"Diese Ersteinspielung von Wilhelm Furtwänglers alle Dimensionen gängiger Kammermusik sprengenden, sinfonischen Klavierquintetts in C war überfällig; selbst Kennern war es bisher nur vom Hörensagen bekannt. Die Weimarer Aktivitäten und Verdienste um Furtwänglers Schaffen - Werk-Gesamtausgabe, Einspielungen, Aufführungen, Dokumentation - finden in dieser Ko-Produktion des Deutschlandfunks mit dem Label Tacet einen besonderen Höhepunkt. Das musizierende Clarens Quintett besteht aus den Stimmführern verschiedener Sinfonieorchester und dem Pianisten Sebastian Krahnert, der einer der Initiatoren der genannten Tätigkeiten ist; er hat auch den Booklet-Text verfaßt.
Das schon 1912 begonnene, erst 1935 weitgehend fertiggestellte Stück ist eine "Riesenschlange" aus drei Sätzen von jeweils über 25 Minuten Länge. Es gibt in diesem Kosmos eine Menge zu entdecken - Mahlerische Märsche, Wutausbrüche und dramatische Szenen, Brucknersche Gesänge und sogar viele Stellen von heiterem Humors. Unbedingt zu bewundern ist der Mut, den Furtwängler bei solch gewaltigen Strukturen an den Tag legte, obwohl er wohl wusste, dass derartige Spannweiten eines Unterbaus der thematischen Erfindung und ihrer kontrapunktischen Verarbeitung bedurften, wie er ihn nur selten wirklich einzulösen vermochte - am ehesten vielleicht in seiner dritten Sinfonie und seiner Violinsonate. Eben das macht dieses gigantomanische Stück für den Hörer ausgesprochen schwer faßbar. Vielleicht meinte dies Walter Riezler in seiner im Beiheft zitierten, sehr taktvoll-diplomatischen Äußerung, "es werde nicht viele Menschen geben, die dieser Katastrophenmusik gewachsen seien." Und vielleicht wusste das auch Furtwängler, wenn er Riezler antwortete: "Ich bin nun mal ein Tragiker."
Zum Kennenlernen dieser insgesamt faszinierenden Musik ist die äußerst verdienstvolle, engagiert musizierte Darbietung in jedem Fall gut geeignet. Wer die erforderliche Geduld mitbringt, wird mit vielen interessanten Eindrücken von Wilhelm Furtwänglers Musik belohnt - auch wenn sie vielleicht nicht mit der strukturell-handwerklichen Finesse beispielsweise eines Max Reger konkurrieren kann."
Benjamin G. Cohrs
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Das schon 1912 begonnene, erst 1935 weitgehend fertiggestellte Stück ist eine "Riesenschlange" aus drei Sätzen von jeweils über 25 Minuten Länge. Es gibt in diesem Kosmos eine Menge zu entdecken - Mahlerische Märsche, Wutausbrüche und dramatische Szenen, Brucknersche Gesänge und sogar viele Stellen von heiterem Humors. Unbedingt zu bewundern ist der Mut, den Furtwängler bei solch gewaltigen Strukturen an den Tag legte, obwohl er wohl wusste, dass derartige Spannweiten eines Unterbaus der thematischen Erfindung und ihrer kontrapunktischen Verarbeitung bedurften, wie er ihn nur selten wirklich einzulösen vermochte - am ehesten vielleicht in seiner dritten Sinfonie und seiner Violinsonate. Eben das macht dieses gigantomanische Stück für den Hörer ausgesprochen schwer faßbar. Vielleicht meinte dies Walter Riezler in seiner im Beiheft zitierten, sehr taktvoll-diplomatischen Äußerung, "es werde nicht viele Menschen geben, die dieser Katastrophenmusik gewachsen seien." Und vielleicht wusste das auch Furtwängler, wenn er Riezler antwortete: "Ich bin nun mal ein Tragiker."
Zum Kennenlernen dieser insgesamt faszinierenden Musik ist die äußerst verdienstvolle, engagiert musizierte Darbietung in jedem Fall gut geeignet. Wer die erforderliche Geduld mitbringt, wird mit vielen interessanten Eindrücken von Wilhelm Furtwänglers Musik belohnt - auch wenn sie vielleicht nicht mit der strukturell-handwerklichen Finesse beispielsweise eines Max Reger konkurrieren kann."
Benjamin G. Cohrs
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