Lang gereift und frisch geerntet
"Ohne lärmendes Aufsehen hat sich der russische Pianist Evgeni Koroliov in seiner fast vierzigjährigen Laufbahn langsam, aber stetig in den Olymp der größten Bach-Interpreten aller Zeiten emporgespielt. Bereits über eine seiner ersten Aufnahmen, die „Kunst der Fuge", hatte der Komponist György Ligeti geäußert: „Wenn ich nur ein Werk auf die einsame Insel mitnehmen darf, so wähle ich Koroliovs Bach, denn diese Platte würde ich, einsam verhungernd und verdurstend, bis zum letzten Atemzug immer wieder hören." Seit Koroliov mit siebzehn Jahren das gesamte Wohltemperierte Klavier von Johann Sebastian Bach aufführte, reifte das Projekt in seiner Seele: Jetzt, mit Anfang fünfzig, hat er die CD-Aufnahme des Großzyklus mit der Veröffentlichung des zweiten Bands abgeschlossen.
Und wieder demonstriert Koroliov hier die ideale Verschmelzung von Intellekt und Gefühl, die seinen unverkennbaren Stil ausmacht. Wobei „demonstriert" eigentlich völlig unzutreffend ist. Denn Koroliov nimmt sich selbst völlig zurück und alles kommt so selbstverständlich, als geschehe die Musik einfach und er höre lediglich dabei zu. Indem er diesen Eindruck entstehen lässt und doch jede Stimme souverän führt, ihr bewusst Raum zum Atmen lässt und nie eine Linie eben demonstrativ mit Leuchtstift markiert, schafft er Musik, die von Muskeln und Sehnen losgelöst scheint und zugleich voll urtümlicher Kraft ist."
bri
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"Ohne lärmendes Aufsehen hat sich der russische Pianist Evgeni Koroliov in seiner fast vierzigjährigen Laufbahn langsam, aber stetig in den Olymp der größten Bach-Interpreten aller Zeiten emporgespielt. Bereits über eine seiner ersten Aufnahmen, die „Kunst der Fuge", hatte der Komponist György Ligeti geäußert: „Wenn ich nur ein Werk auf die einsame Insel mitnehmen darf, so wähle ich Koroliovs Bach, denn diese Platte würde ich, einsam verhungernd und verdurstend, bis zum letzten Atemzug immer wieder hören." Seit Koroliov mit siebzehn Jahren das gesamte Wohltemperierte Klavier von Johann Sebastian Bach aufführte, reifte das Projekt in seiner Seele: Jetzt, mit Anfang fünfzig, hat er die CD-Aufnahme des Großzyklus mit der Veröffentlichung des zweiten Bands abgeschlossen.
Und wieder demonstriert Koroliov hier die ideale Verschmelzung von Intellekt und Gefühl, die seinen unverkennbaren Stil ausmacht. Wobei „demonstriert" eigentlich völlig unzutreffend ist. Denn Koroliov nimmt sich selbst völlig zurück und alles kommt so selbstverständlich, als geschehe die Musik einfach und er höre lediglich dabei zu. Indem er diesen Eindruck entstehen lässt und doch jede Stimme souverän führt, ihr bewusst Raum zum Atmen lässt und nie eine Linie eben demonstrativ mit Leuchtstift markiert, schafft er Musik, die von Muskeln und Sehnen losgelöst scheint und zugleich voll urtümlicher Kraft ist."
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