"Schumann hielt es für das "Meistertrio der Gegenwart" und jubelte Mendelssohn als neuem Mozart zu. Es ist nicht überliefert, daß er sein Lob für opus 49 "och überboten hätte, als er opus 66 kennenlernte; Tatsache ist, daß das spätere Werk immer im Schatten blieb. Auf dem Tonträgermarkt hat sich das zwar quantitativ geändert - es ist geradezu üblich geworden, beide Werke zu kombinieren -, aber auch so engagierte Interpreten wie die drei vom Abegg Trio können nicht überspielen, daß Mendelssohn sein c-Moll-Werk etwas überladen hat auf Kosten jener geheimnisvollen Klarheit, die man am d-Moll-Trio schätzt. Auch das Gespenstische im Scherzo, der Choral im Finale wirken leicht bemüht, und vielleicht läßt sich die Qualität dieser Musik nur freilegen, indem man sie wirklich ins Extrem treibt, sie auseinandernimmt.
Aber dazu sind die Abeggs wiederum zu human, was bei besseren Kompositionen gerade ihre Stärke ist. Kaum ein Klaviertrio hat diesen ganz persönlichen, warmen Tonfall, der daraus resultiert, daß hiersehr verschiedene Naturelle zusammengefunden haben. Pianist Gerrit Zitterbart hat sich im Vergleich zu früheren Einspielungen als Motor etwas zurückgenommen. Besonders im Finale von opus 49 könnte man sich den Bösendorfer - und die Tontechnik - noch griffiger denken. Dafür zeigt Zitterbart (nicht nur) im Andante, wie man aus einer Introduktion eine poetische Insel macht. Cellistin Birgit Erichson überspielt gelegentlich mit etwas zu viel Emphase die sehr sensiblen Aktionen von Geiger Ulrich Beetz. Am profiliertesten und leberidigsten sind das Scherzo - sehr geschwind und akzentreich - und der erste Satz geraten.
An die Tonart dieses Werkes knüpfte Mendelssohns Schwester Fanny, als sie ihr d-Moll-Trio schrieb. In dieser Musik findet man streckenweise mehr Luft und Freiheit als bei Felix; dafür spielt motivische Arbeit nur eine Nebenrolle. Im ersten Satz wirkt der auffallende Einsatz von Sequenzen nicht beliebig, sondern sehr bewußt dosiert, im Andante hört man noch deutlicher Fannys Eigenarten: eine kleine, feine Neigung zum Polytonalen und vor allem die sehr persönliche Behandlung der Instrumente. Sie sprechen miteinander, und in eine weitgeschwungene Fantasie des Klaviers im Finale schleichen sich Geige und Cello hinein wie Kinder durch ein Loch im Zaun. So etwas macht den Abeggs keiner nach."
Volker Hagedorn
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An die Tonart dieses Werkes knüpfte Mendelssohns Schwester Fanny, als sie ihr d-Moll-Trio schrieb. In dieser Musik findet man streckenweise mehr Luft und Freiheit als bei Felix; dafür spielt motivische Arbeit nur eine Nebenrolle. Im ersten Satz wirkt der auffallende Einsatz von Sequenzen nicht beliebig, sondern sehr bewußt dosiert, im Andante hört man noch deutlicher Fannys Eigenarten: eine kleine, feine Neigung zum Polytonalen und vor allem die sehr persönliche Behandlung der Instrumente. Sie sprechen miteinander, und in eine weitgeschwungene Fantasie des Klaviers im Finale schleichen sich Geige und Cello hinein wie Kinder durch ein Loch im Zaun. So etwas macht den Abeggs keiner nach."
Volker Hagedorn
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