163 SACD / TACET’s Four Seasons
Beschreibung
„Die Sensation dieser Aufnahme ist der extrem klare, direkte, warme und räumliche Klang. Dass man das arg strapazierte Stück hier ganz neu entdecken kann, liegt an der transistorfreien Röhren-Technik, die musikalische Feinkost dokumentiert: Geiger Gaede und seine polnischen Mitstreiter spielen nicht nur mit großer Präzision und fein differenzierter Dynamik, sondern auch mit viel Biss und Ausdruck. (…)“ (Audio)
5 Bewertungen für 163 SACD / TACET’s Four Seasons
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Classical CD Choice –
Mit ihrer gewohnt pointierten Technik, den Hörer mitten ins Zentrum des Surround-Sound-Mixes zu stellen, entsteht hier ein neuartiger und klanglich ansprechender Zugang zu einem allzu vertrauten Meisterwerk. Eine geschmeidige und schlanke Darbietung verstärkt das Hörerlebnis.
Fanfare-Magazin –
Als ich diese Rezension schreibe (Sommer 2008), führt arkivmusic.com nicht weniger als 223 Aufnahmen von Vivaldis Vier Jahreszeiten auf. Zählt man dazu noch die Aufnahmen, die inzwischen vergriffen sind, sowie Einspielungen einzelner Konzerte oder gar nur einzelner Sätze, kommt eine beachtliche Zahl zusammen. Es gibt Studioaufnahmen und Live-Mitschnitte, Aufnahmen mit historischen Instrumenten oder mit modernem Instrumentarium – und sogar einige Kuriositäten wie die „Koto Vivaldi“-Fassung, gespielt vom New Koto Ensemble aus Tokio. In den meisten Fällen werden die vier „beschreibenden“ Konzerte aus dem größeren Werk Il cimento dell’Armonia e dell’Inventione, op. 8, herausgelöst; es erschien 1725, als Vivaldi 47 Jahre alt war. Die Vier Jahreszeiten liegen heute nicht nur auf CD, sondern auch auf DVD und in Surround-Sound vor. Acht SACD-Versionen listet arkivmusic.com – ohne die neue TACET-Produktion, auf deren Cover gleich dreimal „TACET Real Surround Sound“ prangt. Dreimal! Das Cover ziert zudem die künstlerische Darstellung einer Vakuumröhre, dazu die Aufschrift: „Tube Only / Transistorfrei.“ Um uns die klanglichen Vorzüge dieser Scheibe noch deutlicher vor Augen zu führen, steht auf der Rückseite des Einlegeblatts: „The TACET sound – sensuous and subtle.“
Es gibt Audiophile, die überzeugt sind, dass Röhrenverstärker einen wärmeren, natürlicheren Klang erzeugen als Transistoren. Ob Sie das so empfinden oder nicht – der Klang dieser TACET-Veröffentlichung ist sehr gut, besonders auf einer Anlage, die die fünf Kanäle sauber trennt. Der Subwoofer wird kaum oder gar nicht genutzt, sodass der Bass nicht mit wuchtigem Donnergrollen überladen wirkt, wie man es von manchen 5.1-Aufnahmen kennt; dennoch klingt die Wiedergabe reich, voll und von angenehmen Obertönen sowie akustischer Resonanz getragen. Musiker und Konzertbesucher werden bemerken, dass die Instrumente im Kreis um den Hörer herum angeordnet sind – anstelle der üblichen Konfiguration, bei der die Musiker in den Frontlautsprechern erscheinen und die Rücklautsprecher den Raumklang auffangen. Wer die CD im Zentrum dieses „Klangkreises“ hört, erlebt eine ungewohnte Hörerfahrung, die die einzelnen Instrumentalisten deutlich hervortreten lässt und fast dazu zwingt, sehr aufmerksam zuzuhören.
Auch die Interpretation hat mir gefallen. Die Polish Chamber Philharmonic und der Solist Daniel Gaede griffen tief in den „Text“ der Vier Jahreszeiten und brachten die vielen Stimmungen und Details zum Vorschein. Das Spiel wirkt ungezwungen, fast wie ein Gespräch; an vielen Stellen schwingt ein tänzerischer Schwung mit, an anderen wiederum eine nachdenkliche, innige Stimmung. Das Booklet (nach vielen Seiten über den sinnlichen Klang und mit zahlreichen Fotos von Mikrofonen und Tontechnik) erläutert schließlich die musikalischen Beschreibungen jedes Konzerts. Dort heißt es: „Beschreibungen (wahrscheinlich von Vivaldi selbst) dessen, was in der Musik dargestellt wird, finden sich in verschiedenen Quellen (wie ausschließlich in der SACD-Version angegeben).“ Diese Beschreibungen lassen sich über Indexnummern anwählen – vorausgesetzt, man besitzt einen CD-Player, der solche Nummern erkennt. Meist handelt es sich dabei um musikalische Darstellungen von Tieren, Wettererscheinungen und Jahreszeitenphänomenen, mit Ausnahme des „Herbst“-Konzerts, das sich mit Dorfbewohnern, Betrunkenen und der Jagd beschäftigt. Als Beispiel seien die Beschreibungen des „Frühlings“-Konzerts genannt: Gesang der Vögel; Murmeln der Quellen; Donner; wiederum Gesang der Vögel; Säuseln der Blätter und Pflanzen; und ein Bauerntanz. Hand hoch, wer das vorher wusste.
Mir hat an dieser Aufnahme alles gefallen. Ob ich den Klang nun als sinnlich bezeichnen würde, weiß ich nicht – er war jedenfalls außergewöhnlich angenehm fürs Ohr, und die Interpretation bereitete gleichfalls großes Vergnügen. Da die Vier Jahreszeiten nur etwa 40 Minuten dauern, sind zwei weitere Violinkonzerte von Vivaldi beigefügt. Sie werden mit derselben guten Geschmacksicherheit und demselben tänzerischen Schwung musiziert wie die bekannteren Jahreszeiten-Konzerte.
David L. Kirk
Ultra Audio –
Kürzlich erhielt ich von Tacet eine neue Hybrid-SACD mit Mehrkanalton und Musik von Vivaldi. „Na schön“, dachte ich, „noch einmal die Vier Jahreszeiten.“ Dann fiel mir der Hinweis auf dem Cover ins Auge: „Tube Only / Transistorfrei.“ Das klang interessant. Wie würde eine Aufnahme, die ausschließlich mit Röhrentechnik produziert wurde, klingen, wenn man sie über ein digitales Medium und meine rein transistorbasierte Outlaw-Verstärkeranlage wiedergibt?
Vivaldis berühmtestes Werk ist ein Zyklus von vier Violinkonzerten, die tatsächlich nur das erste Drittel eines zwölfteiligen Konzertsatzes mit dem Gesamttitel Il Cimento dell’Armonia e dell’Invenzione (Der Wettstreit zwischen Harmonie und Erfindung) ausmachen. Der gesamte Zyklus enthält herrliche, packende Musik, doch die ersten vier Konzerte sind einzigartig, da sie als kleine Tongedichte die vier Jahreszeiten schildern. Um die jeweiligen Charakteristika einzufangen, verlangt Vivaldi von den Streichern eine Vielzahl an Effekten: von den vertrauten Pizzicati bis hin zu dem eher selten zu hörenden „gläsernen“ Klang, der entsteht, wenn man dicht an der Stegeinlage streicht.
Je nach Interpret enthält Die Vier Jahreszeiten eine Fülle an klanglichen Feinheiten, was das Werk ideal für audiophile Aufnahmen macht. Seit der Einführung der Stereoaufnahme in den 1950er-Jahren war es stets beliebt. Eine meiner frühesten Erinnerungen an Stereo-Schallplatten ist eine audiophile Einspielung der Vier Jahreszeiten mit dem Geiger Jan Tomasow und I Solisti di Zagreb unter Antonio Janigro. Diese Darbietung bot wenig Dramatik; das Ziel schien vielmehr zu sein, „schöne Musik“ zu machen. In den Jahrzehnten seither haben wir viel über barocke Aufführungspraxis, Improvisation und Verzierung gelernt. Heute bemühen sich Musiker nicht nur um die Schönheit von Vivaldis Musik, sondern auch darum, seine dramatische Art, jede dargestellte Szene präzise zu kennzeichnen, nachzuempfinden. (Für die Veröffentlichung von Die Vier Jahreszeiten im Jahr 1725 verfasste Vivaldi detaillierte Programmtexte, in Form von Sonetten zu jedem Konzert, die genau beschreiben, welcher Aspekt der Jahreszeit musikalisch dargestellt wird.) Die Tacet-Aufnahme erfüllt diesen Anspruch in jeder Hinsicht. Geiger Daniel Gaede, Dirigent Wojciech Rajski und die Musiker der Polish Chamber Philharmonic Orchestra setzen Vivaldis Intentionen meisterhaft um. Im Allegro von La Primavera (Frühling) fühle ich Leichtigkeit und Optimismus; im Beginn von L’Inverno (Winter) fröstle ich geradezu mit.
Doch so überzeugend die Interpretation auch ist – der Klang macht den Unterschied. Und auch hier gibt es keinen Grund zur Sorge: Tacet-Gründer, Produzent und Tonmeister Andreas Spreer ist für seine akribische Arbeitsweise bekannt – und enttäuscht auch diesmal nicht. Die Instrumente sind so klar zu hören, dass man jeder einzelnen Stimme und jedem „Spezialeffekt“ folgen kann, wie einige oben erwähnt. Es gibt wahrhaft entzückende Nuancen in den Nuancen. Die Aufnahme ist so subtil wie die Interpretation selbst.
Ein Beispiel: In dem zugehörigen Sonett beschreibt Vivaldi den zweiten Satz des L’Inverno: „In stiller Zufriedenheit am Kamin verweilen, während es draußen regnet.“ Die Solovioline spielt eine „zufriedene“ Kantabile-Melodie, die ersten und zweiten Violinen haben Pizzicato für die Regentropfen, Cello und Bass liefern ein warmes pizzicato-Fundament, und die Bratschen halten einen hohen, anhaltenden „weißen“ Ton für die winterliche Kälte. Das Cembalo fügt der Solostimme feinen Kontrapunkt hinzu. In dieser aufnahme-technisch vorbildlichen Produktion sind all diese Abstufungen glasklar zu hören.
Das Cembalo verdient eine besondere Erwähnung. In vielen Barockaufnahmen scheint es ein eigenes Mikrofon zu haben, was zwar schöne Klänge erzeugen kann, aber nicht der Realität entspricht, da das Instrument von Natur aus nicht sehr laut ist. Spreers Balance trifft für meinen Geschmack genau ins Schwarze: Das Cembalo ist innerhalb des kleinen Streichorchesters zu hören, nicht als Solist.
Diese Hybrid-Multikanal-SACD enthält sowohl Standard-CD-Spuren als auch Stereo- und Mehrkanal-SACD-Tracks. Nur die Stereo-Versionen sind wirklich transistorfrei; sie scheinen einen Hauch mehr Klarheit und Wärme zu besitzen als die Mehrkanal-Spuren. Ganz gleich, welche Anlage Sie verwenden: Diese Aufnahme klingt fantastisch. Aber achten Sie darauf, die richtige Edition zu wählen (Tacet 0163-4), denn es gibt zwei Versionen im Tacet-Katalog. Diese hier ist ein Juwel.
Rad Bennett
Audiophile Audition –
Antonio Vivaldi (1678–1741) wurde in Venedig geboren, wo er den größten Teil seines beruflichen Lebens verbrachte, bis er in Ungnade bei den dortigen Machthabern fiel. In seiner Heimatstadt war er weithin bekannt als der „prete rosso“ – der „Rote Priester“. Heute kennt man Vivaldi vor allem als Komponisten der viel gespielten Vier Jahreszeiten – und durch ein sehr respektloses und völlig unzutreffendes Bonmot von Leopold Stokowski: „… Vivaldi … ein Komponist, der dasselbe Konzert 600 Mal wieder und wieder geschrieben hat …“. Diese Bemerkung war völlig deplatziert; der Beweis ihres Irrtums liegt in der Vielzahl an heutigen Interpreten von Vivaldis Musik. Diese SACD gehört meines Erachtens zu den besten Veröffentlichungen seit langem und steht künstlerisch durchaus neben der Referenzaufnahme von I Musici (1959) mit Felix Ayo als Soloviolinist bei Philips. (Ich besitze noch ein makelloses Tonband dieser Aufnahme.)
Ich sollte anmerken, dass ich die normale CD-Version derselben Einspielung bereits am 2. Juni 2008 hier rezensiert habe. Meine Einschätzung der künstlerischen Realisierung durch dieses Orchester bleibt unverändert, doch nun hebt die Klangqualität, die Tacet bietet, das Ganze in eine andere Dimension hochauflösender Wiedergabe. Als „Tube Only“-SACD, aufgenommen mit Neumann-M49- und Microtech-Gefell-UM-92.1-S-Mikrofonen (ebenfalls Röhrenmikrofone), ermöglicht Tacets „Real Surround Sound“, dass wir im Allgemeinen zu „guten Zuhörern“ werden und im Besonderen zu „aufmerksamen“ und „geschulten Zuhörern“. Das ist der schnellste Weg, ein Gläubiger zu werden – ein Gläubiger daran, dass Klang ein integraler Bestandteil des musikalischen Dramas ist. Viele, darunter auch ich selbst, sind zudem überzeugt: Eine gute Aufführung wird erst dann zu einer exzellenten Aufführung, wenn die Klangqualität auf dem Tonträger dem künstlerischen Niveau der Darbietung entspricht.
Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Vivaldi schrieb die auf dieser SACD eingespielten Werke irgendwann Mitte der 1720er Jahre. Die vorliegenden Realisierungen sind moderne Bearbeitungen für heutige Instrumente, wobei dennoch ein Cembalo die Basso-continuo-Linie übernimmt. Hört man diese Aufnahme, entsteht ein räumliches Empfinden, das durch die Platzierung der Instrumente im Orchester noch verstärkt wird.
Dieses räumliche Empfinden wandelt sich unmittelbar in ein emotionales Erleben – durch die meisterhafte Ausnutzung der akustischen Möglichkeiten der Streichinstrumente, verbunden mit den virtuellen Akustiken des Aufnahmeraums, sodass die Musik regelrecht „tanzt“. Dieses Tanzen wird durch die rhythmische Synkopierung erzeugt, die aus der Verteilung der Instrumente um den Hörer herum resultiert. Das ist Tacets „Moving Surround Sound“ – der Klang wandert von einem Lautsprecher zum nächsten. Es ist kein flaches Frontalerlebnis mehr, bei dem die hinteren Boxen lediglich den Saalhall liefern. Grundtöne und Raumakustik umgeben den Hörer allseitig. Wir haben keine Wahl: Wir müssen zuhören und werden so zu guten Zuhörern. Darüber hinaus empfehle ich, dass alle vier Ecklautsprecher sowie der Centerlautsprecher vollwertige Breitbandlautsprecher sein sollten, um Tacets Klangwunder über Vivaldi und dieses großartige Orchester wirklich auszukosten. Dies ist eine Referenzaufnahme, die jede High-Resolution-Anlage gnadenlos auf die Probe stellt. Meine uneingeschränkte Empfehlung für diese SACD.
[Anmerkung: Nur die Stereo-SACD- und die CD-Spuren sind tatsächlich „Tube Only“… Anm. d. Red.]
John Nemaric
Audio –
Die Sensation dieser Aufnahme ist der extrem klare, direkte, warme und räumliche Klang. Dass man das arg strapazierte Stück hier ganz neu entdecken kann, liegt an der transistorfreien Röhren-Technik, die musikalische Feinkost dokumentiert: Geiger Gaede und seine polnischen Mitstreiter spielen nicht nur mit großer Präzision und fein differenzierter Dynamik, sondern auch mit viel Biss und Ausdruck. (…)
Andreas Fritz