"Die Pianistin Erika Haase scheint eine Vorliebe für jene musikalische Gattung zu haben, um die andere lieber einen großen Bogen machen: die Etüde, besonders die des 20. Jahrhunderts. Das sie dieses Métier ausgezeichnet beherrscht, hat sie bereits in einer vor wenigen Jahren erschienenen CD mit Etüden von Bartok, Strawinski, Messiaen und Ligeti hinlänglich bewiesen. Études pour piano Vol. II setzt das vorhergehende Etüden-Projekt fort, und auch diese Produktion bereitet einem fast nur Freude. Wieder ist der Zeitrahmen so weit wie nur möglich gespannt: Etüden vom Anfang, aus der Mitte und vom Ende des 20. Jahrhunderts, wobei zwei frisch komponierte Ligeti-Etüden erneut den fortgeschrittensten Stand der Etüdenkomposition im 20. Jahrhundert markieren.
Allerdings wurde mit Debussys Etüden diesmal ein Werkzyklus ins Zentrum gestellt, der schon lange Klassikerstatus besitzt. Der Repertoirewert ist dennoch sehr hoch, weil dieser wiederspenstige Etüden-Zyklus von den Interpreten nach wie vor stiefmütterlich behandelt wird. Zudem bewegt sich die Interpretation durchgängig auf hohem Niveau. Erika Haase begreift die Etüden des Franzosen in erster Linie als poetische Mirakel, die sich nicht im Exerzitienhaften erschöpfen, fast unauffällig mit katzenhafter Geschmeidigkeit und ausgesuchtem Klangsinn. Um so mehr überrascht es, dass die Pianistin mit den drei späten Etüden op. 65 von Skrjabin nur wenig anzufangen weiss. Offenbahr ist die mystisch-ekstasische Natur dieser Musik nicht ganz ihre Sache. Dafür gibt Erika Haase in den beiden - erstmalig eingespielten - Lutoslawsky-Etüden (1940/41) wieder ihr Bestes, und Ligeti macht sie ja sowieso mit links."
Robert Nemecek
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Allerdings wurde mit Debussys Etüden diesmal ein Werkzyklus ins Zentrum gestellt, der schon lange Klassikerstatus besitzt. Der Repertoirewert ist dennoch sehr hoch, weil dieser wiederspenstige Etüden-Zyklus von den Interpreten nach wie vor stiefmütterlich behandelt wird. Zudem bewegt sich die Interpretation durchgängig auf hohem Niveau. Erika Haase begreift die Etüden des Franzosen in erster Linie als poetische Mirakel, die sich nicht im Exerzitienhaften erschöpfen, fast unauffällig mit katzenhafter Geschmeidigkeit und ausgesuchtem Klangsinn. Um so mehr überrascht es, dass die Pianistin mit den drei späten Etüden op. 65 von Skrjabin nur wenig anzufangen weiss. Offenbahr ist die mystisch-ekstasische Natur dieser Musik nicht ganz ihre Sache. Dafür gibt Erika Haase in den beiden - erstmalig eingespielten - Lutoslawsky-Etüden (1940/41) wieder ihr Bestes, und Ligeti macht sie ja sowieso mit links."
Robert Nemecek
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