"Bilder und Spiegelbilder" - so heißt unsere CD des Tages, die mit dem österreichischen Pianisten Markus Schirmer beim Label TACET erschienen ist. Mit dem Titel sind natürlich in erster Linie die beiden großen Werke auf dieser CD gemeint: die "Bilder einer Ausstellung" von Mussorgsky und die "Spiegelbilder, die "Miroirs" von Ravel. Aber es ist nicht bloß diese innere Beziehung, welche - der Sprache nach - die "Bilder und Spiegelbilder" miteinander vereint. Beide Werke verbindet der Reiz, Stimmungen in Farbe zu tauchen, Episoden und Geschichten zu erzählen. Dafür hat Markus Schirmer ein Händchen. Auf dem Klavier transportiert er Stimmungen und Geschichten nicht nur so, dass man sie vor dem geistigen Auge sehen, sondern dass man sie auch fühlen kann. Vielleicht, weil er in seiner Interpretation eine bestimmte distanzierte Haltung einnimmt, in die man sich hineinversetzen kann. So, als ginge man nicht aktiv durch die eine Bilderausstellung, sondern durchschreite und durchfühle sie im Traum.
(...) Anders als bei den bereits en masse existierenden Aufnahmen ist, welcher inhaltlichen Bedeutung er dem Schreiten durch die Ausstellung gibt. "Das Schreiten als ständig wiederkehrendes Element ist eine kluge und weitsichtige Möglichkeit, eine Brücke von hier nach dort zu schlagen, den Weg zu weisen für einen neuen Blickwinkel, ein neues Ereignis" schreibt Markus Schirmer im CD-Heft. "Das Schreiten ist auch als eigenes, in sich geschlossenes Bild zu sehen. Manchmal vermeine ich dabei einen Vorsänger und den nachfolgend einstimmenden Chor wahrzunehmen…Möglicherweise nur meine eigene persönliche Empfindung"….
(...) "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgsky. Oft hört man sie als Version für Orchester. Hier kann man glatt zwischendurch vergessen, dass da einer - in diesem Fall - Markus Schirmer - am Klavier sitzt, so gut transportiert er mit den Möglichkeiten des Flügels die mysteriöse Stimmung im gerade gehörten Stück über das alte Schloss. Durch das gesamte Stück hinweg schafft er es, mit Ruhe und Ausgeglichenheit und einer enormen Klangpalette im "piano" Nostalgie, Melancholie, und einen Hauch Sehnsucht zu erzeugen. Sein "piano" ist eine große Kunst. Jeder, der ein Instrument spielt oder singt, weiß, wie schwer es ist, leise Musik mit substanzvollen hellen Tönen zu erzeugen und gleichzeitig die Spannung zu halten.
(...) Ein Anschlagskünstler ist Markus Schirmer. Mit unaufdringlicher Virtuosität lässt er die leisesten Töne singen, aber die Effekte hebt er sich für den gefährlichen Wind und die aufbäumenden Wellen des Meeres auf, denen das kleine Schiffchen unerschütterlich trotzt. Markus Schirmer scheint genau zu wissen, wann es sich lohnt, ein wenig Wind zu machen. Wenn er auf der Bühne auftritt zum Beispiel. Da ist der Pianist aus Graz so gar nicht zurückhaltend, sondern weiß sich im Vergleich zu manch anderem Pianisten recht gut zu verkaufen.
(...)Markus Schirmes Interpretation der Bilderausstellung ist eine durchdachte dramaturgische Einheit. Und eine Harmonie bildet ebenso Markus Schirmers Idee, Mussorgskys Bilderausstellung mit den "Miroirs" von Ravel zu kombinieren. Beide Werke hat er sensibel und fein nuanciert eingespielt und sie fortwährend mit dem Blickwinkel eines mysteriösen, weiter entfernten Betrachter eingefangen.
(...)Nicht zu vergessen die Aufnahmequalität und Ästhetik, die TACET bietet mit seinem Faible für die gute alte Röhrenmikrophon-Technologie. Alles in allem, diese CD ist ein Glücksfall, und man sollte wirklich in einer ruhigen Stunde mal alle diese musikalischen Bilder auf sich wirken lassen. Denn nicht nur bei Mussorgskiy, auch in den "Miroirs" von Maurice Ravel gibt es Besonderes zu entdecken: z.B. im vielleicht berühmtesten, später von Ravel auch orchestrierten Titel des Zyklus. "Alborada del Gracioso - das Morgenlied des Narren; es kommt so rau und kehlig wie es die spanische Sprache auch sein kein und so geheimnisvoll spröde wie so mancher spanische Landstrich, hart und felsig und in faszinierenden Farben.
Claudia Dienst
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(...) Anders als bei den bereits en masse existierenden Aufnahmen ist, welcher inhaltlichen Bedeutung er dem Schreiten durch die Ausstellung gibt. "Das Schreiten als ständig wiederkehrendes Element ist eine kluge und weitsichtige Möglichkeit, eine Brücke von hier nach dort zu schlagen, den Weg zu weisen für einen neuen Blickwinkel, ein neues Ereignis" schreibt Markus Schirmer im CD-Heft. "Das Schreiten ist auch als eigenes, in sich geschlossenes Bild zu sehen. Manchmal vermeine ich dabei einen Vorsänger und den nachfolgend einstimmenden Chor wahrzunehmen…Möglicherweise nur meine eigene persönliche Empfindung"….
(...) "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgsky. Oft hört man sie als Version für Orchester. Hier kann man glatt zwischendurch vergessen, dass da einer - in diesem Fall - Markus Schirmer - am Klavier sitzt, so gut transportiert er mit den Möglichkeiten des Flügels die mysteriöse Stimmung im gerade gehörten Stück über das alte Schloss. Durch das gesamte Stück hinweg schafft er es, mit Ruhe und Ausgeglichenheit und einer enormen Klangpalette im "piano" Nostalgie, Melancholie, und einen Hauch Sehnsucht zu erzeugen. Sein "piano" ist eine große Kunst. Jeder, der ein Instrument spielt oder singt, weiß, wie schwer es ist, leise Musik mit substanzvollen hellen Tönen zu erzeugen und gleichzeitig die Spannung zu halten.
(...) Ein Anschlagskünstler ist Markus Schirmer. Mit unaufdringlicher Virtuosität lässt er die leisesten Töne singen, aber die Effekte hebt er sich für den gefährlichen Wind und die aufbäumenden Wellen des Meeres auf, denen das kleine Schiffchen unerschütterlich trotzt. Markus Schirmer scheint genau zu wissen, wann es sich lohnt, ein wenig Wind zu machen. Wenn er auf der Bühne auftritt zum Beispiel. Da ist der Pianist aus Graz so gar nicht zurückhaltend, sondern weiß sich im Vergleich zu manch anderem Pianisten recht gut zu verkaufen.
(...)Markus Schirmes Interpretation der Bilderausstellung ist eine durchdachte dramaturgische Einheit. Und eine Harmonie bildet ebenso Markus Schirmers Idee, Mussorgskys Bilderausstellung mit den "Miroirs" von Ravel zu kombinieren. Beide Werke hat er sensibel und fein nuanciert eingespielt und sie fortwährend mit dem Blickwinkel eines mysteriösen, weiter entfernten Betrachter eingefangen.
(...)Nicht zu vergessen die Aufnahmequalität und Ästhetik, die TACET bietet mit seinem Faible für die gute alte Röhrenmikrophon-Technologie. Alles in allem, diese CD ist ein Glücksfall, und man sollte wirklich in einer ruhigen Stunde mal alle diese musikalischen Bilder auf sich wirken lassen. Denn nicht nur bei Mussorgskiy, auch in den "Miroirs" von Maurice Ravel gibt es Besonderes zu entdecken: z.B. im vielleicht berühmtesten, später von Ravel auch orchestrierten Titel des Zyklus. "Alborada del Gracioso - das Morgenlied des Narren; es kommt so rau und kehlig wie es die spanische Sprache auch sein kein und so geheimnisvoll spröde wie so mancher spanische Landstrich, hart und felsig und in faszinierenden Farben.
Claudia Dienst
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