Höchstnote 10 für Künstlerische Qualität, Klangqualität und Gesamteindruck
"Igor Strawinsky nannte sie seine „unumstößlichsten musikalischen Glaubensartikel“, empfand sie als „unentbehrlich für die Wege und Ziele der Kunst“: die späten Streichquartette Ludwig van Beethovens. Zwei dieser unauslotbaren, rätselhaften, beglückenden Werke, Es-Dur op. 127 und a-Moll op. 132 (ergänzt um das mittlere und vermittelnde „Quartetto serioso“ op. 95) interpretiert das Auryn Quartett in Aufnahmen aus den letzten Jahren. Und ohne Übertreibung läßt sich behaupten: Den vier Musikern gelingt die Quadratur des Kreises. Mit liebevoll detailgenauem Blick haben sie eine reflektierte, erprobte, gründlich durchdachte Lesart dieser Kompositionen erarbeitet und sind dennoch aus dem Staunen nicht herausgekommen. Eine ansteckende Begeisterung, eine mitteilsame Freude an der Entdeckung beflügelt ihre interpretatorische Phantasie und zieht den Hörer in den Bann eines gemeinsamen musikalischen Abenteuers.
Natürlich kann kein Glück vollkommen sein bei Kompositionen von derart utopischem Anspruch. Die Kunst der subtilen Übergänge, das fließende, atmende Spiel liegt dem Auryn Quartett offenbar näher als die komprimierte Leidenschaftlichkeit des f-Moll-Quartetts op. 95 oder die zeitenthobene, überirdische Ruhe des „Heiligen Dankgesanges“ aus Opus 132. Andererseits wissen die Musiker gerade in Beethovens a-Moll-Quartett ganz wundersame Klangbilder von schier surrealer Schönheit zu zaubern und die Musik wie in einen Zustand fiebriger Ekstase zu steigern. Ihre Aufnahme des Es-Dur-Quartetts op. 127 aber verdient nur das höchste Lob, ohne Wenn und Aber, denn in allem folgen sie Beethoven nach, vom Anfang bis zum Ende: von den einleitenden Maestoso-Akkorden, die sie mit wahrem Enthusiasmus vortragen – sie stürzen sich geradewegs in den opulenten Klang –, bis zu den schroffen musikantischen Provokationen des Finales. Sie bleiben Beethoven auf der Spur, selbst noch in den entlegensten Höhen gedanklicher Freiheit und Entgrenzung. So nahe am Ideal eines vollkommen gelösten, hellsichtigen Musizierens wie im Adagio des Opus 127 bewegt sich auch das Auryn Quartett nicht alle Tage."
Wolfgang Stähr
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"Igor Strawinsky nannte sie seine „unumstößlichsten musikalischen Glaubensartikel“, empfand sie als „unentbehrlich für die Wege und Ziele der Kunst“: die späten Streichquartette Ludwig van Beethovens. Zwei dieser unauslotbaren, rätselhaften, beglückenden Werke, Es-Dur op. 127 und a-Moll op. 132 (ergänzt um das mittlere und vermittelnde „Quartetto serioso“ op. 95) interpretiert das Auryn Quartett in Aufnahmen aus den letzten Jahren. Und ohne Übertreibung läßt sich behaupten: Den vier Musikern gelingt die Quadratur des Kreises. Mit liebevoll detailgenauem Blick haben sie eine reflektierte, erprobte, gründlich durchdachte Lesart dieser Kompositionen erarbeitet und sind dennoch aus dem Staunen nicht herausgekommen. Eine ansteckende Begeisterung, eine mitteilsame Freude an der Entdeckung beflügelt ihre interpretatorische Phantasie und zieht den Hörer in den Bann eines gemeinsamen musikalischen Abenteuers.
Natürlich kann kein Glück vollkommen sein bei Kompositionen von derart utopischem Anspruch. Die Kunst der subtilen Übergänge, das fließende, atmende Spiel liegt dem Auryn Quartett offenbar näher als die komprimierte Leidenschaftlichkeit des f-Moll-Quartetts op. 95 oder die zeitenthobene, überirdische Ruhe des „Heiligen Dankgesanges“ aus Opus 132. Andererseits wissen die Musiker gerade in Beethovens a-Moll-Quartett ganz wundersame Klangbilder von schier surrealer Schönheit zu zaubern und die Musik wie in einen Zustand fiebriger Ekstase zu steigern. Ihre Aufnahme des Es-Dur-Quartetts op. 127 aber verdient nur das höchste Lob, ohne Wenn und Aber, denn in allem folgen sie Beethoven nach, vom Anfang bis zum Ende: von den einleitenden Maestoso-Akkorden, die sie mit wahrem Enthusiasmus vortragen – sie stürzen sich geradewegs in den opulenten Klang –, bis zu den schroffen musikantischen Provokationen des Finales. Sie bleiben Beethoven auf der Spur, selbst noch in den entlegensten Höhen gedanklicher Freiheit und Entgrenzung. So nahe am Ideal eines vollkommen gelösten, hellsichtigen Musizierens wie im Adagio des Opus 127 bewegt sich auch das Auryn Quartett nicht alle Tage."
Wolfgang Stähr
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