119 CD / Wilhelm Furtwängler: Piano Quintet in C major

Wilhelm Furtwängler

Piano Quintet in C major
Clarens Quintet

EAN/barcode: 4009850011903

CD of the month (08/04)

„The five-stars-recording“ (ensemble – Magazin für Kammermusik)

„CD des Monats“ (Stereoplay)

Beschreibung

„Stets wollte der legendäre Dirigent vor allem Komponist sein. Was andere Werke oft nur schemenhaft zeigen, offenbart der riesenhafte Dreisätzer, Schmerzenskind aus über zwanzig Jahren, bekennerisch: Furtwängler war ein Sehnsuchtsmensch, der in Tonalität und Gefühlsbogen Wagner und Bruckner überbieten wollte. Das Clarens Quintet macht das Dokument zum Erlebnis.“ (Kultur-Spiegel)

10 Bewertungen für 119 CD / Wilhelm Furtwängler: Piano Quintet in C major

  1. Pizzicato

    (…) Das Clarens Quintett spielt den Satz sehr kraftvoll und intensiv, und man hört ihn mit Interesse, aber dieser erste Satz ist noch nichts im Vergleich zu dem nachfolgenden Adagio, in dem die Musik eine ergreifende Tiefe erlangt. Den dritten Satz hat der Komponist mit „Ruhig gemächlich und heiter“ überschrieben. Das Clarens Quintett gibt sich damit freilich nicht zufrieden. Es geht auch hier sehr tiefschürfend an die Musik heran und macht bei aller Ruhe auch noch Unruhe in der Musik aus, die spannungsvoll gespielt wird und deren mysteriöse Seite ebenfalls noch eine Rolle spielt. Kein einfaches Werk also, aber eine Musik, mit der man sich auseinandersetzen kann und soll. (…)
    RèF

  2. Classix

    „Es wird nicht viele Menschen geben, die dieser Katastrophenmusik gewachsen sind“, sagte der Lehrer zum Schüler und meinte damit dessen Klavierquintett von 1934. ′Ich bin nun mal ein Tragiker′, antwortete der Schüler, kein Geringerer als der Dirigent Wilhelm Furtwängler. Zwei Jahrzehnte hatte er an dem Quartett gefeilt, ohne es je als ′fertig′ abzulegen.
    Das Clarens-Quintett hat sich nun getraut, und das Ergebnis ist alles andere als tragisch. Mit Verve, Herz und Verstand gelingt es den Musikern, das hochemotionale und gewaltige Werk (80 Minuten Dauer!) zu bändigen, ohne dass es an Intensität verliert.
    TPR

  3. Stereoplay

    „Der Mode des Tages sehr entgegengesetzt“ beschrieb der große Dirigent Wilhelm Furtwängler (1886-1954) sein kompositorisches Schaffen, das zu seinem Leidwesen nie die Anerkennung fand wie seine nachschöpferischen Aufführungen der alten Meister. Das über einen riesigen Zeitraum in gigantische Dimensionen gewachsene Klavierquintett sprengt die von Bach bis Bruckner gezogenen Grenzen der Kammermusik. Trotz der scheinbar harmlosen, aber meist kunstvoll verschleierten Grundtonart C-dur: In Ausdehnung, Dynamik, Expressivität und Kontrastschärfe dürfte das eher symphonische als intime Werk zartbesaitete Zeitgenossen überfordern. Die Wucht des Eröffnungssatzes kann schier betäuben, das Adagio ist ein endloser Schmerzensgesang zwischen grellen Aufschreien und düsterster Melancholie. Erst der dritte Satz bietet fast überraschend frohe, zugänglichere Passagen, allerding ohne platte Gefälligkeiten.
    Das zwischen 1912 und 1934/35 entstandene Kolossal-Quintett wurde zu Lebzeiten Furtwänglers nicht aufgeführt. Im Jubiläumsjahr kommt zu den zwei vorliegenden Einspielungen (Quatuor Elyséen und Danièle Bellik; Bayer; sowie Quatuor Sine Nomine und Francois Kerdoncuff; Timpani) nun eine dritte. Sie ist die bislang beste: dank der brillanten Klangqualität, vor allem aber, weil sie die Extreme der Partitur nicht scheut, Spannungen bis zur Schmerzgrenze auskostet, die tragische Emotionalität rückhaltlos vermittelt.
    So erübrigen sich Diskussionen um Furtwänglers Epigonentum oder gar seine Qualitäten als Tonsetzer. Die Intensität der hochpräzisen Darstellung überspielt die ohrenfälligen Längen bewundernswert. Triumph des von Furtwängler stets beargwöhnten Tonträgers: Man kann sich kaum vorstellen, dass der Pianist und die vier Streicher diesen Kraftakt live so durchhalten würden.
    Lothar Brandt

  4. Klassik heute

    Diese Ersteinspielung von Wilhelm Furtwänglers alle Dimensionen gängiger Kammermusik sprengenden, sinfonischen Klavierquintetts in C war überfällig; selbst Kennern war es bisher nur vom Hörensagen bekannt. Die Weimarer Aktivitäten und Verdienste um Furtwänglers Schaffen – Werk-Gesamtausgabe, Einspielungen, Aufführungen, Dokumentation – finden in dieser Ko-Produktion des Deutschlandfunks mit dem Label Tacet einen besonderen Höhepunkt. Das musizierende Clarens Quintett besteht aus den Stimmführern verschiedener Sinfonieorchester und dem Pianisten Sebastian Krahnert, der einer der Initiatoren der genannten Tätigkeiten ist; er hat auch den Booklet-Text verfaßt.
    Das schon 1912 begonnene, erst 1935 weitgehend fertiggestellte Stück ist eine „Riesenschlange“ aus drei Sätzen von jeweils über 25 Minuten Länge. Es gibt in diesem Kosmos eine Menge zu entdecken – Mahlerische Märsche, Wutausbrüche und dramatische Szenen, Brucknersche Gesänge und sogar viele Stellen von heiterem Humors. Unbedingt zu bewundern ist der Mut, den Furtwängler bei solch gewaltigen Strukturen an den Tag legte, obwohl er wohl wusste, dass derartige Spannweiten eines Unterbaus der thematischen Erfindung und ihrer kontrapunktischen Verarbeitung bedurften, wie er ihn nur selten wirklich einzulösen vermochte – am ehesten vielleicht in seiner dritten Sinfonie und seiner Violinsonate. Eben das macht dieses gigantomanische Stück für den Hörer ausgesprochen schwer faßbar. Vielleicht meinte dies Walter Riezler in seiner im Beiheft zitierten, sehr taktvoll-diplomatischen Äußerung, „es werde nicht viele Menschen geben, die dieser Katastrophenmusik gewachsen seien.“ Und vielleicht wusste das auch Furtwängler, wenn er Riezler antwortete: „Ich bin nun mal ein Tragiker.“
    Zum Kennenlernen dieser insgesamt faszinierenden Musik ist die äußerst verdienstvolle, engagiert musizierte Darbietung in jedem Fall gut geeignet. Wer die erforderliche Geduld mitbringt, wird mit vielen interessanten Eindrücken von Wilhelm Furtwänglers Musik belohnt – auch wenn sie vielleicht nicht mit der strukturell-handwerklichen Finesse beispielsweise eines Max Reger konkurrieren kann.
    Benjamin G. Cohrs

  5. Junge Freiheit

    (…) Ein solches Ausnahmewerk ist wohl nur zu stemmen, wenn sich die Ausführenden voll und ganz mit ihm identifizieren, vielleicht sogar überidentifizieren. Wer das Ganze will, muss aufs Ganze gehen. Souverän exerzieren Gernot Süßmuth, Eva Schönweiß, Felix Schwartz, Andreas Greger und Sebastian Krahnert alle orchestralen Möglichkeiten durch, die im Zusammenspiel der fünf Soloinstrumente liegen – noch in den weltverlorenen Passagen des wunderbar leise und lange ausschwingenden Mittelsatzes, eines Adagio, wirkt das Werk wie eine symphonische Dichtung, für Kammerensemble bearbeitet.
    Das hochexpressive Zusammenspiel der fünf Musiker klingt weniger nach dialogischem Miteinander als vielmehr nach verfünffachtem Monolog. Hier spricht Furtwängler von seinen Illusionen, Träumen, Ahnungen. Hier sucht ein Romantiker, der sich die Bezeichnung immer als Ehrentitel zugute hielt, nicht etwa eine gründlich überlebte Romatik des 19, Jahrhunderts wiederherzustellen, sondern seine Hörer für das ganze Leben aufzuschließen, für Liebe, Wärme, Fülle, Sinnlichkeit, Überschwang (…)
    Jens Knorr

  6. KulturSPIEGEL

    Stets wollte der legendäre Dirigent vor allem Komponist sein. Was andere Werke oft nur schemenhaft zeigen, offenbart der riesenhafte Dreisätzer, Schmerzenskind aus über zwanzig Jahren, bekennerisch: Furtwängler war ein Sehnsuchtsmensch, der in Tonalität und Gefühlsbogen Wagner und Bruckner überbieten wollte. Das Clarens Quintet macht das Dokument zum Erlebnis.
    Johannes Saltzwedel

  7. Crescendo

    (…) Interpretation und Aufnahme sind hervorragend
    PSa

  8. Wochen-Kurier mit dem Heidelberger Anzeiger

    Am 30. November jährt sich Furtwänglers Todestag zum fünfzigsten Male, und aus diesem Anlass präsentert TACET schon jetzt die CD-Version des gewaltigsten Kammermusikwerks, das der Komponist geschaffen hat: Gespielt vom Clarens Quintet erscheint das Klavierquintett C-dur in einer Aufnahme, für die der übliche Begriff der »Interpretation« kaum passen will. Die Mitglieder des Ensembles – Gernot Süßmuth und Eva Schönweiß (Violine), Felix Schwartz (Bratsche), Andreas Greger (Violoncello) und Sebastian Krahnert (Klavier) – widmen sich dem anderthalbstündigen Riesemformat mit einer solchen Überzeugung, Hingabe und Begeisterung, dass sich erstmals ein Fenster auftut, hinter dem der wahre Wilhelm Furtwängler zu sehen ist (…)

  9. Ensemble

    Die 5-Sterne-Aufnahme
    Es ist fast eine Binsenweisheit: Wenn ein Künstler einmal seine Bestimmung für einen bestimmten musikalischen Bereich offenbart hat, wird er sie nicht wirklich wieder ablegen oder erweitern können. Nur wenige Ausnahmen bestätigen da die Regel. Allerdings liegt das meist weniger am Künstler selbst als vielmehr an der Öffentlichkeit, die sich einmal ein Bild von diesem Künstler gemacht hat und kaum gewillt ist, dieses Bild zu verifizieren. So erging es auch dem Dirigenten Wilhelm Furtwängler, der als Komponist niemals wirklich Boden unter die Füße bekam. Zum einen lag dies daran, dass seine Werke wohl kaum dem allgemeinen Zeitgeschmack entsprachen, zum anderen an oben genannter Erkenntnis. So verwundert es nicht, dass Furtwängler viele Kompositionen sogleich der Öffentlichkeit vorenthielt.
    Darunter war auch das nun eingespielte Klavierquintett C-Dur, das Furtwängler bereits 1912 begann. Und schon 1915 wollte er es in Leipzig uraufführen. Doch es sollten weitere 20 Jahre – nicht nur aufgrund der selbstkritischen Einstellung des Komponsiten zu seinem Werk, sondern auch aufgrund der zahlreichen anderen Verpflichtungen – bis zur Fertigstellung vergehen. „Natürlich sehe ich immer von neuem, dass alles was wachsen will, Zeit braucht, viel Zeit“, hatte Furtwängler 1920 geäußert. Doch was für ein Werk ist da über die vielen Jahre letztendlich entstanden: Ein Werk, das nicht allein in seiner Dimension mit einer Gesamtspielzeit von über 80 Minuten den üblichen Rahmen sprengte, sondern vor allem auch ein kammermusikalisches Werk, das ein Zeugnis von Furtwänglers komplexer kompositorischer Arbeit, emotionsgeladener Tiefe und Expressivität darstellt.
    Drängend stellt sich die Arbeit dar, fast rückwärts gewandt spätromantisch. Doch das allein würde diesem Werk als Aussage widersprechen. Vielmehr dachte Furtwängler bei all der diffizilen und fast zerbrechlichen Schreibweise für diese fünf Instrumente orchestral, zum anderen spricht aus jedem Motiv, das er entwickelt und vielfach verarbeitet, Tragik. Furtwängler selbst hatte dieses Werk mit dem Begriff „Katastrophenmusik“ betitelt. Und dennoch spricht aus jeder Phrase dieser tragisch-vollmundigen Momente eine Liebe zum Detail, zum lebensbejahenden Duktus, der all das Tragische immer wieder fortzuwischen versteht. Das Clarens Quintett, das sich aus hochrangigen Kammermusikern zusammensetzt, versteht die Dichte der thematischen Ausarbeitung faszinierend umzusetzen, versteht Furtwänglers Quintett als großartiges Werk einer Ausdruckswelt, die einzigartig steht, die es zu erforschen gilt, die aber in jedem Fall durch die sinfonische Art der Ausarbeitung jede Sekunde an Intensität des gesamten Ensembles wie des Einzelnen benötigt. Eine faszinierende Darstellung für ein ebenso faszinierendes Werk.
    Carsten Dürer

  10. Der Musikmarkt

    (…) Für die Aufnahme mit dem Clarens-Quintett will der übliche Begriff der „Interpretation“ kaum mehr passen. Es macht Eindruck, mit welcher Überzeugung, Hingabe und Begeisterung die Mitglieder des Ensembles (…) dem anderthalbstündigen Riesenwerk „zu Leibe rücken“
    mz

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