136 SACD / The Tube Only Night Music
The Tube Only Night Music
W. A. Mozart A Little Night Music KV 525, Divertimenti KV 136, 137, 138
Polish Chamber Philharmonic Orchestra, Wojciech Rajski
TACET Real Surround Sound & stereo
Tube Only / Transistorfrei
EAN/barcode: 4009850013648
Beschreibung
„Rechtzeitig impfen!
Am Horizont dräut die rokokorote Mozart-Flut. Sie wird uns im Jubeljahr eine Ohrwurmplage bringen, gegen die man sich impfen sollte, ehe die Gehörgänge verkleben. Vor allem Mozarts Kleine Nachtmusik KV 525 kann gefährlich werden… Es ist, als würden sich die Adern einer wunderschönen Gletscherleiche mit Blut und Spirituosen füllen, und schon springt sie aus der Ewigkeit ins Leben zurück. Einmal gerät Mozart so unfassbar frech an G-Dur vorbei nach Es-Dur, dass man lachen muss. Hier wirken die altbekannten Überraschungen immer noch wie neu. Berühmt ist dieser letzte Satz zwar auch, aber zum Mitpfeifen zu wendig und zu lebendig für einen Ohrwurm. Also bester Impfstoff, den sich Surround-Sound-Hörer übrigens auch über gleich fünf Boxen zuführen können…“ (Die Zeit, Volker Hagedorn)
4 Bewertungen für 136 SACD / The Tube Only Night Music
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TACET –
Weitere Kritiken zu dieser Aufnahme finden Sie bei der –> CD-Version und –> LP-Version.
sa-cd.net –
–> Original-Rezension
Wer braucht schon eine weitere „Eine kleine Nachtmusik“? Ehrlich gesagt, ich nicht (die Regale sind ohnehin voll davon).
Doch diese herausragende SACD von TACET verdient Aufmerksamkeit. Technisch ist sie eine faszinierende Verbindung alter und neuer Aufnahmeverfahren: Der vollständig transistorfreie Signalweg nutzt klassische Röhrentechnik und historische Mikrofone, um die Aufführungen einzufangen, bevor sie auf modernster Digital-Hardware gemastert werden.
Macht das einen Unterschied? Absolut – der Klang hier hat eine spürbare „Wärme“, einen warm schimmernden Klang, wie er typisch für Röhrenaufnahmen ist und oft mit den besten Vinyl-Wiedergaben assoziiert wird. Doch hier kommt noch etwas hinzu: eine extra Klarheit der Abbildung, eine bemerkenswerte, „durchsichtige“ Transparenz des Klangraums, wie ich sie selbst von den besten LP-Quellen nicht kenne.
Es ist, als würde TACET die herausragenden Ergebnisse von RCAs „Living Stereo“-Serie der 1950er für unsere Zeit neu interpretieren – die Aura und der Klangcharakter sind ähnlich, und auch die Konzentration auf musikalische Werte und Hörgenuss steht im Vordergrund.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist TACETs Nutzung der Mehrkanal-Technologie. Bekanntlich setzt das Label die hinteren Kanäle weitaus mutiger und fantasievoller ein als üblich. Bei diesem Mozart-Programm bedeutet das: Erste und zweite Violinen (6 bzw. 5 Spieler) kommen aus den vorderen Lautsprechern, Bratschen (2 Spieler), Cellos (3 Spieler) und der einzelne Kontrabass sind mehr nach hinten positioniert.
Für manche ist diese Trennung „unnatürlich“, gar ein Hi-Fi-Gräuel – würde man Musik im Konzertsaal je so hören? Nein, aber Ihr Wohnzimmer ist kein Konzertsaal – und wird es auch nie sein. Ich habe schon schlechte Hörerlebnisse in Konzertsälen gehabt und hervorragende in meinem Wohnzimmer.
Zu TACETs Mehrkanal-Ansatz kann ich nur die Worte von Labelgründer und Chefingenieur Andreas Spreer wiederholen, die ich bereits in meiner Rezension der großartigen TACET-Kopplung von Beethovens 7. und 8. Sinfonie zitierte:
„Die Positionierung der Musiker mag synthetisch wirken, aber der Klang ist es nicht!“
Genau so empfinde ich es: Man legt die CD ein und fragt sich, welche seltsamen Klangbalancen einen erwarten – doch die Odditäten bleiben aus. Stattdessen taucht man sofort in die Musik ein, wird von ihr willkommen geheißen, umhüllt auf eine direkte, sinnliche Weise und in einen Dialog gezogen, der sich völlig natürlich anfühlt. Es ist, als würde man sich mit einem alten Freund in ein lockeres, vertrautes Gespräch vertiefen – ohne Störungen, ohne Ablenkung.
Auf seltsame Weise fühlt man sich fast wie Teil der Aufführung. Keine der Entfremdung oder Distanz, die man manchmal bei besonders „flachen“ Stereoaufnahmen spürt, wo die Musik deutlich am einen Ende des Raums steht und man selbst am anderen. Hier ist Mozarts Musik „in der Luft“ um einen herum – auf eine Weise, die mir keineswegs gekünstelt oder unpassend erscheint.
Das Endergebnis? Ich habe diese extrem vertraute und oft gehörte Musik neu entdeckt – oder besser gesagt: Aspekte davon zum ersten Mal wirklich wahrgenommen. Die Klarheit der Aufnahme und die fein abgestimmten Balancen zwischen den Lautsprechern offenbaren die zarten Empfindsamkeiten und emotionalen Feinheiten dieser sogenannten „Gelegenheitsmusik“ (ostensibel für gesellschaftliche Anlässe, nicht für hohe Kunst geschrieben) deutlicher als je zuvor – und das, obwohl ich viele verschiedene Interpretationen kenne.
Ein Beispiel ist das berühmte „Romanze“-Thema der „Nachtmusik“ – natürlich eine wunderschöne Melodie, aber hier enthüllt die Schlichtheit der Violinenstimmen und ihre Einbettung in den Raumklang auch Melancholie und Wehmut, die in anderen Aufnahmen oft untergehen. Ähnliches gilt für das Andante des Divertimento KV 138, wo die Violinen zwar süß, aber auch seltsam verletzlich und einsam klingen. Das liegt zum einen an den hervorragenden Leistungen der polnischen Musiker unter Wojciech Rajski, zum anderen aber auch an der sensiblen Platzierung der Instrumente und Mikrofone in einem Klangraum, der dem ethischen und emotionalen Charakter der Musik optimal entspricht.
Ich kann diese Aufnahme nur wärmstens empfehlen. Andreas Spreer wird von manchen wegen seines innovativen Mehrkanal-Mixings für klassische Aufnahmen als Trickbetrüger abgetan. Doch was er tut, ist meines Erachtens tief musikalisch – einzig darauf ausgerichtet, die Begegnung des Hörers mit großer Musik zu vertiefen. Er ist technisch brillant, aber er liebt und versteht die Musik auch auf einer tiefen Ebene und arbeitet leise und geduldig an neuen Wegen, diese Liebe an die Käufer seiner außergewöhnlichen TACET-Veröffentlichungen weiterzugeben.
Terence Blain
opushd.net –
Auf künstlerischer Seite bringt uns diese wunderschöne Aufnahme eine neue Sicht auf die berühmte Eine kleine Nachtmusik des österreichischen Komponisten. Mit den drei Divertimenti KV 136, 137 und 138, die folgen, ist der Weg ein makelloser. Dargeboten von einem polnischen Ensemble von exemplarischer Verve, mit geschmeidigen Phrasierungen und eleganter Artikulation, ist dies ein weiteres schönes Mozart-Hommage-Album, das man nicht verpassen sollte.
Jean-Jacques Millo
Audiophile Audition –
Andreas Spreer vom deutschen Klassiklabel Tacet hat eine Reihe interessanter Klangideen entwickelt. Die wohl außergewöhnlichste ist sein Ansatz zum Surround-Sound auf DVD-A und SACD – ein Quintett so zu platzieren, dass jeder Musiker einem Lautsprecher zugeordnet ist, sowie die neueste Version dieses Konzepts, bei der die Musiker während des Spiels um den Hörer „herumwandern“ können. Zudem hat er eine hervorragende neue Reihe von Aufnahmen der Welte-Mignon-Klavierrollen herausgebracht, die von bekannten Komponisten und Interpreten eingespielt wurden. Diese SACD ist die jüngste Veröffentlichung einer Serie von Tacet-Aufnahmen, die ausschließlich mit Röhrenmikrofonen und analogen Röhren-Tonbandgeräten produziert wurden. Frühere Aufnahmen der Röhren-Serie des Labels erschienen als Stereo-LPs und CDs, doch nehme ich an, dass diese Aufnahme mit mehrkanaligen analogen Geräten gemacht wurde, da sie in Mehrkanaltechnik vorliegt – ebenso wie eine frühere SACD mit dem Titel The Tube Only Violin. Spreer verwendete Neumann-Röhrenmikrofone aus dem Jahr 1951. Die Musik ist eine perfekte Wahl für diese Art der Wiedergabe und klingt reich und weich. Natürlich klingen die besten SACDs grundsätzlich wärmer und voller als die meisten vergleichbaren 44,1-kHz-CDs, aber wenn man die Augen schließt, könnte man meinen, der Klang stamme von einer wirklich hervorragenden Vinylpressung und nicht von einer optischen Disc.
Eine kleine Nachtmusik wird jedem sofort vertraut sein, und die drei Divertimenti gehören zu Mozarts leichterer Musik, die ausschließlich zur Unterhaltung am Hof bestimmt war. Sie stecken voller einprägsamer Melodien und sind so perfekt ausbalanciert und durchgearbeitet, dass es schwer zu glauben ist, dass die meisten im Eiltempo zwischen Billardspielen, Kaffeetrinken und Ähnlichem entstanden sein sollen. Die polnischen Streicher überzeugen durch ihre hervorragende Phrasierung und Intonation. Selbst wenn man sich nicht für die Feinheiten von Röhren versus Transistoren oder die Raffinessen retro-inspirierter Aufnahmetechniken interessiert, ist diese SACD ein äußerst lohnenswerter Beitrag in diesem Mozart-Jahr.
John Sunier