigen Eroica ist. Sie enthält bereits den Keim für die künstlerische Brillanz dieses großen Werkes und sollte nicht wie ein Haydn-Werk der mittleren Periode gespielt werden.
Die Tonmeister von Tacet haben erneut eine faszinierende Klangbühne geschaffen, deren Direktheit und Präsenz die gesamte klangliche Schönheit dieser beiden Sinfonien hervorhebt. Mit Tacets „Real Surround Sound“ kommt die Musik aus allen Richtungen, als säße man mitten im Orchester. Hörner ertönen von vorne, Trompeten von hinten, und laute Passagen wirken besonders eindringlich. Ein packendes Erlebnis, das Beethovens kraftvollen musikalischen Stil perfekt unterstreicht.
Mike Birman
Karin Koellner –
Weitere Kritiken zu dieser Produktion finden Sie auf der Produkseite der SACD-Version.
Klassik heute –
Diese Beethoven-Aufnahmen mit dem mehr als tüchtigen Kammerorchester aus dem polnischen Sopot sind mir noch von Tacet-CD S 157 in guter Erinnerung. Damals als „konventionelle“ Compact Disc angeboten, klanglich und von der Fertigung her tadellos, im Bereich der musikalischen Präsentation recht eindrucksvoll, erinnere ich mich durchaus nicht, von Rajski, seinen Beethoven-Argumenten und von den Kammerphilharmonikern überwältigt gewesen zu sein. Nun ist Gelegenheit, diesen – vielleicht auch auf beruflicher Unaufmerksamkeit beruhenden – Eindruck zu korrigieren. Hilfreich war dabei die neue Ausgabe der beiden Sinfonie im „DVD Audio – Tacet Real Surround Sound“! Diese Technik eröffnet tatsächlich Räume des akustischen Erlebens – und sie rückt bei der entsprechenden Heimausrüstung auch die interpretatorische Gestaltung in ein neues Licht. Alles wirkt duftiger, akzentuierter, im forschen Tempo detaillierter ausgekundschaftet, nobler, reicher im Gesamteindruck, wobei ich nicht verhehlen möchte, dass mir die Bläser unter diesen Umständen eine Spur zu sehr begünstigt sind.
Der Tacet-Ästhetik entsprechend befindet sich der Hörer inmitten des philharmonischen Geschehens – eine Situaion, die ja nicht der Sitzposition eines Konzertbesuchers entspricht. Aber es bleibt faszinierend, wie sich die Beethoven-Themen und ihre kunstvollen, bisweilen provokanten Verarbeitungen um das lauschende Subjekt herum aufbauen, wie sie an Durchsichtigkeit und zugleich an gesunder Fülle gewinnen. Gelegentlich gerät die Aufnahmetechnik jedoch an Grenzen der Plastizität. Wenn nämlich Rajski und seine Sopoter in den Finalsätzen extrem auf die kammerorchestrale Tube drücken. Eine Spur mehr Zurückhaltung im Tempo würde die Wirkung im Sinne von Brillanz, wirbelnder Intensität und Detailgenauigkeit (vor allem in den schnellen Schlenkern der hohen Streicher!) um einiges erhöhen. Aber insgesamt handelt es sich um eine überzeugende, klanglich – wie beschrieben – exquisite Einspielung, die aus meiner Hörsicht im weiten Feld der Konkurrenz-Produktionen eine vorderen Platz in Anspruch nehmen darf.
Peter Cossé