Gipfelwerke bieten Blicke voller Extreme
"Es ist vollbracht: Mit der gerade bei TACET erschienenen letzten Doppel-CD hat das Auryn Quartett den Zyklus aller Beethoven-Streichquartette vollendet und den Gipfel der klassischen Kammermusikkunst erklommen - technisch und auch musikalisch.
Kontrastreich ist die 524 Minuten lange Reise des u.a. in Dortmund beheimateten Ensembles. Die Serie, die zum Teil schon prämiert ist, gehört zu den spannendsten Gesamtaufnahmen von Beethovens Quartetten. Was schon die ersten drei Doppel-CDs ausgemacht hat, prägt besonders diese letzte, die wieder durch eine exzellente Klangqualität besticht, transparent bis ins kleinste Detail klingt.
Die Auryns tauchen mit ihrem feinnervig modulierten Spiel tief ein in ein Spiel voller Extreme, stets darauf lauernd, Neues zwischen Beethovens Noten zu entdecken und seine Entwicklung zu einem radikalen Tonsetzer hörbar zu machen, der mit seinen Spätwerken die Tür in die Spätromantik weit geöffnet hat. Aus einem dunklen, klanggesättigten Streichernebel entwickeln die Auryns im Opus 130 Szenen impulsiven Spuks, lassen die Musik tänzeln und führen sie zwingend in die Große Fuge, die nach Beethovens Tod separat als op. 133 erschienen ist.
Mutig legen die Auryns diese Fuge an: schroff, so dass man das Holz der Instrumente oft hören kann, bis ins Extrem verdichtet und dabei äußerst konturenreich. Weitaus "klassischer" klingt der neue Finalsatz zum op. 130. Er schlägt Brücken zum op. 131 in der ungewöhnlichen Tonart cis-Moll, das von vitalen Tanzsätzen über fahl herausgespieltem Weltschmerz bis zum wilden, expressiven, kontrastreichen Geistertanz-Finale Klangwelten von unerhörten Dimensionen durchschreitet. Dass das Auryn Quartett schon fast ein Vierteljahrhundert in der selben Besetzung spielt, mag ihm bei seiner dichten, geschlossenen Beethoven-Deutung vor allem im op. 135, das Wagner als "Tagesablauf eines Geisterheiden" bezeichnet hat, zu Gute gekommen sein.
Die orchestralen Visionen von diesem Schwanengesang der Gattung machen die vier Streicher vorzüglich hörbar - von der schwermütigen Morgenandacht bis zum schmerzvollen Entsagen, einem überaus intim und warmherzig gespielten Abschiedsgesang."
JG
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"Es ist vollbracht: Mit der gerade bei TACET erschienenen letzten Doppel-CD hat das Auryn Quartett den Zyklus aller Beethoven-Streichquartette vollendet und den Gipfel der klassischen Kammermusikkunst erklommen - technisch und auch musikalisch.
Kontrastreich ist die 524 Minuten lange Reise des u.a. in Dortmund beheimateten Ensembles. Die Serie, die zum Teil schon prämiert ist, gehört zu den spannendsten Gesamtaufnahmen von Beethovens Quartetten. Was schon die ersten drei Doppel-CDs ausgemacht hat, prägt besonders diese letzte, die wieder durch eine exzellente Klangqualität besticht, transparent bis ins kleinste Detail klingt.
Die Auryns tauchen mit ihrem feinnervig modulierten Spiel tief ein in ein Spiel voller Extreme, stets darauf lauernd, Neues zwischen Beethovens Noten zu entdecken und seine Entwicklung zu einem radikalen Tonsetzer hörbar zu machen, der mit seinen Spätwerken die Tür in die Spätromantik weit geöffnet hat. Aus einem dunklen, klanggesättigten Streichernebel entwickeln die Auryns im Opus 130 Szenen impulsiven Spuks, lassen die Musik tänzeln und führen sie zwingend in die Große Fuge, die nach Beethovens Tod separat als op. 133 erschienen ist.
Mutig legen die Auryns diese Fuge an: schroff, so dass man das Holz der Instrumente oft hören kann, bis ins Extrem verdichtet und dabei äußerst konturenreich. Weitaus "klassischer" klingt der neue Finalsatz zum op. 130. Er schlägt Brücken zum op. 131 in der ungewöhnlichen Tonart cis-Moll, das von vitalen Tanzsätzen über fahl herausgespieltem Weltschmerz bis zum wilden, expressiven, kontrastreichen Geistertanz-Finale Klangwelten von unerhörten Dimensionen durchschreitet. Dass das Auryn Quartett schon fast ein Vierteljahrhundert in der selben Besetzung spielt, mag ihm bei seiner dichten, geschlossenen Beethoven-Deutung vor allem im op. 135, das Wagner als "Tagesablauf eines Geisterheiden" bezeichnet hat, zu Gute gekommen sein.
Die orchestralen Visionen von diesem Schwanengesang der Gattung machen die vier Streicher vorzüglich hörbar - von der schwermütigen Morgenandacht bis zum schmerzvollen Entsagen, einem überaus intim und warmherzig gespielten Abschiedsgesang."
JG
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