136 CD / The Tube Only Night Music
The Tube Only Night Music
W. A. Mozart A Little Night Music KV 525, Divertimenti KV 136, 137, 138
Polish Chamber Philharmonic Orchestra, Wojciech Rajski
Tube Only / Transistorfrei
EAN/barcode: 4009850013600
Beschreibung
„Rechtzeitig impfen!
Am Horizont dräut die rokokorote Mozart-Flut. Sie wird uns im Jubeljahr eine Ohrwurmplage bringen, gegen die man sich impfen sollte, ehe die Gehörgänge verkleben. Vor allem Mozarts Kleine Nachtmusik KV 525 kann gefährlich werden… Es ist, als würden sich die Adern einer wunderschönen Gletscherleiche mit Blut und Spirituosen füllen, und schon springt sie aus der Ewigkeit ins Leben zurück. Einmal gerät Mozart so unfassbar frech an G-Dur vorbei nach Es-Dur, dass man lachen muss. Hier wirken die altbekannten Überraschungen immer noch wie neu. Berühmt ist dieser letzte Satz zwar auch, aber zum Mitpfeifen zu wendig und zu lebendig für einen Ohrwurm. Also bester Impfstoff, den sich Surround-Sound-Hörer übrigens auch über gleich fünf Boxen zuführen können…“ (Die Zeit, Volker Hagedorn)
9 Bewertungen für 136 CD / The Tube Only Night Music
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Die Zeit –
Rechtzeitig impfen!
Am Horizont dräut die rokokorote Mozart-Flut. Sie wird uns im Jubeljahr eine Ohrwurmplage bringen, gegen die man sich impfen sollte, ehe die Gehörgänge verkleben. Vor allem Mozarts Kleine Nachtmusik KV 525 kann gefährlich werden. Es empfiehlt sich, sie kritisch zu hören, ehe sie als populistische Fanfare unausweichlich wird. Die jüngste Einspielung wurde immerhin mainstreamfeindlich mit einem Röhrenmikro aufgenommen. Stärkt das schon den Abstand suchenden Hörer?
Nein. Mit der vollen Wucht entmündigender Urvertrautheit überfällt uns Mozarts letzte Serenade auch in der unschwülstigen und straffen Darbietung des Polish Chamber Philharmonic Orchestra unter Wojciech Rajski (TACET S136). Der erste Satz ist so gut gebaut, dass man ihn trotz allergischer Reaktionen nicht abschalten kann. So vollkommene Raffinesse tut fast schon weh. Die Unberechenbarkeit, die Zwillingsschwester der Erfindungskraft, verschwindet derweil nicht nur, weil man jeden Ton kennt, sondern auch, weil die Musik etwas seltsam Unpersönliches hat – während die Interpreten immerhin noch einen Erdenrest gewähren, ein bisschen Aggressivität und Körper. Aber Mozart selbst ist weit von der Glut des Don Giovanni entfernt, der zugleich entstand. Der zweite Satz fehlt, er ist verschollen. Der dritte ist im Selbstversuch vor den Boxen etwa 1 Minute und 40 Sekunden auszuhalten, bis sich die Sanftheit und Weltberühmtheit der Romanze wie ein Würgeisen um den Hals legt. Das folgende Menuett macht es auch nicht besser … Aber dann kommt das Rondo. Schneller Auftakt, und auf einmal ist man frei. Es ist, als würden sich die Adern einer wunderschönen Gletscherleiche mit Blut und Spirituosen füllen, und schon springt sie aus der Ewigkeit ins Leben zurück. Einmal gerät Mozart so unfassbar frech an G-Dur vorbei nach Es-Dur, dass man lachen muss. Hier wirken die altbekannten Überraschungen immer noch wie neu. Berühmt ist dieser letzte Satz zwar auch, aber zum Mitpfeifen zu wendig und zu lebendig für einen Ohrwurm. Also bester Impfstoff, den sich Surround-Sound-Hörer übrigens auch über gleich fünf Boxen zuführen können. Samt den drei frühen Divertimenti KV 136-138. Und im letzten davon gibt es sogar ein paar Takte, die vielleicht noch nicht jeder auswendig kennt.
Volker Hagedorn
Classics Today –
Wie irgendjemand beim Abspielen von CDs – die ja eine Digital-zu-Analog-Wandlung beinhalten – „Röhren“ hören will, bleibt ein Rätsel. Ein noch größeres Rätsel ist, wie solche Leute bestimmen wollen, was natürlicher Klang sei – bei einem Repertoire, das die allermeisten von ihnen nie live gehört haben, in einem akustischen Raum, den sie nie betreten werden. Nun ja, es gibt Röhren-Freaks, so wie es auch historische Aufnahme-Freaks, Neue-Musik-Freaks, Klavier-Freaks, Dirigenten-Freaks gibt – und was sie alle gemeinsam haben, ist schlicht die Tatsache, dass sie Freaks sind.
Tacet’s Andreas Spreer jedoch macht – ob nun mit oder ohne Röhren aufgenommen – einige der bestklingenden Aufnahmen überhaupt, und diese ist keine Ausnahme. Sein Name auf einer Aufnahme ist nahezu eine Garantie für klangliche Exzellenz. Nach jedem Maßstab ist diese Veröffentlichung technisch herausragend, mit lebensechten Streichertimbres, die realistisch in einem angenehm warmen Raum ausbalanciert sind. Wer also in erster Linie Wert auf Klang legt, wird diese Mozart-Platte unbedingt besitzen wollen.
Zum Glück sind auch die Interpretationen wirklich sehr gut. Die Exzellenz polnischer Streichinstrumentalisten scheint eine jener lebendigen musikalischen Traditionen zu sein – wie das tschechische Bläserwesen –, die nach wie vor quicklebendig sind. Die Polnische Kammerphilharmonie unter Wojciech Rajski bietet lebendige, erfrischende Aufführungen, deren hoher Grad an Schliff der Musik dient, ohne jemals manieriert oder überfeinert zu wirken. Eine kleine Nachtmusik sprüht vor Energie – von der Sorte, die einen aufhorchen lässt und wirklich zuhören, auch wenn man das Werk schon eine Million Mal gehört hat.
Die eigentlichen Höhepunkte aber sind die anderen Werke, selten gespielt und voller Charme – insbesondere das Divertimento in D, KV 136, ein überraschend substantielles Werk in drei gut entwickelten Sätzen. Mich beeindrucken keine Spielereien, und das Röhren-Thema ist mir völlig gleichgültig. Guter Klang ist guter Klang, und eine gute Aufführung ist eine gute Aufführung. Tacet bietet uns beides – zu gleichen Teilen.
David Hurwitz
Fono Forum –
Nicht nur Nostalgiker dürften von dieser Produktion entzückt sein. Die Lebendigkeit und die Präsenz des Klanges geben dem Label TACET Recht, das für seine „Tube Only“-Serie auf die transistorfreie Technik der frühen Jahre zurückgreift. Freilich trägt ebenso das Know-how des Tonmeisters dazu bei, dass diese Aufnahme so viel natürlicher klingt als das Gros der Neuproduktionen. Die Polnische Kammerphilharmonie spielt locker und ohne gewaltsame Akzente, Gesanglichkeit hat den Vorzug vor knackiger Brillanz. Wojciech Rajski sucht nicht um jeden Preis Neues aus den bekannten Werken herauszukitzeln, er bleibt im Rahmen des stilistisch Gebotenen und hält sein Orchester zu ebenso sorgfältigem wie quicklebendigem Spiel an.
PTK
hermann – das magazin aus cottbus –
Mozart in einer Aufnahme, in der die gute alte Zeit des wohlig-warmen Röhrenmikrophons und die moderne Wiedergabe eine wunderbare Synthese eingehen. Und dies nicht nur für technische Ohren. Auch Normalhörer wird dieser Mozart aus der Tube erfreuen.
Maria C.
Pizzicato –
Transistorfreier Mozart
TACET bringt eine weitere transistorfrei aufgenommene CD auf den Markt, für deren Einspielung nur Geräte mit Röhren verwendet wurden. Und daher soll zuerst einmal unser Eindruck vom Klangbild wieder gegeben werden. Ich bin restlos begeistert von der Natürlichkeit des Tons: ausgewogener, räumlich optimaler kann man wohl ein Kammerorchester nicht aufnehmen. Gewiss liegt das auch an der Raumakustik, die für eine sehr gute Balance sorgt und keinen Ton entstellt. Aber auch die Technik hat da zweifellos ihre Bedeutung. Diese CD kann man als Maßstab für die Aufstellung von Lautsprechern nehmen, sie hat Eichamts-Qualität!
Und sie dient der Musik, die ihrerseits einen hohen Grad an Natürlichkeit hat. Wojciech Rajski will den Stücken nichts Neues abgewinnen, er forciert weder Tempi noch Nuancen, er fetzt und dramatisiert nicht, er macht nur auf edelste und ehrlichste Art und Weise Musik. Unprätentiös, vital und und mit großer Sensibilität! Die Musik erklingt federnd, farbig, dynamisch reich und sehr fließend. Einen besseren Vorboten fürs Mozartjahr kann man sich nicht wünschen. Für die rundum beglückende Produktion und das Wagnis, dieses wunderschöne Repertoire mal wieder aufzunehmen, gibt es von Herzen gerne einen Supersonic.
RéF
Hessischer Rundfunk, CD des Tages –
(…) Gehören Sie auch zu den Liebhabern nostalgischer Radioapparate? Vielleicht besitzen Sie ja so einen unförmigen Holzkasten mit großen Drehrädern dran. Und mit Knöpfen, die man mit aller Kraft hineindrücken muss, um sich anschließend mehrere Sekunden zu gedulden, bis sich die Röhren innen aufheizen und das magische Auge aufleuchtet. Diese Prozedur hat ihre Berechtigung, denn man wird bei den Geräten aus der Zeit vor den Transistorradios mit einem ganz besonders feinen Klang belohnt, einem Klang mit großer Bassfülle und direkten, leicht scharfen Höhen.
Unsere CD des Tages ist etwas für alle, die diesen klanglichen Genüssen früherer Jahre nachtrauern. Die CD kommt vom Label „TACET“, das hier mit Aufnahmetechniken aus den frühen Fünfziger Jahren arbeitet – „transistorfrei“ nennt sich das Ganze. Aber auch wenn Sie weder Technik-Freak noch Liebhaber von Nostalgie-Radios sind, wird Sie unsere CD des Tages ansprechen, denn abgesehen von der tollen Klangqualität kann man sich der Musik dieser CD kaum entziehen: Mozarts kleiner Nachtmusik. (…)
Dass „Früher alles besser“ war, scheint wohl auf die Aufnahmequalitäten von CDs zuzuteffen. Diese CD entstand mit einer Gerätekombination aus gut erhaltenen historischen Mikrofonen, einem Mischpult aus nostalgischen Röhrenverstärkern und einer analogen Bandmaschine. Kaum zu glauben, dass dies offenbar ein schöneres Klangprodukt gibt als die Aufnahmen nach neuester digitaler Technik, bei der wohl durch Umwandlung und Komprimierung, also aufgrund einer längeren Übertragungskette wohl etwas Wichtiges verloren geht. Denn die Aufnahme mit altem Equipment klingt vergleichsweise klar, direkt und geradezu ehrlich. Mit voluminösem Bass und präsenten Höhen. Auch das scharfe Geräusch, das beim Streichen der Saiten auf den Instrumenten entsteht, ist präsent und unverfälscht. Man hat das Gefühl, dass man mit dem Ohr näher dran ist an den Musikern der Polnischen Kammerphilharmonie. Und das lohnt sich, denn die überzeugen mit leidenschaftlichem und ebenso durchdachtem Spiel und machen unumstritten den größten Anteil am Erfolg dieser neuen CD aus. Die Polnische Kammerphilharmonie gehört nicht nur zu den besten Ensembles des Landes, sondern hat sich in den letzten Jahren weltweit einen sehr guten Ruf erspielt. Über 40 CDs gibt es bereits von diesem Orchester, das der Dirigent Wojciech Rajski vor über 20 Jahren gründete.
Was wäre also die CD des Tages mit der besonders gut gelungenen Aufnahmequalität von „TACET“ ohne die Spitzenmusiker der Polnischen Kammerphilharmonie?
(…) Unsere CD des Tages ist ein Ohrwurm in gleich vielfacher Hinsicht: Sie bietet beliebte wie einprägsame Kompositionen Mozarts (…), die immer aufs Neue überraschen. Besonders, wenn Sie von einem Spitzenorchester wie der Polnischen Kammerphilharmonie mit so großer Spielfreude und Leichtigkeit gespielt werden, sind sie eine Wonne fürs Ohr.
Außerdem verwöhnt diese CD das Ohr mit einer überzeugenden Aufnahmetechnik, der transistorfreien Produktion, in der die gute alte Zeit des wohlig-warmen Röhrenmikrofons und die moderne Wiedergabe eine wunderbare Synthese eingehen.
Der Schallplattenmann sagt –
Transistorfreier Mozart, federleicht intoniert
Einspielungen der kleinen Nachtmusik von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) gibt es wie Sand am Meer, gute und leider viel zu oft auch weniger gute. Wenn sich heutzutage ein ambitioniertes, aber völlig unbekanntes Ensemble an diesem Werk versucht, dann muss es schon etwas besonderes bieten, um aus der Masse hervorzustechen. Das Polish Chamber Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Wojciech Rajski geht auf der vorliegenden CD zusammen mit seinem audiophilen Label Tacet einen höchst originellen Weg. Die Aufnahmen auf „The Tube Only Night Music“ wurden gänzlich transistorfrei produziert, soll heißen, dass sie tatsächlich mit ′historischen′ Röhrenmikros aufgenommen wurden. Das Ergebnis kann mit warmen Klang und leicht beschwingter, aber durchaus differenzierter Interpretation überzeugen.
sal
Erbenheimer Anzeiger, Wiesbadener Anzeiger –
Mozart in der Tube – oder: Durch die Röhre betrachtet
Hätte Wolfgang Amadeus Mozart nicht selbst mit seiner Korrespondenz die Vorlage geliefert, so verböten sich despektierliche Wortspiele aus Gründen der Pietät von selbst: Doch der Meister der verbalen und – sehr zum Erschrecken seriöser Gouvernanten – auch fäkalen Kapriolen hätte gewiss nichts dagegen gehabt, The Tube Only Night Music als Röhrende Nachtmusik zu übersetzen, solange die musikalische Ausführung derselben nicht darunter hätte leiden müssen.
Und das ist bei der vorliegenden Spezialbehandlung gewiss nicht passiert: Andreas Spreer, der trotz seiner virtuosen Beherrschung des modernsten Studio-Equipments noch immer ein „historischer Aufnahmepraktiker“ geblieben ist, und die Polnische Kammerphilharmonie unter Wojciech Rajski haben Mozarts Divertimenti KV 136 bis 138 und KV 525 aufs Programm einer völlig transistorfreien Produktion gesetzt und TACET damit zu einer weiteren CD des audiophilfältigen Katalogs verholfen, in dem die gute alte Zeit des wohlig-warmen Röhrenmikrophons und die moderne Wiedergabe eine wunderbare Synthese eingehen. Und wer da nun annimmt, das alles sei doch nur was für technische Ohren, der täuscht sich: Auch Normalhörern wird dieser „Mozart aus der Tube“ viel Vergnügen bereiten. Nur röhren tut er nicht…
Thüringische Landeszeitung –
Nachtmusik: Mit guter, alter Röhre
Kompromisslose Musikphilosophen rümpfen über jegliche Tonaufnahmen die Nasen: Das weite Klangspektrum in der Unmittelbarkeit seiner physikalischen Entstehung, die Dynamik und Lebendigkeit des Musizierens, gar die augenblicksbezogene Ätherik und Einzigartigkeit eines Musikkunstwerks seien nur im Live-Konzert vermittelbar. Jede technisch auch noch so perfekte Konserve ist demnach bestenfalls ein Schatten des wahren Ereignisses – artifiziell, tönern und leblos.
Einen bemerkenswerten Beitrag zur unendlichen Debatte stiftet das kleine Stuttgarter Label Tacet mit Aufnahmen durch streng transistorfreie Technik, die ohne Chips und Bits auskommt, stattdessen mit alter, jedoch perfektionierter Röhren-Raffinesse arbeitet. Die nun erschienene CD der Polnischen Kammerphilharmonie mit Mozarts „Kleiner Nachtmusik“ und drei Salzburger Symphonien darf als Referenz-Produkt solch audiophilen Unterfangens gelten.
Man hört einen wunderbaren Klangkörper, der zu den besten seines Landes zählt, mit gediegen klarer Artikulation, hoher Streicherkantabilität und musikantischer Verve – exquisite Rokoko-Unterhaltung also. Überraschend allerdings ist die affirmative Nähe des patinierten Klangbildes, die durch technische Brillanz offenbar weniger als üblich verstellt, kalt verfremdet wird. Nachprüfen könnten dies nur Zeugen des Aufnahme-Ereignisses. Aber als eine reizvolle Hör-Erfahrung, als vorzügliches Surrogat eines Live-Konzerts sei diese CD dem Kenner empfohlen. Wärmstens.
Wolfgang Hirsch