"Seit 15 Jahren kennt die Musikwelt den russischen Pianisten Evgeny Koroliov als fulminanten Bach-Interpreten. Danach liess Koroliov hochgelobte Einspielungen von Debussy und Schubert folgen und setzte neue Maßstäbe. Jetzt tritt er gemeinsam mit seiner Ehefrau Ljupka Hadzigeorgieva in die Öffentlichkeit. Sehr spät, denn beide bilden bereits seit 30 Jahren ein eingespieltes Tastenteam. Genau das ist Koroliovs Markenzeichen, er feilt lange an seinen Interpretationen. Und das ist gut so, denn trotz vieler Vorschusslorbeeren urteilen die Kritiker streng, wenn die Qualität nicht stetig auf hohem Niveau bleibt. Also hat sich das Klavierduo Koroliov / Hadzigeorgieva Zeit gelassen, seine Interpretationen reifen lassen und wagt sich nun mit 4händigen Stücken von Franz Schubert ins Rampenlicht - mit der Fantasie f moll D 940 und dem "Gran Duo". Antje Hinz hat die CD gehört.
Im seinem Todesjahr 1828 komponierte Franz Schubert seine Fantasie op. 103 für Klavier zu vier Händen. Er widmete sie seiner Klavierschülerin - der Comtesse Caroline von Esterhazy, die er im Landschloss Zselitz unterrichtete. Vermutlich verband Schubert weit mehr mit ihr als nur ein Lehrer-Schülerin-Verhältnis. Doch die gesellschaftlichen Schranken machten eine offizielle Beziehung unmöglich. Die ausweglose Situation ist in der Fantasie atmosphärisch zu spüren - insbesondere in der neuen Einspielung von Evgeni Koroliov und Ljupka Hadzigeorgieva. Das Klavieduo kehrt die schmerzhaften Momente nach außen, betont die melancholische Grundstimmung des Werks. Nicht umsonst schrieb es Schubert in der Tonart f-moll, die der Musikästhetiker Christian Schubart, auch Textdichter von Schuberts berühmten Lied "Die Forelle" - deutete als "tiefe Schwermuth, Leichenklage, Jammergeächz und grabverlangende Sehnsucht." Koroliov und Hadzigeorgieva interpretieren die f-moll-Fantasie als bitteren Abgesang auf eine unerreichbare Liebe:
Die starke biografische Deutung des Werks durch Evgeni Koroliov und Ljupka Hadzigeorgieva erscheint schlüssig. Im Vergleich klingen die erst kürzlich erschienenen Live-Aufnahmen der Werke von Evgeny Kissin und James Levine weniger geistig durchdrungen. Kissin und Levine betonen die Spielfreude, nehmen die Tempi wesentlich schneller, nutzen mehr legato und drängen damit die düsteren Aspekte in den Hintergrund. Koroliov und Hadzigeorgieva hingegen sezieren die Stücke, legen die tragischen Details offen. In der Fantasie ebenso wie in der Großen Sonate C-Dur D 812, in der sich Schubert den Weg zur großen Sinfonie bahnte.
Koroliov und Hadzigeorgieva gehen dem Ideal sachlicher Werktreue nach. Sie spielen puristisch insofern, als sie nichts hinzu interpretieren, sondern nur das ausdeuten, was sich aus dem Notentext und aus Schuberts Lebensgeschichte herleiten lässt. Sie setzen die Töne klar gegeneinander ab und machen nachvollziehbar, wie Schubert seine Sätze aus kleinsten thematischen Substanzen entwickelt - durch ständige motivische Umwandlungen und Ableitungen Tacet - das herausgebende Label der Aufnahmen - ist bekannt für seine audiophilen Produktionen und erfüllt in Sachen und Präsenz und Transparenz alle Erwartungen. Eine CD, die in keiner Schubert-Sammlung fehlen sollte."
Antje Hinz
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Im seinem Todesjahr 1828 komponierte Franz Schubert seine Fantasie op. 103 für Klavier zu vier Händen. Er widmete sie seiner Klavierschülerin - der Comtesse Caroline von Esterhazy, die er im Landschloss Zselitz unterrichtete. Vermutlich verband Schubert weit mehr mit ihr als nur ein Lehrer-Schülerin-Verhältnis. Doch die gesellschaftlichen Schranken machten eine offizielle Beziehung unmöglich. Die ausweglose Situation ist in der Fantasie atmosphärisch zu spüren - insbesondere in der neuen Einspielung von Evgeni Koroliov und Ljupka Hadzigeorgieva. Das Klavieduo kehrt die schmerzhaften Momente nach außen, betont die melancholische Grundstimmung des Werks. Nicht umsonst schrieb es Schubert in der Tonart f-moll, die der Musikästhetiker Christian Schubart, auch Textdichter von Schuberts berühmten Lied "Die Forelle" - deutete als "tiefe Schwermuth, Leichenklage, Jammergeächz und grabverlangende Sehnsucht." Koroliov und Hadzigeorgieva interpretieren die f-moll-Fantasie als bitteren Abgesang auf eine unerreichbare Liebe:
Die starke biografische Deutung des Werks durch Evgeni Koroliov und Ljupka Hadzigeorgieva erscheint schlüssig. Im Vergleich klingen die erst kürzlich erschienenen Live-Aufnahmen der Werke von Evgeny Kissin und James Levine weniger geistig durchdrungen. Kissin und Levine betonen die Spielfreude, nehmen die Tempi wesentlich schneller, nutzen mehr legato und drängen damit die düsteren Aspekte in den Hintergrund. Koroliov und Hadzigeorgieva hingegen sezieren die Stücke, legen die tragischen Details offen. In der Fantasie ebenso wie in der Großen Sonate C-Dur D 812, in der sich Schubert den Weg zur großen Sinfonie bahnte.
Koroliov und Hadzigeorgieva gehen dem Ideal sachlicher Werktreue nach. Sie spielen puristisch insofern, als sie nichts hinzu interpretieren, sondern nur das ausdeuten, was sich aus dem Notentext und aus Schuberts Lebensgeschichte herleiten lässt. Sie setzen die Töne klar gegeneinander ab und machen nachvollziehbar, wie Schubert seine Sätze aus kleinsten thematischen Substanzen entwickelt - durch ständige motivische Umwandlungen und Ableitungen Tacet - das herausgebende Label der Aufnahmen - ist bekannt für seine audiophilen Produktionen und erfüllt in Sachen und Präsenz und Transparenz alle Erwartungen. Eine CD, die in keiner Schubert-Sammlung fehlen sollte."
Antje Hinz
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