211 CD / The Auryn Series. Niederschlagsmengen
Description
The saxophone plays a long, lonely melody. The tones seem to get lost in a vast, empty space, but before that happens, other voices speak up - string instruments. They sink into one's ears and, through their nervous, slow steadiness, start to excite -
Roger Hanschel nähert sich der Klassik von einer anderen Seite. Was zunächst als wiederkehrende oder langsam changierende Patterns in ungewöhnlichen Taktarten erscheinen mag, welche die Plattform bieten für lyrische Ausflüge, expressive Ausbrüche oder virtuose Eskapaden oft aber nicht immer des Saxofons, entpuppt sich als Metamorphose von klassischen Kompositionsformen in ungewohnter Umgebung, von Themen, die durch Stimmen wandern und vielem mehr. Indische Musik scheint auf, osmanisch anmutende Tonfolgen, Minimal Music, Jazz in allen Formen und Variationen und eben auch die „klassische Musik“ – aber mal Hand aufs Herz, was heißt heute noch „Klassik“? Ein Klischee, unter dem jeder etwas anderes versteht. – Grund genug also, dem Bedürfnis des Auryn Quartetts, zwischendurch einmal etwas anderes zu machen, zu folgen. Solche Ausflüge aus seiner angestammten „herkömmlichen“ Welt unternimmt das Auryn Quartett übrigens immer wieder. Hier bietet es dem bekannten Kölner „Saxofon-Mafioso“ Roger Hanschel Gelegenheit zur Komposition wie zur Improvisation. Roger Hanschel saugt neugierig die verschiedensten Bestandteile der Weltmusik auf und hat daraus eine ganz eigene, persönliche Mischung geschaffen. Und er ist ein stupender Virtuose, der neue Spielmöglichkeiten wie etwa die permanente Atmung so einzusetzen weiß, dass dem Hörer die Luft nicht wegbleibt.
7 reviews for 211 CD / The Auryn Series. Niederschlagsmengen
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Frankfurter Rundschau –
(…) In Roger Hanschel's seventy-minute cycle "Niederschlagsmengen" for alto saxophone and the magnificent strings of the Auryn Quartet, Hanschel's alto saxophone voice navigates within the jazz idiom, while the language of the strings is tonally contemporary with echoes of late Romanticism – the result is chamber music of enormous density. (…)
Stefan Michalzik
Ensemble 6/14 –
Sich mit Respekt wahrzunehmen, kennenzulernen und im Vertrauen zueinander für eine musikalische Begegnung bereit zu sein, öffnet beengende kategorische Kokons. Das war anscheinend die berechtige Erwartung von Roger Hanschel, klassisch versiert am Altsaxophon, aber mit Neigung zum Jazzidiom, dem unkonventionellen Auryn Quartett gewisse „Niederschlagsmengen“ gemeinsamer Kalnginteressen zu offerieren. Ohne sich selbst al Solist zu exponieren, hat Roger Hanschel für diesen Zyklus aus sieben Sätzen ein Füllhorn stilistischer und struktureller Ideen so arrangiert, dass sein Saxophonpart vollkommen ins Streichquartett integriert ist. Unauffällig sind seine Arpeggios in das Akkordnetz und den Latin-Groove des swingenden Auryn Quartetts bei „Regeneration & Blend“ verwoben. Auf zeremonielle Streicherflächen der „Fundamental Vibration Of The Inner Nowhere“ tupft er nur markante Interjektionen, „Was Weite Herzen Füllt“ ist ein polyphon gestaltetes Ostinato-Motiv aus einer indischen Skala, dessen Patterns in rasantem Tempo treiben. Wie auch andere Ostinato-Variationen die „Söhne“ und die „Slow Pulsation“ bewegen, verlangsamt in den „Konstanten“. Nur die „Change Follows Vision“ präsentiert sich wie ein Mini-Konzert, bei dem Roger Hanschel alle Register virtuoser Spieltechnik präsentiert. Ein fulminantes Werk für gleichberechtigte Partner, die auf seriösem Niveau übliche Abgrenzungen durchbrechen möchten.
Hans-Dieter Grünefeld, Ensemble
WDR 3 Jazz –
Nichts gegen den jungen deutschen Jazz, gegen die Wollnys, die Helds, die Hülsmanns, Landfermanns und Burgwinkels – aber das konzeptionell wohl stärkste Album des Jahres 2014 stammt von einem Musiker, der in diesem Jahr 50 wird: Roger Hanschel. Es heißt „Niederschlagsmengen“ und führt Streichquartett und Altsaxophon in einer nie gehörten Weise zusammen.
JazzPages –
(...) The playful ease of the album is fascinating. Here, the two worlds of jazz and chamber music do not collide but seem to dance together with staccatos and pizzicatos in an unusual, rare lightness (...)
Klaus Mümpfer
SWR 2 –
(…) Doch Roger Hanschel ist kein Saxophonist, der das Streichquartett als Startrampe für Improvisationen missbraucht. Er ist auch kein Solist, der sich auf den Sound dieses ehrwürdigen Streichensembles setzt wie auf ein luxuriöses Kissen. Hanschel ist ein Musiker, der das Streichquartett – als Komponist wie als Improvisator – im positiven Sinne „ernst“ nimmt. Toll anzuhören, wie Hanschel und das Auryn Quartet auf Wolke sieben grooven, wie sie Klang-Prismen ins impressionistisch gefärbte Licht halten, wie sie in mal in minimalistischen, mal neoromantischen Melodien schwelgen. So fantasievoll jedenfalls hat man Roger Hanschel noch nicht gehört. Auf dem Album „kitzelt“ ihn das Streichquartett gleichsam zu solistischen Höhenflügen, während umgekehrt der Komponist und Solist Hanschel die Vier vom Auryn Quartet zu rhythmischen Glanzleistungen anspornt wie sie selbst für Top-Streichquartette keine Selbstverständlichkeit sind. (…)
Günther Huesmann
Rondo Magazin –
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„(…)Dass der erstklassige Tonmeister Andreas Spreer all dies in einem perfekt ausbalancierten Sound festhielt, erhöht den Genuss dieser ungewöhnlichen Musik.“
Werner Stiefele
JAZZCITY –
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(…) Also, wer die 65:46 Minuten dieses Albums aufmerksam verfolgt hat, der wird „Niederschlagsmengen“ als nichts anderes verstehen als das reine Manna, das vom Himmel gefallen ist. Anders lassen sich Vielfalt, Konzept- und Interpretationsstärke dieses Projektes schwerlich werten.
At a time when several of his colleagues are tinkering with electronic devices, yielding thin results, Roger Hanschel limits himself to five instruments, in no way amplified or altered – and offers something truly magnificent.
But which movie is being shown? What genre does it belong to?
Label und Covergestaltung deuten in die Klassik, die E-Musik. „Niederschlagsmengen“ wird auf einem Label veröffentlicht, für das Auryn Schubert, Schumann und Brahms, viel Beethoven, noch viel mehr Haydn, aber auch Bialas und Britten eingespielt haben.
Nun liegt aber hier eine Partitur auf dem Pult, die – bei allen genre-üblichen Selbstzweifeln – von einem Jazzmusiker stammt. Da läge der Begriff Thirdstream nahe, die berühmt-berüchtigte „Verschmelzung“ von Klassik & Jazz.
(…)
Ob das nun Thirdstream ist oder wie oder was: „Niederschlagsmengen“ sind verstörend starke Zeichen von einem Musiker, der aus dem Jazz kommt. Sie sind von einer Fantasie, die (fast) sprachlos macht
© 2014 Michael Rüsenberg