Der 1949 geborene Pianist Evgeni Koroliov hat sich vor allem als Bachspezialist internationales Ansehen erworben. Der aus Moskau stammende und in Hamburg lebende Musiker begann seine Bach-Veröffentlichungen im Jahr 1990 mit der "Kunst der Fuge". Viele seiner Aufnahmen entstanden auch in Co-Produktionen mit dem Hessischen Rundfunk. Nun hat er sich auf einer bei dem Label TACET veröffentlichten Doppel-CD der sechs Französischen Suiten angenommen.
Bach schrieb seine Französischen Suiten als Übungsmaterial für den Gebrauch innerhalb seiner Familie. Erste Fassungen tauchen schon im Klavierbüchlein für Anna Magdalena Bach auf. Auch wenn die Kompositionen der französischen Barockmusik ihre wichtigsten Impulse verdanken, so greift Bach in ihnen doch auch andere Stilelemente auf, so etwa die virtuosen Läufe der italienischen Musik. Das Französische an den Suiten ist in erster Linie die Abfolge der Tanzsätze: Allemande, Courante, Sarabande und Gigue. Zwischen den beiden Letztgenannten nimmt Bach jeweils Erweiterungen vor und fügt zusätzliche Tanzsätze ein: Anglaisen, Menuette oder Polonaisen.
Wegen ihres didaktischen Charakters sind die Suiten vom Technischen her weniger anspruchsvoll als ihr Pendant, die Englischen Suiten. Aufgrund ihrer Transparenz und leichteren Spielbarkeit verlangen sie aber umso mehr nach einem durchdachten und gut austarierten Spiel, das alle Feinheiten der Musik zum Klingen bringt. Ein virtuoses Überspielen musikalischer Details ist hier nicht möglich. Jede kleinste Ungenauigkeit wäre sofort hörbar. Für diese Musik ist ein Pianist wie Evgeni Koroliov mit seiner gewissenhaften und ausgetüftelten Interpretationskunst genau der richtige Mann.
Einfühlsam und mit großer Klarheit in der musikalischen Gestaltung geht Evgeni Koroliov zu Werke, wenn er die Französischen Suiten von Johann Sebastian Bach zum Klingen bringt (...)
Schon Glenn Gould wollte den Suiten alles "Französische" austreiben: das Galante, das Verspielte, das Vornehm-Luxuriöse, kurz: den Glamour. Er ignorierte deshalb Verzierungsanweisungen und dynamische Vorgaben. Erstellte Gould sozusagen die asketische Version der Suiten, so liefert Koroliov nun die vergeistigte. Er nähert sich Bachs Musik mit Bedacht und Nachdenklichkeit. Die eher gemäßigten Tempi, die er wählt, entsprechen dieser empfindsamen und kontemplativen Haltung. Sie bewahren aber auch den vornehmen Charakter, den die französische Barockmusik ja gleichfalls ausstrahlt.
Evgeni Koroliov ist der Prototyp eines gewissenhaften Perfektionisten. Bei ihm bleibt nichts dem Zufall überlassen; von Anfang bis Ende ist alles genauestens durchdacht; jede Note, jeder Anschlag, jede dynamische Wendung hat ihren festen Platz und ihre Funktion im musikalischen Gefüge. Koroliov will mit seinen Interpretationen den Hörern alles offenbaren, was die Musik zu bieten hat.
So entstehen seine Einspielungen in langwierigen und intensiven Arbeitsprozessen, an deren Ende ein Ergebnis steht, zu dem sich der Interpret in jedem kleinsten Detail bekennen kann, sonst würde er es der Öffentlichkeit nicht präsentieren. (...) Gisela Walther
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Bach schrieb seine Französischen Suiten als Übungsmaterial für den Gebrauch innerhalb seiner Familie. Erste Fassungen tauchen schon im Klavierbüchlein für Anna Magdalena Bach auf. Auch wenn die Kompositionen der französischen Barockmusik ihre wichtigsten Impulse verdanken, so greift Bach in ihnen doch auch andere Stilelemente auf, so etwa die virtuosen Läufe der italienischen Musik. Das Französische an den Suiten ist in erster Linie die Abfolge der Tanzsätze: Allemande, Courante, Sarabande und Gigue. Zwischen den beiden Letztgenannten nimmt Bach jeweils Erweiterungen vor und fügt zusätzliche Tanzsätze ein: Anglaisen, Menuette oder Polonaisen.
Wegen ihres didaktischen Charakters sind die Suiten vom Technischen her weniger anspruchsvoll als ihr Pendant, die Englischen Suiten. Aufgrund ihrer Transparenz und leichteren Spielbarkeit verlangen sie aber umso mehr nach einem durchdachten und gut austarierten Spiel, das alle Feinheiten der Musik zum Klingen bringt. Ein virtuoses Überspielen musikalischer Details ist hier nicht möglich. Jede kleinste Ungenauigkeit wäre sofort hörbar. Für diese Musik ist ein Pianist wie Evgeni Koroliov mit seiner gewissenhaften und ausgetüftelten Interpretationskunst genau der richtige Mann.
Einfühlsam und mit großer Klarheit in der musikalischen Gestaltung geht Evgeni Koroliov zu Werke, wenn er die Französischen Suiten von Johann Sebastian Bach zum Klingen bringt (...)
Schon Glenn Gould wollte den Suiten alles "Französische" austreiben: das Galante, das Verspielte, das Vornehm-Luxuriöse, kurz: den Glamour. Er ignorierte deshalb Verzierungsanweisungen und dynamische Vorgaben. Erstellte Gould sozusagen die asketische Version der Suiten, so liefert Koroliov nun die vergeistigte. Er nähert sich Bachs Musik mit Bedacht und Nachdenklichkeit. Die eher gemäßigten Tempi, die er wählt, entsprechen dieser empfindsamen und kontemplativen Haltung. Sie bewahren aber auch den vornehmen Charakter, den die französische Barockmusik ja gleichfalls ausstrahlt.
Evgeni Koroliov ist der Prototyp eines gewissenhaften Perfektionisten. Bei ihm bleibt nichts dem Zufall überlassen; von Anfang bis Ende ist alles genauestens durchdacht; jede Note, jeder Anschlag, jede dynamische Wendung hat ihren festen Platz und ihre Funktion im musikalischen Gefüge. Koroliov will mit seinen Interpretationen den Hörern alles offenbaren, was die Musik zu bieten hat.
So entstehen seine Einspielungen in langwierigen und intensiven Arbeitsprozessen, an deren Ende ein Ergebnis steht, zu dem sich der Interpret in jedem kleinsten Detail bekennen kann, sonst würde er es der Öffentlichkeit nicht präsentieren. (...) Gisela Walther
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