117 CD / The Tube Only Violin

The Tube Only Violin

Captivating violin pieces by Tchaikovsky, Bériot, Ysaÿe, Elgar, Massenet, Moszowski, Kreisler, Ponce/Heifetz and others
Daniel Gaede, violin
Xuesu Liu, piano
Tube Only / Transistorfrei

EAN/barcode: 4009850011705

Beschreibung

Wahrlich ein audiophiler Leckerbissen! – Sorgfältig erhaltene historische Mikrofone, ein Mischpult aus nostalgischen V72-Verstärkern und W85-Reglern zusammengesetzt, die analoge M5 Bandmaschine von Telefunken – jedes dieser Teile für sich eine Legende! Diese illustre Gerätekombination trat an, um schöne Klänge TUBE ONLY, also transistorfrei, zu konservieren. Eindrucksvolle Fotos garnieren das farbige Beiheft. Als CD, SACD und sogar als LP (180g, transistorfrei überspielt). Und die Musik? (So lautet die bange Frage von Musikkennern, wenn das Schlagwort „audiophil“ auftaucht.) – Vom Feinsten! Wie immer bei diesem Geiger, sei es als Primarius des Gaede Trios oder als Solist (z. B. auf TACET 52 „Hommage à Kreisler“). Gekonnt und geschmackvoll serviert uns Daniel Gaede ein originelles Encore-Programm aus virtuosen Kabinettstücken und stimmungsvollen Träumereien. Dabei wird er begleitet von Xuesu Liu, Klavier bzw. dem Polnischen Kammerorchester unter Wojciech Rajski.

5 Bewertungen für 117 CD / The Tube Only Violin

  1. Audiophile Audition

    Das deutsche Label Tacet begann seine High-Resolution-Veröffentlichungen ausschließlich mit DVD-A, hat aber in letzter Zeit viele ihrer DVD-A-Alben sowie völlig neue Aufnahmen in einer SACD-Serie neu aufgelegt. Label-CEO und Toningenieur Andreas Spreer interessiert sich, wie viele andere Aufnahmetechniker auch, seit einiger Zeit für Röhrenmikrofone. Vor einigen Jahren entschied er sich, eine LP ausschließlich mit Röhrentechnik aufzunehmen, dabei kamen Röhrenmikrofone wie das Neumann U47, Röhrenverstärker für den Schneidkopf und so weiter durch die gesamte Kette zum Einsatz. Dies ist nun seine dritte „Tube Only“-Aufnahme, und selbstverständlich sind alle drei mittlerweile auf CD oder in einem der Hi-Res-Formate erhältlich.

    Da es jedoch keine SACD-Mastering-Ausrüstung mit Röhren gibt, ist diese Aufnahme nicht ganz so „all tube“ wie ihr Vorgänger, profitiert aber von der synergetischen Kombination aus Solovioline und Röhrenmikrofonen. Einer der störendsten Effekte bei normalen digitalen Aufnahmen kann das besondere Timbre der Violine sein. Auch wenn das SACD-Format diesen Artefakt-Effekt stark reduziert, hört man bei manchen Violinenaufnahmen immer noch ein wenig „Digititus“, was vermutlich an den im frühen Aufnahmeprozess eingesetzten Halbleitermikrofonen und Mischpulten liegt.

    Gaede besitzt von Natur aus einen wunderschönen Ton, der auf dieser Aufnahme exzellent eingefangen wird. Die Surround-Abmischung ist subtil, trägt aber zur Realitätsnähe der beiden Solisten auf der Frontbühne bei. (Dies ist nicht eines der „ein Spieler pro Lautsprecher“-Hi-Res-Discs, die Tacet ebenfalls produziert hat.) Wenn irgendwo in Ihrer Wiedergabekette Röhren zum Einsatz kommen, kann dies den reichen und sehr musikalischen Klang dieser Aufnahme nur begünstigen.

    Üblicherweise wäre ein Programm mit Violine-Klavier-Zugaben weitgehend vorhersehbar, doch abgesehen von „Ave Maria“ und der „Méditation“ aus Thaïs sind die meisten der 15 Stücke etwas ungewöhnlich und alle eine wahre Freude zu hören. Das Kreisler-Stück ist ein kurzes dreisätziges Konzert im Stil Vivaldis, dargeboten mit der Polnischen Kammerphilharmonie, und in der Hellmesberger-Romanze werden die beiden Interpreten von drei Gastgeigern unterstützt. Der Untertitel der CD lautet „Captivating Violin Pieces“ – und das bringt es ziemlich genau auf den Punkt.
    John Sunier

  2. Audiophile Audition

    Daniel Gaede (Jg. 1966) ist der aktuelle Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, ein ehemaliger Schüler von Max Rostal und Josef Gingold – was seine Herkunft und musikalische Linie ziemlich eindeutig belegt. Er verfügt über einen wunderschönen, schnellen und geschliffenen Ton, der für diese Aufnahme mit dem Neumann U47 eingefangen wurde; das Konzept verfolgt die Idee einer transistorfreien Audioaufnahme mit lebensechtem Klang. Audiophile werden möglicherweise eine Wärme in der Klangoberfläche wahrnehmen, die bei alternativen digitalen Aufnahmetechniken fehlt.

    Das Programm umfasst fünfzehn Werke, von Tschaikowskis „Melodie“, Op. 42 Nr. 3, bis zu Kreisler′s „Konzert in C-Dur“, „im Stil Vivaldis“. Das zweitgrößte Werk, „Scene de Ballet“, Op. 100 von Charles-Auguste de Beriot, könnte ebenso gut als ein französisch-polnisches Virtuosenstück à la Wieniawski durchgehen. Gaede und sein Begleiter Liu verweilen mit altmodischem Charme über Schuberts „Ave Maria“. Ysayes „Rêve d’enfant“ empfand ich als lieblich; Schchedrins kleines Stück „In the Style of Albeniz“ wirkte pikant und leicht scharf. Spanische Stücke von Moszkowski und Ponce werden charakteristisch in der prägnanten, geschmeidigen Manier Heifetzs gespielt.

    Was mir diese Aufnahme vermittelt, ist das Flair des Salons des 19. Jahrhunderts, angereichert durch einige ungewöhnliche Programmpunkte wie Hellmesbergers „Romanze“, Op. 43 Nr. 2. Die Werke von Elgar, Massenet, Drigo und Schumann, die das Recital ergänzen, sind typisch für die zuckersüß-sentimentalen Aufnahmen eines Mischa Elman.
    Gary Lemco

  3. Cellesche Zeitung

    Geigenzauber
    Selten passiert es so wie hier: Die CD liegt im Briefkasten, das pics ist belanglos, die Programmzusammenstellung und der Titel wirken auf den ersten Blick fragwürdig. Und dann ist im Booklet noch vor allem von der Aufnahmetechnik die Rede, die den Autor nicht im Geringsten interessiert. „Die Musik muss gut sein und ihre Interpretation,“ denkt er und legt die CD erst einmal ungehört zur Seite. Monate später findet diese CD dann doch den Weg in das Abspielgerät. Und das kaum Glaubliche passiert: Sie bleibt tagelang dort drin, wird immer wieder in Ausschnitten gehört, weil sie, abgesehen von einem Zehnminutenstück von Kreisler nach Vivaldi, vom ersten Ton an fasziniert.
    Daniel Gaede spielt „Herzbewegende Violinstücke“. Unter diesem Titel sind Miniaturen von Schubert über Tschaikowsky bis Heifetz versammelt. Sie entführen auf musikalisch meist eher schlichte Art, in eine scheinbar ungetrübte Welt der Innigkeit und Intimität. Gaede spielt dabei mit einer liebevollen musikalischen Ernsthaftigkeit und spielerischen Leichtigkeit, die schlicht verzaubert. Und die Aufnahmetechnik bringt selbst noch die kleinste Gefühlsnuance zum Hörer herüber.
    Reinald Hanke

  4. Stereoplay

    Daniel Gaedes ′Hommage à Kreisler′ (Tacet 52) habe ich seinerzeit meinem ′musikalischen Gewissen′ weitergegeben, einer Geigerin mit untrüglicher Musikalität. Ihre Reaktion: ′Da schnurrt die Seele′. Genau dies trifft auch auf diese Einspielung zu. Wer tut sich in heutiger Zeit noch ein Ave Maria oder ähnliches an? Nach dem Hören aber muss ich sagen: Wenn ich mir Gaedes ′Ave Maria′ (Schubert), die ′Meditation′ (Massenet) und die übrigen Miniaturen hätte entgehen lassen, hätte ich mich um ein in seiner anrührenden Art rar gewordenes Erlebnis gebracht. Besonders erfreut mich, dass bei Gaedes Reise durch die Violinliteratur auch einige lang gehegte (halbseidene…) Wünsche erfüllt werden. Dazu gehört insbesondere Charles-August de Beriots ′Scène de Ballett“. Gaede, auch schon konzertmeister bei den Wiener Philharmonikern, offenbart geigerische Erzählkultur voll liebevoller Zuwendung und Gespür für Stimmungen, lässt sich und dem Hörer Zeit zum ′eintauchen′ ohne die leichtfüßige ′Scène′ durch krachende Virtuosität zu ′exekutieren′. Die Aufnahme wurde durchweg mittels Röhrengeräten realisiert und erscheint parallel auch als ′Tube Only′-LP (Tacet L 117).
    Wolfgang Wendel

  5. Pizzicato

    Ich weiß nicht, ob ich je eine Schallplatte gehört habe, auf der die Balance zwischen Geige und Klavier so gut war, auf der das Klavier klar, unverdickt und nicht die Spur von mulmig klingt. Liegt es an den Röhren-Mikrophonen? Kann gut sein, denn Tacet preist diese CD als ′The Tube Only′-Einspielung an, in der bei der Produktion völlig auf die Verwendung von Halbleitern (Transistoren) verzichtet wurde.
    Und da auch der Geiger und der Pianist (in kongenialem Zusammenspiel!) ohne Zutaten moderner Welten operieren, ohne modern-rassiges und global klingendes Virtuosentum, dafür aber mit dem liebenswerten Pathos, das die hiergespielten ′herzbewegenden Violinstücke′ verlangen, ist ein spannendes Programm zu hören. Daniel Gaede, langjähriger Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, spielt sehr musikantisch, spielfreudig, akzentreich und mit goldwarmen Klang. Er gibt gerade soviel Schmalz und Zucker wie nötig, so dass man immer noch von geschmackvoller Musik reden kann. Ein pures und vergnügliches Divertimento. Die Note 5 aber gibt es vor allem wegen der technischen Qualität der Aufnahme.
    RéF

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