Der Name stammt aus der "Unendlichen Geschichte". In dem bekannten Roman von Michael Ende ist AURYN ein Amulett mit Zauberkraft: Es verleiht dem, der es trägt, die Gabe der Intuition. 1979 erschien das Buch, zwei Jahre später wurde das Auryn-Quartett gegründet. Heute, nach mehr als einem Vierteljahrhundert, spielt es noch immer in der gleichen Besetzung, was in der Kammermusikszene ja keineswegs selbstverständlich ist. Das Amulett scheint also zu wirken.
Intuition braucht ein Streichquartett nicht nur fürs Zusammenspiel, sondern auch um rechten Geist der Musik zu treffen - aber wie überall im Leben kommt es auf die Balance an. Brahms jedenfalls hat sich auf seine Intuition nicht verlassen, für ihn war sie bloß der erste Ausgangspunkt. Was sich daran anschloss, war ein Prozess härtester Arbeit und unerbittlicher Selbstkritik. Mehr als ein Jahrzehnt hat er, so weit sich das zurückverfolgen lässt, an seinen beiden Quartetten op. 51 gearbeitet; das dritte Quartett (op. 67) ging ihm dann leichter von der Hand. Die Mühe hat gefruchtet: Kaum eine andere Musik seit Beethovens Tod ist so kunstvoll gemacht wie diese Werk-Trias, ihr motivischer Beziehungszauber und ihre kontrapunktische Meisterschaft sind unübertroffen. Also Kopfmusik? Im Gegenteil.
Intuition und Verstand oder "Herz und Hirn" (wie Schönberg das nannte) sind eben keine sich ausschließenden Gegensätze - jedenfalls nicht in der Kunst. Dafür ist diese Musik der schönste Beweis, der sich denken lässt. Brahms bietet von beidem mehr als die meisten seiner Zeitgenossen, ja man hat sogar den Eindruck, dass die Dichte der motivischen Verarbeitung die leidenschaftliche Emotionalität der Musik eher noch steigert.
Die Auryns nähern sich den Quartetten, die zum Komplexesten zählen, was Brahms geschrieben hat, mit großer Unbefangenheit. Die vier Musiker spielen hochexpressiv, ohne je in den dicken, wabernden und mit Vibrato übersättigten Klang abzudriften, der noch immer so mancher weit berühmteren Quartettformationen als Surrogat für echte Leidenschaft dient. Der Brahms des Auryn-Quartetts klingt schlank und sinnlich zugleich; zügig und flexibel sind die Tempi. Und obwohl es bereits eine ziemlich lange Geschichte ist, die die vier Musiker untereinander und mit den Brahms-Quartetten verbindet, ist ihre Interpretation nichts weniger als routiniert. Eine gelungene Einspielung, die zudem (wie von dem ambitionierten Label Tacet gewohnt) aufnahmetechnisch erstklassig umgesetzt ist.
Bernhard Neuhoff
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Intuition braucht ein Streichquartett nicht nur fürs Zusammenspiel, sondern auch um rechten Geist der Musik zu treffen - aber wie überall im Leben kommt es auf die Balance an. Brahms jedenfalls hat sich auf seine Intuition nicht verlassen, für ihn war sie bloß der erste Ausgangspunkt. Was sich daran anschloss, war ein Prozess härtester Arbeit und unerbittlicher Selbstkritik. Mehr als ein Jahrzehnt hat er, so weit sich das zurückverfolgen lässt, an seinen beiden Quartetten op. 51 gearbeitet; das dritte Quartett (op. 67) ging ihm dann leichter von der Hand. Die Mühe hat gefruchtet: Kaum eine andere Musik seit Beethovens Tod ist so kunstvoll gemacht wie diese Werk-Trias, ihr motivischer Beziehungszauber und ihre kontrapunktische Meisterschaft sind unübertroffen. Also Kopfmusik? Im Gegenteil.
Intuition und Verstand oder "Herz und Hirn" (wie Schönberg das nannte) sind eben keine sich ausschließenden Gegensätze - jedenfalls nicht in der Kunst. Dafür ist diese Musik der schönste Beweis, der sich denken lässt. Brahms bietet von beidem mehr als die meisten seiner Zeitgenossen, ja man hat sogar den Eindruck, dass die Dichte der motivischen Verarbeitung die leidenschaftliche Emotionalität der Musik eher noch steigert.
Die Auryns nähern sich den Quartetten, die zum Komplexesten zählen, was Brahms geschrieben hat, mit großer Unbefangenheit. Die vier Musiker spielen hochexpressiv, ohne je in den dicken, wabernden und mit Vibrato übersättigten Klang abzudriften, der noch immer so mancher weit berühmteren Quartettformationen als Surrogat für echte Leidenschaft dient. Der Brahms des Auryn-Quartetts klingt schlank und sinnlich zugleich; zügig und flexibel sind die Tempi. Und obwohl es bereits eine ziemlich lange Geschichte ist, die die vier Musiker untereinander und mit den Brahms-Quartetten verbindet, ist ihre Interpretation nichts weniger als routiniert. Eine gelungene Einspielung, die zudem (wie von dem ambitionierten Label Tacet gewohnt) aufnahmetechnisch erstklassig umgesetzt ist.
Bernhard Neuhoff
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