"′Die frisch getaufte neue Tacet-Reihe "Summary" versucht die Umkehr des Wunderkind-Prinzips′, erklärt der Tonmeister und Produzent Andreas Spreer das neue Unterfangen seiner Firma, die immer schon ihren Künstlern den größtmöglichen Raum ließ. Weniger freischwebend heißt das wohl: Gebt dem Alter eine Chance! Die Summe (= summary) seiner Erfahrungen soll zu Wort kommen, wo das kometenhafte Erglühen (und oft ebenso rasche Verglühen) für die schnelle Presse und den schnellen Dollar sorgt. Ins Weltanschauliche transponiert, hieße das: Vergänglichkeit gegen Jahresring.
Folge 1 widmete man dem ungarischen Bartók-Quartett, von dem das Beiheft stolz berichtet, es sei schon 1957 gegründet worden. Tatsächlich verraten die älteren Herrn sich, indem sie etwa das berühmte Andante cantabile des ersten Quartetts op. 11 mit altmodischem Flair präsentieren (Lagen- gleich Fingerwechsel), aber zugleich auch angenehm unsentimental bleiben, die altmodischen Lagenwechsel eher abhaken, weil sie′s so gewohnt sind. Sehr angenehm!
Wenn das Gefecht die Hitze höher schraubt, ist das nie so glatt exekutiert wie beispielsweise bei manchen US-amerikanischen Formationen, aber immer durchdacht und empfunden, meinetwegen auch: erfahren. Das den ersten Satz einleitende Andante sostenuto im dritten Quartett op. 30 kann man sich spieltechnisch perfekter, aber nicht ausdrucksvoller vorstellen. Und was wiegt mehr? Hier bietet sich auch eine Betrachtung an über die "Atemtechnik" eines solchen Streichquartetts: Einerseits das mehr oder minder vernehmbare Schnaufen, Einsatz-Signal des Primgeigers oder des jeweiligen Melodieführers, andererseits der Atem des Ensembles innerhalb des Werkes - beides, und nicht trennbar voneinander, verrät die Qualität eines Streichquartetts, das Gewachsensein ihres Zusammenspiels, das Einschwingen vierer Individuen aufeinander. Hört man dieses Andante sostenuto, ahnt man, was mit ′Summary′ gemeint ist: Was hier ein ganz normales Gelingen bedeutet, wäre anderswo eine Sternstunde und nicht ohne weiteres wiederholbar. Es lebe die Erfahrung!"
Thomas Rübenacker
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Folge 1 widmete man dem ungarischen Bartók-Quartett, von dem das Beiheft stolz berichtet, es sei schon 1957 gegründet worden. Tatsächlich verraten die älteren Herrn sich, indem sie etwa das berühmte Andante cantabile des ersten Quartetts op. 11 mit altmodischem Flair präsentieren (Lagen- gleich Fingerwechsel), aber zugleich auch angenehm unsentimental bleiben, die altmodischen Lagenwechsel eher abhaken, weil sie′s so gewohnt sind. Sehr angenehm!
Wenn das Gefecht die Hitze höher schraubt, ist das nie so glatt exekutiert wie beispielsweise bei manchen US-amerikanischen Formationen, aber immer durchdacht und empfunden, meinetwegen auch: erfahren. Das den ersten Satz einleitende Andante sostenuto im dritten Quartett op. 30 kann man sich spieltechnisch perfekter, aber nicht ausdrucksvoller vorstellen. Und was wiegt mehr? Hier bietet sich auch eine Betrachtung an über die "Atemtechnik" eines solchen Streichquartetts: Einerseits das mehr oder minder vernehmbare Schnaufen, Einsatz-Signal des Primgeigers oder des jeweiligen Melodieführers, andererseits der Atem des Ensembles innerhalb des Werkes - beides, und nicht trennbar voneinander, verrät die Qualität eines Streichquartetts, das Gewachsensein ihres Zusammenspiels, das Einschwingen vierer Individuen aufeinander. Hört man dieses Andante sostenuto, ahnt man, was mit ′Summary′ gemeint ist: Was hier ein ganz normales Gelingen bedeutet, wäre anderswo eine Sternstunde und nicht ohne weiteres wiederholbar. Es lebe die Erfahrung!"
Thomas Rübenacker
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